Ferrari-Geständnis in Le Mans: 3.22.9 als Pole-Zeit "nicht erwartet"
Ferrari erklärt die Taktik, mit der die 499P in der Hyperpole in Le Mans fuhren und mit welchen Erwartungen man aus Reihe 1 ins 24-Stunden-Rennen geht
Ferrari besetzt beim Comeback nach 50 Jahren in der Topklasse bei den 24 Stunden von Le Mans auf Anhieb die erste Startreihe. Im entscheidenden Qualifying-Segment, der Hyperpole am Donnerstagabend, fuhren die beiden Ferrari 499P auf den ersten und den zweiten Startplatz für das Rennen am Wochenende. Doch damit nicht genug.
Die von Polesetter Antonio Fuoco im Ferrari mit der Startnummer 50 (Fuoco/Molina/Nielsen) hingelegte Rundenzeit von 3:22.982 Minuten bedeutet Rekord seit Einführung der Hypercar-Klasse. Die vorherige Bestmarke in dieser Klasse, die nun im dritten Jahr besteht, war eine ganze Sekunde langsamer. Aufgestellt wurde sie mit 3:23.900 Minuten von Toyota-Pilot Kamui Kobayashi in der Hyperpole 2021.
Dass Ferrari beim ersten Le-Mans-Auftritt mit dem 499P direkt unter die 3:23er-Marke kommen würde, das ist innerhalb der Mannschaft eine Überraschung. "Um ehrlich zu sein hatten wir diese Rundenzeit nicht erwartet", gibt Ferrari-Technikchef Ferdinando Cannizzo nach der Hyperpole 2023 zu.
FOTOS: Trainings und Qualifyings für die 24h Le Mans 2023
"Wir haben das Auto einfach so gut vorbereitet wie wir konnten. Ich muss sagen, Antonio hat eine seiner besten Runden gezeigt. Wir sind einfach nur glücklich, dass wir ihm ein gutes Auto an die Hand gegeben haben", so Cannizzo.
Alessandro Pier Guidi war im Ferrari mit der Startnummer 51 (Pier Guidi/Calado/Giovinazzi) im Hyperpole-Ergebnis 0,773 Sekunden langsamer als Fuoco. Er brachte es auf 3:23.897 Minuten. Zwischenzeitlich hatte Pier Guidi zwar eine 3:23.478 gefahren. Diese Zeit wurde ihm aber aufgrund von Überschreitung der Tracklimits aberkannt.
Unterm Strich war Ferrari dank der Pole-Zeit von Fuoco knapp 1,5 Sekunden schneller als die Konkurrenz. Die wurde von Toyota angeführt, konkret von Brendon Hartley, der den GR010 Hybrid mit der Startnummer 8 (Buemi/Hartley/Hirakawa) auf den dritten Startplatz gefahren hat. Mit 3:24.451 Minuten war Hartley auf dem Niveau unterwegs, das für ihn selber im vergangenen Jahr die Pole-Zeit (3:24.408) bedeutete.
Freude gelungene Quali-Taktik - Vorsicht mit Blick auf Rennen
Bei Ferrari freut man sich nicht nur über die Pole und komplette erste Startreihe beim Comeback. Technikchef Cannizzo zeigt sich auch erfreut über die in der Hyperpole gewählte Taktik. "Wir haben uns entscheiden, hinter den Toyotas rauszufahren, um einen Windschatten zu bekommen. Dabei haben sich unsere Autos auch gegenseitig Windschatten gegeben", sagt er.
Tatsächlich war Pier Guidi dank des Windschattens von Fuoco mit 3:23.897 Minuten zunächst der Schnellste. Fuoco wurde auf seinem ersten Versuch mit 3:23.905 gestoppt und war somit gerade mal 0,008 Sekunden langsamer.
Für den zweiten Versuch wurden dann nicht nur nochmals frische Reifen aufgezogen. Bezüglich des Windschattens wurden die Vorzeichen umgekehrt, soll heißen, Fuoco bekam ihn von Pier Guidi. Und dabei ist Fuoco die Pole-Zeit von 3:22.982 gelungen.
Dank doppeltem Windschatten: Ferrari besetzt in Le Mans die komplette erste Startreihe
Foto: Motorsport Images
Die erste Startreihe mag Ferrari beim Comeback nach 50 Jahren in der Topklasse in Le Mans besetzen. Für das 24-Stunden-Rennen am Wochenende gibt man als erklärtes Ziel aber nicht den Sieg, sondern einen Podestplatz aus. Man weiß, dass ein schnelles Auto im Qualifying noch lange kein Siegerauto ist.
"Das [Qualifying] ist nur der erste Schritt auf der langen Fahrt in Le Mans", sagt Antonello Coletta, Leiter des Ferrari-Langstreckenprogramms. "Uns ist klar, dass die Situation im Rennen eine ganz andere sein wird. Das Qualifying ist das eine, aber das Rennen ist eine ganz andere Geschichte. Der Schlüssel wird die Zuverlässigkeit sein. Das ist es, worum es bei diesem Rennen letztendlich geht."
Mit Bildmaterial von Motorsport Images.
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