Ducati an Iannone: „Enthusiasmus zügeln!“
Nach dem teaminternen Crash in der vorletzten Kurve des Argentinien-Grand-Prix befindet sich Ducati-Pilot Andrea Iannone in einer prekären Lage – Hat Jorge Lorenzo bereits unterschrieben?
Foto: Ducati Corse
Hinter Honda-Pilot Marc Marquez gingen die beiden Ducati-Piloten Andrea Dovizioso und Andrea Iannone beim MotoGP-Rennen am vergangenen Sonntag in Termas de Rio Hondo an zweiter und dritter Stelle liegend in die letzte Runde.
Eine doppelte Podiumsplatzierung schien dem italienischen Werksteam bereits sicher zu sein. Die Frage war lediglich, wer im teaminternen Duell die Oberhand behalten würde. Doch es kam anders.
In der vorletzten Kurve verschätzte sich Iannone beim Angriff auf Dovizioso komplett, verpasste seinen Bremspunkt und riss im Zuge seines Sturzes den Teamkollegen gleich mit von der Piste. Dovizioso bezeichnete die Aktion als „inakzeptabel“.
Es liegt auf der Hand, dass auch die Ducati-Teamführung alles andere als begeistert war. So drohen Iannone neben der von der MotoGP-Rennleitung auferlegten Strafe (Rückversetzung um drei Startplätze beim Grand Prix der USA in Austin am kommenden Wochenende) nun auch teamintern Konsequenzen.
„Er hat sich mit Sicherheit keinen Gefallen getan und seinem Teamkollegen oder Ducati schon gar nicht“, bemerkt Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti gegenüber dem italienischen Radiosender Radio 24.
Nach einer starken Saison 2015, in der er seinen Teamkollegen Dovizioso über weite Strecken im Griff hatte, zog sich Iannone schon beim Saisonauftakt 2016 in Katar den Unmut der Ducati-Bosse zu, als er nach langer Führung stürzte und damit wie in Argentinien wichtige WM-Punkte wegwarf.
Fotos: Das turbulente MotoGP-Wochenende in Termas de Rio Hondo
Der Crash der beiden Ducati-Piloten am vergangenen Sonntag erinnerte vom Ablauf her stark an die teaminterne Kollision der Honda-Piloten Dani Pedrosa und Nicky Hayden beim Grand Prix von Portugal 2006 in Estoril.
Damals räumte Pedrosa Hayden auf vergleichbare Weise von der Strecke. Hayden verlor die WM-Führung an Valentino Rossi (Yamaha), errang aber zwei Wochen später beim Saisonfinale in Valencia dennoch den WM-Titel, weil Rossi die WM-Führung mit einem Sturz im letzten Moment noch wegwarf.
Was die Kollision zwischen Iannone und Dovizioso in Termas de Rio Honda betrifft, so sind es vor allem die Umstände, die Ducati-Sportdirektor Ciabatti mächtig ärgern: „Wenn man bei einem derart schwierigen Rennen so kurz vor dem Ziel steht, ist das umso enttäuschender. Es wäre ein wichtiges Ergebnis für Ducati gewesen.“
Die Fahrer-Stimmen zum Grand Prix von Argentinien
Komplett in Ungnade gefallen ist Iannone bei Ducati aber noch nicht, wie Ciabatti versichert: „Iannone ist ein extrem talentierter und intelligenter Junge. Er muss aber seinen Enthusiasmus zügeln, denn er muss die Rennen beenden.“ Eine Zielankunft hat für „The Maniac“ nach den beiden Nullnummern in Katar und Argentinien vor allem beim anstehenden Grand Prix der USA oberste Priorität.
Lorenzo-Wechsel von Yamaha zu Ducati bereits perfekt?
Die Lage ist für Iannone durchaus prekär, schließlich läuft sein Vertrag zum Jahresende aus und laut Motorrad-Legende Giacomo Agostini hat Jorge Lorenzo ein „Superangebot“ von Ducati vorliegen. Ob der amtierende Weltmeister dieses annimmt oder aber weiterhin Teamkollege von Superstar Valentino Rossi bei Yamaha bleibt, werden die kommenden Wochen zeigen.
Ducati-Sportdirektor Ciabatti sagt zu einer möglichen Lorenzo-Verpflichtung nur so viel: „Wenn einer der Topfahrer verfügbar ist und noch dazu interessiert ist, dann zeigt das, dass wir gute Arbeit leisten. Wir wägen gerade noch ab, befinden uns aber schon im fortgeschrittenen Stadium. Anschließend werden wir uns für die bestmögliche Fahrerpaarung für 2017 entscheiden.“
Unbestätigten Gerüchten zufolge soll Lorenzo bei Ducati bereits unterschrieben haben. Dessen aktueller Yamaha-Teamkollege Valentino Rossi glaubt indes nicht an einen Lorenzo-Wechsel zu Ducati, weil der dreimalige und amtierende Weltmeister dafür nicht mutig genug sei.
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