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Octane126: Start mit Sammler-Auto und heftige BoP-Kritik

Octane126 geht mit scharfer Kritik an der Balance of Performance bei den 24h Nürburgring an die Öffentlichkeit - Das neue Auto ist übrigens nicht "Gold"

Octane126: Start mit Sammler-Auto und heftige BoP-Kritik

Deutlich wie nie zuvor hat ein Ferrari-Team die Balance of Performance (BoP) auf der Nürburgring-Nordschleife kritisiert. Octane126 äußert erstmals deutlich, was hinter vorgehaltener Hand schon seit Jahren gesagt wird: dass die deutschen Hersteller das italienische Fabrikat nicht als Siegkandidat haben wollen.

"Es macht für uns nicht erst diese Saison den Anschein, dass die deutschen Automobilwerke keine andere Möglichkeit sehen, uns loszuwerden, als uns auf der Strecke rauszuboxen oder durch politische Entscheide am fairen Wettkampf zu behindern", heißt es in einem Statement der schweizerischen Mannschaft.

Die BoP müsse man inzwischen als "Balance of Politics" bezeichnen, heißt es weiter. "Wie kann und darf es sein, dass wir bereits im vergangenen Jahr 2021 einen großen Teil an PS einbüßen mussten und somit nicht mit dem Topspeed der anderen Teams mithalten konnten?"

Die ganze Diskussion geht zurück auf das Jahr 2020. Beim vierten Lauf zur Nürburgring-Langstrecken-Serie (NLS, vormals VLN) stellte sich heraus, dass der schwarze Ferrari mit rund 30 PS zu viel Leistung unterwegs gewesen war.

Die maximale Leistung von Mercedes-AMG (Pink), Ferrari (Rot) und Porsche (Gelb) auf der Nürburgring Nordschleife seit 2020

Die maximale Leistung von Mercedes-AMG (Pink), Ferrari (Rot) und Porsche (Gelb) auf der Nürburgring Nordschleife seit 2020

Foto: smg/Stritzke

"Diese 30 PS haben wir nie zurückbekommen", sagt Teamchef Christian Bertschinger gegenüber 'Motorsport.com Deutschland'. Ein Blick auf die Werte bis zurück zu NLS1 (in der BoP ist diese fest verankert) zeigt, dass der Ferrari bis heute nominell mit derselben Leistung unterwegs ist wie seit NLS2 2020.

So weist das Datenblatt für damals lediglich 529 PS aus. Allerdings kam es im Vorfeld des 24-Stunden-Rennens 2021 zu einer erneuten Referenzmessung auf dem Prüfstand. Dabei wurden acht PS mehr ausgewiesen als bei der Ursprungsmessung.

Deshalb sind in der Grafik alle Werte bis zum 24-Stunden-Qualifikationsrennen 2021 um acht PS nach oben korrigiert, um Vergleichbarkeit zu schaffen. Die 30 zusätzlichen PS sind mit der Korrektur also lediglich 22 PS mehr. Das bedeutet aber noch immer, dass der Ferrari statt der 537 knapp 560 PS hatte.

Das Vergleichsbild zeigt die Leistung von Mercedes-AMG GT3 und Porsche 911 GT3 R, weil diese beiden Fahrzeuge über den gesamten Zeitraum wie auch der Ferrari unverändert blieben. Audi und BMW führten Anfang 2022 eine Evolutionsstufe beziehungsweise ein gänzlich neues Fahrzeug ein.

Strafmaß laut Octane nicht einheitlich

Der Mercedes-AMG, der 2020 noch maximal 532 PS leisten durfte, macht Stand Donnerstag bei 548 PS halt - beim selben Fahrzeuggewicht wie damals. Der Porsche 911 GT3 R hat heute geringfügig weniger Motorleistung als 2020 bei mehr Gewicht. Porsche hat mit dem jetzigen Gewicht (1.310 Kilogramm) und sechs PS mehr allerdings das 24-Stunden-Rennen 2021 gewonnen.

Das Mindestgewicht von Mercedes-AMG (Pink), Ferrari (Rot) und Porsche (Gelb) auf der Nürburgring Nordschleife seit 2020

Das Mindestgewicht von Mercedes-AMG (Pink), Ferrari (Rot) und Porsche (Gelb) auf der Nürburgring Nordschleife seit 2020

Foto: smg/Stritzke

Selbst das BoP-"Spiel" spielen, kommt für Bertschinger nicht Frage: "Ich möchte ehrlich gewinnen und nicht durch Bescheißen. Vielleicht bin ich zu naiv." Er wünscht sich 20 Mehr-PS für den Ferrari. "Dafür wäre ich auch bereit, Gewicht einzuladen."

Ein weiteres Ärgernis für Octane126 laut Statement: "In beiden Läufen dieses Jahres fand unser Einsatz durch markante Fahrfehler anderer Piloten abrupt ein Ende; in beiden Läufen wurde unser Fahrzeug durch das Missachten der vorgeschriebenen Geschwindigkeit unter Code 60 oder doppelt gelber Flagge aus dem Rennen geknallt; in beiden Läufen erhielten die Fahrer weder eine entsprechende Sanktion noch erfolgte ein fairer Ausgleich."

"Die Folgen und massiven Auslagen durfte Octane126 allein tragen. In der Regel bedeuten solche Unfälle für ein privat geführtes Rennteam das Saisonende. Auch Octane126 ist ein kleines Privatteam und kann solch immense Kosten im Vergleich zu den großen Werkteams äußerst schwer auf Dauer selbst stemmen."

"Absolut unverständlich fällt der Vergleich mit der eigenen Strafbemessung aus. Während andere Teams keinerlei Maßregelungen erwarten müssen, werden unsere Piloten für ihr Fehlverhalten zu Recht bestraft - siehe Jonathan Hirschi, welcher vergangene Saison für zwei Rennen gesperrt wurde und eine Buße über 6.000 Euro erhielt, da er einen Konkurrenten touchierte. Deutsche Werksfahrer müssen solche Maßregelungen offensichtlich nicht erwarten."

Neues Chassis war für Sammler bestimmt

Dennoch gibt Christian Bertschinger nicht auf. Zwischen den Qualifiers und dem 24-Stunden-Rennen wurde ein neues Chassis beschafft. Man höre und staune: "Es war nicht einmal vom Aufprall vorn, sondern vom Schlag hinten, den uns der BMW versetzt hat. Da sieht man, was für Panzer diese BMWs sind. Die können Slotcar spielen."

Die Ernüchterung (Fahrgastzelle eingedrückt) gab es am Montagnachmittag. Am Dienstagmorgen entschied Christian Bertschinger dann: "No way!", wie er selber sagt. "Es konnte nicht repariert werden. Dann lief die Strippe natürlich wieder heiß."

Bertschinger hatte zuvor schon seit Sonntagabend mit Ferrari-Partner Michelotto gesprochen, wie die Versorgung mit Teilen und eventuell einem Chassis aussieht. Das Problem: Ein solches wäre frühestens am 25. Mai verfügbar gewesen - am Tag der technischen Abnahme.

Doch nun stand fest: Ein neuer Rahmen muss her. Doch woher nehmen? "Ich habe ihnen geschrieben, dass die einzige Möglichkeit darin bestehen dürfte, dass wir ein Chassis aus der laufenden Produktion des GT Modificata nehmen."

Dabei handelt es sich um eine Abschiedsvariante des Ferrari 488 GTB, die nur für den Rennstreckenbetrieb zugelassen ist. Sie ist aber keine GT3-Version. Gebaut wird sie in erster Linie für Sammler. Nach zwei Stunden kam die erlösende Meldung: Es konnte auf Nachdruck von Ferrari ein Fahrzeug abgezweigt werden.

Dieses wurde sofort aufgeladen und in eine Werkstatt nach Padua gebracht. Dort wurde der Bolide auf GT3-Stand umgebaut. Es blieb nur ein Problem: Die Farbe. Der Sammler, für den dieses Auto bestimmt war, hatte einen extravaganten Geschmack. Und der ist nicht Gold, auch wenn es so aussieht. Der Sammler legte sich auf die Farbe "Giallo Monte-Carlo" fest.

"Das ist eine gelbe Dreischichtlackierung, deshalb glänzt sie so tief" sagt Bertschinger. "Die Karosserieteile waren noch nicht lackiert. Deshalb stellte sich die Frage: Rahmen umspritzen oder nicht? Dadurch hätte ich aber noch mehr Zeit verloren. Deshalb dachte ich mir: Das ist doch eigentlich eine schöne Farbe."

Am Montag erfolgte der Shakedown, noch immer in Italien. Nach 40 Kilometern ging es in die Heimatbasis in Zürich für letzte Arbeiten und von dort aus weiter zum Nürburgring. Der Bolide kam am Mittwochvormittag in der Eifel an.

Es ist ein teures Vergnügen, denn schon bei NLS3 hatte der Octane126-Ferrari einen Unfall. "Der hat mich bereits 70.000 Euro gekostet. Über die Kosten dieses Wiederaufbaus werde ich dann BMW und Schubert zu gegebener Zeit informieren."

Mit Bildmaterial von Alexander Trienitz.

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