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Wayne Rainey analysiert: Darum fährt kein US-Amerikaner in der MotoGP

Die Zeiten der US-Dominanz in der MotoGP sind vorbei: Wayne Rainey geht diesem Fakt auf den Grund und hofft, durch die MotoAmerica junge Talente zu fördern

Statue in Owensboro in Erinnerung an Nicky Hayden

Statue in Owensboro in Erinnerung an Nicky Hayden

Seit Nicky Hayden die MotoGP Ende 2015 verlassen hat, gibt es in der Königsklasse keinen US-amerikanischen Piloten mehr. Mit Motorrad-Legende Wayne Rainey hat 'Motorsport.com' über die fehlenden US-Stars in der Serie gesprochen und analysiert, wie es dazu kommen konnte. Der dreifache 500er-Weltmeister arbeitet bereits daran, diesen Umstand zu ändern.

"Ich glaube, dass die nationalen Verbände in Europa - in Italien, Spanien und auch in England - in den vergangenen 25 Jahren sehr hart an den nationalen Meisterschaften gearbeitet haben. Sie haben diese Klassen für junge Piloten unterhalb der professionellen Kategorien auf ein sehr hohes Niveau gehoben", ergründet Rainey im exklusiven Gespräch die Gründe für die starke Dominanz der italienischen und spanischen Piloten in der MotoGP und den Nachwuchsklassen.

In der Vergangenheit sei genau das die Stärke der USA gewesen, erinnert er sich. "Die nationale Meisterschaft war auf einem sehr hohen Niveau. Das hat Amerika in der Vergangenheit so stark gemacht. Aber die Dinge ändern sich. Ich glaube, dass Amerika derart dominant und erfolgreich war, dass die amerikanische Meisterschaft sich verändert hat", so Rainey. Er selbst war einer der Hauptprotagonisten in der MotoGP der 1990er-Jahre und hat die 500er-Klasse gemeinsam mit seinen Landsmännern Kevin Schwantz und Kenny Roberts jun. geprägt.

"Racing in Amerika war bis Ende 2008 stark"

Schon seit dem Einstieg von Pat Hennen 1976 in die Weltmeisterschaft haben die Vereinigten Staaten eine Schlüsselrolle in der Geschichte der Motorrad-WM eingenommen. Von Kenny Roberts sen. in den späten 1970er-Jahren bis Haydens WM-Titel gegen Valentino Rossi 2006 haben die USA meist einen Piloten gestellt, der an der Spitze mitkämpfte - bis zuletzt. Denn bereits fast acht Jahre ist Ben Spies' einziger MotoGP-Sieg (Assen 2011) her. Es ist der bislang letzte Triumph eines US-Piloten gewesen.

 

"In den frühen 2000ern sind alle Hersteller in der nationalen Meisterschaft gefahren. Es lief sehr gut. Viele Fahrer konnten in den USA mehr Geld verdienen als in Übersee. Das Racing in Amerika war bis Ende 2008 sehr stark. Dann kaufte die NASCAR die AMA Superbike. Sie änderten die Regeln. Die 600er-Klasse wurde der Fokus der Meisterschaft. Die Superbikes waren nicht länger die Priorität. Das hat für etwas Verwirrung gesorgt und das war der Anfang vom Abstieg", ist Rainey, der heute Präsident der MotoAmerica ist, überzeugt.

Die Finanzkrise 2008 tat ihr Übriges und so passierte es, dass die Europäer endgültig die Oberhand gewinnen konnten. Sie stärkten die nationalen Serien und dominieren seither das Geschehen. Von den 22 Piloten, die 2019 in der MotoGP antreten werden, kommen nur drei Fahrer nicht aus Europa: Jack Miller (Australien), Takaaki Nakagami (Japan) und Hafizh Syahrin (Malaysia). Italien und Spanien dominieren das Feld mit 60 Prozent Anteil.

"Die Fahrer zu den Stars machen"

Rainey versucht bereits seit 2015 mit seiner Organisation junge US-amerikanische Talente über die MotoAmerica nach Europa zu bringen. "2019 wird hier in Amerika mein fünftes Jahr sein, und ich habe gesagt, dass ich dem ganzen fünf Jahre Zeit gebe. Bisher war es interessant." Der Verkauf der Sportmotorräder funktioniere allerdings auf dem US-Markt nur schleppend, was für die Sponsorensuche nicht hilfreich ist.

Die MotoGP-Legende ortet ein generelles Umdenken in der Fankultur: "In den USA gehen weniger Leute zu Sportevents. Ich glaube, wir suchen alle nach der richtigen Formel, was der US-Zuschauer sehen möchte, wenn er oder sie zu einer Sportveranstaltung geht. Wenn man heutzutage zu einem Rennevent kommt, bekommt man nicht nur ein Rennen", weiß Rainey. Es werden mittlerweile zahlreiche Zusatzangebote, wie Konzerte, Shows oder Freizeitaktivitäten, organisiert, um die Besucher zu halten.

"Der Hauptfokus soll dabei aber das Roadrace sein. Das müssen wir machen, damit die Hersteller interessiert bleiben", erklärt der MotoAmerica-Präsident. Er stimmt zu, dass die Piloten daher in den Hintergrund rücken würden. Daher hat sich Rainey ein Ziel gesetzt: "Die Fahrer zu den Starts zu machen. Sie müssen die Helden sein, so wie Kevin und ich - oder Eddie [Lawson]." Um die Profile der Piloten zu schärfen, braucht es Rivalität auf der Rennstrecke. "Ein Sieg muss so wichtig sein, dass ein Pilot fast alles dafür tun würde, das Rennen zu gewinnen."

Beispiel Beaubier: "Verdient mehr als alle Superbike-Fahrer"

Rainey führt das Beispiel Cameron Beaubier an. Der US-Amerikaner konnte die MotoAmerica bereits 2015, 2016 und zuletzt auch 2018 für sich entscheiden. Der 26-Jährige duellierte sich gegen Moto2-Champion Toni Elias, der die Serie 2017 für sich entschied. "Nach dem Rennen waren sie nicht glücklich über den anderen, und es gab einige Wortgefechte. Mir hat das gezeigt, dass das Racing in den USA nicht nur für die Fahrer selbst noch immer wichtig ist, sondern auch für die Fans. Denn wir haben an den Zuschauerzahlen im TV gesehen, dass diese hart umkämpften Rennen, die erst in der letzten Runde entschieden wurden, ein natürliches Interesse bei den Fans erzeugen."

 

Beaubier, der 2009 in der 125er-Meisterschaft Teamkollege von Marc Marquez war, hat nach seinen Titelgewinnen nicht in anderen Serien Fuß gefasst. Rainey ist darüber zwar nicht erfreut, kann die Entscheidung allerdings verstehen. "In den vergangenen vier Jahren habe ich gesehen, dass einige dieser Piloten verstanden haben, dass die Chancen, in der WM für ein gutes Team auf einem Spitzenbike zu fahren und dabei erfolgreich zu sein, viel geringer sind als früher. Ein Fahrer wie Cameron Beaubier macht in der MotoAmerica mehr Geld als jeder in der Superbike-WM - außer Jonathan Rea."

Der finanzielle Aspekt sei nicht zu vernachlässigen. "Ihm geht es in Amerika so gut. Er kann nach dem Rennen nach Hause fahren und in seinem eigenen Bett schlafen. Und trotzdem verdient er vermutlich doppelt so viel, wie er in der WM verdienen könnte. Ich denke, das ist der Grund, warum Beaubier nicht ins Ausland geht." Allerdings ist Rainey mit dieser Haltung nicht ganz einverstanden. Er kann nicht verstehen, warum er nicht sein volles Potenzial herausholt und sich neuen Herausforderungen stellt.

"Viele in Europa würden sich über Fahrer aus den USA freuen"

"Wenn du zeigen willst, dass du der beste Fahrer bist, dann musst du auch gegen die besten Piloten fahren - und die sind nicht in Amerika. Die sind in der Superbike-WM. Ich glaube, er versucht nicht hart genug, international zu fahren", kritisiert Rainey. Er strebe weder die 8 Stunden von Suzuka an, noch einen MotoGP-Test mit Yamaha. Der Champion ist davon überzeugt, dass Beaubier in der Superbike-WM "ohne Probleme" in den Top 5 mitfahren könnte.

"Ich persönlich habe ihm schon gesagt: 'Ich finde, Du solltest die MotoAmerica hinter dir lassen. Wenn sie wollen, dass Du ohne Gage fährst, dann solltest Du das eben machen. Wenn Du etwas bezahlen sollst, dann solltest Du selbst darüber nachdenken, denn es ist ein Investment in deine Zukunft. Wenn Du erfolgreich sein willst, dann kannst Du in Übersee eine viel bessere Karriere haben als in der MotoAmerica'", verrät der MotoAmercia-Präsident im exklusiven Gespräch.

Rainey führt ein anderes Beispiel an: Den Red-Bull-Rookies-Cup-Champion des Jahres 2008, JD Beach. Er habe sich beim Moto2-Test in Valencia umgehört und sei proaktiv auf die Teams zugegangen. "Ich weiß, dass es viele Teams in Europa gibt, die sich freuen würden, einen neuen Fahrer im Paddock zu sehen - besonders aus Amerika." Beach wird 2019 in die Superbike-Klasse aufsteigen, nachdem er sich im Vorjahr zum Supersport-Champion gekrönt hat.

Kein MotoGP-Fahrer in Sicht: "Das nervt wirklich!"

Seit Joe Roberts 2017 gibt es immerhin wieder einen US-Piloten in der Moto2-Klasse, nachdem Josh Herrin 2014 sich nur kurz gehalten hat. In der MotoGP sieht es weiterhin düster aus. "Ja, das nervt wirklich", gesteht Rainey. Er wolle nicht verstehen, warum die Möglichkeiten, die den Fahrern eröffnet werden, im Ausland zu fahren, nicht genutzt werden. "Unser Ziel ist es, dass das Racing hier kompetitiv bleibt. Wenn ein amerikanischer Fahrer die Chance bekommt, in Übersee zu fahren, dann soll er bereit sein. Das ist das Wichtigste."

 

Auch MotoGP-Promoter Dorna hat großes Interesse daran, dass wieder vermehrt junge Talente aus den USA in die Weltmeisterschaft kommen. Die Hürden sind jedoch weiterhin vorhanden: Fahrer müssen Geld sammeln, um bei einem konkurrenzfähigen Team antreten zu dürfen. Und dann müssen außerdem noch die Ergebnisse stimmen. "Das Problem ist, wenn ein amerikanischer Fahrer Geld mitbringt, um im Ausland zu fahren, dann darf er nicht Zehnter, 15. oder 20. werden. Das interessiert keinen." Mindestens die Top 5 sollten das Ziel eines jeden Nachwuchsfahrers sein.

"Darum muss ein Amerikaner weit vorne um das Podium herum landen. Wenn das passiert, dann wird dieser Fahrer auch eine Chance in der MotoGP bekommen", ist Rainey überzeugt. Sein Lebenstraum wäre es, einen Fahrer aus der MotoAmerica in der Königsklasse fahren zu sehen. "Ich hoffe, dass es jemand aus unserer Meisterschaft in den nächsten fünf Jahren in die MotoGP schafft."

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