Reglement 24h Nürburgring 2022: Stintlängen-Regel bei Abbruch gekippt
Regeländerungen auf der Nordschleife: Die ungeliebte Stintlängen-Regel aus dem Vorjahr ist Vergangenheit, Zielflagge erst wieder beim Sieger
Für die 50. Ausgabe des 24-Stunden-Rennens auf dem Nürburgring im Livestream! ist das kontroverse Stintlängen-Reglement aus dem Vorjahr wieder abgeschafft worden. Die Regel, dass die Stintlängen beibehalten, die Abstände aber annulliert werden, gehört damit nach nur einem Jahr wieder der Vergangenheit an.
Die Regel war in die Kritik geraten, weil sie für Außenstehende schwer nachvollziehbar war. So musste im Vorjahr der beim Abbruch führende Rowe-BMW einen Boxenstopp von sechs Minuten nach dem Restart hinlegen, weil er einen Boxenstopp genau eine Runde nach Abbruch absolviert hatte. Da aber zwei Runden zurückgerechnet wird, musste er diesen Stopp quasi beim nächsten Boxenstopp nachholen.
Die Regeln werden wieder vereinfacht. Bei einem Abbruch werden die Zeitabstände und Stintlängen wieder auf null gesetzt, wie es seit Abschaffung der Zeitenaddition gehandhabt wurde. Ein Abbruch ist nun quasi ein Reset des Rennens - sofern man die Führungsrunde hat. Rundenabstände bleiben weiterhin erhalten.
"Das war sicherlich verbesserungswürdig", gibt Rennleiter Walter Hornung zu. "Wir hatten uns im Vorfeld des Rennens lange Gedanken gemacht, aber als die Situation wirklich eintrat, merkten wir, dass vieles anders ist." Nicht, dass Motorsport.com Deutschland damals vor den möglichen Folgen nicht bereits im Vorfeld gewarnt hätte
Beibehalten wird hingegen die sinnvolle Regelung, dass in jeder Klasse einzeln um zwei Runden zurückgerechnet wird. So werden Komplikationen wie 2020 verhindert, als in einer Klasse der Führende kurz vor der Runde, in die zurückgerechnet wurde, gerade noch "durchgeschlüpft" ist, alle anderen aber schon überrundet waren.
Zielflagge fällt nun wieder beim Sieger
"Back to the roots" heißt es beim Thema Zieleinlauf. Es erfolgt wieder eine Rückkehr zum klassischen "der Sieger sieht die Zielflagge zuerst". Das war die ursprüngliche Regel des Rennens. Man war dann dazu übergegangen, das Rennen genau mit Ablauf der 24 Stunden abzuwinken.
Damit sollte eine Staubildung verhindert werden, weil viele kleinere Fahrzeuge extra den Sieger abgewartet haben, um nicht noch eine Runde fahren zu müssen. Da die Entscheidungen zunehmend an der Spitze so eng sind, dass bis zum Schluss voll angegast wird, erschien dies als zunehmendes Risiko.
Allerdings hat sich das Problem in letzter Zeit verlagert, weil nun Fahrzeuge auf das Ende der Zeit warteten statt auf den Sieger. So kam es schon 2012 zu einem Unfall mitten auf der Zielgeraden, als einer der Manthey-Porsches von einem Renault Clio gerammt wurde, dessen Fahrer sich auf die Uhr konzentriert hat.
Eine feste Zahl gibt es nun bei der Mindestfahrzeit im Falle von Abbrüchen. Nach wie vor gilt, dass jeder Fahrer im Rennen mindestens 15 Runden absolviert haben muss, um in Wertung zu kommen. Bei Abbrüchen muss natürlich reduziert werden, dort gibt es nun ein festes Muster.
Bei einer Unterbrechung von über sechs bis zehn Stunden sinkt die Zahl auf sieben Pflichtrunden, bei mehr als zehn Stunden Zwangspause auf zwei Pflichtrunden.
Die Fahrer werden mit LEDs im Cockpit vor Erreichen des Streckenpostens vorgewarnt
Foto: VLN
Elektronische Vorwarnung für Fahrer bei Flaggensignalen
"Code 120" und "Code 60" werden, nachdem das System schon in der Nürburgring-Langstrecken-Serie (NLS, Ex-VLN) erprobt worden ist, nun auch beim 24-Stunden-Rennen als Vorwarnung direkt ins Cockpit der Fahrzeuge gesendet. So soll verhindert werden, dass Fahrer Flaggensignale übersehen.
Ein ähnliches System wurde bereits 2021 eingesetzt, mittlerweile gibt es einen neuen Hersteller, der auch das GPS-Auge liefert. Damit ist direkte Kompatibilität gewährleistet. Es gibt mehrere Dioden: Eine Gelbe bedeutet Gelbe Flagge, zwei Gelbe Code 120 (doppelt gelb geschwenkte Flaggen), Magenta steht für Code 60. Auch rote und grüne Dioden sind für die entsprechenden Flaggensignale vorhanden.
Dennoch betont der Veranstalter ADAC Nordrhein, dass die Cockpitanzeige lediglich unterstützen soll und sportrechtlich nicht relevant ist. Das sind nur die eigentlichen Flaggensignale, die es natürlich weiterhin gibt. Die elektronische Vorwarnung beginnt - je nach Tempo auf dem einzelnen Streckenabschnitt - 120 bis 400 Meter vor dem eigentlichen Flaggensignal.
Die Praxis in den drei Qualifyings hat bisher gezeigt, dass das Problem noch nicht verschwunden ist. Es gab bisher neun Gridstrafen wegen Überschreitungen von Tempolimits in den einzelnen Zonen. Prominentester Betroffener: "Grello", der Manthey-Porsche #1 (Christensen/Estre/Makowiecki/L. Vanthoor).
Ansonsten bleiben als Neuerungen der bereits eingeweihte neue Asphalt ab Antoniusbuche bis rund um den Übergang von Grand-Prix-Strecke zur Nordschleife herum und die Porsche-eigene Wertung für die 992er-Cup-Fahrzeuge, die dieses Jahr erstmal zum großen Rennen antreten. Zudem ist es das erste 24-Stunden-Rennen, bei dem offiziell die Sabine-Schmitz-Kurve durchfahren wird.
Mit Bildmaterial von Alexander Trienitz.
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