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Kolumne
Superbike-WM Magny-Cours

Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat: Jonathan Rea

Der Rekord-Champion unter Beschuss: Jonathan Rea holt in Magny-Cours den WM-Leader vom Bike und wird beschuldigt, den Sturz absichtlich herbeigeführt zu haben

Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat: Jonathan Rea

Liebe Freunde der Superbike-WM,

ich habe den Eindruck, dass sich Magny-Cours so langsam aber sicher zur Keimzelle kontroverser WSBK-Sonntage entwickelt. Nachdem Jonathan Rea bereits vor einem Jahr einer der Hauptbeteiligten war, stand der Rekord-Champion auch in diesem Jahr im Fokus.

Doch bei jüngsten Auflage des Superbike-Events in Frankreich war nicht ein grüner Streifen unweit der Ideallinie der Streitpunkt sondern ein Sturz des WM-Führenden. Mit dieser Aktion hat Rea sich die Hauptrolle in der heutigen Kolumne gesichert. Doch der Reihe nach.

In der zweiten Runde des finalen Rennens wollte Jonathan Rea in Kurve 13 an Alvaro Bautista vorbeiziehen. Beim Einlenken kollidierten die beiden WM-Anwärter. Bautista kam zu Sturz, Rea fuhr weiter. Nach dem Rennen kochten die Reaktionen dann über.

Ducati holte zum Rundumschlag aus und beschuldigte Rea, den Sturz absichtlich herbeigeführt zu haben zu den Reaktionen. Marco Zambenedetti, der von mir sehr geschätzte WSBK-Technikdirektor des italienischen Herstellers, äußerte sich vor den versammelten Journalisten in einer sehr entschlossenen Art und Weise und verzichtete komplett auf Diplomatie. Bautista tat das ebenfalls.

Hat Ducati nach dem Crash zu viel Drama kreiert?

Für meinen Geschmack wurde es am Sonntagnachmittag etwas zu dramatisch. War Jonathan Rea der Unfallverursacher? Ja, zweifellos. War es Absicht? Auf gar keinen Fall, wenn Sie mich fragen.

Die moderne Superbike-WM ist extrem hart umkämpft. Überholmanöver mit langem Abwägen und großem Sicherheitspuffer gibt es einfach nicht, sofern man an der Spitze dabei sein will. Und wenn man mit dem Rücken zur Wand steht, wie es bei Rea und Kawasaki aktuell der Fall ist, dann kommt man nur mit Aggressivität und Willensstärke aus dieser Situation heraus.

Und wenn wir ehrlich sind, dann wollen wir Fans doch genau diese spektakulären Manöver auf Messers Schneide sehen. Klar, es ist unschön, dass es dieses Mal schief lief. Zehn Mal geht es gut und beim elften Mal eben nicht. That's Racing, auch wenn das für Bautista ein sehr schwacher Trost ist.

Andererseits muss man an dieser Stelle auch festhalten, dass alle Beteiligten bei Bautistas Aktion im Superpole-Rennen, als er in das Heck von Toprak Razgatlioglus Motorrad fuhr, sehr viel Glück hatten. Was wäre gewesen, wenn ein Winglet den Hinterreifen von Razgatlioglu aufgeschlitzt hätte? Was wäre gewesen, wenn Bautista den Titelverteidiger direkt zu Sturz gebracht hätte?

Ein (unglücklicher) Rennunfall. Punkt.

Zurück zum viel diskutierten Crash im zweiten Hauptrennen. Auch wenn viele im Eifer des Gefechts eine andere Sichtweise haben: Ich stufe den Vorfall als Rennunfall ein. Dass Rea durch die Long-Lap musste, geht für mich in Ordnung. Vielleicht hätte er auch zwei Extrarunden drehen sollen. Immerhin hat er den WM-Leader zu Sturz gebracht.

Aber eine nachträgliche Disqualifikation, wie sie von einigen Fans gefordert wird, ist Unfug und wäre in meinen Augen der komplett falsche Weg. Ich bin froh, dass wir in der WSBK noch richtiges Racing sehen. Nachträgliche Strafen und Entscheidungen am grünen Tisch haben schon genug andere Rennserien kaputt gemacht.

Ehrlich gesagt tut mir Jonathan Rea aktuell etwas leid. Man sieht, wie er sich den Arsch abfährt, große Risiken in Kauf nimmt und dann als großer Buhmann dargestellt wird, wenn Alvaro Bautista oder Toprak Razgatlioglu wieder schneller waren. Ich habe größten Respekt vor dem, was Rea mit der etwas in die Jahre gekommenen Kawasaki zeigt.

Warum Aggressivität die einzige Chance von Jonathan Rea ist

Der Seitenhieb von Ducati in Richtung Kawasaki war nicht so weit hergeholt, wenn man darüber nachdenkt. Marco Zambenedetti ließ sich am Sonntag zu der Aussage hinreißen, Kawasaki solle doch das technische Paket verbessern, damit ihr Fahrer nicht mehr so riskante Manöver starten muss. Da steckt durchaus Wahrheit drin.

Denn wenn Rea in seiner Komfortzone bleiben würde, könnte er sicher in die Top 5 fahren, doch das Podium oder sogar Siege wären dann außer Reichweite. Ein Blick auf die anderen Kawasakis stützt diese These.

Teamkollege Alex Lowes, der in Magny-Cours eines seiner besseren Wochenenden erlebte, liegt aktuell auf P8 der Meisterschaft. Über die privat eingesetzten Kawasakis will ich gar nicht erst sprechen.

Fakt ist, dass die Tage, an denen die Kawasaki ZX-10RR das beste Bike war, lange vorbei sind. Anstatt ein schärferes Modell nachzulegen, flüchtete man sich viel zu lange in die Opferrolle, was das durchaus kontroverse Drehzahllimit angeht.

Das wäre sicher anders gelaufen, wenn die Verantwortlichen bei Kawasaki das Reglement genauer studiert hätten. Seit dem letzten Modell-Update, das dann unterm Strich keins war, sind schon wieder knapp zwei Jahre vergangen.

Kawasaki hat nicht aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt

Hinzu kommt der Fauxpas, der Reas Sturz im ersten Rennen provozierte. Denn was anfangs nach einem Fahrfehler aussah, lag dann doch eher an Kawasaki, denn man hat nicht vom Fehler aus 2019 gelernt, als Leon Haslam wegen einem zu niedrig angebrachten Sensor an der Gabel in der Schikane stürzte.

Rea traf das gleiches Schicksal. Wichtige Punkte wurden verschenkt. Und das, obwohl Magny-Cours eine der besten Gelegenheiten war, Punkte gutzumachen. Sollte es beim kommenden WSBK-Event in Barcelona trocken bleiben, dann sind Ducati und Yamaha die Favoriten. Rea dürfte noch mehr Punkte verlieren. Das weiß auch der Rekord-Champion, der in den zurückliegenden Jahren schwierige Barcelona-Wochenenden erlebte.

Nach sechs Jahren, in denen Rea und Kawasaki die Superbike-WM zum Teil klar dominierten, endete die Erfolgsserie im Vorjahr. In diesem Jahr befindet sich das einstige Traumpaar der Superbike-WM auf Kurs zum bisher schlechtesten Saisonfinish. Der letzte Sieg liegt weit zurück (Lauf 2 in Estoril). Eine so lange Durststrecke erlebte Rea zuletzt zu Honda-Zeiten.

Was trauen Sie der Kombination Rea/Kawasaki in der laufenden Saison noch zu? Ist die Kawasaki ZX-10RR noch auf Augenhöhe zur Konkurrenz? Teilen Sie mir Ihre Meinung auf Facebook unter "Sebastian Fränzschky - Motorsport-Journalist" mit. Dort gibt es meine Texte, Insiderinfos, Meinungen und Einschätzungen zu aktuellen Themen. Und natürlich die Möglichkeit, diese Kolumne zu diskutieren!

Sportliche Grüße,

Sebastian Fränzschky

Mit Bildmaterial von Kawasaki.

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