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"Es kann jeden treffen": Angst vor Coronavirus im MotoGP-Feld größer denn je

Valentino Rossi ist nicht der erste Vertreter der Motorrad-WM, der aufgrund von Corona aussetzen muss: Wie die Fahrerkollegen und die Dorna darauf reagieren

Im Fahrerlager der Motorrad-Weltmeisterschaft geht mehr denn je die Angst vor dem Coronavirus um. Am Donnerstag meldete MotoGP-Superstar Valentino Rossi seine Infektion mit dem Virus. Ins Motorland Aragon, wo an diesem Wochenende und auch am kommenden Wochenende gefahren wird, ist der MotoGP-Superstar gar nicht erst angereist. Er befindet sich zu Hause in Tavullia in Isolation. Ob er sein Comeback am zweiten Aragon-Wochenende, am ersten Valencia-Wochenende oder noch später geben wird, ist derzeit offen.

Rossi ist nicht der erste Fahrer, der aufgrund eines positiven Coronatests außer Gefecht gesetzt ist, was Renneinsätze betrifft. Jorge Martin, der im Sommer noch einer der Hauptanwärter auf den Moto2-Titel war, musste die beiden Misano-Rennen auslassen, fährt inzwischen aber wieder mit.

Aber Tony Arbolino, der in der Moto3-Klasse um den Titel kämpft, muss nun ebenfalls pausieren. Zwar ist der Italiener selbst nicht infiziert. Weil er sich aber vergangenen Sonntag auf einem Linienflug von Le Mans nach Hause in der Nähe einer infizierten Person befand, wird Arbolino laut den Auflagen der Behörden als naher Kontakt eingestuft. Er muss sich für zehn Tage in Quarantäne aufhalten, wenngleich die Coronatests bei ihm selbst mehrfach ein negatives Ergebnis hervorgebracht haben.

Quartararo ist nervös, Crutchlow besorgt

MotoGP-Tabellenführer Fabio Quartararo macht sich nun ernsthaft Sorgen und sagt: "Um ehrlich zu sein, bin ich zu Hause viel nervöser als bei den Rennen. Denn ich gehe kaum raus, sondern bleibe zu Hause. Meine Tagesroutine ist immer dieselbe: morgens trainieren, nachmittags trainieren, mit dem Trial-Bike in die Berge und das war's. Und selbst auf diese Weise bin ich gestresst. Ich treffe zwar niemanden, aber wir wissen, dass wir uns überall infizieren können."

Fabio Quartararo

MotoGP-Tabellenführer Fabio Quartararo ist daheim nervöser als an der Strecke

Foto: Motorsport Images

Cal Crutchlow hat zum Thema Coronavirus und dem diesbezüglichen MotoGP-Protokoll "eine persönliche Meinung und eine Rennsport-Meinung", wie er sagt. Was der Routinier damit meint? "Jemand wie Valentino Rossi ist natürlich an einem normalen Tag sehr clever dahingehend, was er tut. Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendein Fahrer in der Woche abends in einen Club geht. Trotzdem ist die Situation jetzt wie sie ist. Das tut mir sehr leid für ihn."

"Niemand will sich infizieren. Ich glaube aber ganz ehrlich, dass das jedem hätte passieren können", so Crutchlow und weiter: "Ich zum Beispiel verbringe meine Woche immer mit Dako (Crutchlows persönlicher Berater Dakota Mamola; Anm. d. Red.). Wir tragen ständig Masken. Trotzdem kann es natürlich sein, dass Dako mit jemandem spricht und sich infiziert. Dann könnte ich auch infiziert werden. Genauso könnte ich mich bei jemandem infizieren und darauf jemanden anderen infizieren. So ist nun mal leider die Realität."

Bagnaia und Morbidelli saßen mit Rossi im Flieger aus Le Mans

Rossi kann davon ein trauriges Lied singen. Nicht nur er selbst, sondern auch sein persönlicher Berater "Uccio" ist mit dem Coronavirus infiziert. Übrigens: Francesco Bagnaia und Franco Morbidelli, die beide der VR46-Akademie entstammen und mittlerweile Rossis MotoGP-Kollegen sind, befanden sich auf der Rückreise vom Grand Prix von Frankreich in Le Mans auf demselben Flug wie Rossi.

Franco Morbidelli, Valentino Rossi, Francesco Bagnaia

Sowohl Morbidelli als auch Bagnaia flogen mit Rossi von Le Mans nach Hause

Foto: Motorsport Images

"Wir hatten am Sonntag denselben Flug", bemerkt Bagnaia. "Wir saßen nicht nah beieinander, aber es war derselbe Flug. Seitdem habe ich 'Vale' nicht mehr gesehen. Ich habe mich am Donnerstag testen lassen und bin negativ. Das heißt, ich bin für den Moment okay."

Morbidelli berichtet ganz Ähnliches: "Ich bin mit ihm von Le Mans zurückgeflogen. Danach habe ich ihn nicht mehr gesehen. Es ist ein traurige Situation und es tut mir leid, denn ich weiß, wie viel Respekt 'Vale' vor den Regeln hat. Das zeigt, dass es wirklich jeden treffen kann. Selbst wenn man sich an alle Regeln hält, muss man auch Glück haben."

Pech für Arbolino: Dreimal negativ getestet, trotzdem Quarantäne

Dieses Glück hatte Moto3-Titelanwärter Arbolino nicht. Obwohl er selbst nicht positiv getestet wurde, verpasst er mindestens das erste Aragon-Rennen aufgrund der ihm auferlegten zehn Tage Isolation. "Das ist ein gutes Beispiel dafür, dass du nichts tun kannst, um diesem Problem zu entkommen", sinniert Bagnaia und merkt an: "Er hat nach seinem Flug drei negative Testergebnisse vorgelegt. Trotzdem sitzt er jetzt im Hotel in Quarantäne. Tony hatte einfach Pech. Das gilt auch, weil er um den Titel kämpft. Vielleicht ist es besser, privat zu fliegen, aber das ist zu teuer."

Tony Arbolino

Pech für Moto3-Pilot Tony Arbolino: Quarantäne auch mit Negativ-Coronatests

Foto: Motorsport Images

"Es besteht kein Zweifel daran, dass wir unser Bestmögliches tun", meint Cal Crutchlow und erklärt, warum er zwischen Rennen an aufeinanderfolgenden Wochenenden gar nicht erst nach Hause fährt, geschweige denn fliegt: "Ich möchte meine Frau und meine Tochter keinem Risiko aussetzen. Klar könnte ich nach Hause fliegen. Aber es gibt jede Menge Möglichkeiten, wo ich mich infizieren könnte. Vielleicht trägt der Pilot oder wer auch immer den Virus in sich, selbst, wenn er tags zuvor noch negativ getestet wurde. Man kann es einfach nicht wissen. Und dieses Risiko für meine Familie will ich einfach vermeiden, so gerne ich sie natürlich sehen würde."

Das ist Crutchlows persönliche Meinung. Und wie sieht die eingangs von ihm angesprochene "Rennsport-Meinung" aus? "Die Regeln, die von der Dorna, der IRTA und allen Beteiligten für das Fahrerlager aufgestellt wurden, sind meiner Meinung nach sehr gute Regeln. Ob sich alle daran halten oder nicht, steht auf einem anderen Blatt. Ich finde, dass ich mich selber so gut es irgendwie geht an diese Regeln halte. Das ist alles, was ich tun kann."

Regeln "sehr, sehr streng" und dennoch ...

Stefan Bradl ist einer, der es anders macht als Crutchlow. Er war in diesen Tagen zwischen den Rennen in Le Mans und Aragon zu Hause in Augsburg. "Normalerweise versuche ich immer irgendwie nach Hause zu kommen, sofern es Flugverbindungen gibt, die zeitlich akzeptabel sind", sagt der Honda-Pilot, der bei HRC eigentlich als Testfahrer unter Vertrag steht, nun aber als Ersatz für den verletzten Marc Marquez schon seit dem dritten Rennwochenende der Saison auf der Werks-Honda sitzt.

Cal Crutchlow, Stefan Bradl

Cal Crutchlow war seit Le Mans nicht zu Hause, Stefan Bradl aber schon

Foto: Motorsport Images

"Ich versuche natürlich, so viel wie möglich alleine zu machen und nicht rauszugehen. Ich trainiere allein und versuche mich sozusagen selbst zu isolieren", so Bradl und weiter: "Wir müssen alle aufpassen, weil die Situation in Europa schlimmer zu werden scheint. Jetzt hat es Valentino erwischt und das war natürlich ein großer Schock für das gesamte Fahrerlager."

Miguel Oliveira erklärt in diesem Zusammenhang: "Wir sind dazu aufgefordert, in der 'Blase' zu bleiben. Das heißt, wir müssen so viel Zeit wie möglich innerhalb unserer Gruppe, innerhalb unserer 'Blase', verbringen. Sollten wir unsere 'Blase' aus irgendeinem Grund verlassen haben, dann müssen wir selbst dafür sorgen, dass wir einen positiven Test vorlegen. Die Dorna hat das Testteam immer dabei. Aber wenn wir die 'Blase' verlassen haben, müssen wir selber ein positives Testergebnis mitbringen."

COVID-19-Sicherheitshinweis im MotoGP-Fahrerlager

COVID-19-Sicherheitshinweise im MotoGP-Fahrerlager

Foto: Motorsport Images

"Die Vorgaben bezüglich der 'Blase' sind sehr sehr streng", so Oliveira, "gleichzeitig ist es aber auch schwierig, sie immer zu 100 Prozent einzuhalten, denn natürlich müssen wir zwischen Rennen auch reisen. Jetzt, da die Fallzahlen in Europa wieder steigen, ist es eine Glücksfrage, ob man sich infiziert oder nicht. Wir können nur unser Bestmögliches tun, also die Regeln einhalten, Maske tragen, Abstand halten und auf das Beste hoffen".

Andrea Dovizioso findet, dass dabei "einige vorsichtiger, andere weniger vorsichtig" agieren und sagt für sich selbst: "Ich finde es gut, besorgt zu sein und maximal vorsichtig zu sein. Im Endeffekt hat diese Situation aber niemand unter Kontrolle. Es ist nahezu unmöglich, sie zu kontrollieren. Ich bin ehrlich gesagt entspannter als viele andere Leute, weil wir die Situation ohnehin nicht unter Kontrolle haben."

Dorna-Chef vergleicht Coronainfektion mit Knochenbruch

Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta findet, dass ein positiver Coronatest von der Auswirkung auf die Fahrerwertung einer Verletzungspause gleichkommt. "In Bezug auf einen Grand Prix ist ein positiver Coronatest wie ein gebrochener Knochen. Für Valentino hoffe ich aber, dass es weniger schmerzhaft ist und er schneller wieder gesund wird", so Ezpeleta gegenüber 'AS'.

Allerspätestens der Fall Rossi ist für den Dorna-Chef aber eine eindringliche Warnung: "Valentino ist einer von 1.001 Menschen in diesem Fahrerlager. Wir alle sind dieser Gefahr ausgesetzt. Das Wichtige ist, dass sich die anderen nicht auch noch infizieren und dass die Rennen stattfinden können."

Carmelo Ezpeleta, Jorge Viegas

Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta mit FIM-Präsident Jorge Viegas

Foto: Motorsport Images

"Das Gute", so Ezpeleta weiter über Rossi, "ist, dass er von Italien gar nicht erst hierher gereist ist, sondern sich zu Hause in Selbstisolation befindet. Der Rest des Teams ist vor Ort und es gibt keine Probleme." Ab Samstag sollen auch die sechs Yamaha-Teammitglieder wieder an der Strecke sein, die coronabedingt vom Le-Mans-Wochenende ausgeschlossen wurden. Zu ihnen zählt Yamahas MotoGP-Projektleiter Takahiro Sumi.

Rossis Yamaha-Teamkollege Maverick Vinales, der um den WM-Titel kämpft, meint: "Wir müssen sehr vorsichtig sein, auch wenn ich das bereits bin. Wenn ich nicht an der Strecke bin, bleibe ich zu Hause. Wir müssen das Risiko so gering wie möglich halten und so wenig Leute wie möglich treffen. Denn wegen einer Infektion zwei Rennen zu verpassen, ist ein Desaster, was die WM angeht."

Und WM-Spitzenreiter Quartararo merkt abschließend an: "Ich glaube, nach Portimao wird der Stress etwas nachlassen. Nicht nur wegen der Weltmeisterschaft, sondern wegen genau dieser Situation, in der ich mich seit Juli nicht wirklich wohl fühle."

Weitere Co-Autoren: Mark Bremer. Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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