Motorrad-Talent Leo Rammerstorfer: "Entwicklung ist sehr positiv"
Der Österreicher blickt auf seine zweite Saison im Rookies-Cup und in der JuniorGP - Wie er seine Entwicklung beurteilt und den nächsten Schritt machen will
Der Österreicher Leo Rammerstorfer geht mit der Nummer 5 an den Start
Foto: Gold Gold
Neben Jakob Rosenthaler, der in Spielberg und in Misano seine ersten Wildcards in der Moto3-WM absolviert hat, gibt es mit Leo Rammerstorfer ein weiteres Motorrad-Nachwuchstalent aus Österreich. 2021 dominierte der Oberösterreicher den damals neuen Austrian-Junior-Cup, 2022 verpasste er mit dem Freudenberg-KTM-Team nur knapp den Meistertitel in der IDM Supersport-300-Klasse.
Seit 2023 fährt Rammerstofer parallel den Red Bull Rookies-Cup im Rahmen der MotoGP und die JuniorGP, die hauptsächlich auf der iberischen Halbinsel ausgetragen wird. Die erste Saison im Rookies-Cup beendete er mit zwei Punkten. In der JuniorGP wurden es zehn Punkte.
In diesem Jahr gelang dem 20-Jährigen eine deutliche Steigerung. Im Rookies-Cup machte Rammerstorfer mit zwei Top-10-Ergebnissen beim Heimrennen in Spielberg auf sich aufmerksam. Er schloss die Saison, die in Misano zu Ende gegangen ist, mit 33 Punkten als 17. ab.
"Generell glaube ich, dass meine Entwicklung vom letzten Jahr auf dieses sehr gut gewesen ist", sagt der Österreicher im Gespräch mit Motorsport-Total.com
. "Ich habe einige Top-10-Ergebnisse einfahren können."
"Das ist sehr gut, weil das Niveau im Rookies-Cup richtig hoch ist. Wenn man konstant in den Top 10 ist, dann kann man sich auch in der Moto3 durchsetzen. Das sieht man auch bei den Rookies, die aufsteigen."
"Deswegen bin ich im Großen und Ganzen sehr zufrieden. Natürlich will man immer mehr, aber die Entwicklung ist schon sehr positiv." Die aktuelle Saison der JuniorGP ist noch nicht abgeschlossen. Rammerstorfer hat derzeit 26 Punkte auf dem Konto und ist 17.
Im Rookies-Cup gelangen Rammerstorfer seine ersten Top-10-Ergebnisse
Foto: Gold & Goose / Red Bull Content Pool
In der JuniorGP ist er oft in der Gruppe rund um Platz zehn zu finden. "Generell bin ich in der JuniorGP etwas stärker als im Rookies-Cup, denn im Rookies-Cup muss man die Erfahrung schon perfekt umsetzen. Ich habe noch nicht so viel Erfahrung."
"In der JuniorGP habe ich mein eigenes Umfeld, meine Mechaniker." Denn das ist der wesentliche Unterschied zwischen den beiden Nachwuchsrennserien. Im Rookies-Cup werden alle Fahrer gleich betreut. Am Set-up der KTM können nur Nuancen verändert werden.
Förderung von IntactGP in der JuniorGP
In der JuniorGP gibt es verschiedene Teams, die ihre Fahrer betreuen, und mit KTM und Honda auch zwei Marken. Rammerstorfer fährt so wie Rosenthaler im deutschen IntactGP-Team eine KTM in Husqvarna-Farben.
In der JuniorGP kann mehr beim Motorrad verstellt werden. Rammerstorfer wird dort von jenem Crewchief betreut, der in der Moto2 für Darryn Binder arbeitet. "In der JuniorGP kann ich etwas mehr am Fahrstil arbeiten, weil man auch mehr Fahrzeit hat", vergleicht Rammerstorfer.
In der JuniorGP ist Rammerstorfer Teil des Förderprogramms von IntactGP
Foto: IntactGP
"In der JuniorGP kommt mir auch das Motorrad etwas mehr entgegen. Dieses Motorrad ist etwas schwieriger zu fahren, aber mit dem Team kann ich mich besser darauf einstellen. Die JuniorGP ist sehr ähnlich zur Moto3-WM. Da haben wir auch teilweise die gleichen Mechaniker."
"Im Rookies-Cup wird man sehr professionell erzogen. Jeder hat das gleiche Material. Ich bin einer von den schwereren Fahrern und es gibt im Rookies-Cup leider kein Zusatzgewicht. Da gibt es schon fünf, sechs, sieben Kilogramm Unterschied zu den leichten Fahrern."
"Das hilft natürlich nicht, aber man muss das so nehmen. Als großer und schwerer Fahrer hat man auch seine Vorteile, aber prinzipiell muss man alleine zurechtkommen. In der JuniorGP habe ich mein Team, das mir helfen kann."
In der JuniorGP gibt es Wettbewerb zwischen den Teams
Foto: IntactGP
Viele Fahrer gehen parallel in beiden Nachwuchsserien an den Start. Für den Rookies-Cup wird man ausgewählt und kann sich prinzipiell nicht einkaufen. Das hat zum Beispiel schon die Karrieren von Jorge Martin und Pedro Acosta gerettet.
"Der Rookies-Cup ist eine Schule, wo man den Weg in die MotoGP lernt. Es wird einem wirklich alles beigebracht", beschreibt Rammerstorfer. "Von der Medienarbeit bis zum perfekten Fighten in der letzten Runde. Man muss richtig hart arbeiten."
"Jeder Fahrer hat den gleichen Traum. Das macht es nicht leichter, aber zur besten Schule." Vom fahrerischen Niveau sieht er bei beiden Serien keinen Unterschied: "Ich glaube, es ist sehr ausgeglichen. Das Niveau ist in beiden Klassen sehr hoch."
Seine Steigerung von 2023 auf 2024 erklärt sich der Österreicher auch von der mentalen Seite, denn im ersten Jahr im internationalen Rennsport war viel neu: "Das ganze Rundherum ist viel größer als ich davor gewohnt war. Damit muss man erst umgehen können."
Das Ziel für den nächsten Schritt
Für das nächste Jahr ist sein Ziel klar, nämlich konstant in der Spitzengruppe mitzufahren. Was fehlt dafür noch? "Zum aktuellen Zeitpunkt habe ich noch Mühe, dass ich meine 100 Prozent, die ich draufhabe, immer abrufen kann."
"Ich glaube, ich muss Motorradfahren nicht mehr lernen. Ich kann das wirklich schon richtig gut. Das traue ich mich zu sagen. Aber bei mir geht es noch darum, dass ich es zum richtigen Zeitpunkt abrufen kann."
"Wenn ich mir die Daten ansehe, dann bin ich teilweise in einigen Kurven schon schneller als die WM-Fahrer. Aber dass ich diese Runden richtig zusammenbaue und 15, 16, 17 Runden auf diesem Niveau fahre, ist etwas, das ich noch lernen muss."
Im nächsten Jahr wird Rammerstorfer seine dritte Saison im Rookies-Cup fahren
Foto: Gold & Goose / Red Bull Content Pool
Im Sommer hat Rammerstorfer seinen 20. Geburtstag gefeiert. Im Vergleich ist er damit ein älterer Nachwuchsfahrer. Beispielsweise wird Fermin Aldeguer im nächsten Jahr seine ersten MotoGP-Rennen mit 19 Jahren bestreiten.
"Die Spanier fangen mit acht Jahren an und ich habe mit 14 begonnen. Das ist doch ein großer Unterschied", meint Rammerstorfer. Da das Mindestalter für den WM-Einstieg in der Moto3-Klasse auf 18 angehoben worden ist, werden die Fahrer künftig tendenziell älter in die WM kommen.
Ist sein Alter dennoch ein Nachteil? "Schwierig zu sagen, da meine Performance-Kurve gut nach oben schaut. Wenn ich mich in den nächsten zwei Jahren so weiterentwickle, dann ist es kein Problem. Wenn das irgendwann abflaut, dann wird es, denke ich, schon irgendwann ein Problem."
"Aber wenn ich jetzt mit Teams spreche, dann sehen sie kein Problem." Fest steht bereits, dass Rammerstorfer 2025 eine dritte Saison im Rookies-Cup bestreiten wird. Das mittelfristige Ziel ist der Einstieg in die Moto3-WM.
Als erster Sieger des Austrian-Junior-Cups befindet er sich auf der KTM-Leiter, die theoretisch bis in die MotoGP führen könnte. "Ohne KTM und Red Bull würde das alles schon sehr schwierig funktionieren", sagt die Nachwuchshoffnung. "Bisher hat mir KTM schon sehr unter die Arme gegriffen. Da kann man als Österreicher sehr stolz darauf sein, wenn man zwei so starke Partner an seiner Seite hat."
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