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Kolumne Isle of Man TT: Wahnsinnig, gehirnamputiert – GEIL!

Motorsport.com-Redakteur und -Fotograf Toni Börner über den Mythos der Isle of Man TT, nach der Ausgabe des Jahres 2017.

Michael Dunlop, Suzuki

Michael Dunlop, Suzuki

Toni Börner

Josh Brookes, Honda
Dan Kneen, Honda
Dan Kneen, BMW
David Johnson, BMW
Stefano Bonetti, BMW
William Dunlop, Yamaha
Peter Hickman, BMW
Dave Molyneux, Dan Sayle, Yamaha
Ian Hutchinson, Yamaha
Daley Mathison, BMW
Danny Webb, BMW
Dean Harrison, Kawasaki
Stefano Bonetti, BMW
Ian Hutchinson
Michael Dunlop

Es ist nichts Neues: Es ist das schwerste, brutalste und härteste Motorradrennen der Welt. Es geht um Leben und Tod, um Ruhm und Ehre, um das Bezwingen des Sneafell Mountain Circuits.

Man kann über dieses Rennen, der Tourist Trophy auf der Isle of Man, kurz "TT", sagen, denken und halten, was man will: Man wird es nie verstehen, wenn man nie dort gewesen ist oder involviert gewesen ist. Kennt man nur die – übliche – deutsche Medienlandschaft, kennt man nur die Panikmache. Alle gestört.

Natürlich sind dort alle gestört. Aber eben anders. "Positiv gestört", drücken wir es gern aus.

Mit gesundem Menschenverstand ist es natürlich nicht zu begreifen, wie die Jungs dort langplautzen. Das "geht" im Zuschauer-Hirn erst nach ein paar Guinness, das man sagt: Doch, muss ja irgendwie.

Und natürlich sagt man sich dann wieder: Die sind nicht ganz dicht, nicht ganz normal.

Es sind die letzten Gladiatoren. Helden, der Neuzeit. Die ihr Leben auf das Spiel setzen. Nicht für Geld. Nicht um jemanden zu unterhalten oder jemandes Idol zu werden. Für Ruhm und Ehre? Vielleicht. Hauptsächlich aber für die persönliche Befriedigung. Ein Gefühl, welches es einem nur der TT Mountain Course – und seine Bezwingung geben kann.

Berg gegen Berg: Everest gegen Sneafell

"Natürlich" – und das mit einem "leider" versehen – fordert die TT nahezu jedes Jahr Tote. Das war auch dieses Jahr nicht anders. Und mit drei in weniger als 20 Stunden war es eine heftige Intensität.

Gleich wurden natürlich Stimmen laut, dass die TT verboten gehörte. Das sehen aber diejenigen, deren Leben sich im Endeffekt nur um diese zwei Wochen im Jahr dreht, anders.

Man kann einen Vergleich herziehen, den ich schon immer mal wieder gebracht habe. 1953 wurde der Mount Everest erstmals bestiegen, die TT wird seit 1907 zur Bezwingung des Sneafell gefahren.

Vom Basislager des Everst bis zur Spitze sind es runde 3.850 Meter. Das wären bei der TT nicht einmal vom Start bis Union Mills. Der Mount Everest hat 216 Tote gefordert – und quasi jeder, der eine Jack-Wolfskin-Outdoor-Jacke besitzt, kann im Reisebüro die Gipfelerklimmung buchen.

Die TT hat bis einschließlich 2017 gesamt 255 Tote gefordert. Klar ist das keine schöne Zahl. Aber nur eine Lederkombi qualifiziert nicht, um hier fahren zu dürfen.

Von dem "Jeder kennt die Risiken" einmal abgesehen, ist die TT einer der letzten großen Reize dieser Welt, in der wir uns durch Luxusprobleme wie Veganismus immer mehr selbst einschränken. Oma und Opa mussten noch fressen, was sie bekamen, die konnten nicht wählen.

Wir aber haben die Wahl: Wollen wir die TT fahren oder sehen – oder gehen wir lieber zur MotoGP. Diese Wahl möchte ich aber bitte selbst treffen und nicht für mich gewählt werden lassen. Und das sehen eben auch immer mehr und mehr Racer so.

Rekord-Teilnehmerzahlen

Und auch die Organisatoren sehen sich bestätigt: 2017 gab es erneut Rekord-Einschreibezahlen in allen Klassen. Und nicht jeder wird hier zugelassen, bei der Bezwingung des Sneafell Mountain Circuit. Da muss man schon ein gewisses Grund-Know-How auf dem Motorrad vorweisen können. Und auch die Organisatoren haben recht, die einst sagten: "Wenn keiner mehr die TT fahren will, dann wird es keine mehr geben." Seit ein paar Jahren boomt es.

Keine Frage, die menschlichen Verluste waren auch dieses Jahr wieder immens. Aber keiner zwang die Jungs, dort an den Start zu gehen, sie taten es, weil sie es liebten.

Ein Kollege in der Redaktion hier ging sogar so weit: "Bei den Wagen-Rennen im alten Rom überlebte immer nur der Sieger." Daher sprechen wir beim Road Racing vielleicht auch sehr oft von den Gladiatoren auf zwei Rädern.

Am Ende aber soll niemand anderes in die Entscheidung eingreifen. Kein Mensch muss vor sich selbst geschützt werden, wenn es um die TT geht.

Ich selbst entscheide, ob ich dort fahren will. Und wenn ich irgendwann entscheide, dass ich von der TT nicht mehr berichten und dort nicht mehr fotografieren will, dann werde ich mich aber denjenigen, die das tun wollen, nicht in den Weg stellen.

Vielleicht kommt der Punkt, an dem ich den Wahnsinn dort auch nicht mehr verstehen kann und will. Aber 10 Mal war ich nun schon dabei – und in diesen zwei Wochen im Mai und Juni will ich einfach nirgendwo anders sein, als auf der Isle of Man.

Toni Börner – TT1996, TT1998, TT2010, TT2011, TT2012, TT2013, TT2014, TT2015, TT2016, TT2017

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