So liefen die 24 Stunden auf der Nordschleife für die 13 DTM-Stars
Ob Kelvin van der Linde als Sieger, der im anderen Auto crashte, oder Laurens Vanthoor, der für den großen Aufreger sorgte: Die DTM-Stars prägten die 24 Stunden
Die 50. Ausgabe des 24-Stunden-Rennens auf der Nürburgring-Nordschleife hier geht's zum Rennbericht hatte alles, um als absoluter Klassiker in die Geschichte einzugehen: Wetterumschwünge, Crashes, unerwartete Wendungen des Rennverlaufs - und ein hochspannendes Finale. Und selten haben die DTM-Piloten das legendäre Rennen so sehr geprägt wie die diesjährige Ausgabe.
Allen voran Sieger Kelvin van der Linde, der 2022 seinen zweiten Triumph beim 24-Stunden-Rennen auf der 25,378 Kilometer langen Strecke einfuhr. Doch auch seine Herausforderer waren mit den AMG-Werksfahrern Maximilian Götz und Maro Engel, die es auf die Plätze zwei und drei schafften, Rivalen aus der DTM.
Wir beleuchten die diesjährigen 24 Stunden auf der Nürburgring-Nordschleife aus Sicht der 13 DTM-Piloten.
Kelvin van der Linde (#15 Phoenix-Audi R8 LMS GT3 Evo II): Sieger
Kelvin van der Linde spielte beim Sieg eine tragende Rolle
Foto: Alexander Trienitz
Dieses Rennen war ein absolute Achterbahnfahrt für den zuletzt in der DTM eher gebeutelten GT3-Spezialisten aus Südafrika, der bereits vor fünf Jahren gewann. Er saß diesmal nicht nur gemeinsam mit Ex-DTM-Pilot Robin Frijns, Dries Vanthoor und Frederic Vervisch auf dem Siegerauto, sondern auch auf dem anderen Phoenix-Audi mit der Startnummer fünf, den er sich mit DTM-Teamkollege Ricardo Feller, Frank Stippler und Vincent Kolb teilte.
Schon in den Abendstunden war Teampartner Dries Vanthoor in die wilde Kollision mit seinem Bruder, SSR-Porsche-DTM-Pilot Laurens Vanthoor, verwickelt, bei der der später siegreiche Phoenix-Audi #15 zum Glück unbeschädigt blieb.
Van der Linde selbst donnerte um ein Uhr nachts mit dem Phoenix-Audi #5 im Schumacher-S in die Leitplanken, was für das Auto das Aus bedeutete. Beim Überrunden war er mit dem Porsche Cayman #420 kollidiert, der links fuhr, aber rechts blinkte und dann nach rechts rüber zog, wo er den Audi traf. "Ich konnte nicht viel machen", so van der Linde.
In seinem zweiten Auto zeigte van der Linde dann aber eine bärenstarke Leistung und fuhr vor allem in der Nacht beeindruckende Rundenzeiten. In den frühen Morgenstunden ging er in Führung, doch damit war das Rennen noch nicht entschieden, denn Vervisch verlor auf den aufholenden Mercedes-AMG von GetSpeed, in dem auch Ex-DTM-Titelrivale Maximilian Götz saß, viel Zeit.
In der entscheidenden Schlussstunden setzte auch noch Regen ein - und dann passierte Kelvin van der Linde beim Boxenstopp ein Fehler: Er machte den Motor an, was nicht erlaubt ist. Das geschah allerdings auf Anweisung des Teamverantwortlichen, wodurch der Pilot nichts dafür kann. Der Audi #15 erhielt 30 Strafsekunden, doch durch van der Lindes starke Zeiten blieben am Ende 23,3 Sekunden Vorsprung auf den AMG mit der #3.
"Das ist wahrscheinlich die größte Genugtuung, die man als Sportler haben kann", so van der Linde nach seinem zweiten 24-Stunden-Gesamtsieg auf der Nordschleife auf 'Instagram'. "Tage wie dieser sorgen dafür, dass es auch die harten Zeiten wert sind. Der Rennsport ist meine Droge - und ich bin süchtig."
Maximilian Götz (#3 GetSpeed-Mercedes-AMG GT3): Platz zwei
Maximilian Götz gab alles, hatte aber auch Pech mit der Strategie
Foto: Markus Toppmöller
Nur von Platz 17 losgefahren, sorgte die Truppe rund um DTM-Champion Götz, Nordschleifen-Spezialist Adam Christodoulou und GetSpeed-Pilot Fabian Schiller für eine tolle Aufholjagd - und machte es am Ende noch einmal richtig spannend.
Mit Beginn der verregneten Schlussphase lag das Quartett nur wenige Sekunden hinter dem Spitzenreiter Phoenix-Audi #15 auf dem zweiten Rang. Doch in der Reifenlotterie hatte der GetSpeed-Mercedes einen strategischen Nachteil, weil man immer eine Runde vorher an die Box musste, während die führenden Rivalen bei der Reifenwahl reagieren konnten.
"Ich war ein bisschen lost mit den Slickreifen, als es nass war", so Götz, der auch einmal auf Öl von der Strecke rutschte, über den schwierigen Strategiepoker in der Endphase. Er sah Audi im Vorteil: "Wo wir nachgelegt haben, haben die auch nochmal nachlegen können." Am Ende ist er aber mit dem Ergebnis "superzufrieden", auch wenn der Traum vom Nordschleifen-Sieg (noch) nicht wahr wurde.
Maro Engel (#4 GetSpeed-Mercedes-AMG GT3): Platz drei
Nordschleifen-Spezialist Maro Engel sah sich als Opfer von Gelbphasen
Foto: Markus Toppmöller
Der Mercedes mit der #4, der von GruppeM-DTM-Pilot und Nordschleifen-Spezialist Maro Engel sowie DTM-Vorgänger Daniel Juncadella und Jules Gounon pilotiert wurde, war das zweite heiße Eisen, das das GetSpeed-Team im Feuer hatte. Am Ende wollte man von Platz drei nochmal alles riskieren, hatte aber Pech mit Gelbphasen, von denen die Führenden nicht betroffen waren, wodurch man zu viel Zeit verlor.
"Der Rennverlauf war leider etwas gegen uns - das hat an diesem Wochenende den Unterschied ausgemacht", sagt Engel, dessen Fahrzeug am Ende 3:34 Minuten Rückstand hatte. "Wir kommen nächstes Jahr zurück und werden wieder alles für den Gesamtsieg tun."
Rene Rast, Nico Müller (#22 Car-Collection-Audi R8 LMS GT3 Evo II): Platz vier
Nico Müller und Rene Rast wurden durch Strafen um den Sieg gebracht
Foto: Alexander Trienitz
Die beiden langjährigen Audi-DTM-Rivalen Rene Rast und Nico Müller waren dieses Jahr gemeinsam mit den Werksfahrer Patric Niederhauser und Christopher Haase gemeinsam auf dem Car-Collection-Audi mit der #22 im Einsatz. Und durften sich ebenfalls Siegchancen ausrechnen, ehe Müller beim Überrunden mit dem Falken-Porsche #44 von Alessio Picariello kollidierte.
Müller wollte in der ersten Kurve vorbei und rammte den Porsche, der sich dadurch drehte - und erhielt 1:32 Strafminuten, die das Auto aus dem Kampf um den Sieg rissen. Am Vormittag kamen 32 Strafsekunden dazu, weil man doppelt geschwenkte gelbe Flaggen missachtet hatte. Sowohl Rast als auch Müller zählten zu den schnellsten Audi-Piloten, dennoch war man mit 4:41 Minuten Rückstand etwas enttäuscht.
"Wir haben bis zum Schluss gekämpft, aber es ist bei der diesjährigen Ausgabe nie so richtig für uns gelaufen", so Müller auf 'Instagram'. "Fehlendes Glück bei Strategie und Gelbphasen und ein paar kleine Fehler haben uns die Chance auf den Sieg genommen."
Luca Stolz (#12 HRT-Mercedes-AMG GT3): Platz sieben
Früher Rückschlag für Luca Stolz nach einer Kollision beim Überrunden
Foto: Alexander Trienitz
Der topbesetzte HRT-Mercedes mit DTM-Pilot Luca Stolz, Ex-DTM-Sieger Philip Ellis und AMG-GT3-Ass Raffaele Marciello mischte in der Anfangsphase in der Spitzengruppe mit, verlor dann aber eine ganze Runde, weil sich Stolz kurz vor 19 Uhr bei einer Berührung mit einem langsamen Auto einen Reifenschaden zuzog. Und fast die ganze Runde zurück an die Box humpeln musste.
Kurz vor Mitternacht war man wieder zurück in der Führungsrunde - und die Aufholjagd endete auf Platz sieben. "Ein frühes Missgeschick hat uns leider schon in der Anfangsphase zurückgeworfen. Aber wir können sehr stolz sein, dass wir in diesem Rennen heil ins Ziel gekommen sind und wie das Team zusammengehalten hat", sieht es Stolz nach dem Rennen positiv.
Laurens Vanthoor (#1 Manthey-Porsche 911 GT3 R): Ausfall
Laurens Vanthoors Kollision mit seinem Bruder war der Aufreger des Rennens
Foto: Markus Toppmöller
Der "Grello" ging als Titelverteidiger ins Rennen und mischte wie erwartet ganz vorne mit, ehe nach dreieinhalb Stunden der Blitz einschlug: SSR-Porsche-DTM-Pilot und Werksfahrer Laurens Vanthoor kollidierte nach dem Highspeed-Duell auf der Döttinger Höhe um Platz drei ausgerechnet mit Bruder Dries Vanthoor im später siegreichen Phoenix-Audi - und flog mit voller Wucht in die Leitplanken.
Das Auto, das sich der Werksfahrer mit Michael Christensen, Kevin Estre und Frederic Makowiecki teilte, wurde dabei völlig zerstört - die Sportwarte und der Belgier hatten Glück, dass nicht mehr passierte.
"Körperlich habe ich nichts", so Vanthoor nach dem Check im Medical-Center. "Um ehrlich zu sein: Das war einfach der dümmste Moment, an den ich mich erinnern kann. Das ist mein Bruder, und wir lieben uns über alles."
Wie er den Unfall beschreibt? "Ich bin Seite an Seite mit dem anderen Auto gefahren. Dann ist der Platz ausgegangen. Wir haben uns nur leicht berührt. Der Treffer war bei meinem Auto aber an der wohl unglücklichsten Stelle. Ich habe mich bei hoher Geschwindigkeit gedreht - das war's."
Nicki Thiim (#90 TF-Sport-Aston Martin Vantage GT3): Ausfall
Nicki Thiim prägte im Aston Martin die Anfangsphase des Rennens
Foto: Markus Toppmöller
In der Anfangsphase sah es so aus, als könnte der in der DTM an das Lamborghini-Team T3 verliehene Aston-Martin-Werksfahrer Nicki Thiim der britischen Kultmarke sogar den Nordschleifen-Sieg ermöglichen, da man lange Platz eins behauptete. Doch dann crashte der schnelle Däne kurz vor Mitternacht in Führung liegend im Streckenteil Galgenkopf ohne Beteiligung eines anderen Autos.
Laut eigenen Angaben geriet er auf eine Ölspur und verlor dadurch die Kontrolle über sein Fahrzeug - der zweite Sieg beim Klassiker nach 2013 war damit dahin - und der Aston Martin, den er sich mit Ex-DTM-Pilot Maxime Martin, Marco Sörensen und David Pittard teilte, aus dem Rennen.
Marco Wittmann, Sheldon van der Linde (#98 Rowe-BMW M4 GT3): Ausfall
Sheldon van der Linde schied wegen eines Defekts in Führung liegend aus
Foto: Alexander Trienitz
Nur eine halbe Runde nach Thiim erwischte es - ebenfalls in Führung liegend - den neuen M4 GT3 des Rowe-Teams. Schubert-DTM-Pilot Sheldon van der Linde saß am Steuer, als bei seinem Boliden die rechte Vorderradaufhängung zu Bruch ging.
Der Bruder des späteren Siegers, der sich mit Walkenhorst-DTM-Pilot Marco Wittmann, Nicky Catsburg und John Edwards das Auto teilte, schlug in der Lauda-Kurve ein und rutschte bis zur Bergwerkskurve weiter, ehe das Auto liegen blieb.
"Eigentlich lief das Rennen sehr gut, und wir konnten viele Positionen gutmachen", blickt Sheldon van der Linde zurück. "Ich habe mich in meinem ersten Nacht-Stint wohl gefühlt, hatte dann aber leider diesen Unfall aufgrund eines technischen Defekts."
Philipp Eng (#99 Rowe-BMW M4 GT3): Ausfall
Das Auto von Philipp Eng war nach einer Kollision schon früh aus dem Rennen
Foto: Markus Toppmöller
Auch Philipp Eng hatte im anderen Rowe-BMW kein Glück: Sein Bolide, den er sich mit Ex-DTM-Pilot Augusto Farfus, Nick Yelloly und Connor de Phillippi teilte, war schon früh aus dem Rennen: Teampartner Yelloly kollidierte in der dritten Stunde mit dem Toksport-WRT-Porsche von Julien Andlauer.
"Wir sind zu dritt in die Kurve eingefahren, und als ich gemerkt habe, dass der Porsche von ganz rechts rüberzieht, konnte ich nicht mehr rechtzeitig bremsen. Letztlich war es ein Fehler von mir", nimmt Yelloly die Schuld auf sich. Das Auto wurde zwar repariert, schied aber später endgültig aus.
Dennis Olsen (#18 KCMG-Porsche 911 GT3 R): Ausfall
Dennis Olsen hatte kein Glück, am Ende kam es auch noch zum Crash
Foto: Jan Brucke/VLN
Auch der dänische SSR-Porsche-DTM-Pilot Dennis Olsen, der mit Nick Tandy, Earl Bamber und Josh Burdon antrat, hatte kein Glück in der "grünen Hölle". Zuerst verlor man wegen eines Reparaturstopps viel Zeit, dann kämpfte man sich auf Platz neun zurück, ehe Olsen in der letzten Stunde eingangs der Döttinger Höhe crashte. Damit war das Rennen beendet.
Thomas Preining (#28 Dinamic-Porsche 911 GT3 R): Ausfall
Thomas Preining crashte in der Dämmerung im Dinamic-Porsche
Foto: Alexander Trienitz
Ein ähnliches Schicksal erlitt Bernhard-DTM-Pilot Thomas Preining, der dieses Jahr gemeinsam mit Engelhart, Matteo Cairoli und Come Ledogar im Dinamic-Porsche saß: Der Österreicher crashte in der Morgendämmerung und sorgte damit für einen der vielen Ausfälle.
"Wir fuhren in den Top 5 und haben stark ausgesehen, aber mussten wegen eines kleinen Unfalls aufgeben", schreibt er auf 'Instagram?. "Wir haben wie verrückt gepusht, aber solche Dinge passieren hier eben."
Mit Bildmaterial von Audi AG.
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