BSB: Rekordstarterfeld für 2022, aber was kommt danach?
Die Britische Superbike-Meisterschaft (BSB) geht mit Motto "Clash der Champions" in die Saison 2022 - Serienchef Stuart Higgs über Herausforderungen und Ziele
Thinking Forward
Interviewreihe #ThinkingForward mit Führungspersönlichkeiten aus dem internationalen Motorsport.
Die Britische Superbike-Meisterschaft (BSB) ist vielleicht diejenige Rennserie im Motorsport, die einen offenen Zugang für Fans am besten mit einem hohen Maß an Professionalität der Teilnehmer verbindet. Für die neueste Episode unserer Gesprächsreihe #ThinkingForward mit führenden Köpfen des Motorsports sprechen wir kurz vor Beginn der BSB-Saison 2022 mit Serienchef Stuart Higgs.
Higgs spricht über die Frage, was die Fans nach der Coronavirus-Pandemie vom Motorsport erwarten und warum Superbike-Racing weiterhin eine immense Anziehungskraft auf Zuschauer ausübt.
Verfolgen Sie die Britische Superbike-Meisterschaft (BSB) auf Motorsport.tv!
"Das Fernsehen verleiht dir einen Eindruck. Aber es gibt einfach keinen Ersatz dafür, mit der Brust am Sicherheitszaun zu stehen und zu sehen, wie jemand ein Motorrad mit 160 Meilen pro Stunde (rund 260 km/h; Anm. d. Red.) durch eine Kurve jagt, dabei das Vorderrad tanzt, das Hinterrad um Grip kämpft und der Fahrer mit dem Lenker ringt", beschreibt Higgs.
"Dieses Spektakel ist es, was die Menschen antreibt", erklärt der BSB-Boss die anhaltende Anziehungskraft der Britischen Superbike-Meisterschaft, einer der weltweit führenden nationalen Motorradrennserien. Für die bevorstehende Saison 2022 weist die BSB ein Rekordteilnehmerfeld von 33 Bikes auf. Dies entspricht elf Startreihen und das Motto für die Saison lautet "Clash der Champions".
Titelverteidiger Tarran Mackenzie, der zweimalige Champion Josh Brookes, der zurückgekehrte Ex-Champion Leon Haslam und der ehemalige Superbike-Weltmeister Tom Sykes führen das Starterfeld an, das sich am Osterwochenende (16./17. April) zum BSB-Saisonauftakt 2022 in Silverstone einfinden wird.
In der BSB messen sich junge Motorradrennfahrer, die an die Spitze wollen, mit etablierten Helden. Die Rennsaison ist traditionell bis zum Finalwochenende unvorhersehbar und erfreut sich nicht zuletzt aus diesem Grund einer großen Beliebtheit in Reihen der Fans.
Als Promoter der BSB an den diversen Rennstrecken Großbritanniens tritt MSV, die Firma von Jonathan Palmer, auf. Eines fällt insbesondere seit der Coronavirus-Pandemie auf: Fans, die auf der Suche nach Erlebnissen sind, betrachten die BSB-Events zunehmend als Mini-Festivals.
Die Fans bleiben für ein ganzes Wochenende anstatt nur für einen Tag an der Strecke. Die Auslastung der Campingplätze kommt zwar nicht ganz an das Niveau des Grand Prix von Großbritannien der Formel 1 in Silverstone heran, hat aber durchaus etwas von diesem Gefühl.
Die BSB als Top-Motorrad-Rennserie auf der Insel steht für Fannähe
Foto: British Superbike Championship
"Kam früher nur eine Person für einen Tag an die Rennstrecke, so hat sich das Ganze mittlerweile zu einem familienfreundlichen Festival entwickelt", sagt Higgs. "Wir haben jetzt mehr als 5.000 Menschen vor Ort. Diese Art von Festivalgefühl ist eine schöne Art, das Leben zu genießen."
"Und da das Reisen außerhalb Großbritanniens immer noch ein bisschen kompliziert ist, glaube ich, dass die Menschen ihre Freizeit gerne in Großbritannien verbringen. Die BSB ist sehr gesellig und bietet ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Und obendrauf kommt das sportliche Spektakel", so der BSB-Chef.
"Ich glaube", so Higgs weiter, "für die Fans ist der Zugang der Schlüssel. Die Balance stimmt. In einigen anderen Motorsportrennserien existiert es eine große Kluft zwischen Fans und Teilnehmern. Der Zugang wird mehr oder weniger exklusiv gehalten. Wir hingegen haben versucht, das Gleichgewicht zu finden zwischen gutem Racing und einer angemessenen Möglichkeit, Zugang zu erhalten. Auch das Preis-Leistungs-Verhältnis ist gut. Es handelt sich um Motorsport auf hohem Niveau mit einem großen Publikum. Es ist ein Gefühl von Prestige spürbar. Die Show ist großartig."
Stuart Higgs leitet seit Jahren die Geschicke der BSB
Foto: British Superbike Championship
Was nicht kaputt ist, sollte man nicht reparieren. Aber auch die BSB-Szene muss mit der Zeit gehen. In diesem Jahr gibt es zwar keine weiblichen Teilnehmer im Starterfeld. In der Vergangenheit aber gab es einige. Und dank BSB-Teambesitzerin Faye Ho, die aktiv junge Fahrerinnen in den Nachwuchskategorien fördert, ist es nur eine Frage der Zeit bis eine Frau in der BSB vorne mitfährt. Abgesehen davon haben Higgs und sein Team zwei Hauptanliegen für die Zukunft im Blick.
"Von der sportlichen Seite her sind wir im Wesentlichen eine von der Straße abgeleitete Rennserie", bemerkt der BSB-Chef. "Das Material, das in der Meisterschaft verwendet wird, wird von den Trends der Hersteller diktiert. Also müssen wir auf die technologische Entwicklung reagieren. Natürlich spielen auch Energie und Energieverbrauch eine große Rolle."
"Alibipolitik ist aber zu vermeiden, denn das ist mit enormen Kosten verbunden", warnt Higgs und weiß: "Wenn es in die falsche Richtung geht, wird es sehr schnell sehr teuer. Wenn die letzten zwei Jahre etwas bewiesen haben, dann das, dass man immer auf das Unerwartete gefasst sein muss. Die Rennserie hat zwei Jahre mit unglaublichen Hindernissen überstanden."
Brands Hatch ist einer der Fixpunkte im Rennkalender der BSB
Foto: British Superbike Championship
"Vom Standpunkt des Publikums aus gesehen gibt es heutzutage eine Menge Ablenkungen. Jeder konkurriert um die Samstage und Sonntage der Menschen - seien es Einzelhandel, Freizeitparks, Kurzstreckenflüge oder Games und E-Sport. Das, was wir anbieten, ist echt: ein Outdoor-Speed-Spektakel, das für eine breite Bevölkerungsgruppe von Kindern bis hin zu Erwachsenen einen Unterhaltungswert bietet", so Higgs.
Und der BSB-Chef schließt mit den Worten: "Echte Menschen, die echten Sport treiben. Das ist es, was wir weiter fördern müssen. Denn ich glaube, das ist immer noch das größte Alleinstellungsmerkmal unseres Angebots."
Mit Bildmaterial von British Superbike Championship.
Diese Story teilen oder speichern
Registrieren und Motorsport.com mit Adblocker genießen!
Von Formel 1 bis MotoGP berichten wir direkt aus dem Fahrerlager, denn wir lieben unseren Sport genau wie Du. Damit wir dir unseren Fachjournalismus weiterhin bieten können, verwendet unsere Website Cookies. Dadurch wird Dein Nutzererlebnis optimiert und die Werbung auf Deine Interessen zugeschnitten. Wir wollen dir aber natürlich trotzdem die Möglichkeit geben, eine werbefreie Website zu genießen.