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Sicherheitsbedenken bei der WSBK in Most: Droht bei Regen ein Fahrerstreik?

Einige Spitzenfahrer verzichten auf das nasse FT2, um ein Zeichen zu setzen: Scott Redding kritisiert die Sicherheitsstandards und hinterfragt einige Entscheidungen

Der Trainingsauftakt der Superbike-WM im tschechischen Most ging ohne große Zwischenfälle über die Bühne. In den beiden Trainings gab es abgesehen von einigen Ausritten durchs Kiesbett keine Stürze. Bereits vor dem Wochenende war die Sicherheit des Autodrom Most ein viel diskutiertes Thema. Und auch am Freitag waren die fragwürdigen Sicherheitsstandards auf dem 4,2 Kilometer langen Kurs das bestimmende Thema.

Im verregneten zweiten Freien Training (zum Trainingsbericht) verzichteten eine Reihe von Spitzenfahrern auf die Teilnahme. WSBK-Routinier Chaz Davies sprach offen an, was das Problem war. "Der Kurs ist nicht sicher", kommentierte der Waliser, der genau wie Ducati-Markenkollege Scott Redding ein Zeichen setzen wollte.

Redding mahnte bereits nach einem Trackday mit der Serien-Ducati und warnte vor den Gefahren im Autodrom Most. "Ich lag nicht falsch, oder?", bemerkt der Brite nach dem Trainingsauftakt und gesteht: "Ich wollte ihnen nicht einmal zuschauen, als sie im Regen fuhren. Ich wollte nicht Zeuge eines Unglücks sein. Ich war verärgert, dass sie gefahren sind."

Zu kleine Auslaufzonen für die bis zu 250 PS starken Superbikes

Die zu kleinen Auslaufzonen sind für Redding ein großes Problem. "An einigen Stellen gibt es noch nicht einmal Airfences. Ich verstehe nicht, warum das so ist", schimpft Redding. "Airfences rund um die Strecke würden helfen, doch in bestimmten Situationen wäre auch das zu wenig."

Autodrom Most

Die Begrenzung ist an einigen Stellen sehr nah an der Strecke

Foto: Dominik Lack

"Wenn nichts passiert, dann ist der Kurs toll. Er macht Spaß, hier zu fahren. Doch ich mag nicht das Risiko, was man eingeht, wenn man hier fährt", erklärt Redding. "Als der Regen kam, wollte ich nicht mehr fahren. Der Kurs hat viel Haftung. Deshalb sind die Kurvengeschwindigkeiten hoch. Doch wenn man stürzt, hat man weniger Haftung und kracht schneller in die Bande."

"Meiner Meinung nach sagt das Handeln mehr aus als Worte", verweist er auf die Arbeitsverweigerung im FT2. "Wenn man Toprak (Razgatlioglu) ausklammert, dann fuhr keiner der Spitzenpiloten, als es nass war. Und dafür gibt es einen Grund: Es ist nicht sicher. Es ist noch nicht einmal im Trockenen sicher."

Scott Redding gesteht, an einigen Stellen Angst zu haben

"An einigen Stellen habe ich Angst und bekomme Gänsehaut. Ich denke mir, dass es das Ende meiner Karriere sein kann, wenn ich an solch einer Stelle stürze. Solche Gedanken sollte man auf einer WM-Strecke nicht haben. Wir sind keine nationale Meisterschaft", so Redding. "Wir sind eine Weltmeisterschaft."

Scott Redding

Scott Redding kann nicht mit freiem Kopf fahren

Foto: Motorsport Images

"Ich bekam bereits mit, dass sich Leute aus der nationalen Meisterschaft beschwert haben. Ich habe Stimmen aus dem Fahrerlager mitbekommen. Warum sind wir hier? Das ist meine Frage. Ich riskiere mein Leben", schimpft Redding. "Hauptsächlich die routinierten Fahrer haben darauf verzichtet, zu fahren. Leon Haslam fuhr, aber er würde auch fahren, wenn es schneit."

Gehen die Verantwortlichen bewusst ein Risiko ein?

"Wir könnten ein Wochenende haben, an dem alles gut läuft. Und ich drücke die Daumen, dass alle gesund nach Hause kommen. Doch es könnte auch einen Zwischenfall geben, der das Fahrerlager aufweckt und danach fragen sich alle, was wir hier treiben. Wir müssen nicht in dieser Position sein. Jeder weiß, dass es nicht sicher ist. Doch alle werden dazu gezwungen, zu fahren", macht sich Redding Luft.

"Ich sehe die Mauer und denke mir, dass mein Tag hoffentlich nicht heute gekommen ist. Doch weil die anderen Fahrer fahren, müssen wir auch fahren", ärgert sich der Ducati-Werkspilot. "Es gibt an vielen Stellen keinen Platz für Fehler. Kurve 1 ist die Ausnahme und selbst dort stehen Reifenstapel. Wenn man sich vorstellt, dass jemand dort einen Bremsausfall hat und in die Reifenstapel kracht. Es ist, als ob man gegen eine Mauer fährt."

Was wird in der Sicherheits-Kommission beschlossen?

Am Freitagabend soll die Sicherheit im Autodrom Most in der Sicherheits-Kommission thematisiert werden. "Ich hoffe, dass wir heute Abend die bestmögliche Lösung finden können", kommentiert Redding und grübelt: "Ich frage mich, warum keine Fahrer anwesend waren, als der Kurs abgenommen wurde."

Gregorio Lavilla

WSBK-Sportdirektor Gregorio Lavilla wird von Scott Redding kritisiert

Foto: Kawasaki

WSBK-Sportdirektor Gregorio Lavilla war vor Ort, als der Kurs die Abnahme erhielt. Wieso hat Lavilla als ehemaliger Fahrer diesen Vorgang nicht beeinflusst? "Gregorio war ein toller Fahrer. Jetzt, wo er nicht mehr auf einem Motorrad sitzt, hat sich die Sichtweise ein bisschen verändert", vermutet Redding. "Wenn man eine Strecke abläuft, dann sieht es nicht so schlimm aus. Auf dem Motorrad sieht man es anders, wenn man selbst Risiken eingehen muss."

Autodrom Most noch schlimmer als die Kurse in der BSB

Selbst in der Britischen Meisterschaft fühlte sich Redding sicherer. "Ich fuhr 2019 in der BSB und wusste, dass es gefährlich ist. Mein Ziel war, die Meisterschaft zu gewinnen und wieder auf sichereren Strecken zu fahren. Das war mein Ziel. Jetzt stehe ich hier vor der gleichen Situation. Wir sollten hier nicht fahren sondern in Brünn", bemerkt er. "In der BSB gab es gefährliche Stellen, doch es war nicht so gefährlich wie hier."

Neben den zu kleinen Auslaufzonen bereitet Redding ein weiterer Sicherheitsmangel Sorgen. "Es gibt hier keinen Versorgungsweg", stellt er fest und verweist auf die Szene aus dem FT1 des Supersport-600-Trainings: "Als der Supersport-Fahrer stürzte, musste das Training unterbrochen werden. Was passiert in einem Rennen?"

"Schmeißt man dann das Motorrad über den Zaun in den Wald? Was ist, wenn sich ein Fahrer in einem kritischen Zustand befindet, wie es bei meinem Freund Brad (Jones) in Brands Hatch der Fall war? Es dauerte 14 Sekunden, bis jemand vor Ort war. Es dauert länger als 14 Sekunden, bis alle Fahrer in die Boxengasse eingebogen sind. Wie soll der Rettungswagen an die Unfallstelle kommen? Was passiert, wenn dieser Fall eintritt?", fragt sich Redding.

Verbünden sich die Fahrer und streiken?

Vor zwei Jahren gab es beim WSBK-Event in Argentinien ebenfalls Sicherheitsbedenken. Damals gingen nicht alle Fahrer an den Start. Könnte sich dieses Szenario in Most wiederholen? "Dann fahren einige Fahrer, andere nicht. Ich kann nicht nachvollziehen, warum man so ein Risiko eingeht. Der Rennsport ist ein großer Teil unserer Leben. Doch es ist nicht alles. Ich will, dass alle sicher nach Hause kommen", kommentiert Redding.

Jonathan Rea, Michael Ruben Rinaldi, Toprak Razgatlioglu

Stehen alle Fahrer in der Aufstellung, wenn ein Regenrennen gestartet wird?

Foto: Motorsport Images

"Ich verdiene keine Million Euro, nicht einmal eine halbe Million Euro. Mein Leben ist mir mehr wert", so der Brite. Kann er sich vorstellen, dass einige Fahrer streiken? "Es gibt immer Fahrer, die kein Gehirn haben und sich sagen, dass sie aufs Podium fahren, wenn die anderen Fahrer nicht am Rennen teilnehmen. Das sind Fahrer, die normalerweise auf Position 10 oder 15 landen. Sie denken nur an das, was vor ihnen liegt", erklärt Redding und deutet an, dass es keinen Zusammenhalt gibt.

"Der Regen ist meine größte Sorge. Im Trockenen ist es gefährlich, aber das Risiko eines Sturzes ist geringer. Man könnte argumentieren, dass wir langsamer fahren sollen. Aber wir sind Rennfahrer", so Redding.

Jonathan Rea würde lieber in Brünn fahren

Und wie beurteilt Weltmeister Jonathan Rea die Situation? "Man kann Most nicht mit den besten Strecken der Welt vergleichen. Aber wir können uns mit der Superbike-WM nicht aussuchen, wo wir fahren möchten", zeigt Rea Verständnis für die Bemühungen von Rechteinhaber Dorna.

Jonathan Rea

Laut Jonathan Rea wäre der ehemalige GP-Kurs in Brünn besser geeignet

Foto: Kawasaki

"Ich würde gern 13 Wochenenden auf Strecken wie Katar oder auf anderen tollen Strecken bestreiten. Doch das ist nicht möglich. Ich ziehe meinen Hut, dass die Dorna versucht, 13 Wochenenden zusammenzubringen. Most ist nicht einer der besten Kurse der Welt. Aber wir müssen zu den Kursen kommen, die uns wollen", so Rea.

Der Rekord-Champion würde lieber in Brünn fahren. Dort gastierte die Superbike-WM in der Saison 2018 zum bisher letzten Mal. "Es ist so schade, denn Brünn ist einer der schönsten Kurse der Welt. Der Kurs ist flüssig. Die Sicherheit ist gegeben. Für die Zuschauer ist es auch toll. Es ist das absolute Gegenteil von hier", stellt Rea fest.

Mit Bildmaterial von Dominik Lack.

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