Vorschau WSBK 2019: Exklusiv-Interview mit Philipp Krummholz (ServusTV)
Der ServusTV-Kommentator kündigt die spektakulärste WSBK-Saison seit Jahren an, freut sich auf Ducatis V4-Superbike und hat einen interessanten Geheimtipp
Der Start der 32. Saison der Superbike-Weltmeisterschaft steht unmittelbar bevor. Am Wochenende trifft sich die WSBK-Elite auf Phillip Island (Australien), um das erste Rennwochenende der Saison 2019 zu bestreiten. Die Fans können die Rennen auch in diesem Jahr auf ServusTV und auf Eurosport verfolgen. Wir haben uns exklusiv mit ServusTV-Kommentator Philipp Krummholz unterhalten und hinterfragt, welche Erwartungen es für die neue Saison gibt.
Frage: "Was können die Zuschauer von den WSBK-Übertragungen auf ServusTV im neuen Jahr erwarten?"
Philipp Krummholz: "Die Zuseher dürfen sich auf drei Rennen pro Wochenende freuen. Wir werden alle WM-Läufe in Deutschland und Österreich zeigen, auch das neue Sprintrennen gibt es in voller Länge zu sehen. Das Sprintrennen zeigen wir direkt vor dem regulären Sonntagsrennen als Wiederholung. Zudem zeigen wir alle Rennen im Webstream mit unserem Kommentar. Dort kann man dann auch das Sprintrennen live sehen. Im TV läuft es in voller Länge vor dem Sonntagsrennen."
"Zudem gibt es bei jedem Rennen eine ausführliche Vorberichterstattung, wie es in den vergangenen Jahren bereits der Fall war. Wenn sich in der Supersport-WM etwas Besonderes ereignet hat, dann nehmen wir das in die Vorberichterstattung auf."
Frage: "Das ServusTV-Team wurde mit einem bekannten Namen ergänzt."
Krummholz: "Wir haben mit Stefan Nebel einen neuen Co-Kommentator und Experten. Weiterhin mit dabei sind Gustl Auinger und Stefan Bradl. Wir freuen uns sehr, mit Stefan Nebel einen prominenten Neuzugang begrüßen zu dürfen. Er wird bei den meisten Rennen als Co-Kommentator im Einsatz sein. Er wird aber auch bei einigen Rennen im Fahrerlager als Experte unterwegs sein."
Stefan Nebel unterstützt das WSBK-Team von ServusTV als Experte Foto: ServusTV
Frage: "Mit Sandro Cortese und Markus Reiterberger stoßen zwei deutsche Fahrer dazu. Wie wird sich das auf das Interesse in Deutschland auswirken?"
Krummholz: "Es wird positive Auswirkungen haben auf das Zuschauerinteresse. Beide haben eine große Fanbasis. Man darf nicht vergessen, dass hier ein Welt- und ein Europameister in die Superbike-WM kommen. Ich denke, dass Sandro Cortese und Markus Reiterberger zwei Fahrer sind, mit denen sich die Zuschauer identifizieren können. Für das deutschsprachige Publikum ist es sehr interessant, was die beiden zu leisten im Stande sind. Ich denke, es wird einen positiven Effekt haben und hoffe das natürlich auch. Zudem gibt es mit BMW einen deutschen Hersteller, der ein Werksteam an den Start schickt."
Philipp Krummholz mit ServusTV-Experte Stefan Bradl Foto: Krummholz
Krummholz: "Schwer zu sagen. Mit Blick auf die Testzeiten bin ich sehr überrascht, was Cortese betrifft. Er war bereits bei den ersten Tests schneller als Teamkollege Marco Melandri und es scheint, als hätte er sich sehr schnell an das neue Arbeitsgerät gewöhnt. Ich glaube, es wird ein paar Rennen dauern, bis er richtig angekommen ist. Doch dann könnte er in der Superbike-WM einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Bei Markus Reiterberger ist es so, dass er diese Klasse nicht neu lernen muss. Er kennt das Fahrerlager und weiß, was von den Fahrern verlangt wird. Er bringt viel Erfahrung mit. Ich hoffe, dass die BMW ziemlich schnell konkurrenzfähig sein wird. Ich kann mir vorstellen, dass er gute Ergebnisse abliefern wird."
Frage: "Jonathan Rea dominierte die vergangenen Jahre. Wer wird sein größter Gegner in der neuen Saison?"
Krummholz: "Ducati will sich die Dominanz von Jonathan Rea nicht länger gefallen lassen. Sie antworten mit vier Zylindern auf seine vier Titel. Das Ende der V2-Ära und das Debüt der V4-Maschine sind eine kleine Revolution, die mit Alvaro Bautista zu einer erfolgreichen Revolution werden soll. Ich kann mir vorstellen, dass Alvaro Bautista den Titelverteidiger mehr als nur ärgern kann. Dann gibt es noch Chaz Davies, der bereits einige Male bewiesen hat, dass er Jonathan Rea besiegen kann. Es mangelte aber an Konstanz. Er brachte oft Kieselsteine anstatt WM-Punkte mit. Wenn er konstanter wäre, dann hätte es bereits reichen können für einen Titel."
Ducati-Hoffnungsträger: Alvaro Bautista wechselte aus der MotoGP in die WSBK Foto: Ducati
Frage: "Es gibt nur 18 Stammpiloten. Ist das zu wenig für eine Weltmeisterschaft?"
Krummholz: "Es wird sich zeigen, ob es zu wenig ist. Ich glaube aber nicht, dass es eine Rolle spielt. Es gibt weniger Fahrer, aber mehr Rennen. Es gibt also genug Rennaction."
Frage: "Yamaha war bei den Tests auf den europäischen Strecken erster Verfolger von Kawasaki. Sie verfügen über sehr viel Erfahrung mit der R1. Können Sie sich vorstellen, dass Yamaha der einzige Herausforderer von Kawasaki ist zu Beginn der Saison?"
Krummholz: "Ich bin überzeugt, dass sie Jonathan Rea so richtig fordern werden. Aber ich bin mir nicht sicher, ob sie die einzigen sind, die das können. Ich denke und hoffe, dass auch Ducati das neue Motorrad schnell konkurrenzfähig machen kann. Yamaha- Pilot Alex Lowes hat sich generell schon sehr gemausert von einem Sturzpiloten zu einem Siegfahrer. Er hat endlich bewiesen dass er endlich auch ein Rennen gewinnen kann - so wie Michael van der Mark, der schnellste Holländer auf zwei Rädern, der vergangenes Jahr sehr stark war. Die beiden Yamaha-Piloten sind auf jeden Fall ganz heiße Kandidaten."
Philipp Krummholz mit Vizeweltmeister Chaz Davies (Ducati) Foto: Krummholz
Krummholz: "Es kann nur besser werden bei Honda. Für den größten Motorradhersteller der Welt ist es auch eine Frage der Ehre, in der Superbike-WM Fuß zu fassen und im Spitzenfeld vertreten zu sein. Honda sollte im Spitzenfeld vertreten sein. Dort gehören sie hin. Aber es ist ein großes Fragezeichen. Es gibt Werksunterstützung. Das ist wichtig und ein positives Zeichen aus Japan. Es wurde erkannt, dass Handlungsbedarf besteht."
Frage: "Gibt es einen Fahrer, der völlig unter dem Radar agiert und zu einer Überraschung der Saison werden könnte?"
Krummholz: "Ich könnte mir vorstellen, dass Toprak Razgatlioglu für die eine oder andere Überraschung gut ist. Er hat uns bereits einige Überraschungen geliefert, wie Platz zwei in Donington. Damals besiegte er Jonathan Rea. Er ist ein Rohdiamant, ein großes Talent. Doch er muss jetzt zeigen, dass er konstant an der Spitze mitfahren kann und will."
"Ich kann mir vorstellen, dass er die arrivierten Piloten ärgern wird. Er ist ein total sympathischer Bursche. Ich erinnere mich an das Wochenende in Brünn, als wir mit ihm ein längeres Interview für ein Portrait führen wollten. Bevor wir begonnen haben hat er sich gleich mehrfach für sein Englisch entschuldigt und mir ehrlich gesagt, dass er so richtig nervös vor dem Interview ist. Er hat es dann aber super gemeistert und sich danach richtig gefreut dass er es überstanden hat, ein wirklich netter authentischer Typ."
Kawasaki-Werksteam 2019: Jonathan Rea und Leon Haslam Foto: Kawasaki
Krummholz: "Ich habe diesbezüglich nichts gehört, auch keine Gerüchte. Aber es wäre natürlich toll sollte die Superbike-WM einmal auch am Red-Bull-Ring gastieren, diese Strecke ist ein Garant für packende Rennen."
Frage: "Vielen Dank für das Interview. Haben Sie eine abschließende Botschaft für die WSBK-Fans?"
Krummholz: "Die Vorfreude auf die neue Saison der Superbike-WM ist riesig. Ich glaube, dass die spektakulärste Saison bevorsteht, die wir in den vergangenen Jahren erleben durften. Es gibt so viele Gründe, die Spannung garantieren: Ducati ist in der Ehre gekränkt und schickt die V4-Maschine ins Rennen. Mit Alvaro Bautista ist ein ehemaliger MotoGP-Pilot dabei. Es gibt neue Fahrer und Motorräder und alte Rivalitäten. Ich glaube, dass es eine hochspannende Angelegenheit wird in der Superbike-WM. Das darf man sich nicht entgehen lassen."
Mit Bildmaterial von Krummholz.
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