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Zoff um Jacques Villeneuve: Sagt er die Wahrheit?

Jacques Villeneuve behauptet, Vanwall verwehre ihm gegen seinen Willen den Start bei den 24 Stunden von Le Mans, das lässt das Team aber nicht auf sich sitzen

Zoff um Jacques Villeneuve: Sagt er die Wahrheit?

Am vergangenen Donnerstag hat Vanwall bestätigt, dass Jacques Villeneuve die 24 Stunden von Le Mans nicht für das Team bestreiten wird. Eine Entscheidung, die jetzt für Aufregung sorgt. Denn während Villeneuve die bisherige Darstellung des Teams öffentlich bestreitet, ist jetzt als Gegenbeweis eine E-Mail von Villeneuve aufgetaucht, die dieser angeblich selbst verfasst haben soll.

Zunächst hatte Vanwall-Teamchef Colin Kolles am Donnerstag erklärt, dass man auf Villeneuves Dienste verzichten werde: "Die Situation ist, dass wir nicht das Gefühl haben, dass er bereit ist, nach Le Mans zu gehen. Seine Frau ist schwanger, und sie erwarten Anfang Juni das Baby. Le Mans ist ein großes Rennen. Wir können das Risiko nicht eingehen."

Eine Darstellung, die Villeneuve jetzt kontert. Er sei "sehr enttäuscht" über die Entscheidung von Vanwall, an seiner Stelle Tristan Vautier für die 24 Stunden von Le Mans zu nominieren, und behauptet: "Ich habe bis heute keine offizielle Kommunikation vom Team erhalten. Das ist umso überraschender, als ich nach wie vor unter Vertrag stehe, die 24 Stunden von Le Mans zu fahren."

Der Zeitpunkt der Bekanntgabe der Vanwall-Entscheidung, ihn in Le Mans nicht einzusetzen, "kollidierte merkwürdigerweise mit meiner Ankunft im Krankenhaus zur Geburt unserer Tochter, die für 26. Mai erwartet wurde. ByKolles war über dieses Familienereignis informiert, sodass ich auf die unerwartete Bekanntgabe nicht reagieren konnte."

"Unter diesen Umständen", so heißt es in seinem Statement weiter, "habe ich entschieden, den Rest der WEC-Saison nicht mehr mit ByKolles zu bestreiten. Stattdessen lege ich meinen Fokus darauf, 2024 eine erfolgreichere und professionellere Saison bestreiten zu können, und wende meine Energie dafür auf."

Kolles sauer: Behauptet Villeneuve die Unwahrheit?

Aber Villeneuves Statement zieht jetzt den Zorn von Colin Kolles auf sich. Auf Anfrage von 'Motorsport-Total.com' erklärt er, die Darstellung des ehemaligen Formel-1-Weltmeisters sei unrichtig, und verweist darauf, dass Villeneuve am 17. Mai, also acht Tage vor der Vanwall-Bekanntgabe, von sich aus über das Nichtantreten informiert haben soll.

"Chuck Newton" (ein Pseudonym, das Villeneuve verwendet) schreibt in der nun aufgetauchten E-Mail an ByKolles-Teammanger Boris Bermes: "Ich bedaure sehr, Dich und das Wanwall [sic] Racing Team darüber informieren zu müssen, dass ich nicht dazu in der Lage sein werde, in Le Mans zu fahren, und ich entschieden habe, mich von der WEC-Saison 2023 zurückzuziehen."

Villeneuve begründet das in der E-Mail mit "zwei Gründen", nämlich einerseits mit der anstehenden Geburt seiner Tochter ("Habe entschieden, meiner Familie Priorität einzuräumen"). Diese "scheint mit dem anspruchsvollen Le-Mans-24-Programm zu kollidieren, und unter diesen Umständen wäre ich nicht dazu in der Lage, mich auf den Job zu konzentrieren, womit ich mich nicht wohlfühle."

Andererseits, heißt es in der Villeneuve-E-Mail weiter, "glaube ich nicht, dass wir aktuell das richtige Paket haben, um die 24 Stunden von Le Mans gewinnen zu können. Trotz der signifikanten Verbesserungen, die wir beim letzten Test in Monza ans Auto gebracht haben, bin ich von der Gesamtperformance und der Zuverlässigkeit des Autos nicht überzeugt."

Villeneuve beklagt sich ferner darüber, dass ihm das Team zu wenig Testzeit eingeräumt habe, obwohl er erst kürzlich einen Vanwall-Test in Monza gefahren ist. Und er bittet Vanwall explizit darum, sein Nichtantreten in Le Mans zu kommunizieren, "sowohl intern als auch extern. Ich werde die Nachricht in den nächsten Tagen selbst Fans und Partnern mitteilen."

Wie das Vanwall-Team die Hintergründe darstellt

Bekannt ist: Hinter den Kulissen hat es bereits vor Villeneuves interner Rückzugsankündigung am 17. Mai gebrodelt. In drei Rennen hatte er drei Crashes fabriziert, zuletzt in Spa im Zuge einer Kollision mit einem GTE-Ferrari. Und das Team war auch mit dem gezeigten Speed des 52-Jährigen alles andere als zufrieden, hing das aber nicht an die große Glocke.

Ebenso wenig wie die Tatsache, dass er offenbar schlecht vorbereitet war und das Handbuch für den Vanwall Vandervell 680, ein Hypercar für die Topklasse der WEC, angeblich bis zuletzt nicht gelesen hatte. Was übrigens möglicherweise mit ein Grund für den Unfall in Portimao war, der vom Team zunächst offiziell als Bremsdefekt kommuniziert wurde.

Crash in Portimao: War es wirklich ein Bremsdefekt?

Jetzt ist durchgesickert: Die Darstellung des Bremsdefekts hat Vanwall auf sich sitzen lassen, um Villeneuve zu schützen. Tatsächlich hatte der offenbar aus Versehen den Knopf für Out-Lap gedrückt, sodass das Auto stehen blieb und ein "Power-Cycle" initiiert werden musste. Weil er aber mangels Kenntnis des Handbuchs nicht gewusst haben soll, wie er damit umzugehen hat, musste ihm das am Funk mühsam erklärt werden.

Inzwischen waren mehrere Minuten vergangen. Dadurch ging mangels Kühlung durch Fahrtwind die Hitze von der Bremsscheibe auf die Bremszangen über, diese ließ eine Gummidichtung aufquillen und spröde werden und blockierte einen Bremszylinder. Das wiederum ließ die Bremsscheibe überhitzen, sodass diese letztendlich explodierte und zum Crash führte.

 

Im Mai fand dann ein Test in Monza statt, bei dem Villeneuve Fahrzeit bekam, um sich auf die 24 Stunden von Le Mans vorzubereiten. Am gleichen Tag wurde das Fahrzeug von Teamkollege Tom Dillmann übernommen, der in der gleichen Konfiguration um mehrere Sekunden schneller war. Und die Zweifel bei Vanwall, ob Villeneuve fahren sollte, wurden immer größer.

Vanwall wollte Trennung ohne Gesichtsverlust für Villeneuve

Also schlug das Team eine stille Lösung ohne Gesichtsverlust vor: Villeneuve sollte sich freiwillig zurückziehen und die Geburt seiner Tochter dafür als Begründung vorschieben. Vanwall hätte diese Entscheidung offiziell bedauert, aber zur Kenntnis genommen. Nur: An diese Abmachung scheint sich Villeneuve jetzt nicht mehr zu erinnern.

Sein neuestes Statement widerspricht dem, was er in der E-Mail an Vanwall am 17. Mai mitgeteilt haben soll, und führt dazu, dass das Team jetzt kein Bedürfnis mehr verspürt, ihn zu schützen. Wichtig in diesem Kontext: Die Echtheit von Villeneuves E-Mail an Vanwall kann nicht mit Sicherheit bestätigt werden. Kolles versichert aber auf Anfrage, am 17. Mai eine E-Mail von Villeneuve erhalten zu haben.

In dieser E-Mail - das nur als Randnotiz - bittet Villeneuve Vanwall auch darum, die Kosten für das Motorhome zu übernehmen, das er für die 24 Stunden von Le Mans als Privatunterkunft für sich gemietet hatte "und das ich jetzt ja nicht verwenden werde". Eine Bitte, auf die das Team angesichts des jetzt schwelenden Konflikts nicht eingeht.

In seinem offiziellen Statement stellt Villeneuve die Sache ganz anders dar. Er habe sich "akribisch und gut organisiert" auf Le Mans vorbereitet, sowohl körperlich wie auch mental. Und er lässt wissen, "sehr niedergeschlagen" darüber zu sein, dass ihm die Gelegenheit, 2023 in Le Mans an den Start zu gehen, "ungerechterweise und willkürlich" verwehrt worden sei.

Ein Rosenkrieg, in dem das letzte Wort wahrscheinlich noch nicht gesprochen ist ...

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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