"Ein Albtraum": Aprilia erlebt schwierigstes Rennen "seit drei Jahren"
Am Freitag mit allen vier Fahrern in den Top 10, aber dann geht bei Aprilia in Aragon nichts mehr - Die Fahrer fühlen sich wie auf Eis und rätseln über die Gründe
Die Aprilia-Fahrer waren in Aragon ohne Grip komplett verloren
Foto: LAT Images
"Es war ein Horror, ein Albtraum. Wahrscheinlich war das für alle Aprilia das schlechteste Rennen seit drei Jahren", sagt Aleix Espargaro nach dem MotoGP-Wochenende im MotorLand Aragon. Dabei hatte es für die italienische Marke vielversprechend begonnen.
Freitagnachmittag qualifizierten sich alle vier RS-GP direkt für Q2. Aber der nächtliche Regen, der auch viel Schmutz auf die Strecke brachte, änderte alles. Im Qualifying hatte Espargaro drei Sekunden Rückstand und Maverick Vinales fast vier.
"Mir haben drei Sekunden auf die Poleposition gefehlt. Am Freitag waren wir bei normalen Verhältnissen sehr schnell. Schwierig zu verstehen, was los ist. Die Streckenverhältnisse waren für mich nicht akzeptabel. Es ist aber keine Ausrede, denn die anderen sind schneller."
"Wir hatten keinen Grip", bringt es Espargaro auf den Punkt und schildert: "Wir haben viel beim Motorrad verändert, aber nichts hat funktioniert. Wenn die Strecke nicht sauber ist, dann geht es mehr darum, einen Sturz zu verhindern als schnell zu fahren. Unglaublich."
"Die Streckenverhältnisse waren für mich nicht akzeptabel, aber das spielt keine Rolle. Man muss arbeiten und sich darauf einstellen. Das Motorrad war sehr schwierig zu fahren. Positiv war nur, dass wir am Freitag bei normalen Bedingungen konkurrenzfähig waren."
"Wir müssen verstehen, was bei Aprilia los ist. Wir können den letzten Zentimeter des Reifens nicht nutzen. Es ist blamabel. Wir wissen nicht, was wir tun müssen, wenn es keinen Grip gibt. Ich habe das Set-up radikal verändert, aber es gab keine Fortschritte. Das war frustrierend."
Aleix Espargaro ärgerte sich über den Startcrash im Sprint
Foto: Motorsport Images
Auch Vinales berichtet, dass er am Samstag in "jeder Kurve" in Sturzgefahr war. "Ich konnte nichts tun. Ich konnte keine Schräglage fahren. Ich bin fünf Grad weniger Schräglage als am Freitag gefahren", so der zweite Spanier im Aprilia-Werksteam.
Keine Besserung am Sonntag
Im Sprint schied Espargaro schon nach einem schlechten Start in Kurve 1 aus, als er der Ducati von Fabio Di Giannantonio gegen das Hinterrad gekracht war. Vinales kam mit fast 40 Sekunden Rückstand als Letzter ins Ziel.
Nur Miguel Oliveira sammelte im Sprint als Fünfter WM-Punkte. Am Sonntag änderte sich für Aprilia das Bild nicht zum Besseren. "Es war schwierig, das Knie auf den Boden zu bringen", berichtet Espargaro die dramatische Situation.
Schon vor dem Start war Aleix Espargaro klar, wie schwierig es werden würde
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"Die Reifen haben überhaupt nicht funktioniert. Es war super rutschig. Der Vorderreifen war nicht so schlecht, aber der Hinterreifen hat nie funktioniert. Ich hatte fast überall Highsider. Ich habe nur versucht, einen Sturz zu verhindern. Es war ein sehr gefährliches Rennen."
"Ich habe alles versucht und wollte nicht in der Box aufgeben. Zum ersten Mal in meiner Karriere konnte ich keine Schräglage fahren. Was mich ärgert, ist, dass wir schnell waren, als die Strecke normal war. Wir müssen wirklich verstehen, was passiert ist."
Vinales gibt im Grand Prix auf
Espargaro kam im Grand Prix mit 40 Sekunden Rückstand als Elfter ins Ziel. Durch die Reifendruckstrafe von Jack Miller wurde es Platz zehn. Vinales fuhr die langsamsten Rundenzeiten im Feld und gab nach zehn Runden auf.
"Der Reifen hat nicht funktioniert, oder das Motorrad hat den Reifen nicht zum Arbeiten gebracht", rätselt Vinales. "Mir ist der Hinterreifen ständig weggerutscht. Ich hätte beinahe vier, fünf Highsider gehabt. Deshalb bin ich an die Box gefahren, weil es keinen Sinn gemacht hat."
"Das Problem war hauptsächlich hinten, aber als ich an die Box gekommen bin, war der Vorderreifen zerstört. Es war Runde 9. Es war ein schwieriges Wochenende. Aprilia muss das verstehen, denn unser Motorrad ist sehr sensibel für wechselnde Bedingungen."
Maverick Vinales fuhr im Grand Prix an die Box und gab auf
Foto: Motorsport Images
Laut Vinales reagiert die RS-GP Jahrgang 2024 viel sensibler auf Gripänderungen als das Vorjahresmodell. "Ich stimme Maverick zu, aber das ist keine Erklärung", findet Espargaro. "Ich möchte eine technische Erklärung, warum der Reifen nicht funktioniert hat."
"Die Bedingungen waren nicht gut, wir sind Moto2-Zeiten gefahren. Aber das ist keine Ausrede, weil es für alle gleich war. Die Ducati funktioniert mehr oder weniger überall gut. Bei hohem Grip am Freitag war die KTM nicht einmal im Aragon-Paddock und die Aprilia war sehr schnell."
"Am Samstag und Sonntag war das komplette Gegenteil der Fall. Die KTM hat sehr gut funktioniert und die Aprilia war unmöglich zu fahren." Espargaro wurde im Grand Prix auch von Yamaha-Fahrer Alex Rins überholt.
Trackhouse geht im Grand Prix leer aus
Das Trackhouse-Team ging am Sonntag komplett leer aus. Oliveira stürzte schon am Ende der ersten Runde am Eingang der Zielkurve, weil er den Scheitelpunkt verpasst hatte und auf den schmutzigen Teil abseits der Ideallinie gekommen war.
Fernandez sah die Zielflagge als 16. Auch er erhielt 16 Strafsekunden wegen der Reifendruckregel. An seiner Platzierung änderte das nichts. "Das war eines der schwierigsten Rennen meines Lebens", seufzt der junge Spanier. "Wenigstens haben alle Aprilia-Fahrer das gleiche Problem."
Raul Fernandez erhielt auch noch eine Reifendruckstrafe
Foto: Motorsport Images
"Ich verstehe nicht, was passiert ist. Das ganze Rennen hat sich wie auf Eis angefühlt. Ich habe viele Fehler gemacht. Einmal wurde ich von einem anderen Fahrer von der Strecke gedrängt. Aber wir hatten einfach nicht die Pace. Wir müssen die Situation verstehen und eine Lösung finden."
In der Herstellerwertung ist Aprilia weiterhin auf dem zweiten Platz, aber KTM ist nur noch zwei Punkte dahinter.
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