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IMSA-GTLM-Aus: Wie reagiert die WEC? - Drei Szenarien

Die GTE-Kategorie bricht zusammen wie ein Kartenhaus - Zieht die WEC nun nach? - Drei Szenarien, wie die GT-Zukunft in der Langstrecken-WM aussehen könnte

Ist die GTE-Kategorie nicht mehr zu retten? Die IMSA wirft den kranken Mann für 2022 über Bord und ersetzt die GTE-Boliden (GTLM) durch GT3-Fahrzeuge (GTD Pro). Natürlich stellt sich die Frage: Wie geht es jetzt in den ACO-Serien weiter?

Der ACO ist der größte Verfechter der GTE-Kategorie. Anfang der 2010er-Jahre gab es einen Split im GT-Sport zwischen dem ACO und Stephane Ratel: Der ACO verbannte die damals schwächelnde GT1-Kategorie aus Le Mans und setzte ganz auf die GT2-Formel (neue Bezeichnung: GTE), die zu jenem Zeitpunkt sehr gut lief. Ratel setzte mit seiner SRO ganz auf die GT3, als die GT1 nicht mehr zu retten war.

Zunächst schien die Koexistenz gut zu funktionieren: Die GTE wurde zu einem Anlaufbecken für Hersteller. Die GT3-Kategorie boomte derweil im Kundensport- und Semi-Werks-Segment. Sie legte einen nie gesehenen weltweiten Erfolg von GT-Boliden hin, der in seinen Ausmaßen nur mit den Kassenschlagern Gruppe A und Super Touring in den 1980er- und 90er-Jahren vergleichbar ist.

Die GTE ist immer die teurere der beiden Klassen gewesen, obwohl sie nur geringfügig schneller ist als die GT3. Seit 2019 befindet sich die Kategorie jedoch in einem Sturzflug. Die Abschaffung der GTE-Boliden in der IMSA SportsCar Championship 2022 ist der vorläufige Höhepunkt dieser Entwicklung. Ist die GTE nun tot? Das hängt davon ab, wie der ACO reagiert.

Die letzten Refugien der GTE-Klasse sind die Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) und die europäische Le-Mans-Serie (ELMS). Die WEC musste gerade mit dem Aston-Martin-Ausstieg aus der GTE Pro einen schweren Rückschlag hinnehmen. In beiden Serien gibt es jedoch einen kleinen, aber funktionierenden Kundenmarkt für GTE-Fahrzeuge.

Wir konzentrieren uns in diesen Szenarien auf die WEC. Für die ELMS würden analoge Gegebenheiten gelten. Nur, dass hier GT-Sport grundsätzlich Kundensport ist und Werksteams verboten sind.

Szenario 1: GTE Pro wird gestrichen, GTE Am bleibt

In diesem Szenario würde die GTE-Kategorie vorerst bleiben, allerdings als reine Amateurklasse. Porsche könnte nach 2021 aus der GTE Pro aussteigen und sich ganz auf den Hypercar-Einstieg 2023 mit dem LMDh-Projekt konzentrieren. Ferrari würde durch die Dynamik in die Hypercar-Klasse gezwungen werden - oder wäre in Le Mans nur noch durch vereinzelte Kundenteams vertreten.

Salih Yoluc, Jonathan Adam

Der Kundenmarkt in der GTE ist klein, aber er funktioniert

Foto: Motorsport Images

Perspektiven: Die GTE-Kategorie würde so - vorerst - überleben. Teams, die sich gerade frisch mit GTE-Fahrzeugen eingedeckt haben (so hat Porsche im Jahr 2020 zehn 911 RSR-19 verkauft), könnten somit die Fahrzeuge noch einsetzen und mit ihnen Geld verdienen.

Probleme: Von den GTE-Fahrzeugen, die auf dem Kundenmarkt angeboten werden (Porsche, Ferrari, Aston Martin) ist nur noch der Aston Martin Vantage ein aktuelles Fahrzeug. Der Ferrari 488 wird seit 2019 nicht mehr produziert. Der Porsche 911 RSR-19 basiert auf der Baureihe 991.2, die ebenfalls Ende 2019 ausgelaufen ist.

Es wäre also lediglich eine Verlängerung der Überlebensfrist. Denn es ist kaum davon auszugehen, dass die Hersteller bereit sind, neue GTE-Fahrzeuge rein für Kunden zu konstruieren, wenn es im GT3-Bereich einen deutlich größeren Volumenmarkt gibt. Außerdem wäre zu klären, was in der Saison 2022 geschieht. Ferrari und Porsche müssten ein Jahr Auszeit nehmen - was sie aber bei einem zweiten Jahr mit vier GTE-Pro-Startern wohl ohnehin tun werden.

Szenario 2: Komplettumstellung auf GT3

Es wäre der ultimative Triumph für Stephane Ratel: Der ACO schafft die GTE-Kategorie ab und stellt analog zur IMSA auf GT3 um. Damit würden die GTE-Fahrzeuge ins Museum rollen. GT3 würde den Weltmarkt beherrschen, doch bei Fragen nach der Zukunft der Klasse würden weitere Parteien mitreden wollen. Der Triumph könnte für Ratel zum Pyrrhus-Sieg werden.

Perspektiven: Der Markt für GT3-Fahrzeuge würde noch einmal erweitert werden und den GT3-Teams weitere Perspektiven eröffnen. Autos nach GT3-Reglement wären weltweit bei allen wichtigen Rennen einsetzbar.

Eine GT-Weltmeisterschaft für professionelle Teams könnte sich über WEC- und IGTC-Läufe erstrecken und theoretisch sogar noch zusätzlich das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring mitnehmen. Viele Hersteller träumen davon, alle großen, wichtigen GT-Rennen in einer Meisterschaft zu haben.

Blancpain GT Series Endurance Cup, Start

Eine Umstellung auf GT3 könnte zu einer Explosion der Le-Mans-Nennungen führen

Foto: SRO/Jules Benichou

Probleme: Zunächst einmal wären alle Teams gekniffen, die sich mit GTE-Fahrzeugen eingedeckt haben. Informationen von 'Motorsport.com' zufolge ist die Bereitschaft der Hersteller, die alten GTE-Fahrzeuge für vergünstigte GT3 zurückzunehmen, sehr gering. Es bliebe noch die Möglichkeit, die Boliden an einen Sammler zu verkaufen.

Außerdem würde der ACO bei einer Einführung der GT3-Kategorie vermutlich eine dreistellige Anzahl von Nennungen erhalten, wenn die günstige GT3-Kategorie in Le Mans eingeführt wird. Ein Luxusproblem, das aber dennoch ein Problem für das Selektionskomitee wäre.

Szenario 3: WEC als eine reine Prototypen-Serie

Es wäre eine Rückkehr zu alten Gruppe-C-Zeiten: Die Langstrecken-Weltmeisterschaft würde sich zu einer reinen Prototypenserie wandeln. GT-Fahrzeuge waren in Le Mans - von einer kurzen gesamtsiegfähigen Zeit in den 1990er-Jahren abgesehen - stets Feldfüller.

Mit dem LMDh-Boom am Horizont könnte sich die WEC in eine reine Prototypen-Meisterschaft verwandeln. Hypercars (LMH + LMDh) und LMP2-Boliden wären die Zukunft der WEC. GT-Sport fällt in die Hände der SRO.

Perspektiven: Prototypen- und GT-Sport könnten sauber getrennt werden. ACO und SRO machen das, was sie am besten können. Der GT-Weltmeisterschaftstitel würde - sofern Ratel bereit ist, das teure WM-Prädikat zu bezahlen - auf die IGTC übergehen.

Dank der günstigen LMDh, die auch Kundeneinsätze zulässt, ist die Hypercar-Klasse auf der Überholspur. Die mittelfristig geplante Wasserstoff-Klasse ist ebenfalls eine Prototypen-Kategorie. Potenzial, ohne GT-Fahrzeuge auszukommen, ist in der WEC also vorhanden. Sie würde über ein deutlich homogeneres Feld verfügen und die Bedeutung des Überrundungsverkehrs würde abnehmen.

Für das Thema Le Mans gäbe es dank der LMP3-Kategorie eine Lösung, mit Verzicht auf GT-Fahrzeuge ein volles Feld zu garantieren. Alternative: Für das 24-Stunden-Rennen werden GT3 zugelassen.

Mike Conway, Kamui Kobayashi

Eine WEC ohne GTs? Die LMDh könnte die Starterzahlen ausreichend hochtreiben

Foto: Motorsport Images

Probleme: Für 2022 käme dieser Schritt definitiv zu früh. In der WEC 2021 sind 16 Teams mit Prototypen eingeschrieben - zu wenig für eine vernünftige Show. 2022 kommt Peugeot hinzu, doch das Gerüst ist fragil. Der ACO würde die GT-Teams verlieren, weil ein Einsatz von Prototypen ganz andere Anforderungen stellt, unter anderem beim Thema Aerodynamik.

Auch wäre es eine riskante Wette auf den - durchaus lukrativen - Prototypensektor. Der Untergang der alten FIA-Sportwagen-Weltmeisterschaft hat gezeigt, wie fragil so ein Gebilde ohne GT-Fahrzeuge sein kann. Beim allerletzten Rennen in Magny-Cours 1992 standen noch ganze acht Autos am Start. Eine solche Blamage kann sich der ACO nicht erlauben.

Natürlich winkt auch hier der Rettungsanker LMP3. Doch die Frage wäre, welcher LMP3-Finanzier wirklich bereit wäre, ein Vielfaches der ELMS-Kosten zu zahlen, um 6-Stunden-Rennen in Bahrain oder Fuji zu fahren.

Was ist realistisch?

Unterm Strich ist Szenario 2 die sicherste Variante, weil sie volle Startfelder garantiert. Unter dem Aspekt der Risikominimierung wäre das die offensichtlichste Variante. Allerdings müsste der ACO über seinen eigenen Schatten springen und wieder mit Stephane Ratel zusammenarbeiten - eine nicht ganz unproblematische Konstellation.

Daher wäre auch eine Kombination aus Szenario 1 und 3 denkbar: Die GTE Am wird bis 2022 oder 2023 beibehalten. Wenn genügend Hypercar-Hersteller eingestiegen sind, wird die GT-Kategorie gestrichen. Unter Gerard Neveu wäre das nicht passiert. Doch beim ACO hat es ein personelles Erdbeben gegeben, in dessen Zuge nicht nur Neveu gegangen ist. Wie die neue Führung zu dem Thema steht, bleibt abzuwarten.

Auch die WEC als solche wird sich hinterfragen müssen, ob sie als Standalone-Serie weiterexistieren will. Eine mögliche Alternative einer WEC nach ILMC-Vorbild hat Jamie Klein bereits gezeichnet

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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