Manager von Joan Mir kommentiert Suzuki-Aus: "Sitzen in der Scheiße"
Paco Sanchez, der Manager von Joan Mir, spricht über den Ausstieg von Suzuki - Der Vertrag wäre schon fast verlängert gewesen - Gespräche mit anderen Marken laufen
Ursprünglich wollte Joan Mir auch 2023/24 für Suzuki fahren. Aber der angekündigte MotoGP-Ausstieg der japanischen Marke zum Saisonende 2022 ändert alles. Sein Manager Paco Sanchez sucht nach neuen Optionen und hält fest, dass noch nichts unterschrieben ist.
"Die Priorität von Joan war, einen neuen Vertrag mit Suzuki zu unterschreiben", sagt Sanchez zu Beginn des Frankreich-Rennwochenendes in Le Mans. "Seit Oktober des vergangenen Jahres arbeiten wir mit [Shinichi] Sahara und danach mit Livio Suppo am neuen Vertrag."
"Sie wussten, dass Joan verlängern wollte. Wir hatten auch keine Zweifel daran, dass sie mit Joan weitermachen wollten. Also befanden wir uns in einer komfortablen Situation. Wir haben auf Livio gewartet, der spät zum Team gestoßen ist, weil wir verstanden, dass er das erledigen wollte."
Und dann schlug beim Montagstest nach dem Jerez-Rennen die Bombe ein. Suzuki informierte das Rennteam über den Ausstieg. "Ich habe natürlich sofort mit allen Teammanagern im Fahrerlager Kontakt aufgenommen", schildert Sanchez seine vergangene Woche.
"Also alle Teammanager, von denen ich denke, dass sie ein Motorrad für Joan haben könnten. Ich habe nicht alle kontaktiert. Ich bin nicht interessiert daran zu Tech 3 oder zu Pramac zu gehen. Meine Priorität liegt darauf, ein Werksmotorrad zu finden."
Eigentlich wollte Joan Mir auch in Zukunft für Suzuki fahren
Foto: Motorsport Images
"Also ich stehe mit allen in Kontakt. Wir werden hier [in Le Mans] einige Meetings haben. Ich werde versuchen, sobald wie möglich etwas zu finden. Aber wir machen uns keine Sorgen. Wir sind nicht in einer schwachen Position."
"Wir müssen nicht sagen: 'Wir haben keine Arbeit, gib mir bitte irgendeinen Vertrag'. Für mich ist es folgendermaßen: 'Du magst Joan, er ist ein Weltmeister. Ich denke, er hat mit jedem Motorrad großes Potenzial. Wenn er dir gefällt, dann sind wir offen für Verhandlungen'."
Sanchez hält außerdem fest, dass derzeit noch kein Vertrag mit einer anderen Marke für das nächste Jahr existiert. Aber er sagt auch: "Könnten wir nahe einer Unterschrift sein? Ja, das könnten wir. Aber ich bin ein Anwalt. Ein Vertrag ist entweder unterschrieben, oder nicht unterschrieben."
"Es ist 100 Prozent oder nichts. Wir waren so nahe daran, mit ihnen [Suzuki] zu unterschreiben und jetzt sitzen wir in der Scheiße. Jeden Tag kann etwas passieren. Morgen könnte Joan einen Unfall haben. Wir haben nichts unterschrieben, wir haben nichts in der Hand. Das ist die Wahrheit."
Manager: Mir wird sich nicht unter Wert verkaufen
Marc Marquez ist bei Honda der mit Abstand Spitzenverdiener unter den MotoGP-Fahrern. Mir und Fabio Quartararo sollen sich auf einem ähnlichen Level befinden. Sanchez möchte dieses Level auch bei einer anderen Marke halten und Mir nicht für ein "Butterbrot" auf den Markt werfen.
"Andernfalls geht Joan nach Hause. Er wird nicht umsonst fahren, oder für einen schlechten Vertrag wie ihn KTM und Ducati den Fahrern anbietet. Ich kümmere mich auch um Remy [Gardner] und weiß, wie schlecht der Vertrag ist. Remy hat das akzeptiert, aber für Joan ist das inakzeptabel."
Aber auch bei Suzuki haben sich in den vergangenen Monaten hinter den Kulissen Sparmaßnahmen angekündigt. Eine von Suppos Aufgaben als neuer Teammanager soll gewesen sein, die Kosten des Teams zu durchleuchten und sie so effizient wie möglich zu gestalten.
Nun bestätigt Sanchez, dass Suzuki Mir in Portimao ein erstes Angebot unterbreitet hat, das "inakzeptabel" war. Suzuki Japan hat weniger Gehalt geboten als in Mirs Rookie Saison 2019. Das ärgert den Fahrermanager, weil man schon im Vorjahr über eine Verlängerung gesprochen hat.
"Im Laufe des vergangenen Jahres und zu Beginn dieses Jahres haben wir darüber gesprochen, dass die Konditionen gleich bleiben. Sahara sagte, dass sie interessiert seien. 'Paco, macht dir keine Sorgen, du kennst die Japaner'", berichtet Sanchez die Gespräche.
Auch Livio Suppo und Shinichi Sahara wurden vor vollendete Tatsachen gestellt
Foto: Motorsport Images
"Und es stimmt. Es hat damals sechs, sieben Monate gedauert, bis wir den ersten Vertrag mit Davide Brivio unterschrieben hatten. Also ich weiß, dass die Japaner sehr langsam mit Dokumenten sind. Ich machte mir aber keine Sorgen, weil ich das Wort von Brivio hatte und jetzt von Sahara."
Die GSX-RR wurde über den Winter weiterentwickelt. Alex Rins und Mir waren im ersten Saisonviertel konkurrenzfähig. Beide Fahrer sprachen bisher davon, dass es die beste Suzuki ist, die sie jemals gefahren sind. Und nun der plötzliche Rückzug.
"Ich glaube, das war eine Entscheidung von Leuten, die keine Leidenschaft für die MotoGP haben", findet Sanchez. "Das wurde von Leuten entschieden, die im Anzug in einem Sessel sitzen. Sie kommen nie hierher. Sie kümmern sich nicht um die Leute, die hier arbeiten."
"Für mich ist das scheiße, weil hier alle Profis sind. Sie haben mit einem sehr geringen Budget richtig tolle Ergebnisse erzielt. Sie verdienen es nicht, in dieser Situation zu sein." Denn nicht nur die Fahrer suchen einen neuen Job, sondern auch alle anderen Suzuki-Teammitglieder.
Mit Bildmaterial von Motorsport Images.
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