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Jochen Kiefer kritisiert: In Deutschland nicht genug Anerkennung für Erfolge

Das deutsche Kiefer-Racing-Team gewann in der Motorrad-WM zwei Titel, doch das Interesse zu Hause hielt sich in Grenzen - Ohne große Sponsoren keine Erfolge

2011 feierte Kiefer-Racing mit Stefan Bradl seinen bis dato größten Erfolg in der Motorrad-WM und sicherte sich in der Moto2 den WM-Titel. Für den Motorradsport in Deutschland war es ein Meilenstein, schließlich gewann ein deutscher Fahrer mit einem deutschen Team und dem deutschen Hersteller Kalex.

Doch die Resonanz blieb überschaubar. "In Deutschland ist das akzeptiert worden, okay, wir sind Weltmeister geworden. Aber da ist nicht viel passiert. Es gab keinen Hype und blieb relativ ruhig", hält Teamchef Jochen Kiefer im Gespräch mit 'Motosport-Total.com' fest. "Aus der Sicht hätte ich es mir anders gewünscht."

In dem Zusammenhang gibt Kiefer aber auch zu: "Wenn ich heute noch mal Weltmeister werden würde, würde ich versuchen, es auch anders zu vermarkten, ganz ehrlich. Man muss einfach zusehen, wenn man Erfolge hat in Deutschland, dass man damit dann auch in die Medien kommt, nicht nur in die kleinen Sender."

Verlust des Hauptsponsors schlug sich nieder

Ist man dort präsent, steigt die Aufmerksamkeit und das Interesse potenzieller Sponsoren. Sie steuern wichtiges Geld bei, das auch über den sportlichen Erfolg entscheidet, wie Kiefer weiß. Nach dem Titelgewinn von Stefan Bradl 2011 fiel dem Team Viessmann als Hauptsponsor weg. Man musste sich komplett neu aufstellen.

Kiefer erinnert sich: "Wir haben mit Max Neukirchner einen neuen Fahrer gefunden, der Mitte der Saison aus Verletzungsgründen jedoch aufhören musste. Dann ging's mit Mike di Meglio weiter. Das waren schöne Rennen, ich kann mich an Mike gut erinnern. Wir hatten viel Spaß, aber die Erfolge waren halt nicht mehr unbedingt da."

"Und wir haben uns auch schwer getan, einen neuen Hauptsponsor zu finden. Das war eine schwierige Zeit", blickt der Teamchef zurück. Im Jahr 2013 entschied sich Kiefer Racing deshalb, der Moto2-Klasse den Rücken zu kehren und zurück in die kleinste Klasse zu wechseln, um dort junge deutsche Talente zu fördern.

Mit Kent und Leopard zurück in der Erfolgsspur

"Also sind wir mit Kalex in die Moto3 gegangen und haben dort Florian Alt und Toni Finsterbusch unterstützt. In der Hoffnung, dass wir für junge Talente aus Deutschland wieder etwas tun können. Das war unsere Intention dabei." Doch die Erfolge blieben weitestgehend aus, weshalb man sich bald umorientieren musste.

Mit Leopard als neuem großen Sponsor im Rücken fand das Team wieder in die Erfolgspur: "Daran sieht man relativ leicht die Entwicklung. Wir haben Ende 2014 mit Leopard den Vertrag geschlossen, konnten uns mit dem Geld auch potenziell gute Fahrer einkaufen." Die Wahl fiel unter anderem auf den Briten Danny Kent.

Danny Kent

Danny Kent bildete 2015 die Speerspitze eine Fahrertrios bei Leopard

Foto: Leopard Racing

"Mein Bruder und ich waren uns ziemlich sicher, dass wir mit Danny gute Erfolge einfahren können. Zudem haben wir Topmaterial von Honda bekommen. Wir konnten eine Teamstruktur mit drei Fahrern aufbauen, ohne Geldprobleme. Und der Erfolg war da." Efren Vazquez und Hiroki Ono verstärkten das Team um Kent.

Letzterer sicherte sich schließlich den Weltmeistertitel. "Und er war einer, der in der Moto3-Klasse seit langem mal wieder Rennen souverän gewonnen hat. Es gab Start-Ziel-Siege mit zehn, 15 Sekunden Vorsprung. Seitdem gab es das eigentlich nicht mehr. Mittlerweile ist es in der Moto3 immer eine enge Geschichte."

Doch Kent dominierte das Feld seinerzeit vor allem in der ersten Saisonhälfte. Kiefer weiß warum: "Die erste Hälfte ist er sehr befreit gefahren. Er hatte einfach Spaß am Fahren und dachte überhaupt nicht darüber nach, was er da eigentlich macht." Doch irgendwann sollte diese Leichtigkeit schwinden - wie einst bei Bradl.

"In Aragon ist er an dritter Stelle gestürzt, weil er in der letzten Kurve noch jemanden überholen wollte. Da haben wir alle gesagt, warum bist du nicht Dritter geworden. Da hättest du in Japan nur noch elf Punkte gebraucht und wärst Weltmeister geworden. Da guckte er uns mit großen Augen an: Wie, elf Punkte, Weltmeister..?"

Ab dem Zeitpunkt sei Kent zu verkopft gewesen: "Er hat uns vor jedem Rennen gefragt, wievielter muss ich denn werden und wie viele Punkte brauche ich noch. Das ging dann wirklich nach hinten los. Er war einfach nicht mehr so frei wie am Anfang", erklärt Kiefer, der versuchte, mit seinem Team gegenzusteuern.

"Wir haben gemerkt, wir müssen ihn aus dem Fokus rausholen und ihm Ruhe geben, damit er sich auf seine Rennen konzentrieren kann. Das war nicht einfach. Ich muss auch ganz ehrlich sagen, zu diesem Zeitpunkt hat der Sponsor Leopard extrem viel Druck auf Danny ausgeübt. Das war kontraproduktiv", urteilt der Teamchef.

Zwar holte WM-Rivale Miguel Oliveira im letzten Saisondrittel noch mächtig auf, am Ende gelang es aber, einen Vorsprung von 14 Punkten ins Ziel zu retten und sich den Titel zu sichern. Für Kiefer und auch für Kent war es der letzte große Erfolg in der Weltmeisterschaft. 2016 stieg man gemeinsam in die Moto2 auf.

Regensieg von Aegerter in Misano 2017 aberkannt

Die erhofften Ergebnisse blieben jedoch aus, woraufhin Leopard den Vertrag mit Kiefer Racing nicht verlängerte. Doch das Team blieb in der Moto2, wechselte zu Suter und holte Dominique Aegerter an Bord. Beim Regenrennen in Misano 2017 triumphierte der Schweizer überraschend und gewann - wurde jedoch disqualifiziert.

"Es war die Ölprobe, die nicht gestimmt hat. Die hatten sie im Qualifying genommen", erklärt Kiefer. "Wir wissen bis heute nicht, warum diese Probe nicht gepasst hat. Es ist eine Unregelmäßigkeit gefunden worden, angeblich ein Ausschlag von Esther, der in diesem Öl drin war. Ich kann mir nicht erklären, wo es herkam."

"Bei Italtrans, wo Pasini gefahren ist, ist dasselbe passiert. Ihm haben sie am Sachsenring den zweiten Platz aberkannt, und sie können es sich auch nicht erklären. Ich kann wirklich aus gutem Gewissen sagen, wir haben nichts verändert. Das gibt's bei uns gar nicht. In der Philosophie von meinem Bruder und mir wird nicht getrickst."

Schicksalsschlag in Malaysia: Tod von Stefan Kiefer

Der Sieg blieb dennoch futsch. Trotzdem blickt Kiefer wohlwollend auf die Saison 2017 zurück: "Wir hatten relativ gute Trainings-, teilweise auch gute Rennergebnisse. Klar war das Highlight Misano mit dem Sieg. Aber man muss dazu sagen: Es waren zu diesem Zeitpunkt vier Suter-Fahrer am Start und Aegerter war der beste."

In Malaysia kam dann der Schicksalsschlag: Stefan Kiefer, Mitgründer des Teams und Bruder von Jochen Kiefer, verstarb völlig unerwartet. Zu dem Zeitpunkt war ein Verkauf in Planung, der jedoch nicht zustande kam. "Im Prinzip haben alle Mechaniker, Leute, Sponsoren dann überlegt, was passiert jetzt mit uns", gibt Kiefer zu.

Die letzten 30 Jahre, die er mit seinem Bruder im Rennsport verbracht hatte, wollte er aber nicht aufgeben: "Und so habe ich mir überlegt, dass ich es weiterführe." Die Entscheidung fiel im Januar und somit sehr kurzfristig, "aber wir konnten für 2018 wieder was auf die Beine stellen", nämlich mit Aegerter und KTM als neuem Partner.

Kein Startplatz für Kiefer: "Nicht nachvollziehbar"

Es blieb jedoch bei einem sechsten Platz in Australien als Saisonhighlight. Im Folgejahr setzte Kiefer-Racing fahrerseitig auf Jungtalent Lukas Tulovic, der als Rookie in die Moto2 kam. Gerne hätte man mit dem Deutschen in der Motorrad-WM weitergemacht, doch das Team erhielt für 2020 keinen Startplatz mehr.

Für Kiefer selbstredend eine große Enttäuschung: "Ich akzeptiere es, kann es aber nicht nachvollziehen. Wir als Team haben uns in diesem Feld nie etwas zu schulden kommen lassen", betont der Teamchef. "Andererseits unterschreibe ich jedes Jahr einen Vertrag mit der IRTA, wo drinsteht, dass wir ein Jahr haben."

Lukas Tulovic

Lukas Tulovic wechselte 2020 mit Kiefer-Racing in die Moto2-EM

Foto: Motorsport Images

Insofern sei es ihr gutes Recht, dem Team zu kündigen. "Aber es gibt sicher auch andere Leute, die man hätte nehmen können. Gerade weil ich im letzten Jahr mehrmals zur IRTA, zur Dorna gegangen bin und gesagt habe, dass wir wieder ein Zweimann-Team haben wollen - mit einem guten Sponsor in Aussicht", wendet Kiefer ein.

"Und bei der Absage hieß es, sie wollen erst mal die Einmann-Teams raushaben. Andererseits sind Petronas und Gresini auch Einmann-Teams. Dann wollten sie eigentlich Plätze reduzieren, was im Endeffekt aber nicht passiert ist. Sie hatten einfach Glück, dass KTM sich zurückgezogen hat. Ich fand die Entscheidung nicht fair."

Mit Bildmaterial von Honda.

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