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Erklärt: Die neue WEC-Prototypenklasse Le Mans Hypercar (LMH)

Beim WEC-Auftakt 2021, den 6 Stunden von Spa am Wochenende, feiert die Hypercar-Kategorie mit den ersten LMH-Autos ihr Renndebüt: Was im Detail dahintersteckt

Die Hypercar-Kategorie, das seit 2018 in Arbeit befindliche gemeinsame Projekt von FIA und ACO, steht kurz vor ihrem Renndebüt. Die ersten Autos, die anhand des Reglements für Le Mans Hypercar (LMH) gebaut wurden, sind bereits aufgetaucht, wie etwa der Toyota GR010 Hybrid. Andere, wie etwa der SCG 007 von Glickenhaus, befinden sich im fortgeschrittenen Entwicklungsstadium.

Am Wochenende findet in Form des Saisonauftakts 2021 der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC), den 6 Stunden von Spa in Belgien, das erste Rennen mit der neuen Fahrzeugkategorie statt.

Infos 6h Spa 2021: Live-TV, Livestream, Zeitplan, Starterliste

"Le Mans Hypercar dürfte mit spektakulären Autos und Wettbewerb auf hohem Niveau sowohl die Hersteller als auch die Fans erfreuen", sagt Richard Mille, Präsident der FIA-Langstreckenkommission und ist überzeugt: "Wir werden mehr Vielfalt im Feld sehen und der kostengünstigere Ansatz des Reglements ist etwas, das im aktuellen wirtschaftlichen Klima dringend notwendig ist."

ACO-Präsident Pierre Fillon ergänzt: "Hypercar markiert für den Langstreckensport einen Wendepunkt. Durch Verringerung der Kosten ist diese neue Topklasse der Beginn einer glänzenden Zukunft. Sie lässt erwarten, dass große Hersteller zurückkehren, um sich spannende Kämpfe auf der Rennstrecke zu liefern."

Was aber steckt im Detail hinter dem Hypercar-Konzept?

Neue Philosophie

Im Vergleich zur LMP1-Klasse, die abgelöst wird, stellt das Hypercar-Reglement einen immensen Wechsel in der Philosophie dar. Sowohl in Bezug auf die technischen Ansätze als auch auf die Ästhetik der Autos erlaubt es mehr Vielfalt. Gleichzeitig wird sportliche Ausgeglichenheit sichergestellt. Und das Konzept der Performance-Fenster sorgt dafür, dass eine Eskalation der Kosten verhindert wird.

Das Technische Reglement konzentriert sich auf Kontrolle der Performance anstatt Grenzen für Design oder Geometrie festzulegen. Den Herstellern wird es dadurch ermöglicht, kosteneffiziente Lösungen zu wählen, weil hohe Ausgaben keine bessere Performance bringen.

Das Reglement erlaubt es den Herstellern, ihre Markenidentität und authentische Architektur zu präsentieren, um den Geist der jeweiligen Marke zu bewahren und hinsichtlich der jeweiligen Philosophie ihrer Fahrzeuge für die Straße relevant zu bleiben

Peugeot, Le-Mans-Hypercar, Rendering

Im Hause Peugeot wird ein Hypercar auf LMH-Reglement entwickelt

Foto: Peugeot Sport

Gleichzeitig ermöglichen es die Hypercar-Regeln den Herstellern, ihr wahres Potenzial hinsichtlich Kreativität und Innovation zum Ausdruck zu bringen. Dank weniger starrer aerodynamischer Beschränkungen haben die Hersteller die Möglichkeit, Styling-Elemente in das Design einfließen zu lassen.

Wie früher in der LMP1-, so sind auch in der Hypercar-Kategorie sowohl Hybrid- als auch Nicht-Hybrid-Antriebseinheiten mit Kraftübertragung auf die Hinterachse oder auf beide Achsen erlaubt.

Performance-Fenster

Das Prinzip der Performance-Fenster ist ein neuer regulatorischer Ansatz für die Topklasse der WEC. Ermöglicht wurde er durch Anwendung einer präzisen und modernen Methodik zur Messung von Leistungsparametern, kombiniert mit der Erfahrung effizienter Datenerfassungs- und Analyseprozesse.

Anstatt den Konstruktionsprozess durch geometrische Vorgaben von vornherein einzuschränken, haben FIA und ACO ein Auge auf das Ergebnis. Möglich wird dies, indem für Bereiche wie Leistung und Aerodynamik Minimal- und Maximalwerte festgelegt wurden: die sogenannten Performance-Fenster. So ist für LMH-Autos die Motorleistung mit 500 Kilowatt festgelegt, das Mindestgewicht mit 1.030 Kilogramm. Dank BoP können die tatsächlichen Werte abweichen.

Studie: Hypercar

Das Design eines LMH-Autos wird für fünf Jahre eingefroren

Foto: ACO

Während des Prozesses der Homologation werden die LMH-Autos im Windkanal vermessen, die Karosserie wird gescannt und die Motorleistung wird mit Hilfe von Drehmomentsensoren live auf der Strecke gemessen. Damit soll sichergestellt werden, dass sich die Autos innerhalb der vorgegebenen Performance-Fenster befinden.

Anschließend wird das Design der LMH-Autos für ihren Homologationszyklus (fünf Jahre für Autos, die für die Saison 2021 entwickelt werden) "eingefroren", um sicherzustellen, dass sie während ihrer gesamten Lebensdauer unverändert bleiben. Ausnahmen werden nur bei besonderen Anlässen in Betracht gezogen, etwa bei Problemen mit der Zuverlässigkeit oder bei nachgewiesenen Leistungsdefiziten.

Da die Performance-Ziele klar definiert sind, können die Hersteller die kostengünstigste technische Lösung wählen. Die zusätzliche Last einer ultimativen Optimierung um regulatorische Einschränkungen herum fällt weg.

Maßgeschneiderte Balance of Performance

Um sportliche Ausgeglichenheit zu gewährleisten, verlassen sich FIA und ACO auf die von beiden Parteien gemeinsam entwickelte Balance of Performance (BoP). Die Hypercar-BoP wurde speziell auf die Bedürfnisse der neuen Kategorie zugeschnitten und stützt sich auf das Wissen und die Erfahrung, die man im Laufe der Jahre gesammelt hat.

Sowohl die FIA als auch der ACO haben eine lange Tradition in der Anwendung einer BoP. Die FIA hat Mitte der 2000er-Jahre damit begonnen, Autos im GT-Rennsport auszubalancieren, wobei dieser Prozess ständig verbessert wird. Jahr für Jahr gibt es unter dem Banner der FIA mehr als 40 Events, bei denen eine BoP zum Einsatz kommt. Die Bandbreite reicht vom Cross-Country-Weltcup über den Tourenwagen-Weltcup (WTCR) bis hin zu GT-Rennen mit den Kategorien GT3 und GTE. Die besten Praktiken und Erkenntnisse wurden bei der Entwicklung der Hypercar-BoP berücksichtigt.

LMP1 von Alpine und Hypercars von Toyota in der LMH der WEC 2021

2021 sind in der Hypercar-Klasse neben LMH- auch noch LMP1-Autos erlaubt

Foto: Motorsport Images

Eine der innovativsten Lösungen ist der Einsatz von Drehmomentsensoren, die eine bessere Kontrolle der Parameter eines Antriebsstrangs auf der Rennstrecke ermöglichen. Diese Sensoren sind resistent gegen elektromagnetische Felder und Hitze. Sie werden an den Antriebswellen der Autos angebracht, um die per BoP vorgeschriebenen Limits zu messen und einzuhalten. Diese neu entwickelte Technologie hält die Entwicklungskosten im Rahmen.

In der Saison 2021 dürfen in der Hypercar-Klasse der WEC neben Hypercars auch LMP1-Autos fahren, sofern sie nicht über einen Hybridantrieb verfügen. Die Performance dieser LMP1-Autos wird mittels BoP angeglichen. Ab 2022 dürfen in der Hypercar-Klasse neben LMH-Autos auch LMDh-Autos antreten. Dieses gemeinsam von ACO und IMSA entwickelte Konzept wird sich einige Komponenten mit der nächsten Generation der LMP2-Autos teilen.

Maßnahmen zur Kosteneinsparung

Da die Vermeidung von Kosteneskalation eines der Hauptziele des Hypercar-Konzepts ist, hat man diverse kostensparende Maßnahmen ergriffen.

Die Saison 2021 ist im Homologationszyklus für LMH-Autos die erste und aus diesem Grund werden die Tests überwacht. Der Einsatz von teuren Materialien und Technologien ist stark eingeschränkt. Das Mindestgewicht für das Getriebe ist auf 75 Kilogramm festgelegt, wobei das Gehäuse entweder aus Magnesium oder aus Aluminium gefertigt sein muss.

Toyota GR010 Hybrid

Die Aerodynamik ist für ein Hypercar bei allen WEC-Rennen einheitlich

Foto: Toyota Racing

Für die Radaufhängung ist eine Doppelquerlenker-Konstruktion Pflicht. Hilfsmittel wie aktive Systeme oder Massendämpfer sind verboten. Um Entwicklungskosten zu vermeiden, werden die Reifen ausschließlich von Michelin geliefert, wobei es unterschiedliche Dimensionen für heckgetriebene und für allradgetriebene Autos gibt.

Darüber hinaus führt die geringere Motorleistung zu geringeren Entwicklungskosten der Antriebseinheit. Hinsichtlich der Aerodynamik ist nur ein einziges Aerokit erlaubt. Eine Unterscheidung zwischen den 24 Stunden von Le Mans und den anderen Rennen im WEC-Kalender gibt es nicht.

Verbesserung der Sicherheit

Da die Sicherheit bei jedem FIA-Projekt oberste Priorität hat, beinhaltet das LMH-Reglement eine Reihe von Sicherheitsverbesserungen.

Aufgrund des hohen Leistungsniveaus der Autos müssen alle Wettbewerber während der Homologation nachweisen, dass ihre Aerodynamik bei verschiedenen Fahrzeuglagen stabil bleibt, und zwar innerhalb der Grenzen, die durch eine Tabelle mit kritischen Geschwindigkeiten festgelegt sind.

Tank: SCG 007 von Glickenhaus

Unter anderem für den Tank hat man die Spezifikationen verschärft

Foto: Scuderia Cameron Glickenhaus

Die Sicherheitsstandards des LMP1-Cockpits wurden überarbeitet. Die Sitzposition ist aufrechter und mindert das Risiko von Wirbelsäulenverletzungen bei schweren Unfällen. Dies ist das Ergebnis umfangreicher Untersuchungen nach mehreren Unfällen in der realen Welt sowie Unfallsimulationen mit dem virtuellen Körpermodell THUMS. Zusätzlich zu Belastungstests für den Sitz hat man Belastungstests für die Gurtverankerung eingeführt.

Eine Beinpolsterung ist ab sofort vorgeschrieben. Zudem wurde ein neuer Belastungstest für die innen angebrachte Beinschutzplatte eingeführt. Um bei einem Frontalaufprall mehr Energie absorbieren zu können, wurde die Kopfstütze nach oben verlängert. Abgesehen davon hat man auch die Spezifikation für den aus flexiblem Material gefertigten Kraftstofftank überarbeitet.

Mit Bildmaterial von Toyota.

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