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Kolumne: Neue SC-Regeln passen nicht zum Charakter der 24h Le Mans

Eine Regeländerung bei den 24 Stunden von Le Mans macht ein Blockbuster-Finish wahrscheinlicher - Gut für die Unterhaltung, passt aber nicht zum Rennen

Kolumne: Neue SC-Regeln passen nicht zum Charakter der 24h Le Mans

Was für eine Story wäre es, wenn das 24-Stunden-Rennen von Le Mans im Jahr seines hundertjährigen Bestehens ein spektakuläres Finale liefern würde - vielleicht das knappste, das es je in seiner Geschichte gegeben hat.

Die Chancen dafür stehen jetzt nicht schlecht. Nicht, weil die glücklichen Zuschauer, die vor Ausverkauf der Tickets noch Karten abgreifen konnten, mit Toyota, Ferrari, Porsche und Co. eines der besten Starterfelder in der Königsklasse seit Jahren sehen werden.

Ein knapper Zieleinlauf wäre großartig für die Zuschauer auf den alten Tribünen gegenüber den Boxen, das Fernsehen und das Image des Rennens, das die Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) dieses Jahr in ein goldenes Zeitalter führt.

Aber was, wenn es komplett künstlich ist? Ist das wirklich, worüber wir am Sonntagabend des zweiten Juniwochenendes reden und schreiben wollen? Ist es das wert?

Dass die Chancen, den Rekord für den knappsten Vorsprung in der Geschichte des großen Rennens zu brechen, gestiegen sind, liegt an einer Änderung des sportlichen Reglements. Und zwar eine, die einen Puristen wie mich richtig vor den Kopf stößt.

Mit dem neuen Reglement fällt das alte Prozedere weg, bei dem drei Safety-Cars auf dem Circuit de la Sarthe im Einsatz sind - zumindest bei Freigabe des Restarts. Stattdessen wird es nur ein einziges SC geben, und das Feld wird dahinter nach Klassen aufgereiht - natürlich mit den Hypercars an der Spitze.

Problem gelöst, Problem geschaffen

Ich will damit nicht sagen, dass das alte System perfekt war. Natürlich war es das nicht und konnte es auch nie sein. Jede Gelbphase hat potenziell einen negativen Einfluss auf das Rennen.

Die "Sau" von Michael Christensen, Kevin Estre und Laurens Vanthoor siegte 2018 aufgrund der alten Safety-Car-Regeln

Die "Sau" von Michael Christensen, Kevin Estre und Laurens Vanthoor siegte 2018 aufgrund der alten Safety-Car-Regeln

Foto: LAT

Es hat Zeiten gegeben, in denen insbesondere der Kampf in den einzelnen Klassen auf den Kopf gestellt wurde. Man denke an 2018 zurück, als die "Sau" von Porsche in der GTE Pro in der Anfangsphase des Rennens unter Safety-Car einen Vorsprung von zwei Minuten erhielt und diesen nie mehr abgab.

Bislang gibt es keine Erklärung für die Änderung. Doch der Verdacht liegt nahe, dass sie aus Gründen des Entertainments vorgenommen wurde. Um die Show aufzupeppen, wenn man so will.

Der ACO Alle Abkürzungen im Langstrecken-ABC erklärt! weiß, dass er mit sieben Marken ein großartiges Produkt hat - und mit der Rückkehr von Ferrari und Porsche in die Königsklasse die richtigen Marken. Quantität und Qualität stimmen - da ist es verständlich, dass man dies einem breiteren Publikum vermitteln möchte.

Aber würde ein künstlicher kurzer, knackiger Sprint zur Zielflagge durch ein spätes Safety-Car den Traditionen von Le Mans gerecht werden? Ich stelle diese Frage als jemand, der nie einen Hehl aus seinem Unmut über die vielen Gelbphasen bei den 24 Stunden von Daytona auf der anderen Seite des großen Teichs gemacht hat.

Eines Jahres beim Florida-Enduro in den Tagen vor der Fusion der Grand-Am zur IMSA - einer Ära, in der die Rennleitung in Bezug auf Gelbphasen weitaus freigiebiger war als heute - habe ich eine Ankündigung gemacht, als das Rennen lief. Oder besser gesagt, als wir darauf warteten, dass sich die Autos hinter dem obligatorischen Safety-Car in der letzten Stunde versammeln.

Meine Bemerkung lautete in etwa so: "Nächstes Jahr komme ich erst ein paar Stunden vor Rennende an die Strecke." Ich sagte, dass der beste Ort, das Geschehen im Auge zu behalten, die Zweigstelle einer bekannten - und politisch nicht besonders korrekten - Bar-Kette auf der anderen Seite des International Speedway Boulevards sei.

WEC-Safety-Car

Selbst auf kürzeren Strecken wie in Sebring kann das Safety-Car bei der WEC enorme Auswirkungen haben

Foto: Motorsport Images

Erst wenn sich das Rennen dem Ende zuneigt, würde ich mich ins Medienzentrum begeben und meinen Platz vor den Bildschirmen Zeitenmonitoren einnehmen.

Europa ist nicht USA

Die Amis werden einem immer erklären, dass Motorsport in erster Linie Unterhaltung ist. Nennt mich altmodisch, aber ich bin da anderer Meinung. Es ist in erster Linie ein Sport, den die Leute in zweiter Linie unterhaltsam finden.

Sport muss fair sein. Deshalb gibt es die Bestrebungen, die Auswirkungen von Gelbphasen auf die Rennen abzuschwächen. In den vergangenen Jahren ging der Trend im europäischen Rennsport dahin, sie im Namen der sportlichen Fairness möglichst zu vermeiden.

Das ist einer der Gründe, warum wir jetzt virtuelle Safety-Cars in der Formel 1 und Full Course Yellows (dasselbe unter einem anderen Namen) bei Sportwagenrennen haben. Dann gibt es noch die Slow Zones in Le Mans, die in Wirklichkeit lokale FCYs sind.

Ein einziges Safety-Car auf einer fünf Kilometer langen Strecke ist eine Sache, ein einziges auf einer Strecke von mehr als 13 Kilometern Länge eine ganz andere. Ein Fahrzeug kann nach 20 Stunden einen Vorsprung von drei Minuten haben. Der würde durch ein Safety-Car komplett vernichtet werden.

Ein dreiminütiger Vorsprung, sagen wir in Monza, würde mehrere Runden ausmachen. Ein Teil des Vorsprungs würde also in jedem Fall bleiben. Deshalb waren die alten Safety-Car-Regeln für das 24-Stunden-Rennen sinnvoll. Die Abstände im Feld wurden mehr oder weniger aufrechterhalten. Für jemanden, der echten Sport sehen möchte, ist das genau das Richtige.

Und wenngleich Langstreckenrennen mit dem modernen Zeitalter und dem Bedürfnis nach "instant gratification" nicht mehr im Einklang stehen mögen, übt Le Mans immer noch einen ungebrochenen Reiz aus.

Der bisher knappste Zieleinlauf in Le Mans: 2011 schlägt Audi Peugeot um weniger als 14 Sekunden

Der bisher knappste Zieleinlauf in Le Mans: 2011 schlägt Audi Peugeot um weniger als 14 Sekunden

Foto: Motorsport Images

Man muss sich nur die Tatsache ansehen, dass die Renntage in Le Mans längst ausverkauft sind. Oder unsere Zugriffszahlen für das Rennen. Es braucht keine Gimmicks, es muss nicht aufgepeppt werden, es muss nicht an ihm herumgepfuscht werden.

Niemand kann vorhersagen, wie sich das neue Prozedere im Juni in Le Mans auswirken wird. Und auch nicht, ob es erst spät im Rennen zum Einsatz kommen wird. Gott bewahre, dass es ein Safety-Car gibt, wenn es nicht wirklich nötig ist, wenn vielleicht eine Slow Zone ausreichen würde.

Wenn die 13,854 Sekunden, die 2011 zwischen dem Audi von Andre Lotterer und dem Peugeot von Simon Pagenaud lagen - der engste Abstand, den es in Le Mans bislang gegeben hat - in diesem Jahr nach einem späten Safety-Car unterboten werden sollten, dann wird das weltweit für Schlagzeilen sorgen. Aber ich vermute, dass ich darüber nur schweren Herzens schreiben würde.

Mit Bildmaterial von Marc Fleury.

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