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GTE in Le Mans: Die "bessere DTM" verspricht Spektakel

Am 16./17. Juni kämpfen insgesamt 30 GTE-Boliden in den 24 Stunden von Le Mans 2018: Porsche und Ford als Favoriten? Bekommt Aston Martin noch Hilfe?

#67 Ford Chip Ganassi Racing Ford GT: Andy Priaulx, Harry Tincknell

Foto: Marc Fleury

Neulich im Fahrerlager von Le Mans: Treffen sich zwei GTE-Pro-Werksfahrer am Rande des Testtages und unterhalten sich mit dem Schreiber dieser Zeilen über die bevorstehende 86. Auflage der 24 Stunden von Le Mans. Sagt der eine: "17 GTE-Pro-Autos von sechs Marken, alle top besetzt. Dazu noch 13 Autos in der GTE-Am-Kategorie. Das wird der Hammer!" Entgegnet der andere mit einem breiten Grinsen: "Das ist wie DTM, nur viel besser!"

Diese kleine Szene am Rande des offiziellen Vortests für das Rennen am kommenden Samstag und Sonntag drückt genau das aus, was alle Beteiligten in der GTE-Szene der WEC aktuell empfinden. Der Wettbewerb ist offen, hart, fair und voller Spektakel. Die Piloten haben ihre helle Freude, die Fans sollen angesichts der Schlacht zwischen Aston Martin, BMW, Corvette, Ferrari, Ford und Porsche frohlocken. "Alonso lockt die Fans an, wir liefern denen dann die Show", sagt Ford-Werksfahrer Stefan Mücke.

#91 Porsche GT Team Porsche 911 RSR: Richard Lietz, Gianmaria Bruni, Frédéric Makowiecki

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Foto: Marc Fleury

Angesichts der eher geringen Spannung im Kampf um den Gesamtsieg hat die GTE-Meute die große Chance, etwas mehr in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Dass die Szene für unfassbares Spektakel gut ist, wurde nicht zuletzt im Rennen 2017 deutlich. Damals entschied sich der Kampf der Werksteams erst in der allerletzten Runde. 24 Stunden lang gab es einen engen Kampf auf Augenhöhe, mit Berührungen, mutigen Überholmanövern auf der letzten Rille und viel Drama.

Topfahrer in GTE-Pro-Klasse: Harte Kämpfe angesagt

"Wir haben 17 Autos, alle bärenstark besetzt. Da wirst du über 24 Stunden die ganze Zeit in Kämpfen stecken", freut sich Mücke vor seinem elften Start bei den 24 Stunden von Le Mans. "Egal, was passiert: Die Konkurrenten sind immer um dich herum. Das wird eine Schlacht. Schön ist, dass überall absolute Topfahrer drin sitzen. Das sind alles Leute, mit denen man gut kämpfen kann. Die wissen, wie es geht und machen keinen großen Mist."

Mücke gehört mit seiner Ford-Werksmannschaft zum Favoritenkreis - sofern man diesen angesichts des engen Feldes überhaupt benennen kann. Die Amerikaner schicken auch in diesem Jahr vier Autos in den Wettbewerb. Porsche, in allen bisherigen Aufeinandertreffen der Werke 2018 immer auf Augenhöhe, geht mit gleicher Stärke dagegen. Erstmals setzen die Zuffenhausern werksseitig vier 911 RSR ein. Auch Ferrari hat ein zusätzliches, also drittes Auto auf der Nennliste.

#66 Ford Chip Ganassi Racing Ford GT: Stefan Mücke, Olivier Pla, Billy Johnson

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Foto: Marc Fleury

"Beim Test wurde klar, dass Ford und Porsche unverändert vorne sind und Ferrari zusammen mit BMW etwas zurückliegt", heißt es von der AF-Corse-Mannschaft vor dem Klassiker in Frankreich. Entspricht dies der Wahrheit? Nein, sagen alle Konkurrenten unisono. Ferrari wird an der Spitze mitkämpfen. Ein Blick auf die bisherigen Daten deutet dies an. So konnte Davide Rigon, der sich die Startnummer 71 mit Sam Bird und Miguel Molina teilt, in Spa im allerletzten Stint plötzlich das Tempo der Spitze locker mitgehen.

"Wir wissen, dass ihr Le-Mans-Kit im Windkanal gemessen wurde. Da vertrauen wir der FIA und dem ACO, dass sie die BoP richtig hinbekommen. Aston Martin ist das große Fragezeichen. Da haben wir keine Referenz", erklärt Porsche-GT-Projektleiter Pascal Zurlinden. Der neue Aston Martin Vantage konnte trotz der umfangreichen Vorbereitung mit rund 35.000 Testkilometern bislang nicht überzeugen. Die Briten hoffen auf eine verbesserte Einstufung für das Rennen in Le Mans.

Aston Martin: Ist der neue Vantage wirklich langsam?

"Der ACO weiß, dass es uns an Tempo fehlt. Das war auch in Spa so. Wir sind zuversichtlich, dass es für das Rennen noch Anpassungen geben wird", meint Aston-Martin-Rennleiter John Gaw. Die Konkurrenz rollt mit den Augen. "Wir hatten ein Meeting aller GTE-Hersteller und haben uns darauf geeinigt, auf das Sandbagging zu verzichten. Nur der Vertreter in Grün hat da wohl nicht zugehört", schüttelt ein hochrangiger Vertreter eines anderen Werksteams mit dem Kopf. Die wahre Performance des Vantage hat man noch nie gezeigt.

"Wir haben das bei Aston schon in Spa gesehen. In einer Runde fährst du ganz normal auf der Geraden hinter deren Autos her, in der nächsten Runde fährst du denen plötzlich fast ins Heck. Da denkst du, dass die ein technisches Problem haben oder so etwas. Sehr auffällig ist das", schmunzelt Stefan Mücke, der jahrelang in Diensten der Briten stand und deren Liebe zum Sandbagging genauestens kennt. "Was die bisher gemacht haben, war ein schlechter Witz. Damit müssten sie sich eigentlich selbst schaden."

#95 Aston Martin Racing Aston Martin Vantage AMR: Marco Sorensen, Nicki Thiim, Darren Turner

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Foto:

Auch BMW hatte beim Prolog in Le Castellet, im Rennen von Spa-Francorchamps und beim Vortest einen Rückstand. Allerdings sendeten die Münchener ausreichend Signale, die auf gute Konkurrenzfähigkeit des neuen BMW M8 GTE hindeuten. In Spa war es Farfus-Ersatzmann Tom Blomqvist, der das Potenzial bei einer plötzlich um rund 1,5 Sekunden schnelleren Rundenzeit mal zeigte. Beim Vortest konnte sich BMW als schnellster Verfolger von Porsche und Ford positionieren. Alle Hersteller werden nahezu gleichauf liegen.

Datenanalyse sei Dank: BoP ist immer besser geworden

"Meine Erwartungen für Le Mans sind wie immer sehr hoch. Ich denke schon, dass wir wettbewerbsfähig sein werden. Dafür wird der ACO sorgen", meint Aston-Martin-Vollgastier Nicki Thiim. "Im vergangenen Jahr hat man es auch geschafft, dass alle Autos innerhalb von nur vier Zehnteln liegen - eine krasse Nummer! Dieses Jahr sind 17 Autos in unserer GTE-Pro-Klasse. Das wird sehr lustig", so der Däne. "Außerdem: Man muss nicht gewinnen, um Spaß zu haben. Schöner ist aber schon, wenn man vorn dabei sein kann."

Ein genauer Blick auf die Daten des Vortests zeigt, dass alle Autos gleichermaßen gut aufgestellt sind. Beispiel Porsche-Kurven, in denen das Abtriebsniveau deutlich wird: BMW knapp vor Porsche, Aston Martin, Ford und Corvette. In der engen Ford-Schikane zeigte sich ein ähnliches Bild. Dass die vier Ford GT in allen Topspeed-Messungen vorne lagen, liegt einerseits am Konzept des Autos (viele bezeichnen den Ford als Prototypen), andererseits daran, dass die Konkurrenz nie bis zum Ende Vollgas gab. Diese kleinen Spielchen werden bald keine Rolle mehr spielen.

#81 BMW Team MTEK BMW M8 GTE: Martin Tomczyk, Nicky Catsburg

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Foto: Marc Fleury

"Der Prozess der BoP-Findung ist besser geworden. Wir hatten allein vor dem Prolog schon vier Herstellermeetings, wo wir Analysen und Daten ausgetauscht haben. Da wird komplett offen gesprochen. Wir wollen die gleiche Show bringen wie im vergangenen Jahr. Dieses Ziel haben wir alle gemeinsam", erklärt Porsche-Einsatzleiter Pascal Zurlinden. Auch wenn im Hintergrund noch politisch agiert und um neue Einstufungen gerungen wird, so spricht rein gar nichts gegen einen engen Kampf aller 17 Pro-Autos.

"Das Feld liegt wirklich eng beieinander", sagt BMW-Pilot Martin Tomczyk. "Eine Vorhersage zu machen ist extrem schwierig", so Stefan Mücke. "Porsche und wir werden ziemlich nahe beieinander sein. Da freuen wir uns auf einen tollen Achtkampf. Corvette wird dabei sein. Von Ferrari wissen wir, dass sie sich mit ihren Mitteln schon dahin drehen werden. Spannend wird es allemal. Bei BMW wird auch was gehen, wenn es ernst wird. Und Aston kann es auch, wenn die mal wollen", schätzt der Berliner die Ausgangslage ein. Dadurch wird klar: Es kann kaum über Performance allein gewonnen werden.

Strategie, Reifen und Servicefreundlichkeit als Faktoren

"Bei einem solch engen Wettbewerb zählt dann nicht nur der schiere Speed im Rennen", meint Porsche-Mann Zurlinden. "Ein Auto muss für den Fall der Fälle servicefreundlich sein. Wir wollen, dass bei uns beispielsweise ein Bremsenwechsel an allen vier Rädern weniger als eine Minute dauert." 2017 zeigte, dass in der GTE-Pro-Schlacht mit allen Mittel gekämpft wird. Porsche verzichtete ganz auf den üblichen Bremsenwechsel - eine absolute Neuheit in Le Mans.

"Ganz wichtig ist auch die Strategie", so Zurlinden weiter. "Diese wird immer schon vor dem Rennstart durchdacht. Man muss für alle erdenklichen Szenarien gerüstet sein. Was passiert, wenn ein Safety-Car kommt? Wie reagiere ich bei einem Reifenschaden? Wechsle ich dann alle Reifen oder nur den einen? All das kann ich vorher unter Berücksichtigung gewisser Kriterien festlegen, weil man das nicht im Livebetrieb alles durchspielen kann."

#64 Corvette Racing Chevrolet Corvette C7.R: Oliver Gavin, Tommy Milner, Marcel Fassler

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Foto: Marc Fleury

"Zusätzlich haben wir natürlich eine Strategiesoftware im Hintergrund laufen - auf einer Amazon-Cloud, um mal ein bisschen aus dem Nähkästchen zu plaudern. Diese Software rechnet pro Sekunde mindestens 450 Szenarien durch. Sie dient der Optimierung der Strategie", so der Porsche-Projektleiter. Grinsend fügt er an: "Lustig sind immer Situationen, wo man eigentlich festgelegt hat, dass man unter gewissen Umständen der Marschroute des Führenden folgt. Was ist denn, wenn man selbst in Front ist? Lustig, so etwas!"

Neben Strategie und Servicefreundlichkeit steht ein weiteres Element im Fokus: die Michelin-Reifen. Die Franzosen haben zur aktuellen WEC-Saison 2018/19 noch einmal veränderte Pneus gebracht. Diese gilt es genauestens kennenzulernen, um bei wechselnden Bedingungen zu jeder Zeit die richtige Wahl der Mischung zu treffen. "Wenn wir in diesem Jahr alles richtig machen, die Reifen funktionieren und wir strategisch richtig handeln, dann haben wir eine gute Chance auf das Podest und auch auf den Sieg", meint Richard Lietz, der sich seinen "Rothmans-911er" #91 mit Gimmi Bruni und Fred Makowiecki teilt.

Wenn die Amateure nicht wissen, was sie tun ...

"Die Erwartungen an uns sind klar. Die Größe des Engagements macht ganz deutlich, dass Porsche zum 70. Geburtstag unbedingt um den Sieg fahren will - ohne Frage. Die Chancen sollten nicht schlecht sein", meint auch Timo Bernhard. Der Saarpfälzer kommt als amtierender Gesamtsieger zu den 24 Stunden von Le Mans 2018. "Wenn Porsche nach Le Mans kommt, dann ist die Erwartung immer gleich: Der Sieg zählt und nicht im Kreis zu fahren", stellt Kevin Estre klar. Auf dem Weg zu einem möglichen Erfolg warten an der Sarthe zahlreiche Stolpersteine.

#51 AF Corse Ferrari 488 GTE EVO: Alessandro Pier Guidi, James Calado, Daniel Serra

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Foto:

"Mal schauen, wie sich die LMP2-Autos da einmischen", meint Stefan Mücke. "Wenn man beim Testtag mal geschaut hat, dann muss man sagen, da sind schon teilweise ganz besondere 'Helden' dabei. Der ein oder andere sollte sich vielleicht fragen, ob er nicht besser etwas anderes machen sollte - vielleicht besser Golf oder so. Nun gut, das hat man jedes Jahr in Le Mans. Im Rennen wird es meist im Lauf der Zeit besser. Manche lernen, andere sortieren sich von selbst aus. Dann passt das."

Die 13 Fahrzeuge in der GTE-Am-Kategorie kommen von den Marken Ferrari, Porsche und Aston Martin. Sechs 911 RSR treffen auf fünf 488 GTE und zwei Vantage. Favoriten? Kaum eindeutig auszumachen, wenngleich Pedro Lamy, Paul Dalla Lana und Mathias Lauda im Aston Martin #98 oft genannt werden. "Aber das wird sehr, sehr schwer", meint Lauda. "Uns haben sie über die BoP heftig eingebremst. Da haben wir eigentlich kaum eine echte Chance."

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