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Neue SC-Regeln in Le Mans polarisieren, aber werden sie angewendet?

Das neue Safety-Car-Prozedere bei den 24 Stunden von Le Mans spaltet das Fahrerlager - Verschiedene Mentalitäten sichtbar - Aber wird es überhaupt genutzt?

Neue SC-Regeln in Le Mans polarisieren, aber werden sie angewendet?

Mit der neuen Safety-Car-Regelung bei den 24 Stunden von Le Mans befürchten viele Puristen eine Amerikanisierung des Rennens mit einem Sprint-Finish. Die Reaktionen darauf sind gemischt.

Von amerikanischer Seite, wo der Motorsport mehr der Unterhaltung dient, wird die Maßnahme tendenziell begrüßt, während diejenigen, die das Rennen in erster Linie als Sport betrachten, die Nase rümpfen. Doch die Frage bleibt: Kommt das Safety-Car in der Schlussphase überhaupt zum Einsatz?

Rene Rast, der im TDS-Oreca #13 (Thomas/Taylor/Rast) an den Start geht, glaubt nicht daran: "Mit der neuen Safety-Car-Regelung könnte das natürlich passieren. Wenn wir eine Runde zurückliegen, gibt es mit den neuen Regeln die Möglichkeit, die Runde wieder reinzuholen."

"Aber ich habe vom Rennleiter gehört, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass diese Safety-Cars eingesetzt werden. Aber wenn er viele Safety-Cars einsetzt, besteht natürlich die Chance, dass wir den Rückstand wieder aufholen."

Ein solches Versprechen, auf Safety-Cars weitgehend zu verzichten, gab es in den vergangenen Jahren immer wieder, trotzdem wurden sie fast jedes Jahr häufig eingesetzt. Allerdings waren SC-Einsätze in der zweiten Rennhälfte bislang eher selten.

Vasselon: Gegen den Geist von Le Mans

Heftige Kritik kommt von Toyota. Technikchef Pascal Vasselon: "Wir sind der Meinung, dass die neue Safety-Car-Regel absolut nicht dem Geist von Le Mans entspricht. Und zwar sehr, sehr deutlich."

"Wenn man sich vor Augen führt, was Le Mans so großartig gemacht hat, dann ist es genau das Gegenteil von dieser Art von Trickserei, bei der es keine Rolle spielt, wenn man beim Boxenstopp nicht gut ist oder einen Fehler in der Strategie macht, weil das Safety-Car alles wieder zusammenführt."

"Diese neue Regel stellt für uns ein Problem dar, denn sie widerspricht den Werten, die uns nach Le Mans gebracht haben, und sie widerspricht ganz allgemein dem Image von Le Mans, das dieses Rennen immer ausgezeichnet hat.

"Es ist ein großer Schritt in Richtung Amerikanisierung von Le Mans, und wir sind der Meinung, dass Le Mans nicht amerikanisiert werden sollte. Wenn es das tut, ist es nicht mehr Le Mans." Die Herangehensweise an das Rennen werde sich ändern. Es mache keinen Sinn mehr, von Anfang an vorne wegzufahren. Alle würden nur noch auf das Safety-Car warten.

Toyota mit eigenem Vorschlag

Und was ist mit dem Vorschlag von 'Motorsport-Total.com', das Safety-Car komplett abzuschaffen und voll auf Full-Course-Yellow und Slow Zones zu setzen? "Die Einführung des VSC in der Formel 1 ist ein klarer Fortschritt in der Rennsteuerung. Es bietet die Möglichkeit, das Rennen durch das Einfrieren der Positionen zu verlangsamen, ohne in den bisherigen Rennverlauf einzugreifen. Das ist perfekt."

"Das Problem ist, dass es manchmal nicht möglich ist, einen kontinuierlichen Strom von Autos zu haben, je nachdem, was auf der Strecke passiert. Dann ist ein Safety-Car besser, weil es die Autos sammelt und es Lücken gibt, in denen zum Beispiel ein LKW zurücksetzen kann."

Laut Vasselon hat Toyota einen eigenen Vorschlag eingebracht, sechs Safety-Cars einzusetzen. "Es ist ganz einfach: Um sicherzustellen, dass das Safety-Car das Rennen so wenig wie möglich stört, müssen wir die Strecke in möglichst kurze Abschnitte unterteilen. Sechs Safety-Cars sind viel besser, weil sie das Rennen viel besser neutralisieren, aber es ist natürlich logistisch sehr kompliziert."

IMSA-Piloten verteidigen neue Regeln

Ganz anders sehen das die Fahrer, die in der IMSA SportsCar Championship bereits mit dem jetzt eingeführten System aufgewachsen sind. "Ich denke, es wird spannender, wenn sie die Autos zusammenbringen", sagt Cadillac-Pilot Alexander Sims.

Er erinnert an das alte Problem mit den drei Safety-Cars, als Porsche 2018 als letztes Auto einen SC-Zug erwischte und alle anderen als Erste hinter einem anderen SC-Zug landeten. Dadurch bekam die "Sau" 1:15 Minuten geschenkt, die nicht mehr aufzuholen waren.

"In einem Jahr hatten wir das Problem, dass einer der Porsches, das rosa Schwein, im ersten oder zweiten Stint wegen des Safety-Cars eine Runde gewonnen hat, nur weil er vor seinem Boxenstopp eine Runde länger gefahren ist. Das war das Ende des Rennens", sagt er. Sims fuhr damals für BMW in der GTE Pro.

"Ich kann Pascals Kommentare über den Geist von Le Mans ein wenig nachvollziehen. So ist das Rennen schon immer verlaufen, das schnellste Auto zieht immer weiter davon und man sieht, wie sich das Rennen über Nacht und bis zum Morgen entwickelt."

"Aber ich habe so viele Rennen in der IMSA gesehen, in denen ein Rückstand aufgeholt wurde und das Rennen wieder aufgenommen wurde, und das ist so viel spannender. Das kann für oder gegen dich arbeiten, aber am Ende des Tages akzeptierst du es und es sorgt für spannende Rennen."

"Ich denke, das ist einer der Gründe, warum die IMSA aus Fahrersicht eine der besten Meisterschaften der Welt ist. Es ist ein schöneres System für die Show, aber es verändert auch die Art und Weise im Vergleich zu Le Mans in der Vergangenheit."

Roger Penske äußerst sich positiv

Porsche-Werksfahrer Nick Tandy, der ebenfalls lange in der GTE Pro unterwegs war, findet das neue System mit deutlichen Worten sogar besser: "Was ich gesehen habe, ist das Scheitern des alten Systems. Und es ist nicht der Gesamtsieger, der beschissen wird."

"Es kommt nicht oft vor, dass in der Spitzenklasse die Autos durch das Safety-Car getrennt werden, weil das Safety-Car das erste Auto in der Klasse auffängt. Aber in den anderen Klassen kommt das Safety-Car eben nicht vor dem Führenden raus. Deshalb ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese Klassen getrennt werden, viel höher."

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Foto: Motorsport Images

Lange Zeit spielte eine Minute Zeitverlust in Le Mans keine große Rolle, da das Rennen oft mit Rundenvorsprung gewonnen wurde. Doch spätestens seit der Einführung der BoP in den GT-Klassen und der Umwandlung der LMP2 in eine Quasi-Einheitsklasse hat die Zeit die alte Regel überholt.

"Wir haben das schon oft erlebt und ich habe deswegen schon Rennen verloren. Wenn ich 12 Stunden lang unermüdlich gearbeitet habe, um einen Vorsprung von 30 Sekunden herauszufahren, dann möchte ich natürlich nicht, dass dieser Vorsprung verloren geht. Aber ich sehe das aus der Perspektive, dass es nicht um den Gesamtsieg geht und es viel wahrscheinlicher ist, dass die LMP2- oder GTE-Rennen ruiniert werden."

Auch Tandy erwartet keinen Endspurt im Daytona-Stil: "Das ist unwahrscheinlich. Letztes Jahr gab es nur eine [Gelbphase]. Es ist ziemlich selten, dass wir hier ein Safety-Car haben. Und wenn, dann nur, weil es viele Zwischenfälle gab und die Strecke gesäubert werden muss."

"Ich bin ein bisschen zwiegespalten, denn ich kann beide Standpunkte verstehen. Aus Sicht der Hypercars kann das Rennen beeinflusst werden. Aber aus der Sicht der anderen Klassen ist die neue Regel so ausgelegt, dass sie das Rennen nicht beeinflusst."

"Ich denke, die Wahrscheinlichkeit, dass das Hypercar-Rennen durch die neue Regel beeinflusst wird, ist viel geringer als die Wahrscheinlichkeit, dass die GTE oder die LMP2 unter dem alten System beeinflusst werden. Alles in allem halte ich es also für eine gute Sache."

Sogar der "Captain" mischt sich in die Diskussion ein. Roger Penske, der extra nach Le Mans gereist ist, um seinem Team beizustehen, meint: "Es wird das Rennen viel besser machen, denn wenn man in der ersten Stunde ein Problem hat, kann man es jetzt beheben und wieder zur Gruppe aufschließen, was einem eine weitere Chance gibt."

Weiterer Co-Autor: Basile Davoine, James Newbold, Luis Ramírez. Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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