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Kolumne zum Deutschen Motorradrennsport: Weltuntergang? Casey, mach Platz, ich komm' angeln

Jonas Folger zieht zurück, Sandro Cortese arbeitslos, Stefan Bradl Test-Fahrer und mit dem NEC und dem R6-Cup werden ganze Serien eingestellt. Der komplett falsche Weg zum falschen Zeitpunkt!

Podium: 1. Stefan Bradl, 2. Marc Marquez, 3. Aleix Espargaro

Podium: 1. Stefan Bradl, 2. Marc Marquez, 3. Aleix Espargaro

Gold and Goose / Motorsport Images

Der Deutsche Motorradrennsport ist tot. Anders kann man es derzeit nicht beschreiben. Diese Woche zog Jonas Folger gesundheitsbedingt seinen Start in der MotoGP-Weltmeisterschaft 2018 zurück. Diese Entscheidung ist zwar mehr als nachvollziehbar und verständlich, aber indirekt hat sie fortgeführt und eingeleitet, was länger schon bekannt war, aber immer noch hinnehmbar: Der deutsche Motorrad-Rennsport ist am Boden wie nie zuvor.

Bislang sprachen wir noch über den mangelnden Talente-Nachzug in die Weltmeisterschaft, hatten doch aber immer starke Fix-Starter. Nun sieht die Lage noch mal schlimmer und eigentlich aussichtslos aus.

Gestern Abend hatte der ADAC verkündet, dass 2018 der Northern European Cup (NEC) nicht fortgeführt wird. Mangelndes Teilnehmerinteresse wurde als Grund angegeben.

Heute dann die nächste Hiobsbotschaft offiziell: Der Yamaha R6-Cup, aus dem Talente und Weltmeister wie Jörg Teuchert oder Kenan Sofuoglu hervorgegangen sind, wird im Rahmen der IDM offiziell eingestellt. Letztes Jahr feierte der legendäre Cup sein 40. Jubiläum. Nun ist er beerdigt.

Die Spatzen pfiffen es ja schon längst von den Dächern, dass der Yamaha-Cup nicht fortgeführt werden würde. Doch Teilnehmer, Beteiligte und Fans klammerten sich daran, dass noch ein Wunder passieren würde.

Dieses Wunder trug den Namen Marcel Driessen. Der 48-jährige Niederländer war in seiner Karriere in Führungspositionen bei der Piaggio-Group in Italien unterwegs, lernte dort die Leidenschaft für Rennsport. Diese nahm er mit zu BMW Frankreich, wo er ein glühender Fan der Langstrecken-Szene und den Klassikern der 24-Stunden von Le Mans und dem Bol d'Or war. Danach ging er zu Ducati Deutschland, auch ein Unternehmen, bei dem Rennsport an erster Stelle steht. Seit 1.1.2018 ist er bei Yamaha Deutschland der Country Manager. Doch scheinbar war hier die Zeit zu kurz, die Entscheidung über die Beerdigung des Yamaha-Cups noch einmal zu kippen.

Nun stehen die Cup'ler da, wie "Max in der Sonne".

Folger fährt nicht, Cortese wurde aufgrund finanzieller Schieflage und falscher Versprechen von Investoren an das Kiefer-Team arbeitslos. Die jungen, engagierten Motorsportler, die im NEC die einzige, halbwegs finanzierbare Meisterschaft nach dem Junior-Cup sahen, stehen im Regen und auf der Straße. Selbst der Sprung aus dem NEC in den R6-Cup ist nun Geschichte.

Der Deutsche Motorrad-Rennsport liegt gnadenlos am Boden – und kaum einen juckts. Als "nur" ein Valentino Rossi und ein Andrea Dovizioso in der MotoGP fuhren – beide schon in etwas betagterem Alter, wachte in Italien der Verband auf und gab bei der Jugend- und Talente-Förderung Vollgas. Da wurden Millionen in die Hand genommen, um eben einfach mal zehn oder mehr Fahrer in die Weltmeisterschaft zu werfen, da wurden Talentschmieden aus dem Boden gestampft. Da wurde frühzeitig erkannt: Unsere Helden heute, ihre Tage sind gezählt. Neue Männer braucht das Land. Und vor allem gehandelt.

Und in Deutschland? Nichts.

Gott-sei-Dank gibt es noch Teams wie Freudenberg, die den Schritt in die Supersport-300-Weltmeisterschaft gehen. Aber auch dort fehlt diesem seit Jahren engagierten Team auf die nächste Zeit eines ganz Gewiss: Der Talente-Nachzug. Noch vor wenigen Tagen hatte Carsten Freudenberg im Gespräch mit Motorsport.com bestätigt, dass es den NEC braucht, um einen Talente-Nachschub zu gewährleisten, aber auch gefordert, dass sich ADAC, DMSB und Co stärker engagieren und den NEC gegebenenfalls wieder in die IDM integrieren.

Rettung? IDM oder Alpe Adria!

Zwei "Strohhalme" gibt es jetzt noch, an die man sich klammern kann: Zum einen arbeitet ein kleines, hochengagiertes Team gerade daran, die IDM 2018 auf die Beine zu stellen und durchzuführen.

Zum anderen wird die Alpe Adria International Motorcycle Championship nicht nur interessanter, sondern auch internationaler – mit Läufen unter anderem in Deutschland, Polen, Slovakia und Österreich.

Für die "arbeitslosen" R6-Cupler gibt es nun quasi zwei Möglichkeiten: Entweder in die IDM Superstock 600 gehen – oder in den R6-Cup im Alpe Adria wechseln, wo auch zwei Rennen pro Wochenende gefahren werden.

Das Fazit sieht insgesamt aber sehr düster aus. Leider generell im Sport in Deutschland. Da wird sich gestritten, ob RB Leipzig eine "echte" Fußballmannschaft ist, wo ja bei Bayern München gar kein Audi-Logo auf dem Shirt prangert und Borussia Dortmund ja nicht auch schon mal trotz 100 Millionen Euro Schulden nicht abgestiegen ist und alle Lizenzen behielt. Da streitet man in der DEL1 und DEL2, den deutschen Eishockey-Ligen, dass weiterhin kein Auf- und Abstieg möglich ist – finanziell oder aufgrund von Politik wohlgemerkt – und stellt die DEL2-Mannschaften ins sportliche Nichts. Und über den Motorrad-Rennsport haben wir oben schon ausführlich referiert.

Vielleicht ist es an der Zeit, wie Casey Stoner die Angel zu nehmen und das ganze Treiben vom See aus Treiben sein zu lassen.

Ist das aber die Lösung? Sicher nicht.

Zum Abschluss hilft nur ein Zitat von Otto von Bismarck: Wenn die Deutschen zusammenhalten, so schlagen sie den Teufel aus der Hölle.

Können wir Motorsportler dann bitte genau jetzt damit anfangen? Alle einen Schritt aufeinander zugehen und an einem Strang ziehen?

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