Großer Rückstand beim WSBK-Test in Barcelona: BMW hat viele Hausaufgaben
Scott Redding fährt beim Test weit hinter den eigenen Ansprüchen hinterher - Ilya Mikhalchik bringt sich als Ersatz für Michael van der Mark in Stellung
Beim WSBK-Test in Barcelona (zum Testbericht) schafften es mit Yamaha, Ducati, Honda und Kawasaki vier verschiedene Hersteller in die Top 4. Lediglich BMW lag zurück und hatte mit Neuzugang Scott Redding über eine Sekunde Rückstand auf die Spitze. Vor der zweiten Saison mit der M1000RR gibt es im Lager der Münchner noch viele Hausaufgaben, bevor die Saison in zwei Wochen in Aragon beginnt.
"Auf Scotts Seite ist der Test teils positiv verlaufen, teils haben wir noch Arbeit vor uns", kommentiert BMW-Motorradsport-Direktor Marc Bongers. "Den Motor konnten wir mit allen Fahrern als positiven Schritt bestätigen. Auch in Sachen Topspeed haben wir gut ausgesehen, aber wir verlieren eindeutig in den Sektoren zwei und vier, hauptsächlich in der Phase der Beschleunigung aus den schnellen Kurven heraus."
"Hier müssen wir definitiv noch am Paket arbeiten, in Kombination mit Set-up und Traktionskontrolle", präzisiert der BMW-Verantwortliche. Neben dem 2022er-Motor hatte BMW beim Test in Barcelona einige Detailverbesserungen dabei. Zu sehen waren unter anderem neue Felgen, neue Elektronikteile und neue Bremssättel von Nissin.
Scott Redding wird mit der Realität konfrontiert
Scott Redding, der BMW zu Siegen und WM-Titeln führen möchte, hatte am Ende des zweitägigen Tests 1,065 Sekunden Rückstand auf die Zeit von Weltmeister Toprak Razgatlioglu (Yamaha).
Scott Redding möchte BMW zu Siegen und Titeln führen
Foto: BMW Motorrad
"Wir haben am Bike und an der Elektronik einige Verbesserungen vorgenommen, was wichtig für mich und das Team ist. Dann haben wir ein paar Testkomponenten ausprobiert, verschiedene Reifen getestet, um das Gefühl dafür zu entwickeln, und wieder an der Elektronik gefeilt", berichtet der Brite.
"Wir haben viel gearbeitet und einiges verbessert, was gut ist. Aber das Ziel verschiebt sich immer. Du schließt die Lücke zum Ersten, und dann fährt wieder irgendjemand schneller. Doch wir müssen auf uns selbst schauen, darauf, was wir tun und wie wir uns verbessern. Darauf müssen wir uns konzentrieren", stellt der ehemalige Ducati-Pilot klar.
Erste Runden im Nassen mit der BMW M1000RR
Durch den Regenschauer am zweiten Tag erhielt Redding die Chance, die BMW M1000RR im Nassen testen. "Das war interessant und gut für mich, auf nasser Strecke rauszugehen und das Gefühl dafür zu entwickeln. Es ist nicht viel anders als in der Vergangenheit. Ich habe mich recht gut gefühlt", schildert er.
"Wir müssen hier noch ein bisschen an der Abstimmung feilen, aber die Temperaturen sind dann recht stark zurückgegangen", so Redding. "Deshalb haben wir entschieden, noch ein paar andere Teile zu testen und ein paar mehr Starts zu üben, da ich mit diesem Bike noch nicht viele Starts gemacht habe. Dies haben wir verbessert, was gut war."
"Wir haben auch noch ein paar andere Dinge für diese Bedingungen ausprobiert. Insgesamt haben wir viel getan, aber wir müssen noch mehr tun. Jetzt geht es weiter nach Aragon, und ich denke, da gibt es noch ein paar Dinge mehr, die wir bestätigen müssen", kommentiert Redding.
BMW nominiert potenziellen Ersatz für Michael van der Mark
Auf Grund des Trainingsunfalls von Werkspilot Michael van der Mark musste BMW improvisieren und ermöglichte IDM-Champion und EWC-Pilot Ilya Mikhalchik die Chance, die WSBK-Maschine zu testen. "Ilya hat einen soliden Job gemacht", lobt BMW-Motorradsport-Direktor Marc Bongers.
"Er konnte einige Testpunkte für uns absolvieren und sich an das Superbike gewöhnen. Er hat viele Kilometer gesammelt, und wir haben mit ihm gute Fortschritte gemacht. Am Ende war er im Trockenen der zweitschnellste BMW-Fahrer. Michaels Operation ist erfolgreich verlaufen, aber wir wissen noch nicht, wann er wieder fahren kann", bemerkt Bongers und stellt klar: "Im Falle wäre Ilya beim Saisonauftakt ein möglicher Ersatz."
Ilya Mikhalchik wird auch in Aragon für BMW fahren
In der kombinierten Wertung lag Ilya Mikhalchik etwas mehr als zwei Sekunden zurück. "Zunächst möchte ich BMW ein großes Dankeschön sagen, dass sie mir diese Möglichkeit gegeben haben. Zweitens wünsche ich Michael gute Besserung und eine schnelle Genesung", erklärt der Ukrainer. "Ich hoffe, dass er bald wieder auf sein Bike steigen kann."
"Ich freue mich, hier zu sein, aber die WM-Maschine ist etwas komplett anderes. Du musst wissen, wie du auf diesem Bike arbeiten musst, um schnell zu sein. Dieses Gefühl wurde mit jeder Runde besser. Runde für Runde wusste ich besser, in welche Richtung wir gehen sollten, und das hat mir mehr Speed und Spaß auf dem Bike gebracht", berichtet Mikhalchik.
Ilya Mikhalchik war von der WSBK-Version der BMW überrascht
Foto: BMW Motorrad
"Hoffentlich können wir so weitermachen, und dann habe ich bald mehr Vertrauen und werde schneller sein. Barcelona war eine neue Strecke für mich, und das Bike war in gewisser Weise auch neu. Aber ich habe es genossen und mich wirklich wie zuhause gefühlt. Beim nächsten Test in Aragon kennen wir uns bereits, und ich bin an das Bike gewöhnt. Ich denke, dass das dort für mich ein kleiner Vorteil sein und dass unsere Arbeit dort noch besser sein wird als hier", so Mikhalchik.
Bonovo-Duo liefert weitere Informationen
Zusätzliche Informationen erhielt BMW von den beiden Bonovo-Piloten Eugene Laverty und Loris Baz. "Auch mit dem Bonovo-Team konnten wir vieles testen", bestätigt BMW-Motorradsport-Direktor Marc Bingers. "Loris hatte leider einen Sturz, der ihn einiges an Zeit gekostet hat. Zudem hatten wir hier und da noch ein paar kleinere technische Probleme."
Loris Baz verlor durch einen Sturz wertvolle Testzeit
Foto: BMW Motorrad
"Doch das ist Sinn und Zweck der Tests, diese frühzeitig zu identifizieren. Es handelt sich um Themen, auf die wir noch gut reagieren können. Alles in allem sind wir zufrieden, allerdings müssen wir noch an der Pace arbeiten, um den Anschluss an die Spitze zu finden", so Bongers.
Die Superbike-WM startet am 8. April in Aragon in die neue Saison. Am 4./5. April gibt es einen finalen Test.
Kombinierte Rundenzeiten beider Tage:
1. Toprak Razgatlioglu (Yamaha) - 1:40.571 Minuten
2. Alvaro Bautista (Ducati) +0,253 Sekunden
3. Iker Lecuona (Honda) +0,462
4. Jonathan Rea (Kawasaki) +0,491
5. Garrett Gerloff (GRT-Yamaha) +0,658
6. Michael Ruben Rinaldi (Ducati) +0,789
7. Scott Redding (BMW) +1,065
8. Alex Lowes (Kawasaki) +1,093
9. Lucas Mahias (Puccetti-Kawasaki) +1,117
10. Xavi Vierge (Honda) +1.148
11. Philipp Öttl (GoEleven-Ducati) +1,164
12. Andrea Locatelli (Yamaha) +1,294
13. Eugene Laverty (Bonovo-BMW) +1,371
14. Kohta Nozane (GRT-Yamaha) +1,857
15. Loris Baz (Bonovo-BMW) +1,858
16. Ilya Mikhalchik (BMW) +2,192
17. Luca Bernardi (Barni-Ducati) +2,680
18. Oliver König (Orelac-Kawasaki) +3,655
19. Loris Cresson (Pedercini-Kawasaki) +4,692
20. Hafizh Syahrin (MIE-Honda) +4,968
Mit Bildmaterial von BMW Motorrad.
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