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Kolumne: Zwischen 911 und LMDh - wie es für Porsche weitergeht

Nach Einstellung des IMSA-GTLM-Programms steht Porsche vor einer wegweisenden Entscheidung - Heiko Stritzke erklärt die Zwickmühle dabei

Liebe Freunde des Sechszylinder-Boxers,

vielleicht mag ein Ausstieg aus der GTE-Kategorie der IMSA (dort unter dem Namen "GTLM" bekannt) auf Europäer nicht wie eine große Sache wirken. Auf das Gesamtbild der Sportwagenwelt bezogen ist es jedoch ein Erdbeben.

Porsche, bisher zusammen mit Ferrari die größten Verfechter der Gran-Turismo-Endurance-Klasse, kehrt dieser zumindest zur Hälfte den Rücken. Für die ohnehin schwächelnde GTE ist das der nächste Nackenschlag.

Die GTE-Klasse, bis vergangenes Jahr noch in einer Blütezeit und lange Zeit ein wahrer Selbstläufer, wird von mehreren Seiten in die Zange genommen. Von unten drückt seit je her die günstigere GT3, die Porsche bislang streng als Kundensport betrachtet. Von innen heraus sind die immer höheren Kosten ein Problem, weil sich die Fahrzeuge immer mehr Prototypen annähern.

Porsche 911 GT1-98

Porsche 911 GT1 98: Ein "Lookalike" ist mit den LMDh-Regeln schwer nachzustellen

Foto: LAT

Und der GTE-Schreck schlechthin ist die neue LMDh-Kategorie. Günstige Prototypen auf LMP2-Basis, in die die Hersteller ihre Motoren einpflanzen und Teil der Karosserie selbst stylen können. Gemeinsam mit den Le-Mans-Hypercars (LMH) stellt sie die künftige Topklasse in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) und IMSA SportsCar Championship stellen.

LMDh und 911 vertragen sich kaum

Zurück zu Porsche: Formel E, LMDh und GTE nebeneinander wäre schon vor Corona schwer vorstellbar gewesen, mit der COVID-19-Krise erst recht. Das Formel-E-Programm ist gesetzt. Somit handelt es sich bei LMDh/GTE um eine Entweder-oder-Frage.

Sollte die LMDh ihr Versprechen halten, würde sie mit Budgets locken, die auf oder nur knapp über dem Niveau der aktuellen GTE-Budgets liegen. Nur dass man mit ihr um den Gesamtsieg in Le Mans, Daytona und Sebring fahren könnte. Aus Kosten-Nutzen-Sicht ist die Frage, auf welche Kategorie man seine Jetons setzt, damit ein No-Brainer.

Doch bei Porsche gibt es ein Problem: Das klar designierte Sportmodell ist der 911. Um diesen dreht sich bei Porsche Motorsport alles. Und der müsste für ein LMDh-Programm aufgegeben werden.

Gewiss lässt sich nach Vorbild der DPi-Kategorie aus der IMSA das Styling der Prototypen ändern. Doch die Karosserieform des 911 mit den derzeitigen LMP-Regularien darzustellen, dürfte ein Ding der Unmöglichkeit sein. Schon lediglich nahe an die Optik heranzukommen wie beim 911 GT1 98, ist mit der niedrigen Frontpartie samt stark abgesetzten Kotflügel und der langen Finne kaum zu bewerkstelligen.

Oliver Jarvis, Olivier Pla

Mazda RT24-P: Welches Serienmodell soll man hier erkennen?

Foto: Motorsport Images

Sind wir ehrlich: Welches Mazda-Serienmodell möchte uns der RT24-P darstellen? Mehr als eine gewisse Corporate Identity lässt sich nicht machen. Wie soll Porsche die Heckpartie des 911 abbilden, wenn die Heckleuchten in die Heckflügel-Endplatten eingebaut sind?

Wäre ein GTE-Pro-Aus die Lösung?

Möglich wären drei Szenarien für die Porsche-Zukunft: Erstens, man lässt alles, wie es ist, und stellt lediglich das IMSA-Programm ein. Eventuell mit Perspektive auf einen IMSA-Wiedereinstieg, sollte sich die wirtschaftliche Situation bessern. Die zweite Möglichkeit wäre ein Wechsel in die LMDh nebst Ausstieg aus der GTE Pro.

Die dritte Option würde auf der zweiten basieren, aber größere Implikationen haben. Sie könnte alle Probleme für Porsche lösen, liegt aber nicht allein in Zuffenhausener Hand. Sollte Porsche der GTE-Kategorie vollständig den Rücken kehren, könnte zumindest die GTE Pro kollabieren. Klingt erstmal schlimm, könnte aber für den 911 die große Perspektive sein.

Wie schon angesprochen, ist Aston Martin angesichts hoher Verluste schon vor Corona und neuer Führungsriege ein unsicherer Kantonist. Zumal es ein LMH-Projekt gibt, das momentan auf Eis liegt. Und auch Ferrari hat ein Auge auf die Prototypen gerichtet.

Ben Keating, Jeroen Bleekemolen

Kundensport als Lösung für das 911-Dilemma? Andere Werke müssten mitziehen

Foto: Motorsport Images

In den USA ist die Situation für 2021 jetzt schon dramatisch. Selbst, wenn ein Kunde einen 911 RSR einsetzen sollte: BMWs Einsatz ist nur bis Ende 2020 gesichert - die COVID-19-Krise könnte hier durchaus ein weiteres Opfer fordern. Corvette kann die C8.R schnell zu einem GT3 umrüsten, wie es heißt. Möglicherweise ginge man auch als Cadillac-Nachfolger ebenfalls den Weg in die LMDh-Ränge.

In diesem Fall würde der GT-Sport in der Le-Mans-Szene zu einer reinen Kundensport-Angelegenheit werden. Ob nun mit GTE- oder (falls der ACO über seinen eigenen Schatten springt) GT3-Fahrzeugen oder einer wie auch immer gearteten Konvergenzklasse, ist für das Gesamtszenario von sekundärer Bedeutung.

In jedem Fall würde der 911 bleiben und wäre sogar klassensiegfähig. Mit diesem Szenario könnte sich der Porsche-Vorstand womöglich anfreunden. Allerdings wäre man darauf angewiesen, dass auch andere Hersteller ihre Werksprogramme in der schwächelnden GTE-Klasse einstellen.

Natürlich bleibt das alles unter Prämisse, dass sich die Wirtschaft mittelfristig von der COVID-19-Krise wieder erholt. Ansonsten wären noch ganz andere Szenarien denkbar, die niemandem gefallen würden.

Euer

Heiko Stritzke

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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