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Jani & Lotterer exklusiv: Warten auf den Schluckauf ...

Andre Lotterer erklärt, warum er an Toyotas Stelle niemals Fernando Alonso verpflichtet hätte, und spricht mit Neel Jani über Rebellions Chancen in Le Mans

#1 Rebellion Racing Rebellion R-13: Andre Lotterer, Neel Jani, Bruno Senna

#1 Rebellion Racing Rebellion R-13: Andre Lotterer, Neel Jani, Bruno Senna

JEP / Motorsport Images

Es gilt im Le-Mans-Paddock als offenes Geheimnis, dass Toyota vom ACO für das 24-Stunden-Rennen 2018 quasi ein Blankoscheck zum Gewinnen ausgestellt wurde. Und zwar in Form einer Performance-Garantie, die die anderen LMP1-Teams einbremst. Offen gesprochen wird darüber nicht. Aber die Gegner, die die Fakten kennen, nehmen sich diesbezüglich kein Blatt vor den Mund.

Darauf spielen die Rebellion-Haudegen Andre Lotterer und Neel Jani zu Beginn des exklusiven Interviews mit 'Motorsport-Total.com' an. Gut gelaunt stellen sich die beiden, die aus ihrer Zeit bei Audi beziehungsweise Porsche erfolgsverwöhnt sind, unseren Fragen - und erklären, wie sie sich in den vergangenen Wochen mit der Rolle des Außenseiters angefreundet haben.

Frage: "Andre, Neel, wie schätzen Sie den Wettbewerb gegen Toyota und die anderen LMP1-Konkurrenten in diesem Jahr ein?"

Andre Lotterer: "Mit SMP ist es glaube ich ziemlich eng. Mit Toyota gibt es keinen Wettbewerb."

Neel Jani: "Da warten wir nur darauf, dass sie Schluckauf haben!"

Frage: "Wie fühlen Sie sich in puncto Auto vorbereitet? Abgesehen vom Ginetta ist es das Auto mit der geringsten Laufleistung in der Vorbereitung."

Jani: "Wir wussten immer, dass wir vor Le Mans im Vergleich zu den anderen Teams nicht viel testen werden. Deshalb wurde von Rebellion auch das ORECA-Chassis ausgewählt. Die wissen schon, was sie tun. Auch der Gibson-Motor: Das sind alles Komponenten, die sich schon bewiesen haben. Ich glaube, dass nicht alle Komponenten das Beste sind, was man haben kann. Es gibt sicher stärkere Motoren. Aber letztendlich wissen wir alle: Auch wenn wir einen stärkeren Motor hätten, könnten wir Toyota eh nicht schlagen. Das bringt uns also nix."

"Für uns geht's in diesem ersten Jahr wirklich darum, Komponenten zu haben, die bewiesen sind und dann hoffentlich auch halten. Denn nur so kann man dieses Jahr Le Mans gewinnen. Da hat Rebellion gut ausgewählt und sich für eine gute Strategie entschieden. Jetzt müssen wir noch den Rest rausholen und uns in Position bringen, damit wir dann auch wirklich davon profitieren können."

Lotterer: "Und seitdem wir in Paul Ricard zum ersten Mal auf der Strecke waren, wurde das Auto wirklich jedes Mal mit großen Schritten besser, was das Set-up angeht. Wir hatten eine ziemlich limitierte Anzahl an Tests, aber jedes Mal, wenn wir auf der Strecke sind, lernen wir mehr über das Set-up. Das ist immer in eine gute Richtung gegangen. Und hier wird es hoffentlich nochmal einen Schritt geben."

Jani: "Jede Stunde, die wir fahren, finden wir was. Vom Test bis hierher, jetzt nochmal von Mittwoch auf Donnerstag: Wir haben viele Dinge ausprobiert, und für uns ist jede Runde Gold wert. Wir finden noch so vieles."

Lotterer: "Manchmal sind das Quantensprünge. Aero, Plattform, dies und das. Das Team hat zwar Erfahrung, aber es ist das erste Mal, dass es mit so viel Abtrieb fährt, mit den Michelins: Das sind lauter Kleinigkeiten, die alle zusammenpassen müssen. Du musst in die beste Aero-Konfiguration kommen, die beste Chassis-Balance finden, die Reifen - das muss alles zusammenkommen. Und das ist mit großen Schritten besser und besser geworden."

Frage: "Sie beide kennen das von früher, in kleinen Teams zu fahren. Zuletzt waren Sie aber jahrelang in Werksteams, wo sich die Welt ein bisschen anders dreht. Wie schön, schrecklich oder schwierig ist das?"

Lotterer: "Ich bin ziemlich entspannt (lacht; Anm. d. Red.)! Es kommt drauf an, was man für Erwartungen hat. Wenn man 200 Millionen Budget hat, kann man hohe Ansprüche haben, und man will das und das und das haben. Dann werden einfach neue Teile gemacht, das Auto wird für jedes Teil neu homologiert, was jedes Mal 1.000 Euro kostet."

"Hier geht nicht alles so. Natürlich haben wir mit ORECA im Hintergrund gute Ressourcen, aber dadurch, dass das Projekt ziemlich jung ist, gab's am Anfang einfach ganz andere Prioritäten. Es war ein Rennen gegen die Zeit. Das mussten wir beide erstmal verstehen. Die nehmen das Projekt schon ernst, sonst hätten sie nicht solche Topfahrer ausgesucht. Neel und ich haben eine Erfahrung, die man nicht so locker findet. Wir wissen, was Audi und Porsche macht, und das können wir alles einbringen. Aber das geht nicht von heute auf morgen. Es gibt bei uns kurzfristige Themen und langfristige Themen."

Jani: "Wir müssen wirkliche Prioritätenlisten machen und die Punkte, die auf dieser Liste nicht weit oben stehen, die werden dann halt auch ein Jahr lang nicht kommen. Das wird dann halt im zweiten Jahr kommen."

Frage: "Rein vom Fahren her: Ist es einfacher, in einem Privatteam mit einem weniger komplizierten Auto, das aber trotzdem ziemlich schnell ist, zu fahren?"

 

Lotterer: "Jein. Wenn du bei den Hybridautos die ganze Komplexität verstanden hattest, die dahinter steckt, waren das eigentlich alles Werkzeuge, um die Balance des Autos zu verbessern. Und du hattest die ganze Armada im Hintergrund, die dir gesagt hat: 'Du, mach die Einstellung oder die Einstellung, denn du hast da ein bisschen Micro-Locking.' Oder: 'Du musst die Migration da ändern oder das ändern.' Die waren ständig auf den Daten und konnten uns ständig was empfehlen, und wir konnten die Werkzeuge ja auch nutzen."

Jani: "Wir haben ja während des Fahrens schon gesagt: 'Schau mal, Kurve hier, ich habe das und das Problem.' Während des Fahrens! Dann haben die schon während des Fahrens geschaut, was man da machen könnte, und sie haben mir dann schon während des Fahrens gesagt, was ich verstellen soll. Wenn ich an der Box war, haben sie es spätestens geändert."

Lotterer: "Hier gibt es diese Werkzeuge nicht, sondern hier hast du ein bisschen mehr selbst zu tun. Es ist ein bisschen sportlicher zu fahren, denn diese ganzen Systeme haben das Auto im Endeffekt stabil gehalten. Hier musst du selbst ..."

Jani: "Die Jungs im Hintergrund haben nicht die Kapazitäten, sich das während des Fahrens anzuschauen. Wenn ich denen sage, 'Schikane 1, Auto springt die ganze Zeit', schaut sich das bis nächsten Tag niemand an."

Lotterer: "Die Systeme sind auch ganz anders. Du kannst gar nicht Kurve für Kurve was anderes einstellen. Mit vielen Sachen sind wir noch am Anfang. Das müssen wir mit dem Fahrstil ein bisschen kompensieren. Aber der Kurvenspeed macht mehr Bock und ist hier schneller. Weil wir viel mehr Aero-Punkte haben als früher."

Jani: "Wir sind konzeptionell glaube ich ein bisschen zu Aero-lastig."

Lotterer: "Das war ja verlockend. Am Anfang haben sie gesagt: 'Schau, Privatteam, da kriegst du einen Haufen Leistung!' Dann kommst du rein und wirst runtergestuft, runtergestuft, runtergestuft. Du hast deine ganzen Berechnungen so und so gemacht, und dann fehlt dir auf einmal Topspeed. Wir sind auf dem Aero-Minimum."

Jani: "Darum ist das Fahren jetzt komplett anders im Verkehr. Früher wussten wir, dass wir auf die Gerade rausbolzen, denn da gewinnen wir die Zeit. Jetzt kriegen wir ein, zwei Autos in den Weg - und du verlierst vier Sekunden, bumm! Und du denkst: 'Scheiße, ich hatte 90 Prozent der Runde alles frei. Aber zwei Autos getroffen, und ich verliere vier, fünf Sekunden.'"

Frage: "Sind die LMP2-Autos zu schnell?"

Jani: "Auf den Geraden sind die gleich schnell wie wir."

Lotterer: "Nein. Ich glaube, das ist unser Konzept. Wir haben einfach ein bisschen zu viel Aero ausgewählt. Ich denke nicht, dass die zu schnell sind. Wir sind einfach ein bisschen zu stark eingebremst."

Jani: "Es ist eine Frage des Konzepts. Du musst ja überleben, wenn du alleine fährst und wenn du im Verkehr fährst. Das ist eine komplett andere Situation. Und da müssen wir uns schon ein bisschen ändern, glaube ich."

Frage: "Letzte Frage: Gefällt es euch, dass Fernando Alonso hier alles überstrahlt?"

Lotterer: "Das ist irrelevant."

Jani: "Am Schluss der Ratio haben Porsche, Audi und alle verloren. Denn jetzt denken sie, dass sie auch andere solche Fahrer nach Le Mans kriegen, wenn sie nur den Kalender anpassen."

Lotterer: "Allgemein ist es eine coole Nummer für die Meisterschaft. Was er macht, ist eine Challenge. Er fährt gleichzeitig WEC und Formel 1. Das sind viele Rennen, die zusammenpassen müssen. Es ist normal, dass die ganzen Fans zu ihm gehen. Das ist Formel 1, das ist ein Hype. Aber ich kenne ihn. Wir fahren zusammen Go-Karts, seit ich 13 bin. Für mich persönlich ist das irrelevant. Für die WEC und das Rennen ist es medienmäßig sicherlich eine coole Attraktion."

Jani: "Aber man muss sich immer fragen: Wenn man einen Fahrer braucht, um eine ganze Serie hochzubekommen, wo liegt dann das Problem?"

Frage: "Böse gesagt ist das für Sie ein Arschtritt. Man findet Sie offenbar nicht gut genug, um die Serie zu promoten."

Lotterer: "Ja. Es hieß immer, wir sind die Stars der Serie - aber dann kommen die Formel-1-Jungs und die werden hochgejubelt. Tja. Wir hatten bei der Autogrammstunde an unserem Tisch die meisten Le-Mans-Siege. Das vergessen die Leute. Aber wie gesagt: Für mich persönlich ist das komplett irrelevant."

Jani: "Es stimmt schon, es ist irrelevant. Aber wenn man sich grundsätzliche Fragen stellen will, kann man sich die halt schon stellen."

Lotterer: "Im Endeffekt ist er in Le Mans Rookie. Wenn ich ein Werk bin mit so einem riesen Einsatz und ich meine große Chance habe, nehme ich nie im Leben einen Rookie. Ob das jetzt ein Alonso ist oder wer auch immer."

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