Vom Hinterbänkler zum WM-Anwärter: Der Aufschwung von Aprilia im Detail
Teammanager Paolo Bonora nennt die Gründe für die positive Entwicklung von Aprilia in der MotoGP und schaut gespannt auf die Saison 2023
Das MotoGP-Projekt von Aprilia hat in der Saison 2022 einen beachtlichen Schritt gemacht. Aleix Espargaro war mit seiner Aprilia RS-GP lange Zeit erster Verfolger von Titelverteidiger Fabio Quartararo (Yamaha). Von allen sechs beteiligten Herstellern machte Aprilia ohne Zweifel die größten Fortschritte von 2021 zu 2022.
Was waren die Gründe für die positive Entwicklung des Aprilia-Projekts in der MotoGP? Teammanager Paolo Bonora ist überzeugt, dass die neue Struktur einen großen Anteil am Erfolg hatte. Nachdem Aprilia vom MotoGP-Comeback in der Saison 2015 bis zur Saison 2021 auf ein Joint Venture mit dem Gresini-Team setzte, konnte man 2022 mit einem reinen Werksteam antreten.
"Der Wechsel vom Independent-Team zu einem richtigen Werksteam mit der Hilfe von Piaggio war der Schlüssel. Das hat allen Mitgliedern des Teams ein neues Gefühl vermittelt und für Antrieb gesorgt. Uns wurde klar, dass wir das Potenzial haben, besser zu sein", erklärt Paolo Bonora bei 'MotoGP.com'
MotoGP 2015: Aprilia kehrt mit einem Hybrid aus Superbike und Prototyp zurück Foto: Aprilia
Der Grundstein für den Erfolg in der Saison 2022 wurde 2020 gelegt
"Wir haben einen riesigen Schritt gemacht und das macht uns sehr glücklich", kommentiert der Aprilia-Manager. "Wir konnten nicht nur 2022 einen großen Schritt machen, es geht eher um die zurückliegenden zwei Jahre. Wir konnten die Fahrbarkeit und die Beschleunigung des Motorrads deutlich verbessern. Diese Fortschritte konnten alle unsere Fahrer sofort spüren."
"Das Motorrad verfügt über eine viel bessere Balance. Am Kurvenausgang gibt es weniger Unruhe beim Beschleunigen. Beim Rennen in Argentinien sah man das bei Aleix sehr gut. Das war eine Strecke mit sehr wenig Grip. Er konnte ohne Hinterradpumpen aus den Kurven beschleunigen", erinnert sich Paolo Bonora an den Sieg beim Rennen in Termas de Rio Hondo.
Warum der Wechsel zum 90-Grad-Motor für Aprilia so wichtig war
Den Grundstein für den Erfolg in der Saison 2022 legte Aprilia bereits im Winter 2019/2020, als der V4-Motor grundlegend überarbeitet wurde. Während die anderen Hersteller mit V4-Motoren - Honda, Ducati und KTM - auf einen Zylinderwinkel von 90 Grad setzten, verwendete Aprilia laut Insidern einen Zylinderwinkel von 72 Grad.
Die Aprilia RS-GP war viele Jahre das Sorgenkind der MotoGP Foto: GP-Fever.de
Aprilia-Teammanager Paolo Bonora hatte 2022 regelmäßig Grund zur Freude Foto: Motorsport Images
Beim Topspeed konnte Aprilia deutlich zulegen Foto: Motorsport Images
Signifikante Fortschritte bei der Elektronik und Aerodynamik
Doch im Vergleich zu älteren Versionen der RS-GP war die 2022er-Version deutlich leistungsstärker und brachte die vorhandene Leistung auch besser auf den Asphalt. Diese positive Entwicklung ist auch auf die verbesserte Elektronik zurückzuführen.
Maverick Vinales zählt zu den feinfühligsten Fahrern im MotoGP-Feld Foto: Motorsport Images
Aprilia RS-GP: Das Design des Motorrads hat sich über die Jahre deutlich verändert Foto: Aprilia
"Wir haben mit diesem Paket deutlich mehr Last auf der Front und auf dem Heck. Das erlaubt es uns, die Reifen stärker auf den Boden zu drücken und Wheelies zu unterdrücken. Das verbessert die Beschleunigung", erklärt Paolo Bonora.
Aprilia verliert die Zugeständnisse und muss neue Abläufe etablieren
Durch die Erfolge in der MotoGP-Saison 2022 hat Aprilia die Zugeständnisse im Reglement verloren. Ducati, Suzuki und KTM hatten die Zugeständnisse der Concession-Regel (mehr Motoren, mehr Testmöglichkeiten und zu Beginn auch mehr Sprit) bereits eingebüßt.
Aprilia hat 2023 weniger Motoren zur Verfügung als bisher Foto: Motorsport Images
Das Ende der Vorteile kam für Aprilia nicht überraschend. "Wir haben uns bereits seit 2021 Gedanken darüber gemacht. Wir hofften natürlich, die Concessions zu verlieren. Jetzt haben wir die gleichen Voraussetzungen wie unsere Gegner", bemerkt der Aprilia-Manager.
Aprilia hat die Zuverlässigkeit der Motoren in den Fokus gerückt Foto: Dorna Sports
Testpilot Lorenzo Savadori trägt nun mehr Verantwortung. "Wir müssen sicherstellen, dass alle Dinge, die wir mit dem Testteam untersuchen, bereit sind für das Werksteam. Wir müssen jetzt so arbeiten wie die anderen Hersteller", erklärt der Aprilia-Teammanager, der für 2023 keine akuten Probleme erwartet.
Mit Bildmaterial von Motorsport Images.
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