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"Könnte drei Bücher schreiben": Offene Worte von Tom Lüthi zu MotoGP-Saison

Der Schweizer schildert die Hintergründe seiner punktelosen MotoGP-Saison. Und warum hat es sein Marc-VDS-Teamkollege Franco Morbidelli so viel besser gemacht?

Thomas Luthi, Estrella Galicia 0,0 Marc VDS

Thomas Luthi, Estrella Galicia 0,0 Marc VDS

Gold and Goose / Motorsport Images

Es hat nicht mit einem WM-Punkt geklappt. Tom Lüthi erlebte eine sehr schwierige erste und womöglich letzte MotoGP-Saison. Fünfmal verpasste der Schweizer als 16. knapp einen WM-Zähler. "Rückblickend war es eine sehr schwierige Saison mit vielen Enttäuschungen. Es war sportlich gesehen natürlich sehr, sehr schwer, das zu verarbeiten und mit dem Gedanken an die Zukunft aus diesem Loch herauszukommen", fasst der 32-Jährige im Gespräch mit 'Motorsport.com' zusammen.

Trotzdem bereut er die Entscheidung nicht, den Schritt in die Königsklasse gewagt zu haben. "Auf der anderen Seite konnte ich extrem viel lernen. Was alles passiert ist ... Ich glaube, ich könnte drei Bücher schreiben!" Es war ein prägendes Jahr für den Routinier. Generell heißt es, dass man aus Niederlagen und schwierigen Situationen oft mehr lernen kann, als aus erfolgreichen Zeiten, wo alles spielerisch einfach zu funktionieren scheint.

Auswirkungen der verpassten Wintertests unterschätzt

"Ich fange mal vorne an", versucht Lüthi sein MotoGP-Abenteuer aufzuarbeiten. "Was klar ein Fehler von mir ist, was ich unterschätzt habe, sind die Tests im November, die ich durch die Verletzung verpasst habe. Ich dachte, das kann ich schon aufholen und mit guter Arbeit und Unterstützung geht das schon. Aber ich bin zu lange hinterhergehinkt, und zu lange konnten wir die Lücke nicht schließen."

Thomas Luthi, Estrella Galicia 0,0 Marc VDS

Thomas Luthi, Estrella Galicia 0,0 Marc VDS

Foto: Gold and Goose / LAT Images

"Dann waren wir drin in der Saison. In Katar ging es eigentlich nicht schlecht los. Es ist einfach so gegangen, aber ich hatte trotzdem noch keine Ahnung. Es lief einfach. Ich war nah an den Punkten dran, aber von Reifeneinteilung, Spritsparen und so weiter während dem Rennen hatte ich noch keine Ahnung. Dann später kam eigentlich gleichzeitig der Knall im Team, was mir wirklich mehr geschadet hat als zum Beispiel Franco."

Krach bei der Teamführung war auch nicht förderlich

Die Unstimmigkeiten zwischen Teambesitzer Marc van der Straten und Teamchef Michael Bartholemy brachten viel Unruhe ins Team. Ein Test in Barcelona wurde kurzfristig abgesagt. Die Teammitglieder standen vor einer ungewissen Zukunft. Das MotoGP-Team wurde schließlich nach dem Saisonfinale aufgelöst. Trotzdem kam Lüthis Teamkollege Franco Morbidelli immer besser zurecht, je länger das Jahr dauerte.

 

Statt die Lücke zu Morbidelli zu schließen, fiel Lüthi immer weiter zurück. Warum ging diese Schere so stark auf? "Das habe ich mir natürlich auch überlegt", meint der Schweizer. "Was ist passiert? Er konnte Schritte vorwärts machen, während ich mit den Problemen, die ich hatte, stehengeblieben bin. Es ist eine gute Frage, und da kann ich auch keine klaren Gründe nennen. Wenn ich es früher gewusst hätte, hätte ich es natürlich geändert."

Lüthi rätselt: War Gilles Bigot der falsche Crew-Chief?

"Natürlich ist auch die Zusammenarbeit in der Crew und der Support sehr, sehr wichtig. Es braucht auch Informationen von außen, um sich weiterentwickeln zu können. Vielleicht haben die bei mir auch irgendwo gefehlt, dass zu wenig Input kam, dass ich etwas ändern konnte. Ich habe mich ab und zu etwas auf verlorenem Posten gefühlt. Klingt doof, aber so ist es. Ich wusste nicht, was ich machen soll, weil nichts vorwärts ging. Ich war natürlich frustriert und enttäuscht, und ich wusste nicht wirklich, woran es lag."

Ein wichtiges Element in Lüthis Crew war Crew-Chief Gilles Bigot, der mehr als 30 Jahre Erfahrung in der Weltmeisterschaft hat. Bigot arbeitete in den 1990er-Jahren auch im Honda-Werksteam mit Alex Criville, dem 500er-Weltmeister von 1999, zusammen. Obwohl sich Lüthi und Bigot aus den vergangenen beiden Jahren Jahren aus der Moto2 bestens kannten, fanden sie in der MotoGP nicht den richtigen Weg.

 

"Mit dieser Honda, das weiß die ganze Welt, ist es grundsätzlich nicht einfach, als Rookie klarzukommen", sagt Lüthi. "Dann braucht es natürlich wiederum Leute, die die Erfahrung haben und einem sagen können, was man machen soll. Das ist sehr, sehr wichtig. Natürlich habe ich mir dann auch überlegt, ob es richtig war, Gilles ohne Erfahrung auf dem Motorrad mitzunehmen. Oder war das ein großer Fehler? Hat mir das geschadet oder nicht? Er musste natürlich auch lernen."

Bigot fehlte die Erfahrung mit einem aktuellen MotoGP-Bike. "Das habe ich unterschätzt", meint Lüthi im Rückblick. "Es ist krass, das Ding ist so komplex. Nicht nur das Motorrad, die ganze MotoGP ist komplex. Aber die Honda ist kompliziert, und ich bin überzeugt, dass es da Erfahrung mit diesem Motorrad braucht." Zudem gab es kaum zusätzliche Unterstützung von Honda, da keiner der beiden Fahrer einen HRC-Vertrag hatte. Lüthi und Morbidelli stand das gleiche Material zur Verfügung, aber der Italiener konnte mehr daraus machen, wie seine 50 WM-Punkte verdeutlichen.

Warum wurde Morbidelli immer schneller und besser?

"Er ist einfach anders aufgestellt als ich. Durch sein Umfeld war er vielleicht ein bisschen unabhängiger vom Team als ich", vergleicht Lüthi seine Situation mit Morbidelli. "Wenn man es so sieht, dann ist Valentino Rossi sein Manager. Wenn der irgendetwas sagt, dann passiert das auch. Ich will nicht sagen, dass Franco besseres Material hat, und dass er deshalb besser ist. Er macht einen guten Job, das muss ich ganz klar sagen. Er macht ein paar Sachen einfach besser als ich. Aber das heißt nicht, dass ich das nicht auch umsetzen und lernen kann."

2017 waren Lüthi und Morbidelli Gegner im Moto2-Titelkampf gewesen. "Letztes Jahr hat er mich auch geschlagen. Er hat ein paar Sachen einfach besser gemacht, er war ein bisschen konstanter. Da muss ich ihm gratulieren", findet der Schweizer lobende Worte. "Und auch in diesem Jahr ist das so. Aber das heißt nicht, dass ich nicht rüberschaue und versuche, zu lernen und zu verstehen, was er anders macht. Ich verstehe mich sehr gut mit ihm, und wir haben natürlich auch ein bisschen gequatscht."

 

"Aber ich sage nicht, dass er mehr Support von Honda hatte. Das wäre falsch. Aber ich sehe natürlich, dass es grundsätzlich einen Unterschied bei seiner und meiner Arbeitsweise gibt. Das heißt jetzt nicht, dass seine richtig ist. Es sieht einfach so aus, dass seine in diesem Jahr besser funktioniert hat. Aber natürlich sind auch seine und meine Crew ganz unterschiedlich. Das ist auch so ein Punkt, aus dem ich lernen kann. Viele Sachen verstehe ich jetzt - und das sind wichtige Sachen. Es geht darum, sich professionell aufzustellen. Wie gehe ich in die nächste Saison und so weiter."

Aufgeben wollte Lüthi trotzdem nicht. Bei jedem Rennwochenende gab es wieder einen neuen Versuch, doch noch Fortschritte zu schaffen: "Von meiner Seite aus war immer klar, dass ich bis zur Zielflagge im letzten Rennen kämpfen, kämpfen, kämpfen will. Aber ich kann natürlich nicht alleine. Es war auf jeden Fall schon eine Phase da, in der einfach zu wenig Power und zu wenig Motivation da war - auch in der Box. Und dann ist es natürlich schwierig. Ich werfe niemandem irgendetwas vor. Es ist schwierig, wenn kein Erfolg da ist." Vor allem als klar war, dass das Team zugesperrt wird.

Trotz des schwierigen Jahres hätte sich der 32-Jährige noch eine zweite Saison in der Königsklasse gewünscht. "Doch, klar! Ich bin überzeugt, ich könnte dann besser damit klarkommen, auf jeden Fall! Ich hätte gerne ein zweites Jahr, aber nicht unter diesen Voraussetzungen mit dieser Struktur. Auf keinen Fall! Denn da geht es nicht vorwärts, und dann ist es schwierig." Im WM-Endergebnis der Saison 2018 wird Lüthi als 29. geführt. Im nächsten Jahr geht es für ihn zurück in die Moto2, wo er bei IntactGP der Teamkollege von Marcel Schrötter ist.

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