"Anders als sie einmal war" - ServusTV-Experte über die MotoGP-Entwicklung
Die Fähigkeiten der Fahrer sind nicht mehr so gefragt wie früher: ServusTV-Experte Stefan Nebel kritisiert die Rolle der Elektronik in der modernen MotoGP
Spannende Rennen, extrem geringe Abstände zwischen den Fahrern und zahlreiche Überraschungen prägen die MotoGP-Saison 2020. Die Königsklasse des Motorradsports sorgt für spannenden Rennsport und gute Unterhaltung. Auch ServusTV-Experte Stefan Nebel freut sich über die Abwechslung in der MotoGP, doch die technische Entwicklung stimmt den Ex-Racer nachdenklich.
"Die MotoGP ist schon anders als sie einmal war", stellt Nebel im Gespräch mit 'Motorsport.com' fest. Die aktuellen MotoGP-Bikes stellen die Fahrer vor zu wenig Herausforderungen, meint der mehrfache IDM-Meister.
Rookies gewöhnen sich mittlerweile ungewöhnlich schnell an die MotoGP
Fabio Quartararo (20) führt die Fahrerwertung momenten an
Foto: Motorsport Images
"Das kann nicht sein", betont Nebel. "Ein MotoGP-Motorrad sollte eine gewisse Erfahrung verlangen. Deswegen sollte auch eine gewisse Zeit nötig sein, bis erfahrene Fahrer besiegt werden können. Wenn das deutlich schneller geht, dann muss er Helferlein haben. Und das ist die Elektronik."
"In Kombination mit dem Fahrstil, seinem Hunger, mit dem Willen und dem unfassbaren Talent eines Quartararo kann das schon erfolgreich sein. Aber dass das so schnell geht und andere Fahrer, die älter sind das nicht können, wundert mich", grübelt der ServusTV-Experte.
Ist das richtige Popometer nicht mehr so gefragt wie früher?
Stefan Nebel kommentiert bei ServusTV die Superbike-WM, beobachtet aber auch die MotoGP sehr genau
Foto: ServusTV
"Entscheidend sind die Regelung des Motorrads und dessen Charakter. Das ist ein großer Punkt. Die Yamaha ist auf Grund ihres ausgewogenen Pakets eines der besten Rookie-Bikes der MotoGP. Das Motorrad kommt der Moto2-Maschine am nächsten. Das konnte man in den vergangenen Jahren mehrfach sehen, egal ob bei Tech 3 oder bei Petronas", so der 39-jährige Experte.
Die ältere Fahrergeneration hatte zuletzt einige Schwierigkeiten, um mit den Aufsteigern mitzuhalten. "Die älteren Fahrer wurden böser dafür bestraft, am Limit zu fahren. Die Risikobereitschaft ist durch die Sicherheit gestiegen. Die Sicherheit ist extrem hoch geworden zu dem, wie sie einmal war. Deshalb haben die jungen Fahrer eine andere Wahrnehmung. Sie gehen unvoreingenommener an die Sache heran und haben weniger Respekt", begründet Nebel.
"Normalerweise sollte ein erfahrener Pilot ganz anders fahren als ein junges Talent, das sich von 130 auf 270 PS umstellt und sich theoretisch in die Hose macht", grübelt Nebel und staunt über die schnelle Anpassung von Fabio Quartararo: "Es wundert mich, aber ich gönne es ihm total."
Mit Bildmaterial von Ducati.
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