Kolumne: Millers Weg zum MotoGP-Sieg führte durch Deutschland
Jack Miller war 2011 Deutscher Meister der 125ccm-Klasse. Wir blicken auf seine Anfänge und seinen Weg bis ins Jahr 2016 zurück.























Die letzten Tage waren geprägt von Jack Miller. Was der Australier am letzten Sonntag in Assen wirklich erreicht hat, das muss man sich anhand dieser Zahlen mal auf der Zunge zergehen lassen: Miller ist nur einer von überhaupt 19 Fahrern, die jemals ein Rennen der neuen MotoGP-Klasse gewinnen konnten.
Zeitsprung
Es ist Samstag, der 19. Juni 2010. Sachsenring. Jack Peter Miller fährt sein erstes Rennen in der IDM 125. Er wird 20. Hinter Ernst Dubbink und vor Lukas Trautmann. Das Rennen gewinnt Luca Amato vor Luca Grünwald und Toni Finsterbusch.
Auch in diesem Rennen unterwegs: Damien Raemy (5.), Daniel Kartheiniger (7.), Marvin Fritz (7.)., Philipp Öttl (10.), Florian Alt (11.), Marc Nekvasil (23.), Robin Mulhauser (35.). 39 Piloten sind am Start.
Niemand nimmt von Jack Peter Miller Notiz, um ehrlich zu sein. Die einzige Schlagzeile, die er schreibt: Ein Australier in der IDM125. So etwas musste ausgeschlachtet werden.
Es ist das erste Mal, dass ich mit dem Namen Miller konfrontiert bin.
Spanien
Miller kommt aus Australien und versucht sich nun in Europa. So, wie es Casey Stoner vor ihm gemacht hat und der zu dem Zeitpunkt schon Weltmeister auf Ducati war. In der MotoGP. Seine Eltern haben in Down Under alles aufgegeben, damit der Spross in Europa Motorrad fahren kann.
Miller begann eigentlich in Spanien. Da er so ziemlich jedes Rennen, was er mitnehmen kann, fährt, kommen halt auch die Deutschland-Einsätze zustande.
Seinen ersten Europa-Auftritt hat er in Barcelona in der Spanischen Meisterschaft: Platz 25 von 34 Fahrern.
Jack Miller fährt später im Jahr zwei Mal in die Punkte, in Albacete und Valencia. Er holt zusammen sieben Punkte und beendet die spanische 125ccm-Meisterschaft als 30.
Meister wird ein gewisser Maverick Vinales. Vor Miguel Oliveira. Und Alex Rins. Isaac Vinales wird Sechster, Jorge Navarro Neunter, Alex Marquez Elfter. Luca Grünwald 20, Hiroki Ono 21. Danny Kent 27 – vor Philipp Öttl.
Reinhold Zweitakt Tuning – RZT
Miller hat sich mit seinen Einsätzen 2010 das Interesse von Heiko Reinhold auf sich gezogen. Der gilt damals als größter Zweitakt-Tuner Deutschlands, mit Spezialisierung auf Simon und MZ, sowie Scooter.
Sein RZT Racing Team ist eine Talentschmiede. International angesehen. Miller tritt hier in – schon damals im Nachwuchsbereich – große Fußstapfen.
Die bekanntesten Piloten, die vor Miller durch die RZT-Schule gingen:
- Jarno Müller
- Igor Kalab
- Luis Jaime Salom
- Maverick Ruiz Viñales
Vinales. Miller. Beide sind für RZT gefahren, beide sind in Deutschland IDM gefahren. Beide sind heute in der MotoGP und haben dort auf dem Podest gestanden.
Millers bislang letzter Meister-Titel
2011 konzentrierte sich Miller also mit dem RZT Team auf die IDM. 2010 hatte Miller zehn Punkte geholt, ausgerechnet beide Male auf der Naturrennstrecke des Schleizer Dreiecks.
Der erste Saisonlauf 2011 findet auf dem Lausitzring statt. Und Miller gewinnt. Seine Mutter Sonya bricht fast zusammen, muss sich von der Mutter von Thomas van Leeuwen die Treppe hinter dem Podest herunter stützen lassen. Das Rennen in der Zusammenfassung im Video hier:
Pressekonferenz. Miller lispelt. Nicht vor Aufregung, er hat damals diesen Sprachfehler. Nichts, aber auch gar nichts nimmt das von seiner Leistung. Nichts, aber auch gar nichts macht ihn daran unsympathisch.
Gar nichts.
Miller ist eben der, der schnell Motorrad fährt. Und lispelt. Ich betone das nicht, um Jackass zu demütigen oder zu beleidigen. Es war einfach so. Es war auch etwas, was sich eingebrannt hat.
Und, irgendwie, musste ich dann am letzten Sonntag extrem schmunzeln. Als er alle seine Emotionen unter dem Helm herausgeschrien hatte, trabte Miller nach seinem ersten MotoGP-Sieg mit einer extrem heißeren Stimme an, brachte kaum ein Wort heraus.
Und auch wenn er das Stottern von früher absolut in den Griff bekommen hat, irgendwie hat sich nach Assen ein Bogen gespannt. Ein Moto3-WM-Sieg war nur eine Frage der Zeit. Einer in der MotoGP eigentlich unerreichbar. Und dann macht der das Ding – und wieder ist etwas mit seiner Stimme.
Jack Miller ist und bleibt eben Jack Miller. Der, der bei seinen Eltern, als die verreist waren, aus dem heimischen Pool in Australien das Wasser abließ, um eine Halfpipe für sein Skate-Board draus zu machen.
Und er ist eine Type. Kein weichgespülter PR-Fahrer. Und Hauptsponsor MarcVDS – das ist das Bier der beiden Bier-Sponsoren mit Prozenten – wird es freuen, dass Jack eben nach einem solchen Sieg auch mal mit einem Bier posiert. Eine bessere Werbung kann Marc van der Straaten ja nun nicht erwarten – zwischen all den Monster- und Red-Bull-Kannen, mal ein echter Mann, ein echter Biertrinker.
Prost, Jack Peter Miller!
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