Alex Hofmann zum Honda-Debakel in der MotoGP: "Es fehlt die Struktur"
Das MotoGP-Projekt von Honda tritt auf der Stelle: ServusTV-Experte Alex Hofmann spricht über die Situation von HRC und hinterfragt die Strategie der Japaner
Alex Hofmann erwartet nicht, dass Honda zeitnah wieder zu alter Stärke findet
Foto: ServusTV ServusTV
"Es ist bitter", stellt ServusTV-Experte Alex Hofmann mit Blick auf die Situation des Honda-Projekts in der MotoGP fest. Der weltgrößte Motorradhersteller ist in der Königsklasse vom Kurs abgekommen und sucht seit einigen Jahren vergeblich nach dem Anschluss. Wir haben uns exklusiv mit Alex Hofmann über das anhaltende Tief von Honda im Rennsport unterhalten.
Da HRC-Testpilot Stefan Bradl auch bei ServusTV als Experte aktiv ist, erhält Alex Hofmann hin und wieder Einblicke, was sich beim MotoGP-Projekt der Japaner tut. "Er kommt oft vom Test zur Rennstrecke und da kann man bei der Ankunft im Gesicht schon sehen, ob etwas dabei war oder nicht. Gute Laune sieht aber leider anders aus. Es ist bitter, das zu sehen", deutet Hofmann auf die ausbleibenden Fortschritte bei der Entwicklung der Honda RC213V hin.
Vom Reglement erhält Honda in diesem Jahr einige Zugeständnisse, die vor allem die Entwicklung erleichtern. Mangelnde finanzielle Möglichkeiten dürften bei HRC auch kein Problem sein. "Es sind viele Ressourcen da. Es ist viel Budget da. Es ist nicht so, dass es ein Unternehmen ist, dass das nicht könnte", kommentiert Hofmann.
ServusTV-Experte Stefan Bradl ist seit vielen Jahren Honda-Testpilot Foto: Motorsport Images
Konzentrieren sich die HRC-Ingenieure zu stark auf die Daten?
Damit meint Hofmann die Balance zwischen den Aussagen der Fahrer und den Daten. "Auch wenn der Computer oder die Daten etwas anderes sagen: Es bringt ja nur etwas, wenn der Typ auf dem Motorrad später bremst. Das ist wichtiger, als die Kurven im Datarecording. Für die Ingenieure und Techniker ist es oft schwierig, das zu akzeptieren."
Honda-Neuzugang Luca Marini konnte bisher erst einen WM-Punkt sammeln Foto: Motorsport Images
Bester Honda-Pilot: Johann Zarco liegt auf P18 der WM Foto: Motorsport Images
Vernachlässigen die HRC-Ingenieure die Aussagen der Fahrer? Foto: Motorsport Images
Zweifel bei Alex Hofmann: Ist Aleix Espargaro der richtige Testfahrer?
Vor einigen Wochen bestätigte Honda die Verpflichtung von Aleix Espargaro, der nach der MotoGP-Saison 2024 die Rolle des HRC-Testfahrers übernehmen wird. Alex Hofmann ist nicht überzeugt, dass Espargaro der richtige Mann für diesen Posten ist.
Aleix Espargaro führte Aprilia zu MotoGP-Siegen Foto: Motorsport Images
"Da wäre mir ein Fahrer wie Stefan lieber, der sehr analytisch ist", bemerkt Hofmann. "Die Casey Stoners oder Aleix Espargaros dieser Welt, die sich auf das Motorrad setzen und die Probleme umfahren, sind da oft gar nicht so prädestiniert für. Ich bezweifle, dass er schnell das Ruder rumreißen wird."
Zwei Testteams: Rüstet sich Honda für die Doppelbelastung?
Doch in den kommenden Jahren müssen die Hersteller ihre Testarbeit anpassen. Deshalb ist ein weiterer Testfahrer durchaus hilfreich. "Spätestens in einem Jahr haben die Hersteller zwei separierte Testteams", bestätigt Hofmann.
Neue MotoGP-Ära ab 2027: Honda arbeitet bereits am Nachfolger der RC213V Foto: Motorsport Images
"Allein deshalb benötigt man zwei Testfahrer. Für Honda ergibt die Verpflichtung von Espargaro somit Sinn. Doch ich denke nicht, dass Aleix dafür sorgen wird, dass Honda plötzlich wie Phönix aus der Asche aufsteigt", bremst Hofmann die Erwartungen der Honda-Fans.
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