BoP 24h Le Mans 2022: Hypercar, LMP2 und GTE in der Übersicht
Überblick über die Balance of Performance der 24 Stunden von Le Mans 2022 - Toyota vs. Glickenhaus vs. Alpine und Porsche vs. Ferrari vs. Corvette vs. Aston Martin
Die 90. Auflage der 24 Stunden von Le Mans sind die letzte Möglichkeit für den Veranstalter ACO, die Balance of Performance (BoP) bei den Le-Mans-Hypercars (LMH) auszusortieren, bevor sich im kommenden Jahr die LMDh-Boliden hinzugesellen werden.
Und so hat sich einiges getan, vor allem pro Glickenhaus. Der Alpine A480 und der Toyota GR010 Hybrid verlieren gegenüber dem Vorjahr an Leistung, der Toyota muss zudem vier Kilogramm schwerer fahren als 2021. Die drei Hypercars verlieren außerdem durch die Bank an Reichweite.
Bislang wurde für die 24 Stunden von Le Mans normalerweise eine eigene BoP erstellt. Doch nachdem es nur noch ein Aeropaket pro Saison gibt, ähneln die nun präsentierten Einstufungen mehr den bisherigen Läufen der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC).
Verglichen mit Spa erhält Alpine für den LMP1-"Altwagen" 14 PS in der Spitze dazu, aber auch 23 Megajoule weniger. Allerdings hat er nach dem überlegenen Sieg in Sebring zuvor bis zu 27 PS gestrichen bekommen.
"Wir nehmen die zusätzliche Leistung gerne mit, die geringere Energiemenge natürlich weniger", sagt Alpine-Pilot Nicolas Lapierre gegenüber unserem Schwesterportal 'Motorsport.com Frankreich'. "Aber ehrlich gesagt ist die Strecke so anders als Spa und noch viel mehr als Sebring, dass es schwer ist, das einzuschätzen."
"Sicher ist, dass wir hoffen, dichter an den Toyotas dran zu sein als vergangenes Jahr. Ich hoffe das für uns und auch für die Show allgemein, damit wir ein schönes Rennen erleben. Ich hoffe auch, dass Glickenhaus mit dabei sein wird und wir einen guten Kampf sehen werden."
Teamchef Philippe Sinault sagt gegenüber 'Motorsport.com Frankreich', dass die BoP sich "in eine bessere Richtung entwickelt" habe. "In Spa war es schwierig, weil [die Leistungsreduktion] nach unserem Sieg in Sebring etwas zu stark gewesen ist. Danke an FIA und ACO, dass sie das Thema und unsere Punkte bedacht haben. Wir haben viel diskutiert. Die Power wird uns helfen, ja."
Sinault sagt, dass ein Vergleich der BoP mit derjenigen aus dem Vorjahr kaum zulässig ist: "Es gibt so viele Dinge, die sich verändert haben: Evolutionen am Toyota, unsere Reifen, es gibt einfach so viele Parameter. Man kann nicht einfach die beiden BoPs miteinander vergleichen. Wir kennen unser Auto besser, Toyota hat Updates gebracht und sie können den Hybrid erst später einsetzen."
Es werden wie 2021 keine Änderungen an der BoP zwischen Testtag und Rennen in der Hypercar-Klasse erwartet.
BoP 24h Le Mans 2022 - Hypercar
Genauere Angaben zu den Leistungskurven mit Grafiken finden Sie auf unserem Schwesterportal Motorsport-Total.com!
Update 9. Juni: Alpine hat zu Beginn des Donnerstags mehr Leistung zugestanden bekommen. Außerdem gibt es elf Megajoule mehr Energie pro Stint.
In Klammern Veränderung gegenüber Le Mans 2021/Spa 2022
Fahrzeug | Mindestgewicht | Maximale Leistung | Max. Energie/Stint | Hybridboost |
Alpine A480-Gibson | 952 kg |
582 PS (-30/+23) |
785 MJ (-59/-12) | - |
Glickenhaus 007 LMH | 1.030 kg | 707 PS | 910 MJ (-50/+-0) | - |
Toyota GR010 Hybrid | 1.070 kg | 688 PS (-12/+-0) | 898 MJ (-64/+-0) | ab 190 km/h (+190/+-0) |
Einstufung LMP2
Damit die LMP2 den Hypercars nicht zu nahe kommen, musste das Langstreckenkomitee des Le Mans Endurance Managements, bestehend FIA und ACO, die "kleinen" Prototypen reichlich einbremsen. Sie gehen in folgender Konfiguration an den Start:
Mindestgewicht: 950 Kilogramm
Max. Leistung: 533 PS (-11)
Tank: 65 Liter (-10)
Vordere Diveplanes verboten
Diffusorstreben um 50 Millimeter gekürzt
10 Millimeter Gurney
GTE Pro: Ferrari erstmals mit neuem Motormapping in Le Mans
Auch in der GTE Pro ist ein Vergleich mit dem Vorjahr mit Vorsicht zu genießen, da es den neuen, zu 100 Prozent erneuerbaren Sprit gibt. Das sorgt insbesondere beim Ferrari für ein magereres Gemisch, wie es schon die gesamte Saison verwendet wird
Generell sind die GT-Fahrzeuge in Le Mans wie auch in den vergangenen Jahren schwerer unterwegs. Corvette fährt leichter als 2021, hat aber auch einen deutlich kleineren Luftmengenbegrenzer verordnet bekommen.
Seit dem Wechsel auf die 2019er-Evolution des 911 RSR hat Porsche auf dem Powerkurs in Le Mans seine Probleme. Dem RSR schmecken schnelle und mittelschnelle Kurven am meisten. Diese gibt es zwar auf dem Circuit de la Sarthe, allerdings gibt es noch viel mehr lange Geraden, die dem abtriebsorientierten RSR, der teils von LMP1-Ingenieuren entwickelt wurde, gar nicht entgegenkommen.
"Wir haben in den zurückliegenden Rennen der FIA WEC gesehen, wie stark unser Auto ist. In den vergangenen beiden Jahren haben wir in Le Mans viel gelernt. Diese Erkenntnisse wollen wir nun umsetzen und den ersehnten Klassensieg einfahren", erklärt Alexander Stehlig, Leiter Werksmotorsport WEC.
"Bei Testfahrten in Aragon haben wir uns optimal auf das Highlight des Jahres vorbereitet. Außerdem sitzen in unseren beiden Werksautos sehr erfahrene Trios, die den ganz besonderen Kurs und die Anforderungen beim Langstrecken-Klassiker genau kennen. Dennoch kommt dem Vortest in Le Mans eine Woche vor dem Rennen auch in diesem Jahr wieder große Bedeutung zu: Wir werden dort den Weg verifizieren, den wir in der Vorbereitung eingeschlagen haben."
Richard Lietz sieht die BoP-Macher in der Pflicht: "Ich hoffe sehr, dass wir im Gegensatz zu den vergangenen beiden Jahren einen engen Wettbewerb erleben werden, der für uns realistische Siegchancen bereithält. Das haben wir leider nicht allein in der Hand."
BoP 24h Le Mans 2022 - GTE Pro
Das FIA-Langstreckenkomitee hat mit der minimalen Flügelstellung einen neuen BoP-Parameter eingeführt. In der GTE Pro fährt der Ferrari 488 GTE Evo mit den Leistungsdaten aus Spa, in der GTE Am ist der Ladedruck auch gegenüber Spa noch einmal reduziert.
Update 8. Juni: Unmittelbar vor Beginn des 1. Freien Trainings wurde eine veränderte BoP veröffentlicht. In dieser wird unter anderem Ferrari mit weniger Ladedruck eingebremst. Porsche darf zudem den Flügel um 0,2 Grad flacher stellen, auf 1,8 statt 2,0 Grad.
Fahrzeug | Gewicht | Restriktor | Ladedruck | Lambda min. | Tank | Flügel min. |
Corvette C8.R | 1.269 kg (-7/+14) | 1x 41,9 mm (-0,8/-0,4) | - | 0,88 | 98l (-1/+1) | 4,8° |
Ferrari 488 GTE Evo | 1.269 kg (+-0/+14) | - | 1,47-1,83 bar (-0,06 bis -0,03/-0,07) | 1,15 (+0,05/+-0) | 87 l (-6/-5) | -5,3° |
Porsche 911 RSR-19 | 1.285 kg (+-0/+21) | 2x 30,7 mm (+-0/-2x0,1) | - | 0,89 | 102 l (+3/+2) | 1,8° |
BoP 24h Le Mans 2022 - GTE Am
Fahrzeug | Gewicht | Restriktor | Ladedruck | Lambda min. | Tank | Flügel min. |
Aston Martin Vantage AMR | 1.262 kg (+5/+25) | - | 1,26-1,43 bar (-0,08/-0,04) | 0,94 | 92l (-3/-2) | 4,1° |
Ferrari 488 GTE Evo | 1.279 kg (+-0/+14) | - | 1,41-1,71 bar (-0,06 bis +-0/-0,06) | 1,15 (+0,05/+-0) | 84 l (-5/-6) | -5,3° |
Porsche 911 RSR-19 | 1.295 kg (+-0/+21) | 2x 30,2 mm (+-0/-2x0,1) | - | 0,89 | 99l (+3/+2) | 1,8° |
Mit Bildmaterial von Motorsport Images.
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