KTM in Misano erster Ducati-Verfolger: Woran man laut Binder arbeiten muss
Auch in Misano 1 kann KTM nur am Anfang mit Ducati mitmischen und fällt dann zurück - Brad Binder erklärt die Gründe - Pol Espargaro mit Entwicklungsbike
KTM war auch in Misano 1 der erste Verfolger von Ducati
Foto: Motorsport
KTM war beim Grand Prix von San Marino in Misano der erste Verfolger von Klassenprimus Ducati. Im Sprint kam das Trio Pedro Acosta, Brad Binder und Jack Miller auf den Plätzen sechs bis acht ins Ziel. Auffällig war, dass die RC16 in der Anfangsphase mit der Desmosedici noch halbwegs mithalten konnte. Dann stagnierte die Performance und die Ducati fuhr davon.
Als im Sprint optimale Bedingungen herrschten, konnte Marc Marquez mit dem Vorjahresmodell zunächst Miller, dann Binder und in der letzten Runde auch noch Acosta überholen. Binder nennt den Grund, warum man mit Fortdauer des Rennens verliert.
"Wenn es keinen Grip gibt und vom Hinterrad mehr Druck auf das Vorderrad ausgeübt wird, dann ist das für den Vorderreifen zu viel", so der Südafrikaner. "Wir müssen mit einem Set-up fahren, das wenig Gewicht auf das Vorderrad bringt, denn zu Saisonbeginn sind wir ständig gestürzt."
"Wir haben ein Set-up, um Druck auf das Vorderrad zu bringen, aber wenn die Bedingungen nachlassen, haben wir keinen Spielraum mehr. Das scheint der Fall zu sein." Der Unterschied zur Ducati war für Binder im Sprint deutlich zu sehen.
"Als mich Marc überholt hat, konnte ich nicht wie er in die Kurve rollen. Ich musste bremsen, dann die Kurve fahren und dann beschleunigen. Ich konnte keinen Speed in die Kurve mitnehmen. Schwierig zu verstehen. Ich wollte das Motorrad nicht wegwerfen."
Im vom Wetter beeinflussten Grand Prix kam Binder als Vierter ins Ziel. Aber auf Platz drei fehlten ihm fast zehn Sekunden. "Es war ein verrücktes Rennen", atmet er durch. "Ich denke, ich habe es gut gemanagt, als es zu regnen begonnen hat. Da habe ich etwas mehr riskiert."
Brad Binder hat gesehen, in welchem Bereich KTM auf Ducati verliert
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"Danach hatte ich nicht die Pace wie die drei Jungs an der Spitze. Aber im Vergleich zum Samstag haben wir einen kleinen Fortschritt geschafft. Das Motorrad fühlte sich besser an." So wie Binder verzichtete auch Miller auf einen Flag-to-Flag-Wechsel.
Der Australier sah die Zielflagge als Achter. Das war am Sonntag Millers erstes Top-10-Ergebnis seit Portimao im Frühling. "Es war schön, eine Zeit mit den Jungs vorne mitzukämpfen", schildert er das Rennen aus seiner Sicht.
"Als Marc vorne war und das Tempo angezogen hat, blieb meine Pace bei mittleren 1:32 Minuten. Ich konnte nicht schneller fahren. Dann hat beim Hinterreifen die linke Flanke abgebaut. Ich habe alles versucht, um die Situation zu managen."
"Aber immer wenn ich versucht habe, Kurvenspeed zu fahren, ist das Hinterrad weggerutscht - vor allem in Kurve 8." Deswegen wurde Miller von Alex Marquez (Gresini-Ducati) und zum Schluss noch von Yamaha-Speerspitze Fabio Quartararo überholt.
Turbulenter Grand Prix für Acosta
Einen turbulenten Grand Prix erlebte Acosta. In der Anfangsphase kämpfte der Rookie im Spitzenfeld mit, aber dann kam es zu einer leichten Berührung mit der Ducati von Franco Morbidelli. Dabei brach bei Acostas Motorrad der linke Flügel ab.
"Sicher ist das sehr zeitig im Rennen passiert. Martin hat ihn in Kurve 3 überholt, dann hatte ich eine bessere Beschleunigung", schildert Acosta die Situation. "Vielleicht hat er den Speed gemanagt, um Martin nicht zu treffen. Ich habe versucht ihn zu überholen."
"Natürlich wollte ich ihn nicht so wie in Le Mans treffen. Ohne Flügel war es natürlich schwieriger zu fahren, aber nicht unmöglich. Wenn man auf der einen Seite Anpressdruck hat und auf der anderen nicht, dann kann man leicht stürzen. Das ist mir auch passiert."
Acosta legte bei einsetzendem Regen seine KTM in GasGas-Farben in Kurve 14 ins Kiesbett. Anschließend fuhr er zum Flag-to-Flag-Wechsel an die Box. Ein Poker, der auch bei ihm nicht aufging. Aber in seiner Situation ging es auch um einen anderen Aspekt.
"Ich dachte, dass es mehr regnen würde, weshalb ich an die Box gefahren bin. Dadurch hatten die Mechaniker Zeit, das Motorrad zu reparieren", so Acosta. "Dann bin ich wieder darauf gewechselt." Mit einer Runde Rückstand kam er als 17. ins Ziel.
Woran KTM derzeit arbeitet
In den vergangenen Wochen hat KTM Aprilia wieder als zweite Kraft im Feld abgelöst. Aber Ducati ist derzeit aus eigener Kraft nicht in Reichweite. Binder ist klar, worauf die Ingenieure ihr Hautaugenmerk legen müssen.
"Uns fehlt Speed am Kurveneingang, wenn wir die Bremse lösen. Wenn einem Kurvenspeed fehlt, fehlt einem dann Speed auf der nächsten Geraden", erklärt der Südafrikaner. "Wenn man etwas schneller umlenken kann, dann findet man etwas Speed und nimmt ihn auf die Gerade mit."
"Das ist momentan unsere Priorität. Hoffentlich finden wir etwas am Montag. Das ist unser Ziel." Die Wünsche der Stammfahrer sind somit klar. In Misano absolvierte Pol Espargaro mit einem Entwicklungsmotorrad eine weitere Wildcard.
Pol Espargaro absolvierte seine dritte Wildcard in dieser Saison
Foto: Motorsport Images
Der Spanier berichtet über sein Programm: "Wir arbeiten an verschiedenen Bereichen. Es ist nicht mehr so wie in der Vergangenheit, dass eine neue Schwinge oder neue Flügel montiert werden und man fährt damit."
"Wenn man jetzt ein neues Teil montiert, muss man alle Parameter des Motorrads ändern, sonst funktioniert das Motorrad nicht. Mein Motorrad ist nicht das Motorrad der Zukunft, sondern ein Motorrad mit verschiedenen Parametern im Bereich der Aerodynamik und des Motors."
"Ein Problem mit dem alle Hersteller kämpfen, ist die Bremsphase, weil der Vorderreifen sehr heiß wird. Man muss das Motorrad anders verzögern. Daran arbeiten wir. Dazu arbeiten wir an der Elektronik, und die Aerodynamik ist sichtbar etwas anders."
In Espargaros RC16 war auch eine andere Motorausbaustufe verbaut. Beim Montagstest in Misano erhalten Binder und Acosta je eines von Espargaros Motorrädern. Er selbst wird nicht testen. Augusto Fernandez und Miller, die KTM mit Jahresende verlassen, müssen sich beim Test ein Motorrad teilen und sind nicht mehr in die Entwicklung eingebunden.
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