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Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat: Alvaro Bautista

Der amtierende Superbike-Weltmeister verfügt über einen überzeugenden Rennspeed, hat sich in der laufenden Saison aber einfach zu viele Fehler geleistet

Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat: Alvaro Bautista

Alvaro Bautista wird in der WSBK-Saison 2025 vermutlich zur Startnummer 19 zurückkehren müssen

Foto: LAT Images

Liebe Freunde der Superbike-WM,

mehr als 45.000 Zuschauer verfolgten die Premiere der Superbike-WM in Cremona. Vor dem WSBK-Debüt auf dem nur 3,8 Kilometer langen Kurs hörte man viele kritische Stimmen. Auch Danilo Petrucci, der beim Heimspiel den Hattrick holte, machte sich eine Woche vor dem Cremona-Wochenende noch große Sorgen (was er gesagt hat). Doch trotz einiger Stolpersteine kann man das Wochenende als Erfolg bezeichnen.

Die Fahrer schwärmten von den Bemühungen der Verantwortlichen in Cremona und lobten die drastischen Fortschritte, die im Vergleich zu den Testfahrten vor einigen Wochen erzielt wurden. Für die zweite Auflage in der WSBK-Saison 2025 gibt es aber noch reichlich Luft für Verbesserungen.

 

WSBK-Fans Cremona

Die Fahrer der Superbike-WM wurden von den italienischen Fans wie Helden gefeiert

Foto: WorldSBK.com

Das geht bei einigen kritischen Auslaufzonen los und zieht sich über die Parksituation, die Anfahrt und die generelle Infrastruktur. Die starken Regenschauer in der Woche vor dem Event hatten zur Folge, dass die als Parkflächen genutzten Felder extrem schlammig waren.

Schlammchaos, verstopfte Zufahrten und Infrastruktur-Mängel

Am Freitag blieben einige Kollegen auf den Feldern stecken. Die Ordner wirkten wenig hilfsbereit und kommentierten die feststeckenden Autos mit Schulterzucken. Aber nicht alle Mitarbeiter des Cremona Circuit waren so gleichgültig. Generell herrschte eine große Hilfsbereitschaft. Auch bei den vielen Internetausfällen im Media Center versuchte man eifrig, die Probleme zu lösen.

 

WSBK Fans Cremona

Die neu errichteten Tribünen waren gut gefüllt: Die Veranstaltung war ausverkauft

Foto: WorldSBK.com

Die Anfahrt zur Strecke ist ein weiterer Punkt mit reichlich Verbesserungspotenzial. Ich war erstaunt, wie viel Zeit man trotz der auf 20.000 Zuschauer pro Tag begrenzten Kapazität im Stau verbringen kann. Die Situation war speziell am Samstag und Sonntag absolut inakzeptabel.

Durch das Verkehrschaos in Cremona wurde mir erneut bewusst, wie grandios die Planung beim Kult-Grand-Prix auf dem Sachsenring ist, bei dem weitaus mehr Fans anreisen und es dank cleverer Konzepte praktisch kaum Verzögerungen gibt.

Die Infrastruktur in Cremona war ebenfalls noch nicht bereit, um einen WM-Lauf zu empfangen. "Technische Probleme" führten am Samstag zum Abbruch von Lauf eins. Eine offizielle Mitteilung gab es nicht. Ein Stromausfall in der Rennleitung soll der Grund gewesen sein.

Die Regie musste zwischenzeitlich auf die Onboardkameras umstellen, weil die Bilder der Streckenkameras nicht ankamen. Ohne die Bildschirme in der Rennleitung konnte man das Rennen nicht fortsetzen.

Bitte nicht falsch verstehen: Ich verlasse Cremona positiv überrascht, was vor allem auf die tolle Stimmung zurückzuführen ist. Das WSBK-Debüt auf der bisher hauptsächlich für Trackdays genutzten Anlage war in meinen Augen ein Erfolg, auf dem man in Zukunft aufbauen wird. Andererseits wäre es sicher kein Fehler gewesen, ein weiteres Jahr zu warten, um die größten Probleme zu beheben.

Yamaha-Update ohne Wirkung, BMW bangt weiter um Toprak Razgatlioglu

Kommen wir zum sportlichen Geschehen und widmen uns wie in dieser Kolumne üblich dem Verlierer des Wochenendes. Dieses Mal fiel mir die Wahl alles andere als leicht.

Yamaha präsentierte am Donnerstag die 2025er-Version der R1 und sendete damit ein wichtiges Signal. Denn ich bin sicher nicht der einzige, der sich in den vergangenen Monaten immer wieder fragte, ob die Japaner noch hinter dem WSBK-Projekt stehen.

 

Yamaha R1

Am Donnerstagabend präsentierte Yamaha die überarbeitete R1

Foto: Fränzschky

Die Rennen in Cremona zeigten aber klar auf, dass es nicht ausreicht, ein paar Flügel an die Verkleidung zu schrauben und den Rest des Motorrads unangetastet zu lassen. Yamaha braucht dringend mehr Leistung, um aus eigener Kraft an der Spitze zu fahren.

 

Yamaha R1 2025

Yamaha R1: Seit Cremona verfügt die Verkleidung über Winglets

Foto: Yamaha

Von allen fünf Herstellern kassierte Yamaha am zurückliegenden Wochenende die geringste Punktzahl. Honda hat sich dank der jüngten Fortschritte vorbeigeschoben. Kawasaki ist in der laufenden Saison ohnehin stärker. Ducati und BMW liegen für Yamaha außer Reichweite.

Auch die Manager von BMW haben sicher nicht gut geschlafen, denn nach wie vor ist ungewiss, ob Toprak Razgatlioglu beim kommenden Wochenende in Aragon wieder auf seine M1000RR steigen kann. Rennleiter Sven Blusch (zur Story) und Sportdirektor Marc Bongers (zur Story) gaben in Cremona Updates zur Situation und machten deutlich, wie kritisch die Lage auf Grund der Lungenverletzung ist.

 

Sven Blusch

BMW-Rennleiter Sven Blusch kann nicht abschätzen, ob Toprak Razgatlioglu in Aragon zurückkehrt

Foto: Motorsport Images

Da WM-Rivale Nicolo Bulega (Ducati) einige Punkte liegen ließ, behauptete Razgatlioglu auch nach seinem zweiten rennfreien Wochenende die WM-Führung. Doch der Vorsprung schrumpfte auf 13 Zähler. In der Herstellerwertung verlor BMW die Führung an Ducati.

Blickt Alvaro Bautista wehmütig auf die bisherige Saison zurück?

Für die Hauptrolle in dieser Kolumne nominiere ich heute aber Weltmeister Alvaro Bautista. Genau genommen hat mich Bautista mit seinen kämpferischen Vorstellungen in den drei Cremona-Rennen positiv überrascht.

 

Alvaro Bautista

Alvaro Bautista konnte sein starkes Renntempo erneut nicht in Siege umwandeln

Foto: Motorsport Images

Doch mit Blick auf die aktuelle Situation in der Meisterschaft muss sich der Spanier fragen, wo er stehen würde, wenn er im Laufe der Saison nicht so viele unnötige Fehler gemacht hätte.

Sollte Razgatlioglu auch Aragon verpassen, dann ist Bautista wieder im WM-Rennen. Ohne seine vielen Stürze würde er bereits jetzt die WM anführen. Doch bereits beim Saisonauftakt auf Phillip Island verschenkte Bautista wichtige Punkte. Weitere Zwischenfälle in Misano, Most (2x), Portimao und Magny-Cours kosteten in Summe mehr als 100 Punkte.

Cremona hat bestätigt, dass Bautista in den Rennen schneller ist als Bulega. Theoretisch hatte Bautista das Renntempo, um alle drei Läufe zu gewinnen. Nur stand die Ducati mit der Nummer 1 erneut weit hinten, während das Motorrad mit der Nummer 11 beim Start freie Sicht hatte (zum Bericht der Superpole).

 

Alvaro Bautista

Alvaro Bautista zeigt in dieser Saison keine guten Qualifyings

Foto: Ducati

Auf die Saison gesehen ist der Titelverteidiger bei weitem nicht so konstant wie sein deutlich jüngerer Teamkollege. Allein die fehlende Konstanz begründet den Rückstand von aktuell 69 Punkten auf Bulega.

 

Nicolo Bulega

Konstant schnell: Nicolo Bulega liegt in der WM deutlich vor seinem Teamkollegen

Foto: Motorsport Images

Bulega warf bisher nur durch seinen Sturz in Magny-Cours auf halbnasser Strecke einige Punkte weg. Abgesehen davon punktete der WSBK-Rookie konstant und hat deshalb gute Chancen, bereits in seiner Debütsaison den WM-Titel einzufahren.

Startplätze außerhalb der Top 10: Warum tut sich Bautista so schwer?

Durch seine schlechten Qualifyings erschwert sich Bautista seine Rennen extrem. In Cremona wurde er erneut darauf angesprochen und machte sein geringes Gewicht für die schwache Superpole-Performance verantwortlich.

Bautista ist überzeugt, dass seine größer gewachsenen Markenkollegen auf eine schnelle Runde klar im Vorteil sind, weil sie das Motorrad entschlossen zu Richtungswechseln zwingen können. Dafür fehlt Bautista die Kraft. Ob das eine Sekunde Rückstand auf Teamkollege Bulega erklärt, kann man sicher in Frage stellen.

 

Alvaro Bautista

Alvaro Bautista fehlte nach seiner Rippenfraktur die Kraft

Foto: Ducati

Absolut beeindruckt bin ich, wie kampfstark Bautista in Cremona agierte. Er zeigte, dass er auch kurz vor seinem 40. Geburtstag noch hungrig genug ist, um über seine Schmerzgrenze zu gehen. Das stimmt mich mit Blick auf die Saison 2025 sehr zuversichtlich.

Sehen wir Razgatlioglu in Aragon wieder in der Startaufstellung? Ehrlich gesagt habe ich nach wie vor Zweifel. Bautista sollte man vielleicht noch nicht abschreiben, auch wenn 82 Punkte bei nur noch drei Events ein satter Rückstand sind.

Aragon wird ein weiteres unberechenbares WSBK-Wochenende. Ich bin gespannt, wie die Superbiker mit dem neuen Asphalt zurechtkommen, der beim MotoGP-Wochenende viele Probleme kreiert hat.

 

Danilo Petrucci

Danilo Petrucci gewann in der laufenden Saison mehr Rennen als Alvaro Bautista

Foto: Barni

Wer blieb bei der WSBK-Premiere in Cremona hinter den Erwartungen? Teilt mir eure Meinung auf Facebook unter "Sebastian Fränzschky - Motorsport-Journalist" mit. Dort gibt es meine Texte, Insiderinfos, Meinungen und Einschätzungen zu aktuellen Themen. Und natürlich die Möglichkeit, diese Kolumne zu diskutieren!

Sportliche Grüße,
Sebastian Fränzschky

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