Michelin entscheidet: Neuer MotoGP-Vorderreifen wird auf 2026 verschoben
Nach dem halbstündigen Misano-Test wird Michelin den neuen Vorderreifen doch nicht wie geplant 2025 bringen - Auch die MotoGP-Teams haben daran ihre Schuld
Michelin verschiebt den neuen Vorderreifen auf die MotoGP-Saison 2026
Foto: LAT Images
Michelin hat in den vergangenen Monaten an einem neuen MotoGP-Vorderreifen gearbeitet, der die gestiegenen Belastungen durch die Aerodynamik und die Ride-Height-Systeme besser verkraften kann. Im Fokus der Entwicklung steht ebenso, die Thematik mit Überhitzung und Mindestdruck in den Griff zu bekommen.
Beim Montagstest nach dem ersten Misano-Rennwochenende war gegen Mittag eine halbe Stunde für diesen Reifentest reserviert. Alle Fahrer mussten einige Runden mit dem neuen Vorderreifen fahren, damit Michelin Daten erhält. Das war vorgeschrieben.
Fast alle Fahrer waren das erste Mal mit diesem Vorderreifen unterwegs. Ein Fahrer, der diesen Reifen schon besser kennt, ist Luca Marini. Denn bei den Privattests von Honda hat Michelin auch diesen Entwicklungsreifen dabei gehabt.
"Ich habe diesen Vorderreifen schon bei privaten Tests ausprobiert. Daher kenne ich ihn sehr gut. Für mich ist es ein guter Schritt", sagt der Italiener. "Seit Saisonbeginn wurde dieser Reifen deutlich besser. Am Anfang war dieser Reifen ein Desaster, aber nicht gefährlich."
"Jetzt hat dieser Reifen auch Performance und ist ein guter Reifen. Sie müssen noch an Details arbeiten, aber mir haben sie gesagt, dass sie wissen, was sie tun müssen. Ich denke, das wird für alle für die Zukunft ein guter Reifen sein."
Nach dem Misano-Test fiel das Feedback der Fahrer unterschiedlich aus. Einige mochten den neuen Vorderreifen, andere nicht. Allerdings müsste man auch das Set-up dafür anpassen. In dieser halben Stunde gab es dafür keine Zeit.
Wie Michelin die Verschiebung begründet
Ursprünglich war es der Plan von Michelin, diesen Vorderreifen ab der Saison 2025 zur Verfügung zu stellen. Diese Pläne wurden nun verworfen. Es wird im kommenden Jahr weitere Tests geben. Dieser Vorderreifen wird erst 2026 zu den Rennwochenenden kommen.
"Es gibt mehrere Gründe für diese Entscheidung", erläutert Michelin-Manager Piero Taramasso. "Einerseits haben wir in diesem Jahr für vorne und hinten neue Mischungen gebracht. Auf allen Strecken funktionieren sie in Bezug auf Grip und Performance."
"Mit diesen Mischungen haben wir aber noch nicht das Limit erreicht, es gibt noch Spielraum. Deshalb haben wir uns dafür entschieden, auf Kontinuität zu setzen und mit diesen Reifen auch im nächsten Jahr weiterzumachen."
Piero Taramasso erklärt die Hintergründe zur Verschiebung auf 2026
Foto: Motorsport Images
Taramasso bestätigt dennoch, dass das Feedback bei dem halbstündigen Test in Misano durchwegs gut war. "Allerdings hat jeder betont, dass sich der Reifen anders als der gegenwärtige Reifen verhält. Man benötigt Zeit, um sich an dieses Gefühl zu gewöhnen und den Fahrstil anzupassen."
"Diese Dinge brauchen Zeit", so der Italiener weiter. "Einige Fahrer haben schon nach wenigen Runden ein gutes Gefühl gefunden. Aber wir wissen, dass ein neuer Vorderreifen Zeit braucht, um ihn zu verstehen und sich darauf einzustellen."
Verschiebung auf 2026 ist auch Schuld der Teams
Michelin will den Reifen kontinuierlich weiterentwickeln. Schon zum Valencia-Test Mitte November wird es eine weiterentwickelte Variante geben. Eine der Ursachen für die Verschiebung auf 2026 ist, dass die Teams kaum an Reifentests interessiert sind.
"Man kann nicht nach einem halbstündigen Test in Misano die Entscheidung treffen, mit diesem Reifen Rennen zu fahren", richtet Taramasso die Kritik an die Teams. "Die Dorna ist immer offen dafür, wenn wir mehr Tests machen wollen."
"Wir haben es in diesem Jahr versucht, aber die Antwort der Teams ist immer, dass der Kalender zu stressig ist und es keine Zeit für spezielle Tests gibt. Deswegen haben wir den Reifentest in Misano vorgeschrieben. Das werden wir wahrscheinlich auch in Valencia machen."
Francesco Bagnaia lobte den neuen Vorderreifen und war begeistert
Foto: Motorsport Images
"Es ist am vernünftigsten, den Reifen zuerst auf anderen Strecken und bei verschiedenen Bedingungen zu testen. Man darf nichts überstürzen, denn wenn man die Entscheidung getroffen hat, kann man nicht zurückkehren. Man muss wissen, dass es die richtige Entscheidung ist."
C3M-Herstellungsprozess auch bei Vorderreifen
2020 führte Michelin eine neue Hinterreifenkonstruktion mit härterer Karkasse ein. Diese Reifen werden mit dem C3M-Herstellungsprozess produziert. Im Prinzip handelt es sich dabei um einen 3D-Drucker für Reifen.
Der komplette Aufbau des Reifens inklusive der Gummimischungen wird am Computer programmiert. Der Reifen wird dann vollautomatisch produziert. Dafür braucht diese Maschine rund eine halbe Stunde pro Reifen.
Für den neuen Vorderreifen setzt Michelin auch auf den neuen Herstellungsprozess
Foto: Gold and Goose / Motorsport Images
Der neue Vorderreifen wird nun auch mit C3M hergestellt. "Dieser industrielle Prozess erlaubt uns eine schnellere und bessere Weiterentwicklungen", erläutert Taramasso. "Wir verwenden neue Materialien. Dieser neue Vorderreifen ist auch leichter."
"Das Profil ist anders, wodurch der Reifen weniger anfällig auf Variationen bei Druck und Temperatur sein sollte. Wir sind schon weit gekommen, aber wir sind noch nicht ganz dort, wo wir damit sein wollen."
Auch deshalb will man sich noch etwas mehr Zeit für die Weiterentwicklung und mehr Tests im kommenden Jahr lassen. Dieser Vorderreifen, der nun für 2026 geplant hat, wird auch die Basis für 2027 darstellen, wenn das neue Technische Reglement gilt. "Dieser Reifen wird zwischen altem und neuem Reglement für einen stabilen Faktor sorgen."
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