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Wer letzte Nacht am besten geschlafen hat: Gigi Dall'Igna

Die jahrelange Aufbauarbeit hat sich schließlich für Ducati gelohnt - Sein Weitblick und seine Rolle als Führungsfigur zeichnen die Klasse von Gigi Dall'Igna aus

Wer letzte Nacht am besten geschlafen hat: Gigi Dall'Igna

Wer letzte Nacht am besten geschlafen hat: Gigi Dall'Igna

Liebe MotoGP-Fans,

wenn ein Weltmeister gekürt wird, dann dreht sich das Motto unserer Kolumne am Montag nach dem Rennen um. Wir widmen uns heute demjenigen, der am besten geschlafen hat. Und an dieser Stelle kann ich nur Francesco Bagnaia und dem gesamten Ducati-Team zum lange ersehnten Erfolg gratulieren.

Welchen Leidensweg, welche lange und mühsame Aufbauarbeit in Borgo Panigale gemacht wurde, ist im Gesamten betrachtet eine unglaubliche Sportgeschichte. Wir erinnern uns, als Ducati 2003 in die MotoGP eingestiegen ist und Loris Capirossi gleich beim ersten Rennen auf dem Podest war.

Ducati schien auf Anhieb an die Erfolge der Superbike-WM anzuknüpfen. Casey Stoner wurde 2007 eigentlich als "Nummer 2" hinter Capirossi geholt, aber der Australier fuhr alles in Grund und Boden und holte verdient den ersten WM-Titel.

Ducati hat damals alles richtig gemacht. Beim Wechsel auf die 800er-Motoren bauten die Italiener ein deutlich kraftvolleres Triebwerk als die Japaner. Mit Bridgestone hatte man ein weiteres Ass im Ärmel. Doch technologisch bog man in der Folge in die falsche Richtung ab.

Ducati biegt technologisch falsch ab

2009 wagte Filippo Preziosi, der damalige Chef der Rennabteilung, ein Experiment und setzte auf ein Carbon-Chassis. Nur noch Stoner war siegfähig. Dass er viel riskieren musste, brachte ihm den unrühmlichen Spitznahmen "Rolling Stoner" ein.

Der Australier verließ Ducati und zeigte bei Honda seine Klasse. Ducati kam immer mehr ins Hintertreffen. Die beiden Jahre mit Valentino Rossi waren sicherlich der Tiefpunkt. Wenn man sich die damaligen Zeitrückstände ansieht, dann würde man heute kaum WM-Punkte schaffen.

Ducati wechselte auf ein Aluminium-Chassis (Stoners WM-Titel wurde mit einem Stahlrahmen erzielt). Preziosi musste seinen Posten räumen. Unter dem neuen Besitzer Audi gab es ein kurzes Gastspiel von Bernhard Gobmeier an der Spitze der Rennabteilung.

Ende 2013 wurde schließlich Gigi Dall'Igna als Leiter installiert. Mit Aprilia hatte der Italiener in der Superbike-WM alles gewonnen. Zum damaligen Zeitpunkt hatte Aprilia nicht vor, ein MotoGP-Projekt auf die Beine zu stellen.

Ducati als Innovationsführer

Trotzdem war es ein mühsamer Weg. Spielberg 2016 war der erste Ducati-Sieg seit dem Jahr 2010. Bei diesem Sieg von Andrea Iannone trug die Desmosedici bereits Winglets. Ducati hat sich einen großen Namen als Innovationsführer erarbeitet.

Aber es ist nicht so, dass Dall'Igna all diese genialen Einfälle alleine hat. Er ist ein gewiefter Manager, der das große Ganze im Auge und im Kopf hat. Das begann schon zu Beginn seiner Ära, als er zum Beispiel das Pramac-Team immer stärker in die Entwicklung einband.

Während Yamaha und Honda die Satellitenteams mit Vorjahresmaschinen fahren ließen, baute Dall'Igna das Partnerteam ein, um dort für die Zukunft zu arbeiten. Zum Beispiel wurde Yonny Hernandez 2014 in der Open-Class gemeldet, um Erfahrung mit der Einheitselektronik zu sammeln.

Honda und Yamaha hatten dann bei der Umstellung auf diese Elektronik deutlich mehr Mühe als Ducati. Das war natürlich nur ein Puzzlestein, aber diese Geschichte zeigt, welchen Weitblick Dall'Igna immer hatte und hat.

Gigi Dall'Igna die Galionsfigur, die alle Fäden in der Hand hält

Er hat bei Ducati etwas ganz Entscheidendes geschafft. Nämlich zwischen den Abteilungen ein Team zu formen, das kreativ zusammenarbeitet. Er ist die Galionsfigur, die Führungspersönlichkeit, die letztendlich Ducati so erfolgreich gemacht hat.

Als Techniker kennt er sich natürlich bestens aus und spricht die Sprache der Ingenieure der diversen Fachbereiche. Ich finde, man könnte Dall'Igna mit Adrian Newey in der Formel 1 vergleichen. Jemand, der das große Ganze sieht und versteht.

Dall'Igna ist nicht unbedingt derjenige, der die ganzen technischen Gadgets daheim in der Badewanne erfindet. Es ist ein Team kreativer Ingenieure. Und er gibt ihnen den Rückhalt - auch nach außen hin, wenn eine neue Erfindung politisch diskutiert wird.

Als sich nach der langen Durststrecke die ersten Erfolge einstellten, war man bei Ducati der Meinung, dass man einen absoluten Spitzenfahrer braucht, um diesen letzten Schritt machen zu können.

Dafür wurde Jorge Lorenzo geholt, mit dem Dall'Igna schon bei Aprilia in der 250er-Klasse ein Erfolgsgespann war. Bekanntlich brauchte Lorenzo zu lange, um auch mit der Ducati zu gewinnen. Aber auch ein Andrea Dovizioso scheiterte am übermächtigen Marc Marquez.

Strategiewechsel: Viele (junge) Fahrer sind konkurrenzfähig

Daraufhin wurde die Strategie geändert. Es wurde kein Nummer-1-Fahrer installiert, sondern Ducati stellte sich mit jungen Fahrern breit auf. Francesco Bagnaia sagte jüngst einen, wie ich finde, sehr interessanten Satz.

Er fährt mit dem gleichen Chassis wie 2019. Dass der Ducati-Motor prinzipiell gut ist, wissen wir. Dall'Igna hat es mit seinem Team geschafft, das Gesamtpaket in allen Bereichen so zu optimieren, dass damit nicht nur viele Fahrer schnell sind, sondern auch auf allen Strecken.

Und das zu schaffen, ist eine große Kunst! Die Erfolgsbilanz in dieser Saison spricht Bände. Teams anderer Marken beklagen sich immer öfter, dass es gegen die vielen Ducati-Fahrer im Feld extrem schwierig geworden ist. Sie sollten sich aber bei ihren Chefs beklagen.

Denn Honda hatte nie ein Interesse, ein weiteres Satellitenteam auszurüsten. Yamaha auch nicht. Ihnen ist sogar das Satellitenteam abhanden gekommen. Suzuki hat immer viel über ein Satellitenteam gesprochen, aber der Laden wird ganz zugesperrt.

Abgesehen von Tech 3, die sich mit KTM verbündet haben, und mit RNF, die zu Aprilia wechseln, hatten die restlichen Satellitenteams gar keine andere Wahl, als bei Ducati anzufragen. Und für Gresini und Co. ist es natürlich eine konkurrenzfähige Wahl.

Die Frage ist, ob wir am Beginn einer Ducati-Dominanz stehen? Das könnte durchaus sein. Sie haben lauter erfolgshungrige, junge Fahrer im Aufgebot, die in den nächsten Jahren auch fahrerisch noch an Klasse gewinnen werden. Ducati ist nicht von einem Fahrer abhängig.

Wenn es weiterhin keine Teamorder gibt, dann könnte trotzdem auch ein "Ducati-Markencup" um den WM-Titel eine spannende Angelegenheit sein. Bis Ende 2026 bleibt das technische Reglement prinzipiell gleich. Es ist eher die Frage, ob die Konkurrenz technisch aufholen und Ducati herausfordern kann.

Ihr,

Gerald Dirnbeck

Wie ist deine Meinung? Sag es mir doch auf Facebook unter "Racing inside mit Gerald Dirnbeck". Dort gibt es meine Texte, Insiderinfos, Meinungen und Einschätzungen zu aktuellen Themen. Und natürlich die Möglichkeit, diese Kolumne zu diskutieren!

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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