MotoGP Misano 1: Marc Marquez siegt erneut - Jorge Martin verzockt!
Regentropfen in Misano: Jorge Martin wechselt zweimal das Motorrad und büßt Großteil seines WM-Vorsprungs ein - Marc Marquez siegt vor "Pecco" Bagnaia
1. Marc Marquez, Gresini Racing
Foto: Gold and Goose / Motorsport Images
Damit war bis kurz vor dem Start nicht zu rechnen gewesen: Der Grand Prix von San Marino in Misano wurde am Sonntag von Marc Marquez (Gresini-Ducati) gewonnen, obwohl Marquez nur vom neunten Startplatz aus ins Rennen ging. Möglich machten es die Wetterbedingungen und die richtigen Entscheidungen im Rennen.
Für Marc Marquez ist damit nur sieben Tage nach seinem Aragon-Triumph direkt der nächste Grand-Prix-Sieg im Sattel der Vorjahres-Ducati des Gresini-Teams. "Der Regen hat mir die Chance gegeben, die Führung zu übernehmen. Als ich über die Ziellinie gefahren bin, waren die Emotionen sehr stark. Jemand im Himmel hat heute geholfen. Wie Fausto Gresini gesagt hat: Gas geben, das Rennen anführen und wegziehen. Dieser Sieg ist für die gesamte Gresini-Familie", so Marquez.
FOTOS: GP San Marino in Misano
Den zweiten Platz belegte nach 27 Runden Titelverteidiger Francesco Bagnaia vor Ducati-Teamkollege Enea Bastianini. "Es ist sicher besser als gestern. Gestern gab es die Chance auf den Sieg und ich habe sie nicht genutzt", sagt Bagnaia.
"Heute war nicht mehr als Platz zwei möglich. Marc war in zu guter Form. Vielleicht habe ich das nächste Mal eine bessere Chance, wenn ich komplett fit bin", so Ducati-Werkspilot in Anspielung auf den Aragon-Crash mit Alex Marquez vom vergangenen Sonntag.
Regentropfen kurz vor dem Start
Das Gresini-Team packte für das Sonntagsrennen wieder das Retro-Design aus, das man schon Anfang August beim Großbritannien-Grand-Prix in Silverstone fuhr. Andere Teams folgten dem Retro-Thema diesmal aber nicht.
Weil kurz vor dem Start Regentropfen fielen, war die Reifenwahl nicht so einheitlich wie es bei komplett trockenen Bedingungen der Fall gewesen wäre. Einige der am Sonntag nur 22 angetretenen MotoGP-Piloten (Details sieh unten) wechselten für das Hinterrad von der vorgesehenen Medium-Mischung auf die Soft-Mischung. Es handelte sich in allen Fällen um Slicks. Für Regenreifen war es nicht nass genug.
Bagnaia gewinnt Start - Beinahe-Kollision mit Martin
Ducati-Werkspilot Francesco Bagnaia startete von der Pole. Und anders als noch im Sprint am Samstag bog er diesmal auch als Erster in die erste Kurve ein. Der von P2 gestartete Franco Morbidelli (Pramac-Ducati) hielt seine Position für drei Kurven, wurde in Kurve 4 aber von Teamkollege Jorge Martin überholt.
Polesetter Bagnaia war einer derer, die mit Medium-Hinterreifen losfuhren. Gleiches gilt für den von P4 gestarteten WM-Spitzenreiter Martin und auch für den von P9 gestarteten Marc Marquez. Morbidelli und der ebenfalls aus der ersten Reihe losgefahrene Marco Bezzecchi (VR46-Ducati) gehörten zur Gruppe, die kurzfristig auf einen Soft-Hinterreifen hatte umrüsten lassen.
Bezzecchi aber hatte mit Berührungen im Pulk eine alles andere als optimale erste Runde. Teile der Verkleidung seiner Ducati GP23 des VR46-Teams gingen fliegen. "Bez" fiel zunächst von der dritten auf die neunte Position zurück.
Im Kampf um die Führung hätte es eingangs der zweiten Runde beinahe eine Kollision zwischen Bagnaia und Martin gegeben. In Kurve 2 konnte Martin Schlimmeres gerade so vermeiden, indem er heftig die Bremse zog und dabei kurz aus dem Sattel ging.
Den ersten Sturz im Rennen hatte Pedro Acosta (Tech3-GasGas) in der vierten Runde in der drittletzten Kurve der Strecke (Kurve 14). Der MotoGP-Rookie richtete sein Motorrad wieder auf und fuhr weiter, allerdings nicht mehr in den Top 5, sondern am Ende des Feldes.
Der nächste, der sich im Kiesbett liegend wiederfand, war der von P2 gestartete Pramac-Ducati-Pilot Franco Morbidelli. Er stürzte in Kurve 1. Zu diesem Zeitpunkt gab es etwas stärkeren Regen als noch in der Startphase. In der Boxengasse wurden die Zweitmotorräder vorbereitet. Die weiße Flagge für ein Flag-to-Flag-Rennen machte es möglich.
WM-Leader Martin wechselt Motorrad - zweimal
Und am Ende der siebten Runde kam der an zweiter Stelle fahrende WM-Spitzenreiter Jorge Martin tatsächlich zum Motorradwechsel an die Box. Mit dieser Umrüstung auf ein Motorrad mit Regenreifen blieb Martin aber vorerst der einzige und fiel ans Ende der Top 15 zurück.
Neuer Zweiter hinter Spitzenreiter "Pecco" Bagnaia war bei den schwierigen Bedingungen nun der aus der dritten Startreihe gekommene Marc Marquez. Und es dauerte nicht lange, da übernahm Marquez auf der GP23 im Retro-Design von Fausto Gresini die Führung von Bagnaia.
Nach zehn der 27 Runden lautete die Reihenfolge in den Top 5: Marc Marquez, Francesco Bagnaia, Jack Miller (KTM), Enea Bastianini (Ducati) und Brad Binder (KTM).
Indes realisierte Jorge Martin, dass seine Entscheidung zum Motorradwechsel die falsche war. Für Regenreifen war die Strecke nicht nass genug. Er kam kurz nach dem ersten Wechsel noch einmal an die Box, um wieder auf das slickbereifte Motorrad zurück zu wechseln, mit dem er gestartet war. Damit fiel der MotoGP-Tabellenführer aus der Führungsrunde im Rennen heraus.
Während der ohnehin nur leichte Regen nachließ, gab es in den Top 5 ein paar Verschiebungen. Enea Bastianini kam an Jack Miller vorbei auf die dritte Position nach vorn. Millers KTM-Teamkollege Brad Binder verlor seinerseits eine Position, nämlich an Alex Marquez (Gresini-Ducati), der ihn aus den Top 5 verdrängte. Wenige Runden später ging der jüngere Marquez-Bruder auch an Miller vorbei.
Marc Marquez hält Bagnaia in Schach und siegt
Somit ging es mit zwei Gresini-Ducatis und zwei Werks-Ducatis in den Top 4 in die zweite Hälfte des Rennens. Marc Marquez hatte als Führender eine halbe Sekunde Vorsprung auf seinen ersten Verfolger Francesco Bagnaia. Dahinter war die Lücke zu Enea Bastianini schon etwas größer und dahinter die Lücke zu Alex Marquez war noch größer.
"Pecco" Bagnaia konnte das Tempo von Marc Marquez zwar noch am besten mitgehen. An einen Angriff, um die sich die Führung zurückzuholen, war aber nicht zu denken. Die 20 WM-Punkte für P2 waren dem Titelverteidiger zu wichtig, weil er natürlich informiert wurde, dass für Jorge Martin an diesem Tag nicht mehr viel zu holen sein würde.
So fuhr Marc Marquez entgegen der Erwartungen tatsächlich seinen zweiten Grand-Prix-Sieg hintereinander ein, diesmal vom neunten Startplatz. Francesco Bagnaia belegte P2, Ducati-Teamkollege Enea Bastianini P3. Brad Binder fand in der Schlussphase doch wieder einen Weg an Alex Marquez vorbei
Während Binder als bester KTM-Pilot Vierter wurde, fiel Alex Marquez sogar noch aus den Top 5 heraus. Marco Bezzecchi nämlich wurde nach seiner missratenen Startrunde letztlich noch respektabler Fünfter. Somit gab es für VR46 nach dem doppelten Sturz vom Samstag doch noch einen versöhnlichen Ausklang des Heim-Wochenendes.
Bezzecchis Teamkollege Fabio Di Giannantonio belegte P9. Zwischen den beiden VR46-Piloten kamen Yamaha-Pilot Fabio Quartararo auf P7 und KTM-Pilot Jack Miller auf P8 ins Ziel. Die Top 10 machte KTMs Wildcard-Starter Pol Espargaro komplett.
Für WM-Spitzenreiter Jorge Martin wurde es nach seinen zwei Motorradwechseln letztlich der 15. Platz mit einer Runde Rückstand und damit ein einziger WM-Punkt. Beim gleichzeitigen zweiten Platz von "Pecco" Bagnaia ist Martins Vorsprung an der Spitze der MotoGP-Gesamtwertung 2024 von 26 auf sieben Punkte geschrumpft.
Virus bei Honda: Nach Joan Mir setzt auch Luca Marini aus
Für das Honda-Werksteam gab es am Sonntag direkt den nächsten Rückschlag. Joan Mir war an diesem Wochenende ohnehin schon nicht am Start, weil er an einer Magen-Darm-Entzündung leidet. Und für den Grand Prix fiel kurzfristig auch noch Teamkollege Luca Marini aus, weil er auch er sich einen Virus eingefangen hat. Im Warm-Up am Morgen war der Italiener noch im Einsatz.
Somit war Wildcard-Starter Stefan Bradl am Sonntagnachmittag, neben den beiden LCR-Piloten, einer von nur drei Honda-Fahrern im Feld. Ins Ziel kam Bradl auf dem 14. Platz. Damit hat er zwei WM-Punkte eingefahren, war im Rennergebnis aber trotzdem der am weitesten hinten klassierte Honda-Fahrer. Denn die LCR-Teamkollegen Johann Zarco und Takaaki Nakagami belegten P12 und P13.
Weiter geht es im MotoGP-Kalender 2024 mit dem zweiten Misano-Wochenende. Unter der Bezeichnung des Grand Prix der Emilia-Romagna wird vom 20. bis 22. September erneut auf dem Kurs an der Adria-Küste gefahren, der nach Marco Simoncelli benannt ist. Bevor es soweit ist, findet direkt am Montag (9. September) ebenfalls in Misano noch der offizielle Testtag mit allen MotoGP-Teams statt.
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