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Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat: Renndirektor Mike Webb

Dass die Rennleitung nicht wegen Fabio Quartararos offener Lederkombi eingegriffen hat, ist grob fahrlässig - Strafen sind auch nicht nachvollziehbar

Liebe MotoGP-Fans,

die gute Nachricht vorneweg: Ayumu Sasaki ist bei dem schweren Unfall in der letzten Runde des Moto3-Rennens in Barcelona glimpflich davongekommen. Der Japaner war in den ersten Momenten bewusstlos und hat sich "nur" eine Gehirnerschütterung zugezogen.

Was passieren kann, wenn ein gestürzter Fahrer von einem nachfolgenden Fahrer getroffen wird, haben wir erst vor einer Woche tragisch vor Augen geführt bekommen. Durch die rote Flagge nach der schwarz-weiß karierten Flagge hat es lange gedauert, bis es ein offizielles Rennergebnis gab.

Bei einem Abbruch wird der Stand der letzten beendeten Runde gewertet. Im Endeffekt wurden die ersten zwölf Fahrer anhand des Zieleinlaufs nach 21 Runden gewertet. Ab dem Zeitpunkt an dem die rote Flagge gezeigt wurde, zog man den Stand am Ende von Runde 20 zur Hand.

Wir haben also ein gemischtes Ergebnis vom eigentlichen Rennergebnis und von der Abbruchregel. Ich muss gestehen, dass ich mich nicht erinnern kann, wann wir jemals so ein Ergebnis hatten. Ein Kuriosum, beziehungsweise ein Novum im Rennsport.

Offene Lederkombi: Das darf nicht sein

Das große Gesprächsthema nach dem MotoGP-Rennen waren die beiden 3-Sekunden-Strafen gegen Fabio Quartararo. Einmal erhielt er die Strafe, weil er vermeintlich in der ersten Kurve abgekürzt hat. Die zweite wurde fünf Stunden nach Rennende wegen der offenen Lederkombi verkündet.

 

Dass sich der Reißverschluss der Lederkombi bis unter den Bauchnabel öffnet und der Fahrer mit nackter Brust auf dem Motorrad sitzt, haben wir so auch noch nicht gesehen. Die Ursache dafür wird sich Alpinestars sicherlich genau ansehen.

Stefan Bradl meinte im Live-Kommentar bei 'ServusTV', dass die Funktion des Airbags weiterhin gegeben war. Trotzdem ist das natürlich ein Sicherheitsrisiko, wenn jemand mit blanker Brust bei diesen Geschwindigkeiten herumfährt.

Dass Quartararo nicht angehalten und versucht hat, die Situation so gut wie möglich zu managen, ist nachvollziehbar. Die Fahrer sind voller Adrenalin und denken in solchen Situationen in erster Linie daran, wie man ins Ziel kommen und ein gutes Ergebnis retten kann.

 

Aber dass jemand mit nicht korrekt sitzender Schutzausrüstung ein MotoGP-Rennen fährt, ist meiner Meinung nach grob fahrlässig und darf nicht sein. Es stimmt natürlich, dass es in erster Linie ihn selbst betroffen hat und er nicht andere Fahrer gefährdet hat.

Ich will mir aber nicht ausmalen, was passieren hätte können, wenn Quartararo gestürzt und durchs Kiesbett gepurzelt wäre. Im Reglement ist unter Paragraph 2.4.5.2 festgehalten, dass "die Ausrüstung zu jeder Zeit korrekt gesichert getragen werden muss".

Welche Flagge hätte man zeigen müssen?

Dazu zählt auch der Brustprotektor, den der Franzose weggeworfen hat. Wenn die Rennleitung rund um Renndirektor Mike Webb sieht, dass der Fahrer nichts unternimmt, um seine Schutzausrüstung wieder korrekt anzulegen, dann hätte man meiner Meinung nach eingreifen müssen.

Schließlich ist die Rennleitung dafür zuständig, dass eine Veranstaltung so sicher wie möglich verläuft. Und dass man einen Fahrer bei diesen Geschwindigkeiten mit offener Lederkombi herumfahren lässt, geht meiner Ansicht nach gar nicht.

 

Ex-Weltmeister Casey Stoner twitterte, dass man die schwarze Flagge hätte zeigen müssen. Das ist natürlich die Gretchenfrage, denn die schwarze Flagge bedeutet laut Reglement Disqualifikation. Der Fahrer muss das Rennen beenden. Das wäre in diesem Fall die falsche Flagge gewesen.

Passender wäre die schwarze Flagge mit orangem Punkt gewesen. Diese besagt, dass ein Fahrer wegen eines "mechanischen Problems" sich oder andere Fahrer gefährdet. Er muss sofort von der Strecke fahren und darf erst weiterfahren, wenn er die Freigabe eines Offiziellen erhalten hat.

Sicherheit muss an oberster Stelle stehen

Streng genommen wäre auch das die falsche Flagge gewesen, weil es sich nicht um ein technisches Problem beim Motorrad gehandelt hat. Wie man mit so einer speziellen Situation wie mit Quartararos offener Lederkombi umgehen muss, ist im Reglement nicht explizit festgehalten.

Vielleicht hat deswegen Renndirektor Webb nicht reagiert. Ich weiß es nicht. Die Rennleitung hat sich nicht zu dieser Situation geäußert. Meiner Meinung nach muss in solchen Ausnahmesituationen mit gesundem Menschenverstand gehandelt werden.

Freddie Spencer

Die Rennkommissare waren Freddie Spencer (Bild), Bill Cumbow, Andres Somolinos

Foto: JEP / Motorsport Images

Wenn der Fahrer nicht selbst reagiert, nicht kurz neben die Strecke fährt und sich die Schutzausrüstung richtet, dann muss die Rennleitung einschreiten und ihn an die Box holen. Dass die Rennkommissare nach dem Rennen eine 3-Sekunden-Strafe aussprechen, ist auch seltsam.

Zunächst schreitet man nicht ein, wenn es ein Sicherheitsrisiko gibt. Später, wenn die Situation vorbei ist, gibt es eine Strafe, die am Sicherheitsrisiko auch nichts mehr ändert. Beides ist aus meiner Sicht fragwürdig. Sicherheit ist ein Aspekt, der immer an oberster Stelle stehen muss.

Strafe für Abkürzen in Kurve 1 lächerlich

Die nächste fragwürdige Entscheidung betraf die Strafe für "Abkürzen" in den Kurven 1 und 2. Quartararo hatte in Kurve 1 einen Vorderradrutscher, ist dann neben die Strecke gekommen und ist fast die komplette Long-Lap-Penalty gefahren.

Das war weder Absicht, noch hat er davon irgendeinen Vorteil erhalten. Und ihm dafür eine Strafe von drei Sekunden zu geben, ist nicht nachvollziehbar. Das Gleiche ist zuvor schon Takaaki Nakagami passiert. Er verlor sogar Zeit und Positionen und erhielt trotzdem eine Long-Lap-Penalty.

 

Wenn man es streng nach Reglement auslegt, dann waren die Strafen richtig. Es ist klar, dass die Regelhüter sich an den Gesetzestext, das Regelwerk, halten müssen. Jeder Interpretationsspielraum kann die Büchse der Pandora öffnen und eine Lawine von Diskussionen und Protesten auslösen.

Trotzdem gehört bei der Auslegung des Reglements auch Fingerspitzengefühl und gesunder Menschenverstand dazu. In der Rennleitung sitzen erfahrene Racer, die den Motorsport sehr genau kennen. Trotzdem sind manche Entscheidungen für viele Beobachter nicht nachvollziehbar.

Dazu kommt, dass die Rennleitung und die Rennkommissare es strikt verweigern mit Journalisten zu sprechen, um zu erklären, wie sie zu einer Entscheidung gekommen sind. In den Dokumenten wird auch nichts im Detail erläutert.

Die Formel 1 ist diesbezüglich einen Schritt weiter. Einerseits gibt es in den Dokumenten Erklärungen für Urteile. Andererseits spricht Rennleiter Michael Masi Sonntagabend mit den Journalisten, um Entscheidungen und Überlegungen zu erläutern und Fragen zu beantworten.

Warum das in der Motorrad-WM nicht auch gemacht wird, ist seit Jahren ein großer Kritikpunkt, der nach diesem Wochenende nicht kleiner wird. Sind wir zumindest froh, dass wir nach der Mugello-Tragödie "nur" über solche Dinge sprechen müssen.

Ihr,

Gerald Dirnbeck

Mit Bildmaterial von LAT.

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