"Kleiner Schock": Wie die MotoGP auf das Fehlen von Marc Marquez reagiert
Die meisten im MotoGP-Paddock hatten mit seinem Comeback zum Saisonstart gerechnet: Wie Fahrerkollegen Marc Marquez' Abwesenheit in Katar bewerten
Seit Montag ist klar: Das in Katar erhoffte MotoGP-Comeback von Marc Marquez verzögert sich weiter. Weder beim ersten noch beim zweiten Saisonrennen wird der Honda-Pilot an den Start gehen, wie der Spanier und sein Team mitteilten.
"Er ist nicht in Katar, weil die Ärzte der Meinung sind, dass er noch ein wenig braucht, um hundertprozentig sicher zu sein, dass er in guter Verfassung zurückkehren kann", erklärt Honda-Teammanager Alberto Puig die Entscheidung.
"In Barcelona und Portimao waren die Empfindungen gut, er war schnell unterwegs, aber die Ärzte wollten wegen der Belastung, der der Körper beim Grand Prix ausgesetzt ist, abwarten, dass es nicht zu viel wird. Wir sind den Anweisungen gefolgt, aber hoffen, dass er bald zurück ist und das tut, was er kann, nämlich Rennen gewinnen."
Alberto Puig erklärt Hintergründe der Katar-Absage
Die Privattests, die Marquez innerhalb weniger Tage in Barcelona und Portimao mit einer Honda RC213V-S absolvierte hatte, nährten die Hoffnung, dass er pünktlich zum diesjährigen Saisonstart wieder auf seine MotoGP-Honda steigen würde.
Dass es nun doch nicht dazu kommt, liegt laut Puig nicht daran, dass sich Marquez auf dem Motorrad nicht wohl gefühlt habe oder nicht fahren könne, "sondern dass der Arzt sichergehen will, dass genug Zeit seit der Operation vergangen ist".
"Wir werden also warten. Ohne unseren Champion anzufangen, ist nicht das Beste, aber auch nicht das Ende der Welt. Wenn dieses Jahr alles gut läuft, haben wir eine lange Meisterschaft und Zeit, uns zu erholen", sagt Puig. Am 12. April will man sich noch einmal mit den Ärzten beraten und eine Entscheidung für Portimao fällen.
Suzuki-Duo hatte fest mit Marquez-Star gerechnet
Für viele Fahrer im MotoGP-Paddock kam die Nachricht, dass Marquez die ersten beiden Rennen der Saison aussitzen wird, überraschend. Weltmeister Joan Mir (Suzuki) erklärt: "Er hat mit einem Straßenmotorrad zweimal auf zwei verschiedenen Strecken getestet. Ich bin deshalb davon ausgegangen, dass er hier dabei sein würde."
Joan Mir sicherte sich in Abwesenheit von Marc Marquez 2020 den MotoGP-Titel Foto: Motorsport Images
So erzählt Rins: "Ja, ich habe ihn getroffen. Wir waren im selben Hotel, als er sich hier impfen ließ. Ich ging ins Fitnessstudio und er trainierte dort. Wir haben uns also ein bisschen unterhalten. Für mich war es ein kleiner Schock, dass er hier nicht an den Start gehen wird. Als ich mit ihm sprach, schien er gut drauf und überzeugt."
Alex Rins: "Noch nicht hundertprozentig fit gefühlt?"
"Ich hatte den Eindruck, dass er in einer guten Form ist. Sicherlich wird es für ihn schwer sein, nach einer so langen Pause wieder auf ein MotoGP-Bike zu steigen. Aber auf mich machte er einen guten Eindruck. Vielleicht hat er sich bei den Tests in Montmelo und Portimao noch nicht hundertprozentig fit gefühlt", mutmaßt er.
Dass Marquez seine Comeback-Pläne weiter aufschieben muss, sei "vor allem für ihn nicht gut", sagt Mir. "Diese beiden Rennen in Katar hätte er nutzen können, um einen Neustart zu machen und zu sehen, wie er sich mit dem MotoGP-Bike fühlt."
"Es wird schwierig für ihn sein, in Portimao stark zurückzukommen und dann um den Titel zu kämpfen", glaubt der Weltmeister - zumal Marquez auf der Strecke in Portugal mit der MotoGP noch nicht gefahren ist. "Aber er weiß besser als jeder andere, wie man ein MotoGP-Motorrad fährt. Er wird schnell wieder stark sein."
Pol Espargaro sieht ihn bald wieder auf dem Podest
Pol Espargaro hofft, dass sein Teamkollege bald wieder ins Geschehen eingreifen kann Foto: Motorsport Images
"Es werden also großartige Nachrichten sein, wenn er zurückkehrt. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass er, wenn er zurückkommt, schnell wieder auf einem Toplevel sein wird. Er ist ein schneller Fahrer und wir wird bald wieder auf dem Podium stehen."
Bis es soweit ist, werden sich aber alle noch etwas gedulden müssen. "Niemand weiß besser als Marc, womit er im vergangenen Jahr zu kämpfen hatte, um gesund zurückzukommen", sagt Ducati-Pilot Jack Miller und meint, Vorsicht geht vor Nachsicht.
Jack Miller: MotoGP ist nochmal ein anderes Kaliber
"Wenn die Ärzte ihm raten, hier nicht zu fahren - und es ist ein großer Unterschied, ob man mit einem Straßenmotorrad testet oder im Rennen mit 21 anderen Fahrern jede Runde pusht - dann ist das für mich gar keine Frage. Er wird zurückkommen und er wird stark sein. Wann das sein wird, entscheidet er", so der Australier.
"Klar verliert er jetzt Punkte, aber das Wichtigste ist für ihn im Moment, sich in eine gute Verfassung zu bringen. Er hat viele Monate auf keinem MotoGP-Bike gesessen. Vielleicht wird er, wenn er zurückkehrt, erst einmal zu kämpfen haben, aber ich denke, nicht allzu sehr. Ich hoffe, dass er in Portimao wieder dabei sein wird."
Die MotoGP verdient "den besten Fahrer der Welt"
Sein Fehlen in Katar ändere an der Herangehensweise aber nichts, meint Maverick Vinales (Yamaha): "Die Tatsache, dass er in den ersten beiden Rennen nicht dabei sein wird, macht uns nicht besonders erpicht darauf, das auszunutzen. Wir haben alle viel trainiert und die Details werden entscheiden, wer am Sonntag gewinnt."
Dass der Spanier, wenn er wieder zurück ist, alles geben wird, um aufschließen, ist ohnehin klar. Valentino Rossi, 2021 für Petronas-Yamaha unterwegs, traut Marquez jedenfalls zu, "dass er vom ersten Rennen an konkurrenzfähig sein kann".
"Ich denke, er wollte zurückkommen und es versuchen, aber es scheint noch zu früh sein", sagt "Il Dottore" über die Absage für Katar, während Franco Morbidelli glaubt: "Er hat den sichereren Weg gewählt, eine ziemlich intelligente Entscheidung."
Wie schwer sie Marquez gefallen sein muss, lässt sich nur erahnen. "Jeder in diesem Paddock weiß, wie hungrig Marc ist", sagt Aleix Espargaro (Aprilia). "Ich wünsche ihm eine schnelle Genesung und hoffe, dass er bald zurückkommt. Das ist die beste Meisterschaft der Welt und sie verdient den besten Fahrer der Welt."
Mit Bildmaterial von Repsol Media.
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