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Kolumne: Das ACO-Machtwort, wenn man keines sprechen sollte

Dass der ACO ByKolles auf die Reserveliste setzt, mag in Anbetracht der Saison 2019/20 verständlich anmuten, ist im größeren Maßstab aber ein Fehler

Liebe Freunde der Mini-LMP1,

als die provisorische Starterliste für die 88. Auflage der 24 Stunden von Le Mans mit nur sechs LMP1 und ohne ByKolles veröffentlicht wurde, ging zunächst ein Schock durch die Langstrecken-Spezialisten in der weltweiten Redaktionsgemeinschaft des Motorsport Network.

Schließlich hatten wir exklusiv verkündet, dass das Team von Colin Kolles für die 6 Stunden von Spa und die 24 Stunden von Le Mans noch einmal mit seinem Enso P1/01 zurückkehren wird. Hatten wir also einen dicken Fehler gemacht? Wir waren für kurze Zeit ziemlich fassungslos.

Erst nach ein paar Minuten kam jemand auf die Idee, mal auf die Reserveliste zu schauen. Und derjenige staunte nicht schlecht. Letztlich staunten wir alle nicht schlecht.

Dass dieser Prozess Minuten dauerte, zeigt, wie undenkbar das Szenario geworden ist, das der ACO nun doch angewandt hat - erstmals seit 2012: dass ein LMP1 auf die Reserveliste gesetzt wird.

Tatsächlich verzichtet der ACO lieber auf ein Auto in seiner wichtigsten Klasse, die dringend jeden Starter benötigt, statt ein Team mit aufzunehmen, das der WEC den Rücken gekehrt hat. Und das auch nur für ein Jahr, wie die Kolles-Mannschaft immer betont hat, um ihr Hypercar zu entwickeln.

Das Machtwort: Le-Mans-Topklasse nur mit WEC

Zunächst einmal dürfte ByKolles dieses Jahr noch die Chance zum Start bekommen. Dass die Nummer zwei auf der Reserveliste aufrückt, ist äußerst wahrscheinlich. Zumal in der Starterliste Teams stehen, die seit Monaten nichts mehr haben von sich haben hören lassen. Doch darum geht es nicht. Es geht um die Message, die der ACO aussendet.

Und diese ist deutlich: "Wenn ihr einen Startplatz in Le Mans mit theoretischer Gesamtsiegchance sicher haben wollt, fahrt verdammt nochmal unsere WEC!" Sie mag sogar auf den ersten Blick verständlich erscheinen. Das Problem ist aber, dass der ACO momentan nicht in einer Position ist, solche Machtworte zu sprechen.

Zunächst einmal muss man wissen, dass die Nenngebühren zur Saison 2019/20 massiv angehoben wurden. Die Startgebühr beträgt in diesem Jahr 17.000 Euro pro Rennen plus 310.000 Euro für die Teilnahme an der Weltmeisterschaft, insgesamt also 446.000 Euro für die komplette Saison - ohne Steuern! Real ist also locker eine halbe Million weg.

Brendon Hartley, Bruno Senna, Gustavo Menezes, Kazuki Nakajima, Norman Nato, Sebastien Buemi, Toyota TS050 Hybrid, Rebellion R13

Die Nenngelder in der LMP1 wurden massiv angehoben

Foto: LAT

Das ist mehr als doppelt so viel wie in der jüngeren Vergangenheit. Hier ist übrigens auch der Grund anzusiedeln, warum Rebellion in der WEC 2019/20 mit nur einem Auto angetreten ist.

So vergrault man den letzten Kunden

Zum anderen ist das ein katastrophales Signal im Umgang mit einem der treuesten Kunden, die der ACO bislang hatte. Zum Teil hat ByKolles die private LMP1 im Alleingang am Leben gehalten. Und die Mannschaft ist eines von derzeit lediglich drei Teams, die sich offen zur Klasse Le Mans Hypercar (LMH) bekannt haben und auch ein solches Fahrzeug entwickeln.

ByKolles entwickelt also ein eigenes Hypercar für eine Klasse, die spätestens seit der LMDh-Ankündigung schon wieder auf dem Sterbebett liegt. Man fängt fast wieder bei null an, weil der ACO im November 2019 für Aston Martin das komplette Motorreglement über den Haufen wirft.

Das alles als einer von zwei Herstellern, die beim WEC-Saisonauftakt 2020/21 mit einem Hypercar in der Startaufstellung gestanden hätten. Glickenhaus kommt schließlich erst 2021.

Und nun verwehrt der ACO diesem Team den Direktstart in Le Mans, weil es das Geld lieber für die Entwicklung des Hypercars ausgegeben hat, statt nochmal eine volle Saison unter doppelten Nenngeldern zu fahren.

Präsentation in Le Mans war geplant

Übrigens war noch mehr geplant. Das ByKolles-Hypercar könnte längst in Produktion gehen, wenn nicht das Motorreglement geändert worden wäre.

Studie: Hypercar für WEC und Le Mans 2020

Die LMH-Klasse hat bisher nur drei Vertreter, darunter ByKolles

Foto: FIA WEC

Das Fahrzeug hätte bei den 24 Stunden von Le Mans 2020 vorgestellt werden sollen. Das wäre auch für den ACO kostenfreie Publicity für die Hypercar-Klasse gewesen, die jede gute Nachricht dringend benötigt. Ob Doktor Kolles dazu jetzt noch Lust hat, selbst wenn er nachträglich ins Feld rücken sollte?

Jedenfalls sollte der ACO sich endlich mal darüber klar werden, dass die Formel, sich für Werke fast bis zur Unkenntlichkeit zu verbiegen und gleichzeitig klare Kante gegenüber den Kleinen zu zeigen, nicht mehr funktioniert. Die Topklasse braucht die Privatiers in Zeiten, in denen Hersteller Motorsportprogramme mit Verbrennungsmotoren einstellen.

Sich da mit dem Feingefühl einer Planierraupe zu präsentieren, kann man machen. Aber man muss dann auch mit den Konsequenzen rechnen. Die könnte man sich leisten, wenn man eine Klasse mit vier oder fünf Herstellern hätte. Aber nicht in der jetzigen Situation.

Euer

Heiko Stritzke

Mit Bildmaterial von LAT.

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