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Wer letzte Nacht am besten geschlafen hat: Toprak Razgatlioglu (Yamaha)

Nach sechs Jahren geht die Erfolgsserie von Jonathan Rea und Kawasaki in der Superbike-WM zu Ende: Der Nachfolger ist ein mehr als würdiger Champion

Liebe Freunde der Superbike-WM,

Jonathan Rea hat die Startnummer 1 abgelegt. Bereits in der Auslaufrunde des finalen Rennens der WSBK-Saison 2021 beklebten die Kawasaki-Mechaniker die ZX-10RR des Rekord-Champions mit der Nummer 65.

Nach sechs Jahren ging gestern die beeindruckende Titelserie des erfolgreichsten Superbikers aller Zeiten zu Ende. Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass sich so eine Erfolgsserie noch einmal wiederholt.

Toprak Razgatlioglu hat sich beim Saisonfinale auf dem neuen Mandalika Street Circuit verdient den Titel gesichert. In gewohnt aggressiver Manier blendete der Türke den WM-Stand aus und kämpfte in Lauf eins um den Sieg.

Schlussendlich musste sich der Yamaha-Pilot nach einer Schrecksekunde knapp geschlagen geben. Doch auch ohne Sieg beim Saisonfinale ist Razgatlioglu ein würdiger und stilvoller Champion.

Natürlich spielt er die Hauptrolle in der heutigen Kolumne, in der wir ausnahmsweise nicht den Verlierer sondern den Gewinner des Wochenendes in den Fokus rücken.

Wie aus einem Rohdiamant ein Weltmeister wurde

Ich beobachtete den Aufstieg des mittlerweile 25-Jährigen ab seiner ersten WSBK-Saison hautnah. Nach teilweise dominanten Vorstellungen in den Stock-Meisterschaften holte Manuel Puccetti das Ausnahmetalent 2018 in die Superbike-WM. Zu Beginn fehlte Razgatlioglu die nötige Konstanz. Doch Topraks Talent blitzte zeitig durch.

Toprak Razgatlioglu

Toprak Razgatlioglu erlebte eine schwierige Debütsaison, gewann aber ein Jahr später bereits zwei Rennen

Foto: LAT

Bereits in seiner zweiten Saison gewann Razgatlioglu mit der Kunden-Kawasaki zwei Rennen und überrumpelte dabei auch Markenkollege Rea. Im Sommer kam es beim Langstrecken-Rennen in Suzuka zum Eklat, als Kawasaki entschied, Razgatlioglu nicht einzusetzen. Neben Jonathan Rea und Leon Haslam war er als dritter Fahrer nominiert.

Kawasakis Entscheidung kratzte an der Ehre von Manager Kenan Sofuoglu, der den sicher geglaubten Transfer ins Kawasaki-Werksteam verhinderte und sich bei der Konkurrenz umschaute. Sofuoglu brachte sein Ausnahmetalent bei Yamaha unter.

Toprak Razgatlioglu fand einen Weg, die Stärken der R1 zu nutzen

Zugegeben, damals war ich extrem skeptisch, ob der aggressive Stop&Go-Stil des Türken mit der R1 harmoniert. Ich befürchtete, dass es ähnlich laufen könnte wie bei Pol Espargaro auf der Yamaha M1. Zudem hatte ich eine gewisse Skepsis, was die Konkurrenzfähigkeit der R1 angeht.

Klar, die R1 war damals ein gutes Motorrad, befand sich aber nicht konstant auf dem Niveau der Kawasaki ZX-10RR oder der Ducati Panigale V4R. Zudem hörte man immer wieder, dass sich Yamaha nicht besonders intensiv um das WSBK-Projekt kümmert. Die MotoGP hatte klare Priorität, das Werksengagement in der Superbike-WM war überschaubar.

Toprak Razgatlioglu

Sieg beim ersten Einsatz für Yamaha: Razgatlioglu 2020 auf Phillip Island

Foto: Motorsport Images

Bereits beim Saisonauftakt 2020 auf Phillip Island demonstrierte Razgatlioglu, dass meine Befürchtungen unbegründet waren. Ein WM-Anwärter war er in seiner ersten Yamaha-Saison aber noch nicht.

Da Yamaha die R1 von 2020 zu 2021 nur in einigen Details veränderte, meldete sich meine Skepsis zu Beginn der diesjährigen Saison zurück. In der Kombination Toprak/Yamaha sah ich nicht unbedingt den Favorit auf den Titel.

Ohne Fahrfehler konstant über dem Limit

Nach einem guten Start in die Saison nahm Razgatlioglu spätestens ab dem dritten Event extrem an Fahrt auf und zeigte eine beeindruckende Vorstellung nach der anderen. Obwohl er stets am oder über dem Limit unterwegs war, leistete sich Razgatlioglu nicht einen Fahrfehler. Im Gegensatz zu Jonathan Rea.

Toprak Razgatlioglu

Toprak Razgatlioglus Fahrzeugbeherrschung begeistert auch Valentino Rossi

Foto: Yamaha

Razgatlioglu setzte den Rekord-Champion mit konstant starken Leistungen unter Druck, sodass der Titelverteidiger seine Komfortzone verlassen musste. Dann folgte die Verzweiflungstat in Magny-Cours, als Kawasaki das erste Triple von Razgatlioglu kaputt machte. Spätestens jetzt war klar, wie sehr die Weltmeister der vergangenen sechs Jahre mit dem Rücken zur Wand stehen.

In Portimao drohte die Situation erneut zu eskalieren. Razgatlioglu lieferte sich extrem harte Zweikämpfe und verärgerte damit seine Rivalen. Erstmals hörte man etwas persönlichere Kommentare von Rea, der sich bewusst war, dass ihm die WM aus den Fingern rutscht.

Das Ende der Kawasaki-Siegesserie tut der WSBK gut

Mit fehlerfreien Leistungen steuerte Razgatlioglu in Richtung WM-Titel und sorgt mit seinem Erfolg für die überfällige Wachablösung. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Ich gönne Jonathan Rea die Erfolge und bewundere die Motivation des Ex-Champions. Auch vor seiner Crew, allen voran Crewchief Pere Riba, habe ich einen unfassbaren Respekt.

Aber es ist für keine Serie gut, wenn immer der gleiche Fahrer gewinnt.

Toprak Razgatlioglu

Ex-Champion Jonathan Rea war einer der ersten Gratulanten

Foto: WorldSBK.com

Und als eine Art Teil der Superbike-WM schaue ich natürlich auch darauf, wie die Serie von Außenstehenden wahrgenommen wird. Mit dem tollen Rennsport in der abgelaufenen Saison, der extrem positiven Entwicklung der Meisterschaft und natürlich auch mit der neuen Nummer 1, Toprak Razgatlioglu, bin ich mehr als zufrieden. Die WSBK befindet sich auf einem guten Weg.

Sympathieträger und perfekter Botschafter der Superbike-WM

Der neue Weltmeister ist ein fantastischer Botschafter für die Serie. In seiner Weltmeister-Pressekonferenz erklärte er, dass er das Fahrerlager der MotoGP nicht so gut findet, weil er in den zwei Jahren, die er im Red-Bull-Rookies-Cup verbracht hat, viele Menschen kennengelernt hat, die er nicht mag.

Diese Aussage ist so typisch Toprak. Die ruhige und schüchterne Art des Türken und Dinge, wie der Verzicht auf die Prosecco-Duschen nach den Rennen auf Grund seiner Religion vermitteln sicher bei vielen Fans einen falschen Eindruck über sein Wesen. Ich kann Ihnen sagen, dass es extrem schwierig ist, ihn nicht zu mögen.

Toprak Razgatlioglu

Über Toprak Razgatlioglus Stoppies wird auch außerhalb der WSBK gesprochen

Foto: WorldSBK.com

Toprak ist ein absoluter Teamplayer, höflich und selbstkritisch. Selbst wenn er wie in Barcelona oder Portimao auf Grund eines Fehlers seiner Mannschaft Punkte liegen lässt, steht er stets voll hinter seinen Jungs. Ich habe nicht einmal etwas Negatives von ihm gehört. Das verdient Respekt. So arbeitet ein wahrer Champion.

Wie bewerten Sie den Machtwechsel in der Superbike-WM? Freuen Sie sich auch über die Abwechslung oder sind Sie traurig, dass Reas Erfolgsserie gestern endete? Sagen Sie es mir auf Facebook unter "Sebastian Fränzschky - Motorsport-Journalist". Dort gibt es meine Texte, Insiderinfos, Meinungen und Einschätzungen zu aktuellen Themen. Und natürlich die Möglichkeit, diese Kolumne zu diskutieren!

Sportliche Grüße,

Sebastian Fränzschky

Mit Bildmaterial von Yamaha.

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