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Vanwall-Markenstreit: Kolles-Team wird an WEC 2023 teilnehmen

Britischen Medien zufolge ist die WEC-Teilnahme von Vanwall in Gefahr - Was der EUIPO-Entscheid über den Markennamen Vanwall bedeutet

Vanwall-Markenstreit: Kolles-Team wird an WEC 2023 teilnehmen

Wird das Rennteam von Colin Kolles 2023 unter dem Namen Vanwall Racing an der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) 2023 teilnehmen? Britische Medien sprechen im Zuge einer Entscheidung des European Union Intellectual Office (EUIPO) bereits davon, dass der Start in der WEC gefährdet sei.

Wie so oft ist die Situation jedoch weitaus komplexer als einfach zu sagen, dass Kolles (beziehungsweise die Vanwall GmbH, ehemals PMC GmbH) verloren und sein Gegenspieler, die Sanderson International Marketing Ltd. (SIM), gewonnen hätte. Die Hintergründe sind komplex und weiter unten im Artikel erklärt.

Die Quintessenz ist: Die Teilnahme an der WEC 2023 ist völlig unabhängig von diesem Verfahren, weil diese Teilnahme nie in Frage gestellt war. Kolles besitzt die Rechte am Namen Vanwall seit 2021 weltweit.

In der Europäischen Union war der Name jedoch bereits an die SIM vergeben. Daher beantragten Kolles' Anwälte die Löschung der Trademark Vanwall von SIM, die wiederum eine Sublizenz an die Vanwall 1958 Ltd. vergeben hat. Begründung: Nichtnutzung des Markennamens. Kolles war zuvor mit einem ähnlichen Antrag in Australien bereits erfolgreich.

Nur über diesen Antrag innerhalb der EU wurde nun entschieden. Der Entscheid besagt: Die SIM darf ihre geplanten Autos (siehe Anhang "Hintergründe") "Vanwall" nennen. Das Rennteam von Colin Kolles ist davon jedoch nicht negativ betroffen. Es handelte sich auch um kein Gerichtsverfahren, obschon Anwälte beteiligt waren. Das EUIPO ist eine Behörde.

Fall geht wohl vor Gericht

Kolles kündigt jedoch an, nun diesen Entscheid juristisch anfechten zu wollen. In einem an einzelne Medien versendeten Statement, zu denen 'Motorsport-Total.com' gehört, sagt er: "Fehlendes Verständnis über die Feinheiten des Systems seitens der Medien, und wie es genau funktioniert, haben zu Missverständnissen geführt. Es ist ein Leichtes, sich irreführen zu lassen und falsche Schlüsse zu ziehen."

"Ich möchte betonen, dass die Vanwall GmbH den Löschungsantrag gegen die Sanderson-Registrierungen initiiert hat. Dieser Prozess wird weitergehen bis zu dem Zeitpunkt, an dem vorherige Trademarks gelöscht sind."

"Die Vanwall GmbH erfüllt sämtliche Auflagen und wird, sofern das nötig ist, rechtliche Schritte einleiten, um ihre Rechte durchzusetzen. The Trademarks von Vanwall und Vandervell sind Eigentum der Vanwall GmbH. Gleiches gilt für das 'V'-Logo."

Wichtig ist in dieser Hinsicht, dass nicht Kolles' Marke angegriffen ist. Im Gegenteil hat Kolles versucht, Sandersons Marken wegen Nichtnutzung zu löschen und dieses Ziel in vier Klassen vollständig und einer teilweise erreicht. Ob es sich nun um einen Etappensieg für Kolles oder einen Triumph für SIM handelt, ist reine Interpretationssache.

Iain Sanderson, ehemaliger Powerboot-Fahrer und Inhaber der SIM, lässt im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' durchklingen, nicht gegen Kolles' Marke vorgehen zu wollen: "Wir halten uns an das, was das EUIPO sagt. Wir protestieren nicht gegen irgendetwas anderes. Wir sagen, dass das die Regeln sind."

"Ich wünsche Kolles alles Gute, wenn er als ByKolles an den Start geht, aber nicht innerhalb der EU als Vanwall. Der Name gehört uns und das sagt auch das EUIPO in einem gut recherchierten und professionellen Urteil."

Start in der WEC steht nichts im Weg

Es sei aber erwähnt, dass Sanderson schon einmal versucht hat, Kolles' Marke löschen zu lassen. Jedoch wurde das Verfahren zur Löschung der Vanwall-Marke von Kolles im Juli 2022 auf Eis gelegt, bis eine Entscheidung in Kolles' Löschungsantrag gegen SIM vorliegt. Sollte Kolles vor Gericht ziehen, kann es noch Jahre dauern, bis ein endgültiger Entscheid vorliegt.

Tom Dillmann, Vanwall Vandervell LMH

Vanwall hat sich mit einem Auto in die WEC 2023 eingeschrieben

Foto: Vanwall

Entscheidend ist nun, wie das Le Mans Endurance Management (LMEM) reagiert, dem der Automobil-Weltverband FIA und der Le-Mans-Veranstalter ACO angehören. Kolles betont: "Die Langstrecken-Weltmeisterschaft hat Vanwall als aufrichtigen Hersteller und Repräsentanten der Vanwall-Marke anerkannt. Das Floyd Vanwall Racing Team wird beim ersten Lauf der WEC teilnehmen, den 1.000 Meilen von Sebring."

"Wir haben die Vanwall-Trademark in Deutschland, der Schweiz, Monaco, der EU und nahezu im gesamten Rest der Welt für verschiedene Klassen eingetragen, einschließlich Klasse 12."

Hintergründe

Kolles' Anwälte haben beim EUIPO die Löschung der Marke Vanwall von SIM beantragt, weil dieser die Marke in seinen Augen nicht genutzt habe. Im Markenrecht gilt, dass der Inhaber einer Marke diese in einem Zeitraum von fünf Jahren nach Eintragung kommerziell nutzen muss. Sanderson besaß das Nutzungsrecht an der Marke Vanwall seit 2012.

"SIM hat die Marke vor zwölf Jahren im Vereinigten Königreich registriert, das zu diesem Zeitpunkt Teil der Europäischen Union gewesen ist. Wenn ein Name für mehr als fünf Jahre nicht genutzt wird, dann muss nach EUIPO-Recht die Marke gelöscht werden", sagt Colin Kolles in seinem Statement.

"Im relevanten Zeitraum [seit 2017] wurde kein Fahrzeug von Sanderson International Marketing Limited produziert oder verkauft. Sanderson hat den Namen im relevanten Zeitraum nicht genutzt."

Die Beweislast lag also bei Sanderson, nachzuweisen, dass die Marke Vanwall kommerziell genutzt wurde. Seine Anwälte legten insgesamt 49 Beweise vor. Dabei handelte es sich meist um E-Mail-Verkehr, Presseartikel, Marketingkampagnen und Promotionsvideos.

Als entscheidender Beweis, das Markenrecht in den angesprochenen Teilen der Klasse 12 für SIM aufrechtzuerhalten, dienten einerseits die Existenz eines Straßenfahrzeugs mit dem Namen "Vanwall 57" am 31. August 2016, und Vorbereitungen seitens SIM, die Marke Vanwall in den Jahren 2019 und 2020 mit fünf bis sechs sogenannten "Continuation Cars" (Replikas der früheren Formel-1-Fahrzeuge) und 60 in Italien gebauten V10-Supersportwagen aufleben zu lassen.

Auch entsprechende Marketingkampagnen in verschiedenen Ländern brachten das EUIPO dazu, Sanderson zu glauben, dass er die Marke in diesem Bereich kommerziell nutze. SIM legte dar, dass die COVID-19-Pandemie die Pläne verzögert hätte.

Der Entscheid sieht konkret folgendermaßen aus: Sandersons Rechte am Markennamen sind in verschiedenen Kategorien (Klassen) innerhalb der EU gelöscht. Dazu gehört insbesondere die Herstellung von Metall, Modellfahrzeugen, Kitcars und Merchandise-Artikeln.

Was Sanderson jedoch behalten hat, ist das Recht zur Nutzung des Namens Vanwall in einem Teil der Klasse 12 innerhalb der EU: Diese beinhaltet Straßen- und Rennfahrzeuge. Wie oben schon erwähnt: Die "Continuation Cars" dürfen den Namen "Vanwall" verwenden.

Daraus leiten britische Medien nun den Sanderson-Sieg ab, denn das ist die Klasse, um die es letztlich beim WEC-Programm von Vanwall Racing geht. Es sei noch einmal betont, dass diese rechtliche Auseinandersetzung nicht bedeutet, dass Vanwall Racing nicht an der WEC 2023 unter diesem Namen teilnehmen oder seinerseits Fahrzeuge unter dem Namen "Vanwall" verkaufen darf. Dafür müsste Sanderson Kolles' Marken angreifen.

Mit Bildmaterial von Vanwall.

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