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Laguna Seca 2008: Yamaha stellte nach Rossis Sieg über Stoner einen Defekt fest

Valentino Rossis Sieg beim MotoGP-Rennen in Laguna Seca 2008 ging in die Geschichte ein: Yamaha gesteht, dass der Sieg am seidenen Faden hing

Der US-Grand-Prix 2008 in Laguna Seca zählt zweifellos zu den besten Rennen von Valentino Rossi. Casey Stoner hingegen hat keine besonders guten Erinnerungen an den 20. Juli 2008. Stoner ging als großer Favorit ins elfte Rennen der MotoGP-Saison 2008. Rossi hatte nach den Trainings nur Außenseiterchancen, holte sich mit einer aggressiven Taktik aber schlussendlich den Sieg.

Dieser hing laut Yamaha am seidenen Faden, denn an der M1 mit der Startnummer 46 gab es einen Defekt, wie sich nach dem Rennen herausstellte. Doch der Reihe nach.

In der Saison 2008 wollte sich Rossi zurückmelden, nachdem er 2006 und 2007 nicht die Meisterschaft für sich entscheiden konnte. Nach einem durchwachsenen Saisonstart von Rossi führte zwischenzeitlich Rookie Jorge Lorenzo die Meisterschaft an.

Besonders bitter für Rossi war, dass es Lorenzo war, der den ersten Saisonsieg für Yamaha sicherstellte - und das mit den verpönten Michelin-Reifen. Rossi wechselte von 2007 zu 2008 zu Bridgestone, nachdem Stoner 2007 damit so dominant Weltmeister wurde.

Valentino Rossi

Valentino Rossi stand nach drei Stoner-Siegen unter Druck

Foto: Motorsport Images

Mit Siegen in Schanghai, Le Mans und Mugello schaffte es Rossi, die WM-Führung an sich zu reißen. Titelverteidiger Stoner gab sich aber noch nicht geschlagen und holte sich in Donington, Assen und auf dem Sachsenring drei Siege in Folge, mit denen er in Schlagdistanz zu Rossi kam.

"Casey war beängstigend schnell. Er war einer der härtesten Gegner", erinnert sich Alessio "Uccio" Salucci, Rossis langjähriger Wegbegleiter, bei 'MotoGP.com'.

Casey Stoner kommt mit viel Schwung nach Kalifornien

Durch die drei Siege in Folge hatte Stoner das Momentum auf seiner Seite, als die MotoGP über den Atlantik nach Laguna Seca reiste. Das Rennen auf der Kultstrecke war besonders wichtig, um mit einem guten Gefühl und viel Selbstbewusstsein in die Sommerpause zu gehen.

Casey Stoner

Casey Stoner holte sich souverän alle Session-Bestzeiten

Foto: Motorsport Images

Stoner fuhr von Freitag an in einer eigenen Liga. Im FT1 lag er 0,764 Sekunden vor Rossi. Im FT2 baute er seinen Vorsprung auf 0,943 Sekunden aus. Und auch im FT3 lag er mit 0,707 Sekunden klar vorn. Im Qualifying verringerte Rossi den Rückstand auf 0,447 Sekunden.

Es war klar, dass Stoner der große Favorit für den Sieg ist. Die Trainings-Bestzeiten in allen Sessions und die deutliche Pole mit einem neuen Rundenrekord ließen keine Zweifel. Ducati erwartete einen Sieg von Stoner.

Yamaha und Rossi schmieden in der Samstagnacht einen Plan

Bei Yamaha wollte man sich noch nicht geschlagen geben. Rossi gab nicht auf und trommelte seine Mannschaft zusammen. "Ich erinnere mich an die Samstagnacht", berichtet Teammanager Davide Brivio.

"Valentino sprach mit Jeremy Burgess, seinem Crewchief. Sie unterhielten sich, was sie tun können. Wir saßen zusammen mit den Mechanikern auf dem Boden der Box. Jeder dachte nach, wir sammelten Ideen", so Brivio.

Casey Stoner

Casey Stoner beim Versuch, Valentino Rossi außen zu überholen

Foto: Motorsport Images

Jeremy Burgess hatte die Idee, dass Rossi den Rhythmus von Stoner stören muss, denn mit freier Fahrt wäre der Ducati-Pilot dem Feld entkommen. "Ich sagte ihm: 'Wenn du dich vor ihn setzen kannst und auf der Geraden vorn bleibst, dann muss er einen längeren Weg fahren, weil die Gerade in Laguna bergauf geht und einen Linksknick macht'", blickt Rossis Crewchief zurück.

In einem Gespräch mit Wegbegleiter "Uccio" erklärte Rossi am Sonntagmorgen: "Ich weiß nicht, ob ich gewinnen werde, aber Stoner wird auf jeden Fall nicht gewinnen." Der Plan stand und Rossi war entschlossen, ihn umzusetzen.

Stoner erkennt zeitig, welche Strategie Rossi verfolgt

Von Beginn des Rennens an attackierte Rossi sehr hart. "Valentino war sehr entschlossen, sich an die Spitze zu setzen", erinnert sich Mechaniker Alex Bricks. Rossi reagiert auf jeden Versuch von Stoner, die Spitze zu übernehmen, mit einem Konter.

Stoner war zeitig klar, welche Strategie Rossi verfolgt: "Er hatte wohl einen Plan geschmiedet. Entweder wollte er mich besiegen oder wie beide würden es nicht ins Ziel schaffen. Einige Überholmanöver zeigen, dass das seine Herangehensweise war."

Valentino Rossi; Casey Stoner

Valentino Rossi und Casey Stoner lieferten sich mehr als 20 Runden lang ein hartes Duell

Foto: Motorsport Images

"Es war ab der ersten Runde klar, dass es sein Plan war, mich nicht entkommen zu lassen", berichtet Stoner. "Es war ihm egal, ob er gewinnt oder ob wir beide stürzen. Er wollte nicht, dass ich das Rennen gewinne."

Rossi selbst genoss die Duelle mit Stoner. "Es war toll. Es gab viele Überholmanöver", blickt der Italiener auf das Rennen in Laguna Seca zurück, dessen Höhepunkt das Überholmanöver in der Corkscrew war. Stoner hatte sich in der Bergaufpassage an Rossi vorbeigeschoben.

Das Manöver in der Corkscrew erhitzt die Gemüter

Verzweifelt versuchte Rossi, innen zu überholen, kam dabei aber von der Linie ab. Er musste innen durch den schmutzigen Bereich fahren und drängte Stoner bei der Rückkehr auf die Strecke nach außen. Laut Stoners Crewchief war das zu viel des Guten.

"Er verwendete einen Teil, der nicht zur Strecke gehörte. Als er auf die Strecke zurückkehrte, unternahm er nichts, um auf seiner Linie zu bleiben. Casey musste das Gas schließen und bremsen, um einen Sturz zu vermeiden", schildert Crewchief Cristian Gabarrini seine Sicht der Dinge.

 

Stoner sieht den Fall ähnlich: "Die Regeln besagen, dass man seine Position hergeben muss, wenn man sich einen Vorteil verschafft hat." Doch die Regelhüter sprachen keine Strafe aus. Rossi behauptete sich an der Spitze und trieb Stoner in einen Fehler.

Casey Stoner stürzt und Valentino Rossi gewinnt

In der 24. Runde verschätzte sich Stoner beim Anbremsen der letzten Kurve. Um einen Zusammenstoß mit Rossi zu verhindern, steuerte Stoner in die Auslaufzone. Im Kiesbett rutschte ihm das Vorderrad weg. Stoner richtete seine Ducati wieder auf und setzte das Rennen fort. Durch den Sturz verlor er mehr als 13 Sekunden.

Casey Stoner, Chris Vermeulen

Gequältes Lachen bei der Siegerehrung: Casey Stoner war alles andere als happy

Foto: Motorsport Images

"Ohne den Fehler im Kies hätte ich das Rennen gewonnen", ist Stoner überzeugt. Der Australier beschuldigte Rossi, zu zeitig gebremst zu haben und damit den Zwischenfall provoziert zu haben. "Valentino hat Casey in diesem Rennen überlistet", stellt Yamaha-Rennleiter Lin Jarvis fest.

Valentino Rossi dringt in Casey Stoners Kopf ein

Mit dem Sieg in Laguna Seca sorgte Rossi für eine Vorentscheidung in der WM. Der Italiener fügte seinem Gegner eine bittere Niederlage zu. "Es war eines meiner besten Rennen meiner Karriere und eines der besten Duelle. Das war sehr wichtig für die Meisterschaft", ist sich Rossi bewusst.

Casey Stoner

Casey Stoner leistete sich bei den folgenden Rennen Fehler

Foto: Motorsport Images

"Es war der Wendepunkt in der Saison", stellt Wegbegleiter "Uccio" fest. "Ich wusste, dass dieses Rennen der Schlüssel sein wird in diesem Jahr." Nach der Sommerpause setzte Rossi seinen Lauf fort und gewann die Rennen in Brünn, Misano, Indianapolis und Motegi.

Stoner stürzte bei den beiden Rennen nach Laguna Seca und verlor dadurch den Anschluss an Rossi. Stoner sollte erst bei seinem Heim-Grand-Prix auf Phillip Island wieder ein MotoGP-Rennen gewinnen. Das war zweieinhalb Monate nach der Niederlage in Laguna Seca.

Stoner vs. Rossi: Aus Rivalen werden Erzfeinde

Das Duell in Laguna Seca beschäftigte Stoner auch noch lange nach der Zieldurchfahrt. "An diesem Tag macht er einen Fehler", erklärt Stoner. "Vorher waren wir Rivalen. Danach waren wir vielleicht nicht unbedingt Feinde, aber wir waren sehr erbitterte Rivalen."

"Ab diesem Tag war es mir egal, ob er um eine Meisterschaft kämpft. Ich wäre nicht sein Verbündeter gewesen, wenn es bei ihm um Siege oder Punkte gegangen wäre. Ich hätte ihm nicht geholfen", berichtet der Australier.

Valentino Rossi; Casey Stoner

Valentino Rossi und Casey Stoner hatten sich nach Laguna Seca nicht mehr viel zu sagen

Foto: Motorsport Images

"Er hatte so viel Macht", blickt Stoner auf die Zeit zurück. "Er wusste, wie er das für sich nutzen konnte. Er wusste, wie er Probleme kreieren kann und wie er sich den Medien gegenüber präsentieren musste, um den Druck auf die Gegner zu erhöhen."

"Ich lernte in diesem Moment sehr viel über den Charakter. Ich lernte, wozu Leute fähig sind. Ich lernte, egoistischer zu sein und nicht mehr so stark darüber nachzudenken, wenn ich jemanden von der Linie drängt", schildert Stoner, der drei Jahre später mit Honda seinen zweiten WM-Titel feiern sollte.

Warum der Sieg am seidenen Faden hing

Viele Jahre nach dem Sieg in Laguna Seca enthüllt Yamaha ein Geheimnis. Selbst nach dem Sturz von Stoner hing Rossis Sieg am seidenen Faden. Beim Ausflug in der Corkscrew wurde die Werks-Yamaha des späteren Siegers beschädigt.

Valentino Rossi

Bei der Rückkehr auf die Strecke setzte der Bug der Yamaha auf

Foto: Motorsport Images

"Als er zurück auf die Strecke kam, schlug das Motorrad auf den Asphalt auf. Die Ölablassschraube war komplett zerstört", berichtet Elektronikingenieur Matteo Flamigni. "Nur wenige Millimeter verhinderten, dass das Öl aus dem Motor läuft. Es war unglaublich, als wir das am Ende des Rennens entdeckten. Es war ein kleines Detail, das alle sprachlos hinterließ."

"Die Randsteine waren an dieser Stelle sehr hoch. Dann kamen noch die Fliehkräfte hinzu", erklärt Yamaha-Rennleiter Lin Jarvis. "Manchmal braucht man auch ein bisschen Glück." Nach dem Rennen in Laguna Seca entschied Yamaha, die Ölablassschraube an die Seite des Motors zu verlegen, um zukünftige Ausfälle zu verhindern.

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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