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Herve Poncharal: Musste beim Wechsel zu KTM viel Überzeugungsarbeit leisten

Tech-3-Teamchef Herve Poncharal erinnert sich an die Jahre mit Honda und Yamaha und erklärt, warum er in der MotoGP unbedingt mit KTM zusammenarbeiten wollte

Seit 2001 in der Königsklasse unterwegs, gelang dem französischen Tech-3-Team beim Grand Prix der Steiermark in Spielberg am 23. August 2020 mit Miguel Oliveira der erste MotoGP-Sieg. Ein Befreiungsschlag vor allem für Herve Poncharal, der Tech 3 1989 gegründet und 1990 in die Weltmeisterschaft gebracht hatte.

Zunächst ging man in der 250er-Klasse mit Motorrädern von Honda und Suzuki an den Start. Im Gespräch mit 'Motorsport.com' erinnert sich Poncharal an das Jahr 1998, "wo ich in der 250er-Klasse mit Honda unterwegs war. Es war das beste Bike. Ich war dennoch wegen verschiedener Dinge nicht richtig glücklich."

Also entschied er sich für einen Wechsel zu Yamaha: "Die Verantwortlichen kamen zu mir und ich sagte: 'Wenn ihr bereit seid, bin ich es auch.' Viele Leute sagten mir, dass ich verrückt bin und Geld verlieren werde. Ich habe kein Geld bekommen und sie sagten, das Bike sei nicht wettbewerbsfähig und ich könne Honda nicht verlassen."

Poncharal brauchte "mehr Würze zum Frühstück"

Doch Poncharal habe damals "keinem Superman mit den supertollen Ratschlägen zugehört" und den Schritt gewagt - mit Erfolg: "Im folgenden Jahr haben wir die 250er-Meisterschaft gewonnen." Damals lieferten sich die Tech-3-Fahrer Olivier Jacque und Shinya Nakana ein Duell um den WM-Titel und Jacque gewann schließlich.

Was folgte, war für Tech 3 der Aufstieg in die MotoGP. Dort arbeitete Poncharal weiter mit Yamaha zusammen. "Es war eine tolle, unglaubliche Partnerschaft", blickt er zurück. "Doch Ende 2017 bis Anfang 2018 dachte ich, das wäre das Ende des Abenteuers, denn ich brauchte morgens etwas mehr Würze beim Frühstück", sagt er weiter.

Johann Zarco

Jahrelang als Tech-3-Yamaha unterwegs, feierte man z.B. mit Johann Zarco Erfolge

Foto: LAT

"Das heißt nicht, dass ich nicht glücklich war. Ich kann nichts Schlechtes sagen, aber ich brauchte eine Veränderung. Im Sport braucht man manchmal neue Herausforderungen. Ich war etwas gelangweilt, weil es einfach war. Jedes Jahr war dasselbe. Wir haben nur die Fahrer ausgetauscht. Dann habe ich mir die KTM-Jungs angeschaut."

"Wir fingen bei Null an und das Ziel war die Spitze"

Sie seien verrückt und voller Leidenschaft gewesen, erzählt Poncharal. "Das Bike war wild und man konnte den Enthusiasmus sehen. Das war unglaublich und das hat mich irgendwie berührt. Wir haben angefangen, miteinander zu sprechen und dann haben wir uns über ein Satelliten-Projekt unterhalten", verrät der Franzose.

Ihm sei bewusst gewesen, dass KTM mit der Entwicklung damals am Anfang stand und noch nicht wettbewerbsfähig genug war, um vorne mitzumischen. "Ich hatte dennoch ein gutes Gefühl und wollte dort hin gehen. Wir werden Spaß haben, das wusste ich. Es war wie ein Abenteuer, denn wir fingen bei Null an und das Ziel war die Spitze."

Ob man dort jemals ankommen würde, sei völlig offen gewesen. Doch Poncharal ließ sich von seiner Entscheidung nicht abbringen. "Deshalb bin ich ins KTM-Büro gegangen. Da habe ich das Slogan 'Ready to Race' gesehen, aber das ist nich nur ein Slogan. Ich habe den Boss getroffen und gesehen, wie sehr er für das Racing brennt."

Tech-3-Boss musste eigene Mitarbeiter überzeugen

"Ich dachte mir: 'Verdammt, das ist das, was ich machen möchte.' Es war nicht einfach, Teile meiner Belegschaft zu überzeugen, denn sie waren in Yamaha verliebt. Die Mitarbeiter fragten, warum wir gehen. Sie machten mich auf die Ergebnisse und Schwierigkeiten aufmerksam", erinnert er sich an die nötige Überzeugungsarbeit.

Am Ende aber hätten alle am selben Strang gezogen, sagt er. "Als ich Pit Beirer die Hand gegeben habe, wusste ich, dass es ein spannendes Abenteuer werden wird. Aber ich wusste damals nicht, dass wir in der Mitte des zweiten Jahres gewinnen werden." Und tatsächlich sah es zunächst nicht nach einem solch raschen Aufstieg aus.

"Der erste Kontakt mit dem Bike war eine völlig andere Welt", beschreibt Poncharal die Anfänge. "Dazu kam Miguel von der Moto2 und Hafzih Syahrin von Yamaha aus der MotoGP. Es war nicht einfach, gerade für die Mechaniker und Techniker. Du erwartest, genau dasselbe zu finden, wie das, an das du gewöhnt bist."

Poncharal lobt hohes Entwicklungstempo bei KTM

"Ein Mechaniker hat jeden Tag dieselbe Routine, aber jeder Hersteller hat eine andere Vorgehensweise. Ihr Bike war ein V4 mit einem Rohrrahmen und einer WP Suspension. Bei Yamaha hatten wir einen Vierzylinder-Reihenmotor und Öhlins-Federelemente. Das war eine Veränderung, aber wir sind nie in Panik geraten."

Im Nachhinein zeigt sich der Tech-3-Teamchef vor allem vom Entwicklungstempo bei KTM überrascht: "Ich habe mit verschiedenen Herstellern zusammengearbeitet, aber so eine Geschwindigkeit der Entwicklung und die Anzahl an neuen Teilen, die jedes Rennen gekommen sind, habe ich noch nie gesehen."

Auch der interne Umgang mit Problemen habe ihm imponiert. Dabei lobt er vor allem KTM-Teammanager Mike Leitner. "Er ist ein unglaublicher Pfeil, der immer das Herz trifft und das tut weh. Er gibt niemals auf, bringt jeden an seine Grenzen und gibt einem Stärke, selbst nach einem schlechten Wochenende", schwärmt er.

Feedback mehrerer Fahrer als Erfolgsgeheimnis

Hinzu kam, dass man als Hersteller mit Konzessionen ausgedehnter testen konnte als die Konkurrenz. Das Feedback von vier verschiedenen Fahrern, die verschiedene Fahrstile und Gefühle haben, sei den Ingenieuren eine große Hilfe gewesen. "Dazu kommt noch Dani Pedrosa als Testfahrer", der 2019 zu KTM stieß.

"Es waren also fünf Fahrer und das Testteam. Auch die Rennfahrer haben Informationen ausgetauscht, sich über Probleme unterhalten und Ideen geteilt. Das war das Geheimnis", hält Poncharal fest. "Sie hatten keine Angst, zu arbeiten und die Herausforderung anzunehmen. Die Motivation dahinter ist unglaublich."

Weitere Co-Autoren: André Wiegold. Mit Bildmaterial von LAT.

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