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Interview

Herve Poncharal im Interview: "Miguel Oliveira passt perfekt zu Tech 3"

Tech-3-Teamchef Herve Poncharal ist von den Fähigkeiten und der Persönlichkeit seines MotoGP-Fahrers Miguel Oliveira überzeugt - Er hält ihn für einen Topfahrer

Wenn Herve Poncharal über seinen Tech-3-Piloten Miguel Oliveira spricht, kommt er nicht mehr aus dem Schwärmen heraus. Der Franzose lobt im Interview mit 'Motorsport.com' den Charakter und die Werte des Portugiesen, die perfekt zum KTM-Satellitenteam passen würden. Nach Oliveiras ersten MotoGP-Sieg in Spielberg, erwartet der Teamchef weitere Topresultate von seinem 25-jährigen Talent.

Frage: "Wie stolz sind Sie auf Miguel, der vor dem Rennen unterschätzt wurde und jetzt gewonnen hat?"

Herve Poncharal: "Ich mache da niemanden einen Vorwurf. Er wurde etwas unterschätzt, weil seine Ergebnisse nicht so gut waren wie die von Brad [Binder]. Wir wissen aber warum, denn im zweiten Rennen von Jerez waren wir Fünfter und dann wurde er in Kurve 1 bei einem Unfall aus dem Rennen genommen. Er konnte nicht das zeigen, was er kann und ich glaube, er wäre nah an einem Podestplatz dran gewesen."

"Ich mag es nicht zu sagen, wir hätten auf dem Podium oder in den Top 5 landen können, denn das klingt so, als wolle man jemanden von etwas überzeugen, ohne das einem geglaubt wird. Deshalb sollte man da lieber den Mund halten. Es waren also null Punkte für Miguel. In der Tschechischen Republik hat er im dritten Freien Training einen Fehler gemacht und im Qualifying einen schwachen Startplatz herausgefahren."

"Er ist dann aber ein fantastisches Rennen gefahren, wurde aber nur Sechster. Er war genauso schnell wie Brad unterwegs, aber der hat das Rennen gewonnen. Das war dann die Überschrift des Rennwochenendes: der erste KTM-Sieg, Brad Binder als ein Rookie, das war eine fantastische Geschichte. Wir konnten aber nichts sagen und wir haben gesehen, dass Miguel dachte: 'Mist, ich hätte da sein können, aber aus irgendwelchen Gründen bin ich es nicht.'"

"Im ersten Rennen von Österreich gab es wieder einen Unfall, dieses Mal mit Pol Espargaro. Dann weißt du nicht, was du den KTM- und Red-Bull-Leuten sagen sollst. Das ist natürlich demoralisierend. Das gilt auch für uns, weil wir nicht zeigen konnten, wozu KTM in der Lage ist. Dennoch haben viele Leute über Miguel gesagt, dass er viel Pech hatte."

"Ich kenne die Wahrnehmung dieser Menschen und wir kennen sein echtes Potenzial, aber bis du es schaffst, ist das alles nur Blahblah. Ich mag kein Blahblah und deshalb glaube ich, dass Miguel, wenn er im zweiten Rennen von Jerez und ersten Rennen von Österreich gepunktet hätte, in den Top 3 der Gesamtwertung liegen würde."

Miguel Oliveira

Für Miguel Oliveira war Spielberg der erste MotoGP-Sieg

Foto: Motorsport Images

"Deshalb war ich auch wirklich sehr glücklich, denn ich sage euch, dieser Junge hat das Tempo. Er ist außerdem ein cooler, netter und cleverer Typ, der eine gute Bildung genossen hat. Viele Leute denken, dass man als Toppilot wild sein muss, dass man nicht immer nett sein darf und nicht viel im Köpfchen haben muss. Deshalb haben manche wegen ihrer Wahrnehmung über Miguel vielleicht gedacht, dass er niemals ein MotoGP-Rennsieger werden wird."

"Wir wussten aber wegen der geteilten Daten mit den anderen drei KTM-Fahrern und seiner Fahrerweise, dass er die Möglichkeit hat. Ich bin froh, dass wir Miguel die Möglichkeit gegeben haben, zu zeigen, dass er ein MotoGP-Fahrer ist. Das mit ihm geschafft zu haben, bevor er im kommenden Jahr in ein Werksteam wechselt, macht mich sehr glücklich. Wir haben das zusammen geschafft."

"Mit Brad Binder zusammen ist es für mich das Dream-Team. Brad Binder und Miguel Oliveira, sie sollten meine Fahrer in diesem Jahr sein, doch es gab diese Geschichte, dass Johann Zarco gehen wird. Das ist aber nicht passiert. Diese beiden Jungs habe ich mir bereits in der Moto3 angeschaut. Ich habe ihre Leistungen in der Moto2 verfolgt und deshalb habe ich Aki Ajo immer gesagt, dass er ein Glückspilz ist, weil er dieses Dream-Team hat."

"Beide werden nächstes Jahr im Werksteam von KTM wiedervereint. Ich habe den Leuten bei KTM gesagt, wie viel Glück sie haben, solche zwei unglaublich schnelle Fahrer zu haben. Es sind zwei unglaublich tolle Menschen mit einem unglaublich großem Potenzial. Sie mögen sich, aber natürlich bringen sie sich gegenseitig auch ans Limit. Sie wollen sich gegenseitig schlagen und das wird einfach nur fantastisch werden."

Poncharal

Bescheidenheit ist für Herve Poncharal besonders wichtig

Foto: Motorsport Images

"Miguel freut sich für Brad, aber natürlich war Miguel, ich will nicht eifersüchtig sagen, nicht unbeeindruckt, denn Brad hat in seinem ersten Jahr gewonnen, während er selbst im zweiten Jahr ist. Sie mögen und respektieren sich, aber es war keine einfache Situation, denn du glaubst daran, es schaffen zu können, wenn du ein Topfahrer bist. Als solch ein Fahrer hast du ein Ego, du hast deinen Stolz und deshalb war es nicht so einfach, das zu akzeptieren."

"Natürlich hat er sich trotzdem gut verhalten, er kam, um zu gratulieren. Er hat trotzdem gelächelt, er hat seine gute Seite gezeigt. Ich wusste aber, wie er sich innerlich gefühlt haben muss, denn auch ich wollte damals meinen Teamkollegen schlagen, obwohl wir eine unglaublich gute Beziehung hatten. Wir wollen uns alle gegenseitig schlagen und ich bin froh, ihm ein paar Tage nach der Errungenschaft von Brad die Möglichkeit gegeben zu haben, Teil der KTM-Geschichte zu werden. Die Beiden sind einfach nur unglaublich und fantastisch."

Frage: "Wie gut macht sich Oliveira gegenüber Größen wie Andrea Dovizioso, Cal Crutchlow, Espargaro, Ben Spies und Zarco?"

Poncharal: "Miguel nimmt natürlich in unseren Herzen und unserer Geschichte einen ganz besonderen Platz ein, weil er uns den ersten MotoGP-Sieg eingebracht hat. Deshalb wird er für Tech 3 immer etwas ganz Besonderes sein. Ich habe gesagt, dass ich es mag, bescheiden zu sein und eine familiäre Atmosphäre zu haben. Miguel passt einhundertprozentig zu diesen Werten."

"Einige Fahrer konnten bei uns einfach nicht so richtig glücklich sein und es gibt auch Fahrer, mit denen ich nicht immer glücklich sein werde. Miguel passt aber perfekt zu uns, denn er ist auch bescheiden. Er mag es nicht, Schlagzeilen zu machen. Natürlich möchte er in den Überschriften stehen, wenn er siegt und gute Leistungen abliefert."

"Er ist ein ruhiger Typ, der alles gerne mit dem Team teilt. Er kommt morgens in die Garage und grüßt jeden einzelnen Mitarbeiter persönlich. Wenn er am Abend wieder geht, verabschiedet er sich von jedem. Wir essen oft zusammen und wir wissen viel über sein Leben. Er weiß viel über jedes einzelne Mitglied von Tech 3, weshalb wir so ein gutes Team sind. Manchmal hast du berühmte Fahrer im Team, die sich wie eine Primadonna verhalten, die dann spät in die Box kommen, ihren Job machen und dann wieder verschwinden."

"Miguels Verhalten spricht auch für ihn. Er trägt keine besonderen Sonnenbrillen oder Kopfhörer, er hat keine Bodyguards um sich herum. Wir mögen ihn sehr, weil er unsere Werte teilt und ich denke, dass er mit uns und der Umgebung zufrieden ist, weil er hier glücklich ist und das bekommt, was er braucht. Wie ich immer sage: ein schneller Fahrer ist ein glücklicher Fahrer."

Miguel Oliveira

Miguel Oliveira ist der erste MotoGP-Sieger aus Portugal

Foto: Motorsport Images

"Man muss am Fahrstil, der Set-up-Arbeit und auch an der mentalen Verfassung eines Fahrers arbeiten. So gibt man ihm das Selbstvertrauen. Er muss das Gefühl haben, gemocht zu werden. Alle müssen ihm das Gefühl geben, dass sie glücklich darüber sind, dass er das machen kann, was er am besten kann und das ist ein Motorrad mit einem positiven Gefühl fahren."

"Ich denke, dass das sehr wichtig ist und deshalb arbeite ich immer daran, dass die Piloten merken, dass wir uns um sie sorgen. Sie sind keine Maschinen, die Ergebnisse einbringen müssen. Es sind Menschen, die mal gut und mal schlecht drauf sein können. Sie fühlen sich einen Morgen richtig stark und an einem anderen Morgen nicht so stark. Er braucht seine Zeit, um das mit uns zu teilen."

"Wenn man sich aber nicht nahe steht, kann man das nicht miteinander teilen. Man muss sich menschlich nahe stehen, wenn man über bestimmte Dinge reden will. Dazu braucht es eine gewisse Art von Beziehung."

Frage: "Wie stolz sind Sie darauf, dass Miguel es abgelehnt hat, ins KTM-Werksteam zu wechseln, um 2020 für Ihr Team zu fahren?"

Poncharal: "In Misano kam die Anfrage, ob er ins Werksteam wechseln möchte und ich dachte, dass er akzeptieren würde. Ich wäre nicht sauer auf ihn gewesen, denn Brad hat genau das gemacht, als er das Angebot bekommen hatte. Wenn du ein Toppilot bist, möchtest du in einem Werksteam fahren. Ich wäre nicht sauer, aber überrascht gewesen. Er hat mir gesagt, dass er sich gut fühlt, solange er technische Unterstützung bekommt. Er sagte, es gebe keinen Grund beim Werksteam zu fahren, weil er das Team mag und ihm die Leute helfen, in der MotoGP zu lernen und Leistungen zu erbringen."

"Das war ein großartiges Gefühl und wir haben zweimal so hart gearbeitet, damit er seine Entscheidung niemals bereuen wird. Das Team war natürlich auch motivierter, zu arbeiten und Miguel zu helfen, weil er sich entschieden hat, zu bleiben. Das war eine ganz wichtige Entscheidung für das Team."

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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