Martin Truex Jr. demütigt die NASCAR-Konkurrenz beim Coca-Cola 600
Mit unglaublichen 392 von 400 möglichen Führungsrunden hat sich Martin Truex Jr. (Furniture-Row-Toyota) den Sieg beim Coca-Cola 600 in Charlotte redlich verdient.
Foto: Action Sports Photography
Das Coca-Cola 600 auf dem Charlotte Motor Speedway ist nicht nur das längste Rennen der gesamten NASCAR-Saison, sondern auch das Heimrennen der meisten Teams. Den Sieg fuhr am späten Sonntagabend aber ausgerechnet derjenige Fahrer ein, dessen Arbeitgeber nicht im Großraum Charlotte ansässig ist: Martin Truex Jr. im Toyota Camry des in Denver (Colorado) beheimateten Teams Furniture Row Racing.
Es war nichts anderes als eine Demütigung, mit der Truex Jr. die versammelte Konkurrenz in die Schranken wies. Von der Pole-Position gestartet lag der so oft vom Pech verfolgte Furniture-Row-Pilot während sage und schreibe 392 der 400 Runden in Führung, was einem schier wahnwitzigen Anteil von 98 Prozent entspricht!
Martin Truex Jr. beendet Pechsträhne mit NASCAR-Rekord
Nachdem er beim Saisonauftakt, dem Daytona 500, um eine Hundertstelsekunde von Denny Hamlin geschlagen wurde und im weiteren Saisonverlauf sowohl auf dem Texas Motor Speedway in Fort Worth als auch auf dem Kansas Speedway in Kansas City trotz der meisten Führungsrunden nicht den Weg in die Victory Lane fand, lag Truex Jr. diesmal auch am Ende der alles entscheidenden letzten Runde auf Platz eins.
"Das bedeutet mir eine Menge. Ich habe es noch gar nicht richtig realisiert, dass wir das 600 gewonnen haben. Ein Riesendank gilt dem gesamten Team. Das ist wirklich ein großer Tag an einem besonderen Wochenende", so die ersten Worte von Truex Jr. nach seinem insgesamt vierten Sprint-Cup-Sieg und dem zweiten in Diensten von Furniture Row Racing.
Fotos: Coca-Cola 600 in Charlotte
Der Triumphzug von Martin Truex Jr. kam im Zusammenhang mit zwei Rekorden zustande: Die meisten Führungsrunden, die jemals ein Fahrer beim Coca-Cola 600 hingelegt hat und damit in Meilen gerechnet auch die meiste Führungsarbeit, die je von einem Fahrer in einem NASCAR-Rennen verrichtet wurde!
Gleichzeitig war es die schnellste Ausgabe des Coca-Cola 600 aller Zeiten, denn obwohl es mit 600 Meilen das längste Rennen im Kalender ist, kam nur viermal die Gelbe Flagge heraus.
Grund waren eine frühe Competition-Caution aufgrund nächtlicher Regenfälle in Runde 25, eine Debris-Caution in Runde 340 sowie zwei harmlose Ausrutscher von Brian Scott (Petty-Ford; 29.) und Jeffrey Earnhardt (FAS-Ford; 39.). So wenige Gelbphasen hat es beim Coca-Cola seit 1975 (drei) nicht mehr gegeben.
Nicht der Hauch einer Chance für die Truex-Verfolger
Die Rolle der sowohl bei den Boxenstopps als auch bei den Restarts chancenlosen Truex-Verfolger wurde angeführt von Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevrolet). Er kreuzte die Linie nach den 600 Rennmeilen mit 2,5 Sekunden Rückstand als Zweiter. Platz drei ging an Jimmie Johnson, der sich am Steuer seines Hendrick-Chevrolet stolze fünf Führungsrunden abholte und damit in dieser Statistik ganz sicherer Zweiter wurde.
Denny Hamlin (Gibbs-Toyota) und Brad Keselowski (Penske-Ford) rundeten die Top 5 ab. Hinter Kurt Busch (Stewart/Haas-Chevrolet; 6.), Matt Kenseth (Gibbs-Toyota; 7.) und Chase Elliott (Hendrick-Chevrolet; 8.) kam Joey Logano (Penske-Ford) trotz einer Durchfahrtsstrafe für zu schnelles Fahren in der Boxengasse (Runde 255) auf Platz neun ins Ziel. Anderenfalls hätte er im Kampf um Platz zwei durchaus eine Rolle gespielt. Ryan Newman (Childress-Chevrolet; 10.) machte nach einer Durchfahrtsstrafe seinerseits die Top 10 komplett.
Doppelte Strafe für Carl Edwards
Carl Edwards (Gibbs-Toyota) gelang das seltene Kunststück, gleich zweimal in der Boxengasse "geblitzt" zu werden. Dabei handelte es sich nicht etwa um zwei Routinestopps, sondern um die Anfahrt zum Routinestopp in Runde 299 und direkt im Anschluss die Anfahrt zur dafür fälligen Durchfahrtsstrafe. Das NASCAR-Reglement sieht in einem solchen Fall als Strafe für das zweite Vergehen eine Stop-and-Go-Strafe vor. Nach dieser wurde Edwards mit einer Runde Rückstand 18.
Kyle Larson (Ganassi-Chevrolet) präsentierte sich nach seinen starken Vorstellungen der vergangenen Wochen erneut gut aufgelegt, zumindest in der ersten Rennhälfte. Auf der für ihn so charakteristischen Außenbahn legte der Ganassi-Youngster pfeilschnelle Runden hin und lag zwischenzeitlich an dritter Stelle. Als die Dunkelheit hereinbrach, kam Larson aber zunehmend das Handling abhanden. Im Ziel wurde er auf Platz 13 notiert.
Für Kasey Kahne, der das Coca-Cola 600 in den Jahren 2006, 2008 und 2012 für sich entschieden hatte, war diesmal nichts zu holen. Am Hendrick-Chevrolet mit der Startnummer 5 war schon nach 15 der 400 Runden der rechte Vorderreifen platt. Einen Einschlag in die Mauer konnte Kahne zwar vermeiden, sich vom Rundenrückstand aber nicht mehr erholen: Platz 22 mit vier Runden Rückstand.
Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet) beendete sein letztes Coca-Cola 600 nach einer Strafe für zu schnelles Fahren in der Boxengasse und einer leichten Boxengassen-Kollision mit Greg Biffle (Roush-Ford; 11.) mit vier Runden Rückstand auf Platz 24.
Wieder kein Charlotte-Sieg für Kyle Busch
Für den amtierenden Champion Kyle Busch (Gibbs-Toyota) endete auch der 25. Sprint-Cup-Start auf dem Charlotte Motor Speedway fernab der Victory Lane. Aufgrund eines beschädigten Stoßdämpfers kämpfte Busch mit massiven Handlingsproblemen. Sieben Runden vor Schluss traf er die Mauer von Turn 2, eine Gelbphase blieb in diesem Fall aber aus. Während Kyle Busch als 33. notiert wurde, verbleiben Charlotte und Pocono, wo am kommenden Wochenende gefahren wird, als die beiden Strecken, auf denen er noch kein Sprint-Cup-Rennen gewonnen hat.
Was beim Coca-Cola 600 auch auffiel: Anders als am All-Star-Wochenende, an dem mit dem Low-Downforce-Package 2.0 gefahren wurde, war das Racing mit dem standardmäßigen Low-Downforce-Package längst nicht so munter. Dies bezieht sich nicht nur auf die (quasi nicht vorhandenen) Kämpfe um die Spitzenposition, sondern auch auf die Duelle um die Positionen dahinter. Die All-Star-Variante kommt in überarbeiteter Form noch bei zwei Rennen in dieser Saison zum Einsatz: Auf dem Michigan Speedway in zwei Wochen und auf dem Kentucky Speedway in sechs Wochen.
Weiter geht es jedoch zunächst ohne das jüngste Aerodynamik-Update: Am kommenden Wochenende wird mit der gleichen Konfiguration wie beim Coca-Cola 600 auf dem "Tricky Triangle" in Pocono gefahren.
Diese Story teilen oder speichern
Registrieren und Motorsport.com mit Adblocker genießen!
Von Formel 1 bis MotoGP berichten wir direkt aus dem Fahrerlager, denn wir lieben unseren Sport genau wie Du. Damit wir dir unseren Fachjournalismus weiterhin bieten können, verwendet unsere Website Cookies. Dadurch wird Dein Nutzererlebnis optimiert und die Werbung auf Deine Interessen zugeschnitten. Wir wollen dir aber natürlich trotzdem die Möglichkeit geben, eine werbefreie Website zu genießen.