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24h Le Mans Präsentation: Ferrari 499P

Ferrari: F1-Budgetobergrenze war nicht der Grund für WEC-Einstieg

Sportwagenchef Antonello Coletta verrät, wie viel Formel-1-Technologie im neuen 499P für Le Mans steckt - Zeitlich ist man im Verzug, der Erfolgsdruck ist hoch

Ferrari: F1-Budgetobergrenze war nicht der Grund für WEC-Einstieg

Als letzter großer Hersteller hat Ferrari das neue Auto für die Langstrecken-Weltmeisterschaft 2023 vorgestellt. Mit dem 499P wird die italienische Marke in der LMH-Kategorie an den Start gehen. Zum ersten Mal seit 50 Jahren wird Ferrari bei den 24 Stunden von Le Mans mit einem Werksteam in der Topkategorie dabei sein.

"Die Regeländerungen boten eine gute Möglichkeit", sagt Ferrari-Sportwagenchef Antonello Coletta über die Gründe für das Comeback. "Wir haben in den GT-Klassen viel gewonnen und auch dort werden die Regeln geändert."

"Das hat alles dazu beigetragen, dass wir die Entscheidung zum Comeback bei den Prototypen getroffen haben." Der 499P wird in Maranello gebaut und entwickelt. Die Sportwagenabteilung kann auf die Ressourcen und das Know-how der Formel-1-Sparte setzen.

In der Formel 1 wurde jüngst die Budgetobergrenze eingeführt. Damit wird einerseits Geld für andere Motorsportaktivitäten frei. Andererseits kann auch Formel-1-Personal theoretisch in diesen Bereich wechseln und ein neues Betätigungsfeld finden.

Hängen die Budgetobergrenze und die Rückkehr auf die Langstrecke zusammen? "Nein", antwortet Coletta, "wir haben diese Entscheidung schon vor der Budgetobergrenze in der Formel 1 getroffen. Es war eine strategische Entscheidung und hat nichts mit der Budgetobergrenze zu tun."

LMH-Kategorie: Ferrari will Auto selbst bauen

In der LMH-Kategorie bauen die Hersteller das Auto im Vergleich zum LMDh-Reglement, wofür sich zum Beispiel BMW entschieden hat, komplett selbst. Neben Ferrari treten auch Toyota, Glickenhaus und Peugeot nach LMH-Regeln an.

Wie viel Formel-1-Technologie steckt im Ferrari 499P? "Ferrari ist eine große Firma. Natürlich wollen wir alle Möglichkeiten nutzen, die zur Verfügung stehen. Es bringen sich alle Bereiche ein, auch die sportliche und industrielle Seite", so der Sportwagenchef.

Angetrieben wird der neue Prototyp von einem drei Liter großen V6-Motor. Dazu kommt das Hybridsystem. In diesen Bereichen hat Ferrari viel Formel-1-Erfahrung: "Wir nahmen die Batterie der Formel 1, die Technologie der Batterie. Der Rest ist komplett neu."

"Wir haben unser Wissen an einen Tisch zusammengetragen, als wir die Pläne für dieses Auto entwickelt haben", sagt Coletta. "Wir haben die Personen und das technische Wissen zusammengestellt. Das Resultat, das man sehen kann, ist sehr gut."

"Wir haben uns für LMH entschieden, weil es für Ferrari wichtig ist, das komplette Auto zu bauen. Ferrari ist Konstrukteur und Hersteller dieser Autos. Es ist nicht Teil unserer Philosophie, Teile des Autos zu kaufen."

"Wir haben uns für die Rückkehr zu den Prototypen entschieden, weil uns die Regeln erlauben, das komplette Auto zu bauen. Ich hoffe, wir können erfolgreich gegen die anderen Hersteller antreten. Wir haben unser Bestes in dieses Auto gebaut."

Ferrari zeitlich mit Rückstand zur Konkurrenz

Toyota und Glickenhaus setzen ihre LMH-Autos bereits seit dem vergangenen Jahr im Wettbewerb ein. Peugeot debütierte in dieser Saison bei den 6 Stunden von Monza. "Natürlich haben wir weniger Zeit als die Konkurrenz, weil wir erst seit Juli testen", sagt Coletta.

"Aktuell möchte ich noch nicht beantworten, wie viele Stunden wir bei den Tests schaffen. Ich kann so viel sagen, dass ich mit unseren Ergebnissen zufrieden bin. Ich hoffe, es läuft weiter in diese Richtung, weil ich denke, es ist der korrekte Weg."

Am Ende des Jahres wird die Homologation des 499P erfolgen. Bis dahin kann noch viel verändert werden. Laut Coletta entspricht die momentane Konfiguration "weitestgehend" jener, die man bei der FIA einreichen wird.

Das Renndebüt ist für Mitte März 2023 mit den 1.000 Meilen von Sebring in den USA geplant. Toyota und Peugeot haben in jüngerer Vergangenheit große Erfolge auf der Langstrecke erzielt. Bei Ferrari sind mehr als fünf Jahrzehnte vergangen.

Mit neun Gesamtsiegen (sieben davon als Werksteam) ist Ferrari hinter Porsche und Audi die drittbeste Marke in der Geschichte der 24 Stunden von Le Mans. Der letzte Ferrari-Sieg stammt aus dem Jahr 1965 mit dem privaten 250 LM von Jochen Rindt und Masten Gregory.

Ferrari steht unter Erfolgsdruck. "Natürlich ist Druck wichtig und er ist sehr hoch. Aber das ist immer der Fall, wenn Ferrari in eine neue Klasse einsteigt", sagt Coletta. "Ich glaube, wir haben ein sehr gutes Auto gebaut."

"Im Vergleich zu den anderen Herstellern sind wir spät dran, aber zunächst müssen wir konstant sein. Die Zuverlässigkeit wird das wichtigste Ergebnis sein. Anschließend kommt natürlich der Speed auf der Strecke."

Mit Bildmaterial von Ferrari.

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