Supersport-WM oder Langstrecken-WM: Philipp Öttls Pläne für die Saison 2025
Die WSBK-Karriere von Philipp Öttl steht vor dem Aus: Im Exklusiv-Interview spricht der Deutsche über seine Pläne und die laufende Saison in der Superbike-WM
Philipp Öttl kämpft in der WSBK-Saison 2024 mit stumpfen Waffen
Foto: LAT Images
In diesem Jahr bestreitet Philipp Öttl seine dritte Saison in der Superbike-WM. Der Grand-Prix-Sieger erlebt ein schwieriges Jahr. Seit dem Wechsel von GoEleven-Ducati zu GMT94-Yamaha läuft es aus sportlicher Sicht nicht rund. Seit Misano im Juni schaffte es Öttl nicht mehr in die Punkte. In der Fahrerwertung liegt er mit fünf Punkten auf P24.
Es ist offensichtlich, dass Öttl bei GMT94 nicht das Umfeld vorfindet, dass er bei GoEleven-Ducati hatte. Während das private Ducati-Team sehr familiär und freundschaftlich arbeitet, wirkt die Atmosphäre bei GMT94 angespannt. Zudem muss man sich fragen, wie gut das Material ist, das Öttl beim französischen Yamaha-Team erhält.
Wie hält Öttl die Motivation bei GMT94-Yamaha aufrecht? "Es ist schwierig", gesteht der 28-Jährige beim Treffen mit Motorsport-Total.com. "Wir sind so weit weg von allem und drehen uns im Kreis. Das Motorrad ist extrem schwer zu fahren. Es verhält sich sehr oft ganz anders, es ist nicht konstant."
Philipp Öttl beklagt das nicht besonders konstante Fahrverhalten der Yamaha R1
Foto: Motorsport Images
"Die Situation ist nicht so, wie ich sie mir vorgestellt habe. Und das Team hatte auch andere Vorstellungen. Das ist klar", erklärt Öttl und nimmt einen Teil der Schuld auf sich: Das Gesamtpaket funktioniert einfach nicht."
Warum Philipp Öttl trotz der GMT94-Pleite in der WSBK 2023 hoffnungsvoll war
Dass das GMT94-Team in der Superbike-WM nicht so konkurrenzfähig ist, deutete sich bereits im Vorjahr an, als Lorenzo Baldassarri für die Mannschaft fuhr und eine enttäuschende Saison erlebte. Baldassarri war zuvor mehrfacher Moto2-WM-Laufsieger und WM-Anwärter in der Supersport-WM. Mit GMT94 landete der Italiener auf P18 der WM.
Vorgänger Lorenzo Baldassarri erlebte eine schwierige Saison
Foto: Motorsport Images
"Natürlich habe ich mir die Situation von Baldassarri angeschaut. Sie war ähnlich zu meiner Situation jetzt", bemerkt Öttl, der sich bereits in der WSBK-Saison 2023 über den Topspeed-Nachteil der GMT94-Yamaha wunderte.
"Ich bin im vergangenen Jahr gegen viele Yamahas gefahren", blickt Öttl zurück. "An den Motorrädern von Motoxracing und GMT94 bin ich immer schnell vorbeigekommen, was bei den vier Werks-Yamahas nicht so einfach war. Ich habe nach den Gründen gefragt. Das Team meinte, dass Baldassarri zu groß war, 13 Kilogramm mehr wiegt als ich und die Elektronik nicht richtig verstanden hat. Das waren Argumente, die mich überzeugen konnte."
Mit der Ducati von GoEleven zeigte Philipp Öttl einige starke Rennen
Foto: Team Go Eleven
Mit der WSBK-Elektronik kann Öttl gut umgehen. "Es ist meine dritte Saison in der Superbike-WM. Ich weiß, wie die Magneti-Marelli-Elektronik funktioniert. Sie haben mir versprochen, dass mein Motorrad zu 99 Prozent dem Werks-Motorrad entspricht. Und 99 Prozent bedeutet, dass es ziemlich nah dran ist", bemerkt Öttl.
Es ist offensichtlich, dass die Spezifikation der GMT94-Yamaha nicht mit der zu vergleichen ist, die vom Werksteam und von GRT verwendet wird. Beim zurückliegenden WSBK-Event in Cremona sah man erstmals das 2025er-Paket. Dieses kam aber nur bei den Werksmaschinen und den GRT-Bikes zum Einsatz.
Wie geht es bei Philipp Öttl weiter?
Es zeichnet sich ab, dass die laufende Saison in der Superbike-WM Philipp Öttls vorerst letzte sein wird. "Es gibt Gespräche mit Supersport-Teams und Superbike-Teams. Doch ich denke, dass das Thema Superbike gelaufen ist. Abgesehen davon orientiere ich mich in Richtung Langstrecke", verrät der Deutsche.
Philipp Öttl liebäugelt mit einer Rückkehr in die Supersport-WM
Foto: Motorsport Images
Bereits in der Vergangenheit liebäugelte Öttl mit der Langstrecke. Der durchtrainierte Deutsche mag die Herausforderung, die sich im Langstreckensport bietet. Wäre es vorstellbar, parallel in der Langstrecken-WM und in der Supersport-WM zu fahren?
"Man muss sich auf eins konzentrieren, auch wenn die EWC nicht viele Events hat", ist Öttl überzeugt. Sollte er sich auf die Langstrecken-WM einlassen, dann wäre die Rolle als Test- und Entwicklungsfahrer parallel zu einem Engagement in der EWC vorstellbar.
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