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Kolumne
MotoGP Misano 2

Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat: Francesco Bagnaia

Auf dominante Siege folgen Wochenenden, an denen alles schiefgeht - Francesco Bagnaia kämpft im WM-Kampf gegen Windmühlen, macht aber auch zu viele Fehler

Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat: Francesco Bagnaia

Francesco Bagnaia beendete sein Heimrennen mit einem Sturz ins Kiesbett

Foto: LAT Images

Liebe MotoGP-Fans,

zum ersten Mal seit der Pandemie-Zeit haben wir unmittelbar hintereinander zwei Rennwochenenden auf der gleichen Rennstrecke erlebt. Während damals keine Zuschauer erlaubt waren oder eine begrenzte Anzahl an Besuchern, gab es nun keine Einschränkungen.

Aber der Blick auf die Zuschauerzahlen ist dann doch bedenklich. Das erste Misano-Rennwochenende war mit insgesamt 163.558 Fans ein voller Erfolg. Am Samstag waren es 45.234 und am Sonntag 89.678.

Zum zweiten Rennwochenende kamen nur rund die Hälfte der Besucher. Am Samstag waren es laut den offiziellen Zahlen 25.854 und am Sonntag 45.467. Der deutliche Rückgang mag verschiedene Gründe haben.

Die schweren Unwetter in der Emilia-Romagna in der vergangenen Woche haben sicherlich eine Rolle gespielt. Dazu kommt auch der finanzielle Aspekt, denn nicht jeder Fan kann oder will sich zwei Rennwochenenden hintereinander leisten.

Ich finde, das sollte für die Dorna eine Lehre sein. Nach den Absagen von Indien und Kasachstan hat man verkrampft irgendwie ein Ersatzrennen gesucht, um für die TV-Verträge auf mindestens 20 Rennwochenenden zu kommen.

 
 

Meiner Meinung nach hätte man das auch sein lassen können. Dann sind es eben "nur" 19 Rennwochenenden. In dieser Woche soll der Kalender für 2025 mit 22 Rennen veröffentlicht werden. Ich bin gespannt, wie viele dann auch tatsächlich stattfinden werden.

Der Weltmeister macht zu viele Fehler

Der klare Verlierer von Misano 2 war Francesco Bagnaia. Im ersten Gedanken habe ich überlegt, ihn nicht für unsere traditionelle Montagskolumne zu nominieren. Denn ich glaube ihm seine Aussagen, dass mit dem Hinterreifen etwas nicht gestimmt hat.

Dafür kann er nichts. Das ist schlichtweg Pech. So wie es bei Jorge Martin im Vorjahr in Katar der Fall gewesen ist, oder bei Bagnaia im Aragon-Sprint. Aber in Spanien hat er noch einen WM-Punkt gerettet, während er diesmal einen Podestplatz ins Kiesbett gepfeffert hat.

In dieser Saison läuft aus Bagnaias Sicht irgendwie alles wie verhext. Auf Wochenenden, die er dominiert, folgen seltsame Wochenenden, an denen scheinbar einfach alles schiefgeht. Aber er macht auch insgesamt zu viele Fehler.

 

Francesco Bagnaia

Einmal mehr hat sich Bagnaias WM-Rückstand auf Martin vergrößert

Foto: Motorsport Images

Inklusive Sprints sind nun 28 Rennen gefahren worden. Martin hat nur dreimal keine WM-Punkte gesammelt (einmal im Sprint, zweimal im Grand Prix). Bagnaia hat siebenmal keine WM-Punkte gesammelt (viermal im Sprint, dreimal im Grand Prix).

Klar, Martin macht auch Fehler, aber weniger. Der Flag-to-Flag-Poker in Misano 1 war ein Griff ins Klo. Hätte es ein, zwei Runden länger geregnet, wäre er vielleicht der Held gewesen. Deswegen finde ich, dass man ihm daraus keinen zu langen Strick drehen darf.

Natürlich wäre es die bessere Taktik gewesen, einfach das Gleiche wie Bagnaia zu machen. Entweder machen es beide richtig, oder beide falsch. Aber am Punkteabstand hätte sich vermutlich wenig geändert.

Jorge Martin sammelt fleißig seine WM-Punkte

Der letzte richtig große Patzer von Martin war, meiner Meinung nach, der Sturz am Sachsenring kurz vor Schluss in Führung liegend. Aber das war Anfang Juli vor der Sommerpause. Seither sammelt Martin mit Ausnahme des Flag-to-Flag-Pokers fleißig seine WM-Punkte.

Seit der Sommerpause stürzte Bagnaia im Silverstone-Sprint, hatte im Aragon-Sprint mit dem "schlechten" Hinterreifen Pech und dann gab es im Grand Prix den aus seiner Sicht unglücklichen Unfall mit Alex Marquez.

Seine beiden Heimrennen in Misano waren die goldene Gelegenheit. Aber schon im ersten Sprint musste er sich Martin knapp geschlagen geben, im Grand Prix profitierte er von Martins Taktikfehler.

 

Jorge Martin, Francesco Bagaia

Trotz knapper Niederlagen sind Martins-WM-Ambitionen voll auf Kurs

Foto: Motorsport Images

Nun nutzte Bagnaia im Sprint einen kleinen Fehler von Martin zum Sieg. Und jetzt das Desaster im Grand Prix. Immer wenn er die WM-Lücke zu Martin wieder schließt, geht sie schlagartig wieder auf. 24 Punkte Rückstand sind es vor den Übersee-Rennen.

Für Bagnaia muss sich das anfühlen, als würde er gegen Windmühlen kämpfen. Mit seinen vier GP-Siegen hintereinander vor der Sommerpause und dem perfekten Spielberg-Wochenende nach der Sommerpause schien alles auf Kurs zu sein. Er drückte dem Feld seinen Stempel auf.

Aber dann passieren immer irgendwelche Dinge. Für manche kann er nichts, wie mit der Reifensituation. Andere Fehler sind selbstverschuldet, wie gestern letztendlich auch der Sturz auf Platz drei liegend.

Bagnaia ist mental sehr stark. Davon bin ich überzeugt. Trotzdem muss er sich in ruhigen Momenten manchmal fragen, warum so oft etwas aus welchen Gründen auch immer falsch läuft. Mit diesen Gedanken wird er bestimmt ins Flugzeug nach Indonesien steigen.

Bei den fünf Übersee-Wochenenden kann mit Wetterkapriolen und chaotischen Rennen noch alles passieren. Die WM kann sich noch fünfmal in beide Richtungen drehen. Trotzdem wäre es eine Ironie der Geschichte, wenn Martin die Nummer 1 zu Aprilia mitnehmen würde.

Ihr,

Gerald Dirnbeck

Wer war aus Ihrer Sicht der Verlierer des MotoGP-Wochenendes? Teilen Sie mir Ihre Meinung auf Facebook unter "Racing inside mit Gerald Dirnbeck" mit. Dort gibt es meine Texte, Insiderinfos, Meinungen und Einschätzungen zu aktuellen Themen. Und natürlich die Möglichkeit, diese Kolumne zu diskutieren!

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