Marvin Fritz: Cremona-Layout spielt Yamaha in die Karten, aber ...
Marvin Fritz spricht vor dem Trainingsauftakt der Superbike-WM in Cremona über den WSBK-Einsatz, seine EWC-Saison und die Yamaha R1
Marvin Fritz ersetzt Dominique Aegerter bei GRT-Yamaha
Foto: Yamaha Motor Racing
Mit Philipp Öttl, Markus Reiterberger und Marvin Fritz gehen an diesem Wochenende bei der Superbike-WM in Cremona gleich drei deutsche Fahrer an den Start. Fritz pilotiert bei GRT-Yamaha die Maschine von Dominique Aegerter, der nach seinem Radunfall weiterhin ausfällt. Somit kommt Fritz erstmals seit 2022 zu einem WSBK-Start. Wir haben uns vor dem Trainingsauftakt mit dem Deutschen getroffen.
Der 31-Jährige besuchte gerade ein Konzert von Adele, als er vom Einsatz in Cremona erfuhr. "Yamaha rief mich an und fragte, ob ich schon etwas vorhabe. Das hat das Konzert noch schöner gemacht. Natürlich schade für Dominique, ich wünsche ihm gute Besserung", bemerkt Fritz beim Treffen mit Motorsport-Total.com in Italien.
Den Kurs in Cremona kennt Fritz nicht. "Ich bin zum ersten Mal hier. Mir ist klar, dass das Wochenende schwierig wird: neues Bike, neue Reifen und ein neues Team", erklärt der Yamaha-Pilot, der im FT1 lediglich eine Art Funktionscheck auf halbnasser Strecke absolvierte.
Yamaha präsentierte im Rahmen der WSBK in Cremona die neue R1 mit Winglets
Foto: Yamaha
"Die anderen Fahrer meinen, dass die Strecke nicht besonders schwierig ist. Ich denke, ich werde gut reinkommen. Ich hoffe aber auf den einen oder anderen Tipp von Locatelli", bemerkt der GRT-Ersatzpilot.
Die nur 3,8 Kilometer lange Strecke südlich des Gardasees ist erstmals ein Teil des WSBK-Kalenders. Die Teams absolvierten einige Tests. Doch vor der ersten Session auf trockener Strecke ist schwer zu sagen, welcher Hersteller im Vorteil ist.
"Das Layout spielt der Yamaha etwas in die Karten. Nicht ganz optimal ist die lange Gegengerade", grübelt Fritz. "Man fährt im ersten oder zweiten Gang aus der Kurve. Das ist für die Yamaha nicht wirklich gut."
Bridgestone (EWC) vs. Pirelli (WSBK): Wie Tag und Nacht
Bei seinen Einsätzen in der Langstrecken-WM verwendet Fritz Bridgestone-Reifen. Der Wechsel zu den Pirelli-Reifen in der WSBK ist eine große Umstellung. "Die Bridgestone-Reifen sind viel steifer, man fährt viel höhere Kurvengeschwindigkeiten. Der Fahrstil ist ganz anders als mit Pirelli", beschreibt Fritz.
In der Langstrecken-WM fährt Marvin Fritz mit Reifen von Bridgestone
Foto: Yamaha/GPAGENCY
"Es ist immer eine große Umstellung von Bridgestone zu Pirelli. Beim Bol d'Or bin ich die komplette letzte Woche mit Bridgestone gefahren. Das wird wirklich eine große Umstellung sein", erwartet Fritz.
Erfolgreiche EWC-Saison und emotionaler Abschied
Am vergangenen Wochenende stellte Fritz mit dem YART-Team den Vizetitel in der Langstrecken-WM sicher. Das Team kam als WM-Leader zum Bol d'Or, doch ein Reifenschaden zu Beginn des 24-Stunden-Rennens warf die Mannschaft rund um Teamchef Mandy Kainz weit zurück.
"Dadurch haben wir viel Zeit verloren und das Bike lief nicht mehr richtig. Dennoch war es eine tolle Saison. Wir freuen uns, im kommenden Jahr wieder mit unserer geliebten Startnummer 7 an den Start zu gehen", schaut Fritz auf die EWC-Saison 2025.
Niccolo Canepa beendet seine Rennfahrer-Karriere am Sonntag
Foto: Yamaha
Mit der nun abgeschlossenen Saison ist der Deutsche trotz der verpassten Titelverteidigung happy. "Wir haben in diesem Jahr wirklich viele Highlights erlebt. Wir haben es bei allen vier Rennen aufs Podium geschafft. Drei Mal standen wir auf der Pole", bilanziert er.
"Mein Highlight war natürlich die Pole in Suzuka, als ich die schnellste Runde fuhr. Das Podium in Suzuka hat mich auch sehr gefreut. Dann erinnere ich mich an den Sieg in Spa", blickt Fritz auf das Jahr in der Langstrecken-WM zurück.
Das gewohnte YART-Dreamteam mit Karel Hanika und Niccolo Canepa ging am zurückliegenden Wochenende zum letzten Mal in der gewohnten Konfiguration an den Start. Canepa verabschiedete sich aus und beendet nach seinem WSBK-Einsatz an diesem Wochenende seine aktive Rennfahrer-Karriere.
YART-Dreamteam: Karel Hanika, Marvin Fritz und Niccolo Canepa
Foto: Yamaha
"Ich war sehr traurig. Er hat es uns in Suzuka mitgeteilt. Das war eine sehr traurige Nachricht", kommentiert Fritz den Rücktritt seines Teamkollegen. "Mandy konnte die ganze Woche nicht schlafen. Er ist immer noch traurig. Wir waren ein sehr gutes Trio."
"Es war, als wären wir Brüder", erklärt Fritz. "Wir haben uns auf der Strecke geholfen, haben zusammen trainiert und auch zusammen Party gemacht. Wir hatten eine wirklich gute Zeit. Doch Niccolo bleibt in Blau und wird uns weiter helfen. Ich habe so viel von ihm gelernt. Ohne ihn wäre ich nicht hier. Dafür bin ich sehr dankbar."
Was ist bei der Superbike-WM in Cremona drin?
In der Vergangenheit hat Fritz bereits bewiesen, dass er auch in der Superbike-WM in die Top 10 fahren kann. Bei seinem Gaststart in Most setzte sich der Deutsche stark in Szene.
Eigentlich plante YART, die WSBK-Wildcards auszuweiten. Doch das gestiegene Niveau in der Meisterschaft erschwerte es den Gaststarten immer mehr, gute Ergebnisse einzufahren. Deshalb legte YART den Fokus auf andere Veranstaltungen, wie zum Beispiel Daytona.
Marvin Fritz will seine Kollegen aus der EWC hinter sich lassen
Foto: Yamaha
Was nimmt sich Fritz beim Einsatz in Cremona vor? "Punkte wären schön, aber das wird schwierig. Es gibt hier auch einige starke Gaststarter", schaut der Deutsche auf das stark besetzte Fahrerfeld.
"Neben Punkten ist es mein Ziel, vor den Kunden-Yamahas zu landen", bemerkt der Yamaha-Pilot, der auch seine Kollegen aus der Langstrecken-WM im Auge behält. "Bester EWC-Fahrer zu sein, wäre das i-Tüpfelchen", lässt Fritz durchblicken.
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